Schon wieder fünf Tore: Bayern schlägt Frankfurt 5:0
Fast genau ein Jahr ist der glorreiche Tag her, an dem die Bayern 1:5 in Frankfurt untergingen und ihren Trainer wechseln mussten. Nun spielte man wieder gegen Frankfurt, in dieser Hinrunde jedoch zu Hause.
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Hansi Flick tauschte seine Mannschaft auf mehreren Positionen, stellte gegen die Eintracht aus Frankfurt jedoch eine erstaunlich starke Mannschaft auf. Von Rotation konnte man praktisch nur auf der rechten Verteidigerseite sprechen, Bouna Sarr kam zu seinem Bundesligastartelfdebüt für Pavard, ansonsten rutschte Davies nach zuvor zwei Spielen auf der Bank wieder in das Team, begleitet von David Alaba und Jérôme Boateng. Im Mittelfeld musste Marc Roca weiterhin auf einen weiteren Einsatz warten, es begann die Stammformation aus Kimmich, Goretzka und Müller, Tolisso fehlte gesperrt. Neben den gewohnten Gesichtern von Coman und Lewandowski überraschte Hansi Flick vorne mit Douglas Costa, zuvor klang es immer so, als fehlte es ihm erst einmal an Kondition.
Auch Adi Hütter verzichtete weitgehend auf Überraschungen und ließ seine Frankfurter in gewohnter 5-2-1-2-Formation spielen. Nur auf der rechten Innenverteidigerseite überraschte er mit dem jungen Brasilianer Tuta, Kapitän Abraham fehlte verletzt. Daneben spielte wie gewohnt Libero Hasebe und der halbe Stürmer Hinteregger. Neben dem kampfstarken Mittelfeld bestehend aus dem Ex-Münchener Rode und Ilsanker, war die offensive Dreierreihe bemerkenswert. Die Aufstellung von allen dreien aus Kamada, Silva und Dost zeigte, dass die Eintracht mächtig was vorhatte an diesem Nachmittag.
1. Halbzeit
Das Spiel begann direkt mit einem Schock, die erste Minute war kaum gespielt, da verletzte sich Alphonso Davies ohne Einwirkungen von Gegenspielern, scheinbar sogar schwer. Er wurde direkt durch Lucas Hernández ersetzt. Davon ab, lief es aber direkt gut für die Bayern. Nach zehn Minuten erwischten sie Frankfurt nach dem Abfangen eines langen Balls auf dem falschen Fuß, Coman legte in die Mitte zum erstaunlich blank gelassenen Lewandowski. Der Pole ließ sich nicht beirren, und brachte die Bayern mit einem gut gezielten Linksschuss in Führung.
In der Folge kämpfte sich die Eintracht stärker in die Partie, ohne jedoch wirklich Gefahr ausstrahlen zu können. Das nächste Tor erzielten somit wieder die Bayern. Kimmich brachte eine Ecke lang, wo Lewandowski sich gegen Ilsanker durchsetzte – 2:0 (26.).
Bayern ließ den Ball fortan eher kreisen und gerade defensiv nichts mehr anbrennen. Recht ereignislos verstrichen damit die verbleibenden zwanzig Minuten, zur Pause führte man mit zwei Toren.
2. Halbzeit
Hansi Flick verzichtete auf weitere Wechsel, Hütter brachte zur Pause positionstreu Younes und Chandler für Kamada und Zuber. Am Spiel änderte sich indes nichts. Die Bayern kontrollierten weiter ohne sich viele Torchancen zu erspielen. Die wenigen, die man bekam, saßen jedoch fast immer. Bayern zog die Eintracht auseinander, am Ende schickte Costa Lewandowski mit dem Außenrist, der Pole war rücksichtslos wie eh und je (61.). Obwohl er Anfang der Saison scheinbar noch Ladehemmungen hatte, bricht Lewandowski damit wieder einmal einen Rekord: Er ist der Spieler, der nach fünf Spieltagen bereits zehn Tore erzielen konnte.
Wenige Minuten nachdem Lucas Hernández völlig frei das 4:0 verweigerte, holte Flick zum Dreifachwechsel aus. Choupo-Moting, Martínez und Sané kamen für Lewandowski, Müller und Costa. Kaum war Bayerns Nummer 10 auf dem Platz, zeigte diese auch ein echtes Robben-Tor. Sané zog von rechts in die Mitte, niemand stellte ihn so richtig und schon war Ball per Fernschuss im Netz (72.).
Direkt danach kam Musiala für Coman, sehr viel mehr passierte nicht mehr. Leon Goretzka scheiterte im Eins gegen Eins an Trapp mit einem schwachen Lupfer, Musiala konnte aus kurzer Distanz nach einer Ecke nicht treffen, machte es aber kurz vor Schlusspfiff besser. Sané legt im Strafraum quer zu Goretzka, der aber den Ball nicht richtig trifft, ihn so jedoch irgendwie zu Musiala weiterleiten konnte, der zu seinem zweiten Profitor einnetzte.
Einen Abseitscheck später beendete der Schiedsrichter die Partie, zum Dienstag muss sich der FC Bayern auf die weite Reise nach Moskau zu Lokomotive begeben.
Dinge, die auffielen
1. Der erste Anzug sitzt und wirkt müde
Hansi Flick verzichtete außerhalb der Defensive weitgehend auf Rotation und das sah man auch mit allem guten und schlechten. Bayern kombinierte sich oft erfolgreich nach vorne, brach gerne über außen durch, hatte aber auch immer wieder Konzentrationsschwächen. Hier ein verschlissener Pass, da ein kurzer Stockfehler, dort verzichtete man auf den letzten Sprint. Der erste Anzug gewinnt überzeugend Spiele, wirkt aber müde. Hansi Flick rotiert derzeit mehr in der Defensive, sollte seinen Spielern tunlichst aber auch weiter vorne Pausen geben, einige wirken überspielt.
Defensiv jedoch ließ man sich nicht bitten, man merkte, dass die Spieler echten Respekt vor Eintrachts Angriffspower hatten, dass sie vielleicht auch in der Bundesliga endlich mal wieder eine weiße Weste wollten. Gerade in der Konterverteidigung liefen sie stark die Lücken zu und hielten die Eintracht über praktisch die ganze Spielzeit bei keiner einzigen echten Torchance.
Boateng fiel hier am meisten auf, checkte oft sehr klug vor und unterband so manchen Angriff. Gleichzeitig zeigte er auch mit Ball eine hervorragende Partie. Zuletzt zwei Spiele auf der Bank sitzen zu müssen, hat ihn offenbar sehr gewurmt.
2. CoCo – invers läuft’s besser
Ein Hauch von 2015 wehte durch die Arena: Die Außen hießen wieder Kingsley Coman und Douglas Costa. Zunächst ließ Flick sie richtigfüßig spielen, so brachen sie oft erfolgreich durch, hatten aber starken Verschleiß in der Abschlussaktion. Ein ums andere Mal flog die Flanke blindlings in den Strafraum der Eintracht. Ganz ähnlich also wie es schon anno 2015 war.
Nach einer guten halben Stunde begannen sie aber immer stärker die Seiten zu tauschen und waren so besser. Coman wirkte so weniger eindimensional, kreativer. Gerade Costa jedoch half dies immens. Wurde Coman in den vergangenen Jahren, ja bis heute eigentlich, noch vorgeworfen den Kopf nicht genug hochzunehmen, leidet Costa an diesem Problem noch einmal viel stärker. Seine Bewegungen wirken ganz von selbst, als sei es selbstverständlich nach einem Durchbruch auf gut Glück zu vertrauen, dass irgendwer seinen Ball schon erreichen vermag. Spielt er aber rechts, wird er gezwungen in seinem Spiel nachzudenken, spielt präziser. Der starke Pass auf Lewandowski zum 3:0 ist da nur natürlich. Vielleicht sollte Hansi Flick auch in Zukunft Douglas Costa zu seinem Glück zwingen, indem er ihn konsequent invers spielen lässt.
3. Sarr mit Licht und Schatten
Bouna Sarr erlebte ein ruhiges Startelfdebüt in der Bundesliga. Frankfurt war offensiv erstaunlich zahnlos, und wenn sie doch attackierten, kamen sie meist durch die Mitte. So kann Sarrs Spiel fast nur offensiv bewertet werden, wo er gut war. Es fällt auf, dass die Mannschaft ihn akzeptiert, ihn im Spiel einbindet. Es gab schon Außenverteidiger bei Bayern, da war das weniger der Fall.
Sarr gab ganz die fleißige Arbeiterbiene, rannte immer mit, gab den Ball gut ab. Einige seiner Weiterleitungen und Flanken waren gut, andere weniger. Hinzu kamen seltene technische Fehler. Wenigstens kamen im Gegensatz zu seinem Pokalspiel keine seltsamen Aktionen hinzu, wo er Spieler über den ganzen Platz verfolgte.
Es fällt jedenfalls auf, dass Bayern in ihm den richtigen Spielertypus verpflichtet hat, er ist ein anderer Rechtsverteidiger als Pavard, der zumeist strategischer spielt und im Aufbau viel präsenter ist. Sarr ist wirklich konsequent der Schienenspieler, gar nicht so explosiv im Antritt, aber sehr schnell wenn er Fahrt aufgenommen hat. Gegen Frankfurt fiel er nicht negativ auf und hat sich für weitere Spiele profiliert, dann wird man ihn wohl auch defensiv besser bewerten können.