Ivan Perišić wechselt zum FC Bayern München

Justin Trenner 13.08.2019

Perišić spielte bereits für Borussia Dortmund und den VfL Wolfsburg. 2018 wurde er mit der kroatischen Nationalmannschaft Vize-Weltmeister. Nun soll er beim FC Bayern die Außenbahnen verstärken. Spekuliert wird, dass Perišić als direkter Ersatz für Kingsley Coman geholt wurde. 

Die Bayern verpflichten somit den ersten von mindestens noch drei Neuzugängen, die verschiedenen Quellen nach noch zum Rekordmeister kommen sollen. 

Bereits vor einem Monat habe Perišić auf der Liste des FC Bayern gestanden, berichteten einige Medien. Damals habe sich der Klub gegen eine Verpflichtung entschieden. Die veränderte Situation könnte nun zu einem Umdenken geführt haben. Doch kann ein Spieler, bei dem die Münchner derart zögerten, wirklich zur Verstärkung werden?

Das Spiel mit den Erwartungen

Auf den ersten Blick ist die Verpflichtung eine Enttäuschung für viele Fans. Perišić ist mit 30 Jahren keine langfristige Lösung, um Franck Ribéry und Arjen Robben zu ersetzen. Darüber hinaus scheint der Kroate die besten Jahre hinter sich zu haben. 

Für Inter Mailand konnte er zuletzt nicht mit vielen Scorerpunkten, dafür aber mit Einsatz und Leidenschaft glänzen, wenn er gebraucht wurde. Die schwierige Phase lag nicht zuletzt auch daran, dass die Trainer bei Inter für ihn keine gute Einbindung gefunden haben. 

Die Enttäuschung vieler Fans lässt sich aber auch auf die Erwartungen zurückführen, die die Gerüchte um Leroy Sané geschürt haben. Dabei sollte der Transfer von Perišić nicht in diese Kategorie eingeordnet werden. 

Das kann Perišić dem FC Bayern bringen

Der Flügelstürmer ist als Verpflichtung für die Breite des Kaders zu betrachten und womöglich auch als eine weitere Übergangslösung, nachdem der Plan A nicht so lief wie gewünscht. Obwohl Perišić kein Griff in das oberste Regal ist, kann er dem FC Bayern aber einen Mehrwert bringen. 

Für die Partien, in denen die Münchner nicht auf absolute Weltklassespieler angewiesen sind, kann der Kroate den etablierten Spielern wichtige Pausen verschaffen. In einer Rolle, wie sie Rafinha hinter Kimmich zuletzt einnahm, wäre er durchaus eine Bereicherung.

Er ist laufstark, arbeitet diszipliniert nach hinten und ist hin und wieder für eine Überraschung gut. Zwar ist er mit rund 1,1 erfolgreichen Dribblings pro 90 Minuten (seit 2011/12 in allen von WhoScored gewerteten Wettbewerben) nicht der typische Bayern-Flügelspieler, aber er kann mit seinen guten Laufwegen, seiner Physis und seinem Tempo andere Elemente einbringen. Dazu war er in seiner gesamten Karriere ein solider Scorer, der fast nie verletzt war.

Ein neuer Mr. Double-Double?

Seine Stärken zeigte er bei Inter Mailand eher selten. In der Saison 2018/19 gelangen ihm 17 Torbeteiligungen in 3601 Pflichtspielminuten (alle 211,82 Minuten ein Tor). Vielleicht klappt es aber unter Niko Kovač mit besseren Mitspielern wieder besser. Seinen Landsmann könnte der Trainer auf beiden Flügelpositionen, aber auch im offensiven Zentrum einsetzen.

Perišić hat das Potenzial, ein Double-Double, also mindestens 10 Tore und 10 Assists in der Bundesliga zu erreichen – oder als Ersatzspieler wenigstens in die Nähe dieser Werte zu kommen. Robert Lewandowski (22 Tore, 10 Assists) gelang dies in der vergangenen Saison, davor war Arjen Robben der letzte Spieler beim FC Bayern, dem das gelang (13 Tore, 11 Assists; 2016/17). Hinter Lewandowski sah es eine Zeit lang düster aus, doch Perišić kann mit seinen Qualitäten vielleicht dazu beitragen, dass die Liste der Scorer noch ausgewogener wird. Das würde die Abhängigkeit von Lewandowski, Müller und Gnabry etwas lösen – gerade dann, wenn die mal in einer Phase sind, wo es nicht so läuft.

Perišić sammelte in der Saison 2017/18 immerhin 11 Tore und 11 Assists in der Serie A (alle 150,7 Minuten eine Torbeteiligung) und auch 2016/17 gelang ihm dieselbe Anzahl an Treffern und Torvorlagen (alle 138,27 Minuten eine Torbeteiligung). In der Bundesliga gelang ihm das Double-Double noch nicht, doch bei Wolfsburg und Dortmund war er auch nie unumstrittener Stammspieler (nie über 2600 Pflichtspielminuten; durchschnittlich 54 Minuten Einsatzzeit).

Eine Bewertung ist noch nicht möglich

Herausragend sind diese Statistiken nicht. Perišić sollte deshalb nicht als jemand gesehen werden, der Kingsley Coman und Serge Gnabry auf allerhöchstem Niveau ersetzen kann. Doch gerade das Spiel gegen Cottbus hat gezeigt, dass der FC Bayern das in den meisten seiner Saisonspiele auch nicht braucht. Und wenn der Transfer des 30-Jährigen bedeutet, dass beide Flügelspieler mehr Pausen bekommen und Kovač dabei nicht auf Müller in einer am Flügel klebenden Rolle setzt, ist schon etwas gewonnen.

Eine endgültige Einordnung dieses Transfers ist jetzt trotzdem noch nicht möglich. Erst wenn der Kader Anfang September feststeht, wird man Perišićs Rolle ebenso bewerten können wie die Frage danach, ob der Wechsel für alle Seiten Sinn ergibt.

Die anderen Transfers oder Nicht-Transfers spielen hier nämlich eine gewichtige Rolle. Ganz abwegig ist die risikolose Verpflichtung des Angreifers aber nicht. Auch wenn sie den Eindruck erwecken könnte, dass die gewünschte Verjüngung und Umstrukturierung des Kaders wieder um ein Jahr verschoben wird. 

Update: Am 1. Spieltag gegen Hertha BSC ist Perišić übrigens noch gesperrt. Er sitzt am Freitagabend eine Gelb-Sperre aus, die aus der Serie A übertragen wird.