Jan Kirchhoff wechselt nach München – Sammers Handschrift?!
Der junge Innenverteidiger ist eine hervorragende Verpflichtung von der ich mir in der Zukunft einiges verspreche. Wie der Bayernblog ebenfalls gut herausgearbeitet hat: mit 4 Innenverteidigern ist eine Mannschaft gut besetzt. Das Trio Badstuber, Boateng und Dante dürfte sich aktuell um den festen Startplatz streiten und sich gegenseitig zu guten Leistungen anstacheln. Die Verletzung von Holger Badstuber und auch die Sperre von Boateng zeigen aber ein Problem. Der zentrale Platz vor Manuel Neuer kann nun nur noch von Daniel van Buyten aufgefüllt werden. Der ist inzwischen ein alter Hase beim FC Bayern und dürfte so langsam über seinen Abschied von der aktiven Spielerkarriere nachdenken. 2012 gab es für ihn nicht viele Einsätze. Für die Zukunft musste also zwangsläufig ein weiterer Spieler kommen, denn vom Einsatz unserer defensiven Mittelfeldakteure – Tymoshchuk oder Martínez – in der Defensivreihe halte ich nichts.
Jan Kirchhoff, ein paar Fakten:
Nachdem er 2012 mit Verletzungen (Knie + Muskelfaserriss) kämpfte, stand er zuletzt für Mainz auch weiter vorn auf dem Platz. Leider nicht oft über 90 Minuten. Seine Leistungsdaten sind solide: 51 Partien sind schon allerhand an Erfahrung. Dabei gab es in der Liga 13 gelbe Karten und vom Platz ist er noch nicht geflogen. Zusätzlich kennt man ihn aus der deutschen U21. Er ist ein sogenannter »moderner Spiele«, der – nicht nur wegen seiner Körpergröße von 1,95m – Übersicht und strategisches Spielverständnis zeigt. Er wird der größte Bayernspieler und zeichnet sich durch gutes Zweikampfverhalten aus. Leider konnte man auch ihm noch nicht den ein oder anderen Aussetzer austreiben, sodass er etwas ruhiger und überlegter werden sollte. Es wurde ein für sein Alter erfahrener Spieler geholt und kein blutjunges Talent, was man erst fertig ausbilden muss. Das ist gut, denn leider habe ich Zweifel an seinen Einsatzzeiten. Jan Kirchhoff wird sich nicht weiterentwickeln, wenn er die Nummer 4 hinter Badstuber/Boateng/Dante bleibt, sondern er muss spielen spielen und spielen um ein Spitzenniveau zu erreichen.
Was nun also machen mit ihm? Der »Rohdiamant« wird nicht auf der Auswechselbank geschliffen. Eine Ausleihe wäre wohl perfekt. Das hat sich als Schachzug bewährt und wahrscheinlich würden sich einige Vereine die Hände reiben, wenn sie Kirchhoff für eine Spielzeit bekommen könnten. Eine kurze Twitterdiskussion sieht ihn in Kaiserlautern, beim Club aus Nürnberg oder in Hoffenheim. Ob das so ein guter Schachzug und eine Verbesserung wäre? Andererseits,.. gibt es Alternativen, oder kann Sammer / Heynckes für genug Einsatzminuten in der Bundesliga sorgen? Dann müsste er wohl doch im Winter bereits nach München reisen. Kirchhoff selbst ist der Zeitpunkt nach eigenen Aussagen egal, Mainz muss aus finanziellen Gründen aber keine Ablösesumme verlangen und der FC Bayern hat anscheinend noch nicht entschieden. Stoßt er zu Beginn der Rückrunde zum Kader könnte er mit Boateng um den Platz neben Dante konkurrieren, denn der Brasilianer ist gesetzt.
Wird das Sammers Handschrift?
Unser Sportvorstand hat – in perfektem Vereinsdeutsch – folgendes zur Verpflichtung gesagt:
Wir freuen uns sehr, dass wir diesen hochtalentierten deutschen U21-Nationalspieler für den FC Bayern verpflichten konnten. Ich persönlich freue mich sehr, dass er die Herausforderung annimmt. […] Er ist ein Rohdiamant, hat gute Voraussetzungen […] Es gibt ja immer so Leistungsvoraussetzungen, durch die man einen Spieler gut analysieren kann. Er ist zwar jung, aber sehr mutig. Und Mut gefällt uns.
Er passt gut in Sammers Beuteschema, der zu seinem Amtsantritt an der Säbener Straße schon von den Erfahrungen aus dem Jugendbereich beim DFB gesprochen hat. Außerdem dürfte er der erste Transfer »Marke Sammer« sein, welcher wohl die Hauptverantwortung getragen hat. Kirchhoff ist ein deutsches Talent und damit die Fortsetzung der Strategie eben diese Spieler nach München zu führen. Man könnte jetzt von »Standortattraktivität« sprechen, denn der FC Bayern war nicht alleine an ihm interessiert. Das lasse ich lieber. Umso besser also, die Lücke Innenverteidigung schnell und mit Perspektive geschlossen zu haben. Nach einiger Zeit der Schläfrigkeit auf dem deutschen Talentmarkt hat nun wieder etwas geklappt.
Der Sportvorstand sollte sich nun aber nicht zurücklehnen, sondern direkt weiter schauen. Oder zumindest Pläne für andere Lücken machen. Spontan fällt mir da Philipp Lahm ein, denn der wird in diesem Jahr 30 und Rafinha ist kein adäquater Ersatz. Gibt es überhaupt einen Rechtsverteidiger mit ähnlichen Qualitäten (oder großem Potential) und wie möchte man ihn heranführen? Was ist mit dem Dänen Pierre-Emile Höjbjerg? Bei den Bayern Amateuren sammelt er gerade Erfahrung, aber wird er denn Sprung in die 1. Mannschaft schaffen? Pizarro wird ebenfalls keine langjährige (zweite) Bayernkarriere vor sich haben. Wer wird Stürmer Nummer 3?
Mit Jan Kirchhoff könnte der erste Schritt unserer Transferstrategie für die nächsten Jahre angedeutet worden sein. Das verspreche ich mir zumindest davon seit Matthias Sammer einen Vertrag beim FC Bayern unterschrieben hat. Es muss sich dennoch zeigen, ob man Talente nicht nur im Notizbuch hat, sondern an den Verein binden und dann auch auf Topniveau führen kann. Das hat nicht immer funktioniert und könnte die Herkulesaufgabe der nächsten Jahre werden.