#Lahm­steigerFM 001: Miasanrot FC – Die Mission beginnt!

Justin Trenner 12.11.2018

Obwohl der Heiland Jupp Heynckes zurückkehrte, kam der FC Bayern erneut nicht über die Meisterschaft hinaus. Menschen, ins Besondere junge Menschen, die ihren Lieblingsklub nur mit mindestens zwei Titeln pro Saison kennen, gehen langsam auf die Barrikaden. Seit dem Triple ging es nur noch bergab. Erst verdarb Guardiola ein Mentalitätsmonster, indem er es zu Halbfinal-Versagern in der Champions League machte, dann saugte Ancelotti auch noch den Rest aus einem wankenden Champion, der nun zu fallen droht.

Und jetzt? Jetzt ist Kovač für die neue Saison angekündigt. Umbruch schwebt in der Luft. Doch noch bevor die neue Saison beginnt, werden die Fans enttäuscht. Man wird auch in der kommenden Saison auf die uralte Mannschaft setzen, die ohne Rollator doch kein Bein mehr vor das andere bekommt. Es droht der absolute Supergau! Mit brennenden Klatschpappen werden die ersten Säue durch München getrieben. Es könne nicht sein, dass am Ende erneut nur die Meisterschale präsentiert wird!

Es ist Ende Mai in einer sommerlichen Nacht. Die Fackeln der Fans sind bereits erloschen, nur ein leichtes Pfeifen geht durch die Stadt – typisch. Einzig in einem kleinen Hinterzimmer brennt noch Licht. Es ist das Hinterzimmer einer kleinen Redaktion eines großen Blogs. Für Miasanrot.de ging es mit dem Abstieg der Bayern bergauf. Leute fragen sich, wie es dazu kommen konnte, der Blog liefert die Antworten.

„Justin, warum machst du das nicht?

Doch diesmal geht es nicht darum, bis spät in die Nacht zu analysieren, warum Martínez ständig im Deckungsschatten steht und weshalb Hummels im Pokalfinale so überrumpelt wurde. Selbst die Berliner Redaktion ist angereist und das bedeutet, dass es weit über taktische Analysen hinausgehen muss. Jan hat die Redaktion versammelt, um die Umsetzung einer eigens durchgeplanten und durchorganisierten Idee zu verkünden.

„Jungs, Mädels, so geht es nicht weiter. Der FC Bayern ignoriert unsere taktischen Hilfestellungen, unsere Leserzahlen bleiben verhältnismäßig niedrig und die Fans distanzieren sich zunehmend von diesem Klub, der nicht dazulernen will. Unser ursprünglicher Plan, die Macht beim FCB zu ergreifen, ist gescheitert. Wir nehmen das jetzt selbst in die Hand und gründen unseren eigenen Klub!“ Vorne kippt ein Glas Spezi um, in der letzten Reihe schreckt Chris hoch und unterbricht kurz das Spiel zwischen dem FC Riga und dem FS Metta, um Jan verdutzt anzuschauen und Justin kündigt bereits auf Twitter große Neuigkeiten an – Hashtag „staytuned“.

Dank der tausenden Patreons war es Jan möglich, die besten Mitarbeiter des Landes zu überzeugen.

Tatsächlich hatte Jan bereits für alles gesorgt. Startkapital, Startplatz in der Oberliga Bayern-Süd, ein für diese Verhältnisse gut strukturierter Kader, die besten Mitarbeiter des Landes, Trainingsgelände, die Kaesbrot-Arena… – es fehlte an nichts. Steffen würde den Posten des Sportdirektors übernehmen, Jolle den Vorstand unterstützen und Chris als Multitalent Co-Trainer und Vorstandsmitglied zugleich sein. Lediglich ein Trainer fehle. Noch während Justin auf Twitter den nächsten Tweet absetzen will, spricht Jan das aus, was einen Präsidenten seiner Klasse so besonders macht: „Justin, warum machst du das nicht?“

Der Kader und die Ziele

Und so war es beschlossen. Der Miasanrot FC würde zur neuen Saison die Mission Aufstieg in der Oberliga Bayern-Süd angehen. Sportdirektor Steffen Meyer, Trainer Justin Kraft und Chefscout Dennis Voortmann würden sich darum kümmern, den vorhandenen Kader zu erweitern. Einige vielversprechende Jugendspieler der Umgebung wurden in den kommenden Wochen mit viel Überzeugungskraft an Board geholt und so entstand eine Mannschaft, die von vielen Medien direkt als Favorit gehandelt wurde.

Matthias Sammer oder Steffen Meyer? Einige waren sich in den letzten Jahren nicht ganz sicher. In jedem Fall hat der Miasanrot FC ordentlich Kompetenz bekommen.

Besonders hervorzuheben sind hier das 18-Jährige Sturmtalent Zé Roberto, der 20-Jährige Mittelfeldspieler Sergej Fährlich sowie der 18-Jährige Kühlschrank in der Innenverteidigung – Carsten Wächter. Alles Spieler, die möglicherweise mal in der 2. Liga oder im Oberhaus kicken werden. Darüber hinaus gelang es dem Miasanrot FC aber auch, ein paar alte Bekannte an die Kaesbrot-Arena zu holen. Mit Gianluca Gaudino und Niklas Tarnat wurden Spieler geholt, die die Philosophie des Klubs mit ihrer enormen Qualität in den ersten Jahren tragen sollen.

Dieser Kader soll den Aufstieg packen!

Der Kader ist stark genug, um den Aufstieg zu packen. Der bayrische Pokal wäre die Kirsche auf der Torte, hat aber nicht die oberste Priorität. Für Kraft steht von Anfang an die Entwicklung der jungen Mannschaft ganz oben. Im Gegensatz zum FC Bayern soll der Miasanrot FC eine klare Strategie und Philosophie vorweisen, die über den Einzelspielern steht. Ballbesitz, Dominanz, Gegenpressing, Tempo – alle Mannschaften des Klubs sollen früh wichtige Prinzipien lernen, die die Profis vorleben. „Der Weg ist das Ziel“, so Sportdirektor Meyer vor Saisonstart.

Auf Seite 2 wird die Debüt-Saison beleuchtet.


Wurden die ersten Zwischenziele erreicht oder ist der Miasanrot FC nach nur einer Saison bereits ein Scheiterhaufen? Wir klären euch auf und berichten über unsere Erfahrungen mit dem Football Manager 2019.

Es ist der 2. Juni 2019. Rund ein Jahr, nachdem der Miasanrot FC den Spielbetrieb aufnahm, ist in München Partystimmung. Das liegt jedoch weniger am neugegründeten Klub, als am glorreichen FC Bayern. Noch in der Winterpause sah es so aus, als würden sich die Prophezeiungen des Blogs Miasanrot.de bestätigen. Während der Miasanrot FC durch die Oberliga marschierte, schieden die Bayern mit 0:3 gegen Hannover im Pokal aus. In der Liga hatten sie zu diesem Zeitpunkt fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer Mainz 05. Verrückt.

Nun jubelt aber die ganze Stadt. Der FC Bayern hat am Abend zuvor Inter Mailand im Champions-League-Finale geschlagen, nachdem er einige Wochen zuvor die Meisterschaft eintütete. Hat sich Miasanrot verzockt? Hoeneß polterte noch im Moment des Erfolgs: „Dieser Blog hat seit Jahren einen Scheißdreck geschrieben. Das ist jetzt die Quittung!“

Doch im Hinterzimmer der Redaktion stößt man ebenfalls an. Die Pläne, der große Konkurrent des Rekordmeisters zu werden, den sie jahrelang begleitet haben, sind noch in den Startlöchern. Der erste Schritt in der Oberliga gelang jedoch mehr als souverän.

Die Ergebnisse

In der kommenden Saison wird es für den Miasanrot FC nämlich in der Regionalliga Bayern weitergehen. Den Aufstieg errungen sie mit einer Rekordsaison. Keine Niederlage, nur 13 Gegentore, 88 geschossene Tore, 88 Punkte – es war wahrlich ein Meisterwerk. Zé Roberto konnte 22 Tore beisteuern, während Gaudino mit 16 Vorlagen die meisten Assists des Teams gab.

Im Pokal scheiterte die Mannschaft jedoch im Viertelfinale am FC Bayern Alzenau. Trotz großer Dominanz gelang es den Bloggern nicht, das Spiel für sich zu entscheiden und so schieden sie im Elfmeterschießen aus – das Bayern-Gen. Das trübt die großartige Saison aber keinesfalls.

Der Miasanrot FC hat sich aus spielerischer Perspektive schnell weiterentwickelt und in der Liga Geschichte geschrieben. Die taktischen Vorgaben des Trainerteams hätten daran sicher einen Anteil, doch es sei vor allem die große Qualität der Spieler gewesen, die das ermöglicht habe, so Kraft. Jan war jedenfalls so zufrieden, dass er die Verträge des Trainerteams um ein weiteres Jahr verlängerte. Gerade vom gezeigten Fußball war der Vorstand überzeugt.

Der taktische Ansatz

Trainer Kraft und Co-Trainer Ramm setzten auf eine taktische Ausrichtung, die Ramm zuerst Ende der 2000er Jahre in einer finnischen Liga entdeckte. 4-1-4-1, einrückende Außenverteidiger, unterschiedlich ausgerichtete Achter, ein Ankersechser, inverse Flügelstürmer, viele Dreiecke und erst in der Tiefe Breite im Spiel – das war die Marschroute für den Miasanrot FC. Viel Ballbesitz und gutes Passspiel sollten die Grundlage sein. Hohes und aggressives Pressing nach Ballverlusten war ebenso eingeplant.

Die Grundausrichtung des Miasanrot FC inklusive taktischer Vorgaben.

Ziel war es, einzelne Räume mit guter Staffelung zu überladen, um dann freie Räume zu bespielen. Die Mannschaft nahm die Prinzipien des Trainerteams gut auf und entwickelte sich überraschend schnell. Sicherlich trug die individuelle Überlegenheit einen großen Teil dazu bei, aber das Positionsspiel war mitunter recht ansehnlich. Auch erfolgreiche Testspiele gegen höherklassige Mannschaften wie den 1. FC Köln (0:0) zeigten, dass dieses Team Potenzial hat.

Besonders das Überladen einer Seite gelang in der ersten Saison schon ziemlich gut. Dadurch entstanden Räume für die Außenspieler.

Richtige Probleme gab es im 4-1-4-1, das in Ballbesitz zum 2-3-2-3 wird, noch nicht. Allerdings, so Kraft, würde es Details geben, die in höheren Ligen bestraft würden. Damit meinte er vor allem, dass manchmal die Flügelspieler zu eng stehen und vorne oft zu hastig agiert wird.

Die einrückenden Außenverteidiger sichern ab und bieten Optionen an. Allerdings könnten die Flügelspieler manchmal noch etwas breiter stehen.

Die Alternative

Ein kleines Problem war zudem, dass Zé Roberto vorne meist auf sich allein gestellt war. Er musste oft gegen zwei Innenverteidiger spielen. Krafts Idee, die Flügelspieler enger stehen zu lassen und die Außenverteidiger nur noch situativ einrücken zu lassen, stellte sich als echte Alternative heraus, brachte jedoch auch neue Probleme mit sich.

So bewegten sich die Flügelspieler nun zu selten in die Zwischenräume und die Außenverteidiger gaben nur in den ersten beiden Dritteln Breite. Deshalb war die Mannschaft zu abhängig von individuellen Aktionen. Dafür entstand sofort Gefahr, wenn die drei Stürmer gefunden wurden. Denn im letzten Drittel erzeugte die Umstellung eine Durchschlagskraft, die das 4-1-4-1 nicht liefern konnte.

Im Zentrum gab es viele Dreiecke, aber die Stürmer standen zu sehr auf einer Linie und die Breite fehlte im Angriff.

Es ist nicht auszuschließen, dass das Trainerteam in der Regionalliga weiter experimentieren wird, um die Balance auf dem Feld weiter zu verbessern. Bei einem Glas Spezi analysierte das Miasanrot-Team im Hinterzimmer der Redaktion noch bis spät in die Nacht.

Die Analyse

Oft schließen Spieler zu schnell ab, obwohl sie die klare Anweisung bekamen, seltener zu schießen. Dadurch wird der entscheidende Steilpass in den Strafraum manchmal verpasst. Kraft sprach nach der Saison in höchsten Tönen von seiner Mannschaft, betonte aber auch, dass das Spiel vorne geduldiger, jedoch gleichzeitig zielstrebiger werden müsse.

Ein Blick in die Statistiken zeigt, dass nur 35 Tore nach Kurz-, Quer- oder Steilpässen entstanden. Der hohe Vorlagenanteil von Flanken (26 – hier zählen allerdings auch flache, scharfe Pässe von außen dazu) und Standards (35) kann als Stärke ausgelegt werden. Trotzdem beteuerte Kraft, dass er in Zukunft lieber mehr herausgespielte Tore sehen würde, als zu sehr von Standards abzuhängen. Immerhin wurden mehr als 35% der Tore aus dem Zentrum vorgelegt, womit Kraft für den Anfang sehr zufrieden war.

Insgesamt ist man beim Miasanrot FC sehr positiv gestimmt, dass die kleinen Probleme in Zukunft behoben werden. Schließlich sprach der Erfolg der Mannschaft ja für sich. Die Detailarbeit müsse jetzt in der kommenden Saison erledigt werden, ergänzte Sportdirektor Meyer und setzte somit bereits den Fokus für die Zukunft. Doch jetzt geht es erstmal in den Urlaub. Ramm hat sich bereits dazu entschlossen, neue taktische Trends in Finnland zu beobachten. Vielleicht ist ja wieder was für den Miasanrot FC dabei.

Wer Lust hat, mehr Einblicke ins Spiel zu bekommen, ist jederzeit auf Twitch willkommen. Dort wird regelmäßig gestreamt und im Chat habt ihr die Möglichkeit, Fragen zu stellen (egal um was es geht).

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