Lange Nacht in Athen
Nach der legendären Pressekonferenz und einer soliden Leistung in Wolfsburg wollten die Bayern heute in Athen einen weiteren Schritt Richtung Gruppensieg machen. Mit AEK Athen wartete der wohl schlechteste Gegner der Gruppe auf die Bayern.
Falls ihr es verpasst habt
Im Vergleich zum Wochenende änderte Niko Kovač nicht viel an seiner Startaufstellung. Einzig Rafinha rückte für David Alaba in die erste Elf und lief als Linksverteidiger auf.
Zu Beginn wurde schnell deutlich, dass AEK darauf bedacht war, erst einmal sicher zu stehen. Die Griechen formierten sich in einem 4-4-2 Mittelfeldpressing und überließen den Münchnern den Ball.
Interessant zu beobachten war die Rolle der Außenverteidiger, die ballfern in den Halbraum rückten und entsprechend das Zentrum unterstützten. Dies könnte eine der Anpassungen Kovačs auf die schwache Struktur in Ballbesitz sein.
In den ersten zehn Minuten nutzten die Bayern immer wieder lange Bälle, die hinter die Abwehr geschlagen wurden. Die Griechen wirkten dabei nicht immer sicher. Gerade Robben erhielt den Ball zweimal in einer guten Position. Die erste Halb-Chance der Münchner gab es nach einer Ecke durch Lewandowski. Zuvor hatte Gnabry sich im 1v1 Duell auf dem Flügel durchsetzen können, die anschließende Flanke verpasste Robben dann aber knapp.
Zwar taten sich die Bayern gegen die tiefen Griechen in der ersten Viertelstunde schwer, jedoch wirkte die Struktur in Ballbesitz besser. Durch die eingerückten Außenverteidiger schob Thiago weiter nach vorne und auch James bewegte sich häufiger zwischen den Linien. Einzig fehlte es noch an der Präzision im Offensivspiel.
Gerade Serge Gnabry war ein belebendes Element im Bayern-Spiel. Viel ging über seine Dribblings und Flanken über links. Nach einem Seitenwechsel von Thiago war es wieder eine Flanke von Gnabry, die fast zu einem Eigentor führte.
Nachdem das Spiel ab der 15. Minute chaotischer wurde und auch AEK im Spiel ankam, verloren die Münchner etwas die Kontrolle. Zu schnell verloren sie den Ball. Nach einem Fehler der Griechen im Spielaufbau ergab sich die größte Chance für die Bayern. Thiago konnte einen Pass abfangen und wollte quer auf Lewandowski ablegen, der dann nur noch hätte einschieben müssen. Der Pass des Spaniers war aber zu ungenau.
Die Bayern begannen zwar das Spiel sehr stark, verloren aber zunehmend an Präzision und Intensität im Spiel. Folglich plätscherte die Partie so vor sich hin. AEK fehlte es an der spielerischen Klasse während die Bayern Tempo und Kreativität vermissen ließen. Nachdem man sich mal vom rechten Flügel über das Zentrum schön auf die linke Seite spielen konnte, kam Gnabry kurz vor der Pause endlich wieder zu einer Chance für die Bayern.
Niko Kovač änderte zur Pause erstmal nichts. Sein Team begann aber so wie es aufhörte. Die Bayern wirkten hektischer, griffen unpräzise und teils zu schnell an. Nach einem Ballverlust funktionierte dann das Gegenpressing nicht und AEK kam zur ersten Chance in der zweiten Halbzeit.
Nachdem die Bayern 15. Minuten lang unfassbar schwach spielten, gelang Martínez aus dem Nichts die Führung für die Bayern. Zuvor kam AEK zu eigenen Chancen und speziell Martínez machte Fehler um Fehler.
Zwei Minuten nach dem ersten Tor legten die Bayern nach einem schönen Angriff durch Lewandowski nach. Zuvor setzte Serge Gnabry auf der linken Seite Rafinha gut in Szene. Der Brasilianer hinterlief genau im richtigen Moment und seine flache Flanke fand Robert Lewandowski völlig frei vor dem Tor. Kurz davor war Goretzka für James gekommen.
Nach der Einwechslung von Goretzka und später Thomas Müller stellte der FC Bayern auf eine Doppelsechs im Spielaufbau um. Martínez kippte immer wieder nach links ab. Thiago hingegen besetzte das Zentrum. Daraufhin blieben die Außenverteidiger breiter. Bayern kontrollierte das Spiel nun, auch weil AEK nichts entgegenzusetzen hatte.
Viel passierte nicht mehr. Letztlich waren die Münchner das bessere Team und holten verdient die drei Punkte. Zwischenzeitlich waren die Bayern spielerisch aber sehr schwach und machten Athen stark. Einen Schritt nach vorne kann man das sicherlich noch nicht nennen. Die kommenden Wochen bleiben spannend für Niko Kovač und den FC Bayern.
4 Dinge, die auffielen
1. Eingerückte Außenverteidiger
Letzte Woche habe ich in meiner Analyse die fehlenden Verbindungen und das Loch im Zentrum kritisiert. Niko Kovač erkannte diese Probleme offenbar auch und versuchte durch das Einrücken des ballfernen Außenverteidigers dieses Problem zu lösen. Gerade in der ersten Halbzeit gelang dies gut.
Grundsätzlich konnte man bereits Verbesserungen in der Positionierung des FC Bayern in Ballbesitz erkennen. Durch den eingerückten Außenverteidiger waren die beiden Seiten der Bayern besser verbunden. Seitenwechsel waren dadurch einfacher möglich. Thiago und James besetzen außerdem den Raum zwischen den Linien, allerdings war das flexibel. Auch Kimmich, Robben oder Gnabry konnten sich in den Zwischenlinienraum bewegen. Gerade das Gegenpressing war dadurch verbessert. Die Münchner hatten mehr Spieler in Ballnähe und setzen nach Ballverlusten sofort nach. Athen konnte so selten Konter fahren und gefährlich werden.
2. Ungefährliche Bayern
Trotz der Anpassung von Niko Kovač waren die Bayern über weite Strecken der Partie sehr ungefährlich. Die beiden Tore fielen wie aus dem Nichts. Den Bayern fehlte es vorne an der Abstimmung. Zu oft passten die Laufwege und Pässe nicht zusammen. Bayerns Offensivspieler positionierten sich nicht sauber und es fehlte allgemein an Tempo.
Gegen einen tiefen Gegner muss man etwas Geduld mitbringen und den Ball schnell zirkulieren lassen. Das gelang den Bayern über weite Strecken nicht. Gerade die vielen frühen Ballverluste kreierten eine hektische Partie und ließen AEK Athen stärker werden. Außerdem lag der Fokus der Bayern wieder sehr stark auf den Flügeln. Gnabry strahlte im Gegensatz zu Robben Gefahr aus, jedoch sind am Ende des Tages nur Flanken zu wenig, um einen Gegner über 90 Minuten zu fordern. Speziell, wenn es im Laufe der Saison gegen stärkere Teams als Athen geht.
3. Starker Gnabry
Eine positive Ausnahme an diesem Abend stellte Serge Gnabry dar. Zwar spielte auch er nicht auf seinem höchsten Niveau, doch zeigte er in der ersten Hälfte mit seinen Dribblings über links, was in ihm steckt. Sein Tempo und seine Fähigkeiten im 1v1 hatten die Bayern vermisst.
Im Vergleich zu Ribéry strahlte Gnabry Gefahr aus, seine Flanken sorgten für Gefahr und waren die einzigen Überraschungseffekte im Spiel der Bayern. Doch auch der junge Flügelspieler litt unter der schwachen Struktur im Spiel der Bayern. Er musste Dribblings aus ungünstigen Positionen oder gegen zwei Gegenspieler starten. Jedoch darf man sich als Bayern-Fan auf die Entwicklung Gnabrys freuen. Bei Ribérys aktueller Form sollte der deutsche Nationalspieler gesetzt sein.
4. Die Martínez-Frage
Die Partie warf zum wiederholten Mal die Frage auf, wie Javi Martínez am besten genutzt werden sollte. Der Baske traf zwar zur Führung für die Bayern, jedoch war er davor ein Unsicherheitsfaktor. Spielerisch ist Martínez zu schwach und wird teilweise sogar zum Pressingopfer. Er wirkt sehr unsicher unter Druck und kann kaum Akzente setzen. Den Bayern fehlt somit im Spiel mit dem Ball ein Mann, da Martínez aktuell nicht einmal die einfachen Pässe sicher an den Mann bringt.
Das Hauptargument ist seine starke Defensive, von der war gegen Athen aber nicht viel zu sehen. Gerade in der zweiten Halbzeit unterliefen ihm viele Fehler, die er sonst nicht macht. Zwar war dies nur eine Partie und jeder Spieler hat mal einen schlechten Tag. Niko Kovač muss sich trotzdem Gedanken machen, wie er Javi Martínez in Zukunft in die Mannschaft integrieren will. Denkbar wäre die Position des zentralen Innenverteidigers in einer Dreierkette.