Mission Aufholjagd gestartet – Bayern besiegt Leipzig
Vor der Partie bestimmte aber die Meldung der Marca das Geschehen. Angeblich wechselt Weltmeister Abwehrspieler Lucas Hernández von Atlético Madrid zum Rekordmeister und das schon in 2 Wochen. Angeblich für eine Ablöse von 80 Millionen Euro. Es wäre ein großes Weihnachtsgeschenk.
Falls Ihr es verpasst habt
Der FC Bayern startete mit der erwarteten Aufstellung, die sich in den letzten Wochen als Stammelf herauskristallisiert hat. Lediglich Mats Hummels ersetzte Jérôme Boateng, der sich wegen einer kleineren Verletzung abmeldete.
Ralf Rangnick stellte auf eine Viererkette um. Der Leipziger Trainer wollte im 4-2-2-2 mehr Spieler im Mittelfeld haben, um früh ins Pressing zu gehen. Personell spülte dies Laimer und Bruma in die Startelf. Orban und Sabitzer (gesperrt) fehlten im Vergleich zum Sieg gegen Mainz.
Die Anfangsviertelstunde war geprägt von gegenseitigem Respekt. Die Leipziger versuchten früh zu stören und die Münchner in Zweikämpfe zu verwickeln. Dies gelang ihnen zunächst gut. Ein geordneter, ruhiger Spielaufbau ohne Gegenwehr wie in Hannover war nicht möglich. Es ging fast nur über lange Bälle. Aus dem Ballbesitz wiederum konnte die Mannschaft von Ralf Rangnick wenig initiieren. Die Münchner stellten im 4-4-2 das Zentrum gut zu, dadurch waren die Leipziger früh auf den Außenpositionen gebunden. Meist gegen mehrere Bayernspieler.
Die erste große Chance hatten die Münchner. Thiago bringt im Mittelfeld Gnabry ins Spiel. Vorher behauptet sich der Spanier exzellent gegen mehrere Leipziger. Gnabry steckte durch auf Lewandowski. Der Pole stand wohl leicht im Abseits. Sein Schuss wurde aber ohnehin von Gulácsi an den Pfosten gelenkt (24.).
Wenige Minuten später verletzte sich Gnabry ohne Fremdeinwirkung bei einem Sprint. Für ihn kam Ribéry. Coman wechselte die Seiten (28.).
Es war ein kleiner Bruch im Spiel der Bayern. Leipzig kam nach einer Ecke ebenfalls zu ihrer ersten großen Chance. Upamecano köpfte den Ball mit Wucht an die Latte (35.). Hummels konnte vorher den Zweikampf nicht für sich entscheiden.
Mit einem torlosen Unentschieden ging es in die Kabine. Beide Seiten scheuten das letzte Risiko. Gerade die Bayern waren zunächst darauf bedacht, keine Fehler zu begehen. Die Torschüsse sprachen mit 5:4 sogar für Leipzig.
Die zweite Hälfte begann wie die ersten 45 Minuten endeten. Mit vielen Flipper-Aktionen im Mittelfeld und wenig Risiko auf beiden Seiten. Niko Kovač brachte in der 60. Minute dann Sanches für Coman. Müller ging nun auf rechte Seite, wobei das System der Bayern eher zu einem 4-4-2 wurde.
Süle hatte in der 77. Minute nach einem Freistoß die große Chance zur Führung, aber sein Schuss nach einer zu kurzen Abwehr von Gulácsi ging über das Tor. Wenig später machte es der Leipziger Schlussmann gegen Kimmich besser und rettete in höchster Not (78.).
In der 83. Minute brachte Ribéry die Bayern in Führung. Müller und Kimmich brachten Sanches in Schussposition. Sein Schuss kann Gulácsi nur abklatschen lassen. Die Kugel landete bei Ribéry, der überlegt zwei Leipziger Grätschen ins leere laufen ließ und sicher zur Führung verwandelte.
Auf der Gegenseite hatte Poulsen nach einem Eckball die große Chance auf den Ausgleich. Sein Kopfball verfehlte das Bayern Tor nur um wenige Zentimeter (84.).
In der Nachspielzeit brannten bei einigen Beteiligten die Sicherungen durch. Ilsanker, erst in der 81. Minute eingewechselt, grätscht Thiago im Mittelfeld um. Marco Fritz zückte sofort die Rote Karte. Sanches schubste Ilsanker in Gemeinschaft mit Ribéry um. Der Portugiese ging mit Gelb-Rot ebenfalls vom Platz. So ging die Partie zehn gegen zehn zu Ende (90. + 2).
Am Ende siegten die Bayern, weil Leipzig ihre gute Taktik nicht über die vollen 90. Minuten auf den Rasen bringen konnten. Erst als die Kräfte schwanden, haben die Münchner das Spiel eher unter Kontrolle und konnten mit etwas Glück das Spiel noch für sich entscheiden.
Dinge, die auffielen:
1. Keine Idee im Aufbau
Die Münchner hatten einmal mehr in dieser Hinserie Probleme mit dem eigenen Spielaufbau. Gegen aggressiv verteidigende Leipziger standen die Münchner tief und konnten viele Szenen nur mit langen Bällen lösen. Diese waren aber eher Befreiungsschläge, als wirkliche Spieleröffnungen. Alaba brachte seine ersten acht (!) Versuche nicht an einen Mitspieler. Die Quoten von Neuer (50%), Thiago und Hummels (je 66,7%) bedürfen auch keiner Legendenbildung. Die Folge war eine Passquote von unter 80% in den ersten 45 Minuten.
Gerade der Übergang im Mittelfeld zum Angriff bereitete den Münchnern Probleme. Zwar gelang es den Münchnern Coman, Gnabry und später Ribéry den Ball zu geben, doch war dies meist schon auf Höhe der Mittellinie der Fall. Die Positionierung war zu tief. Vermutlich, um nicht in Leipziger Konter zu laufen. So war es Leipzig aber ein Leichtes die Münchner Flügelspieler zu doppeln. Coman gewann in der ersten Halbzeit kein Dribbling. Gnabry immerhin zwei. Ribéry keines nach seiner Einwechslung.
Zusammenfassend fehlte es mal wieder an einem Konzept, wie ein Gegner mit einer klaren, bekannten Spielphilosophie ausgespielt bzw. geschlagen werden kann. Nur sicher stehen und schnell in die Spitze spielen, reicht in der Bundesliga nicht.
2. Fehlender Mut
Niko Kovač fehlte an diesem Abend der Mut. Die Münchner standen über weite Teile der Partie sehr tief und wollten keine Fehler machen. Das ist verständlich, aber bringt den FC Bayern in seiner jetzigen Situation nicht weiter. Gerade, wenn die Konkurrenz schwächelte, gewannen die Münchner Jahr ein Jahr aus ihre Partien. Dies scheint kein Naturgesetz mehr zu sein. Zumindest versuchten die Münchner es nicht, ihren Gegner zu überrollen. Es fehlte das letzte Quäntchen Risiko. Es entstand vielmehr der Eindruck: kontrollierte Offensive. Erst als Leipzig das Pressing nicht mehr so konsequent spielen wollte bzw. konnte, übernahmen die Münchner mehr und mehr das Geschehen.
Die Chancen von Süle und Kimmich kamen nicht von ungefähr. Es war fast zu spät. Schlussendlich war es Ribéry, der die Bayern spät auf die Siegerstraße brachte. So muss sich der Rekordmeister nicht ärgern, über eine verpasste Chance, sondern die Aufholjagd ist auf die Tabellenführung ist gestartet.
3. Gutes Leipziger Pressing
Leipzig presste das gesamte Spiel hoch und sehr interessant. Durch geschicktes Anlaufen zwangen sie die Bayern sehr früh auf die Außenposition. Dort konnten sich Coman, Alaba, Kimmich, Gnabry und später Ribéry aber fast nie durchsetzen. Über Ballgewinne im Mittelfeld wollten die Leipziger dann schnell nach vorne spielen. Aufgrund der Passivität (Punkt 2) hatten die Münchner aber meist viele Spieler noch hinter dem Ball. Werner konnte zwar einige Dribblings gewinnen, aber meist war ein zweiter oder gar dritter Bayern-Spieler zur Stelle, um ihn zu stoppen.