Sané dreht Internazionale auf – Bayern siegt 2:0 im San Siro

Daniel Trenner 07.09.2022

Falls Ihr es verpasst habt

Die Aufstellung 

Im Eröffnungsspiel der UEFA Champions League veränderte Julian Nagelsmann sein Team auf einigen Positionen, schickte größtenteils aber die erwartete Elf auf das Feld. Nach einigen Fehlern in den letzten Spielen begann erstmals das Innenverteidigerpaar aus Lucas Hernández und Matthijs de Ligt. Trotz Leon Goretzkas Genesung durfte weiterhin völlig verdient Marcel Sabitzer an der Seite Joshua Kimmichs beginnen. Überraschend schien einzig die Personalie Jamal Musiala, der zunächst auf der Bank saß. Die vorderen Vier waren Coman, Müller, Sané und Mané.

Simone Inzaghi schickte weitgehend seine Top-Elf auf das Feld, wusste jedoch punktuell trotzdem zu überraschen. Nicolò Barella musste zunächst auf der Bank Platz nehmen, dafür begann in Inters 3-5-2 Henrikh Mkhitaryan. Erstaunlicherweise nahm Inzaghi zur Champions League auch einen Wechsel im Tor vor: Onana verdrängte Handanovič. Der deutsche Nationalspieler und beinahe-Leverkusener Robin Gosens spielte von Beginn an. In Ermangelung des verletzten Romelu Lukakus spielten vorne Lautaro Martínez und Edin Džeko.

1. Halbzeit

Von Beginn an war es eine umkämpfte Partie mit vielen Nickeligkeiten. Ein Großteil der Partie spielte sich aber in der Hälfte Inters ab, Bayern stand hoch, war bestimmend. In Abschlüssen spiegelte es sich indes nicht ganz wider. Ja, immer wieder musste Onana eingreifen, doch zumeist waren die Abschlüsse flach und auf den Keeper gerichtet. Erst in der 23. Minute brachte ein Schuss Müllers den kamerunischen Nationalkeeper zum Fliegen. Damit waren die Bayern aber auch warm geschossen, der nächste Abschluss zwei Minuten später traf ins Netz. Kimmich riss mit einem goldenen Pass Inters gesamte Hintermannschaft entzwei, der schön freigelaufene Sané nahm den Ball im Lauf weltklasse mit Brust und Knie mit und war durch, umkurvte Onana und versenkte die Kugel mit Rechts.

In der Folge entwickelte sich ein etwas befremdliches Spiel. Während Bayern nicht mehr machen musste, wollte Inter scheinbar ganz bewusst nicht. So reichte es den Bayern gut 35 Minuten lang zu dominieren und mit 1:0 in die Pause zu gehen.

2. Halbzeit 

Auch ohne Wechsel wirkte Inter wie ausgewechselt. Mit der Passivität war es geschehen. Inter suchte nun die Offensive, wollte den schnellen Ausgleich. Der gelang nicht, unter anderem weil sie kaum gefährliche Abschlüsse fanden. Nach überstandener Druckphase erfreuten sich die Bayern zur Abwechslung mal kontern zu dürfen, brandgefährlich wurde es für Onana trotzdem nur selten, bis Leroy Sané in der 66. Spielminute aufdrehte. Rechts (!) des Mittelfeldzentrums startete der Nationalspieler durch, wendete sich filigran, spielte einen doppelten Doppelpass mit Coman und schob dann aus spitzem Winkel die Kugel an Onana vorbei ins lange Eck. D’Ambrosio konnte nur noch ins eigene Tor klären.

Inzaghi reagierte mit einem Vierfachwechsel und auch Nagelsmann tauschte zwei Mal: Upamecano und Gnabry kamen für den gelb verwarnten de Ligt und Coman. Kurz vor den finalen Wechseln wollte Hernández es nochmal spannend machen: Ohne Not gab er um den eigenen Strafraum den Ball zu Correa, dem allerdings der Mut ausging und vorbeizog. Eigentlich ein sicheres Gegentor. Hernández musste dann auch direkt runter, für ihn kam Stanišić, dazu Musiala für Man-of-the-Match Sané. Bayern bekam noch Konter-Möglichkeiten, doch es blieb beim 2:0-Sieg der Auswärtsmannschaft. Nächste Woche kommt es zum Wiedersehen mit Lewandowski, wenn der FC Bayern Barcelona empfängt.

Dinge, die auffielen

1. Sané als freies Radikal

Vor dem Spiel wurde seltsamerweise Bayerns Aufstellung vielerorts in einem klassischen 4-2-3-1 wiedergegeben. Nicht nur war das per se falsch – es war am ehesten auch weiterhin das bekannte 4-2-2-2, Sané klassisch auf Linksaußen wurde seiner Positionierung nicht gerecht. Während Coman tatsächlich regelrecht an seiner Linie klebte, war Sané alles andere als der klassische Schienenspieler. Ständig suchte er ohne Ball die Mitte, ging ins Zentrum, ging in den rechten Halbraum. Er genoss die völlige Freiheit. War ein komplett freies Radikal.

Hierbei ist zu beachten, dass das nicht nur Laufwege waren, denn er startete oft auch gar nicht auf seiner angeblich angestammten linken Seite. Seine Freiheit war von Beginn an so eingeplant.

Umso schöner, dass seine Freiheit auch mit Toren belohnt wurde. Beim 1:0 krönte er seinen tollen Laufweg mit brillanter Technik und viel zu selten gesehener Kaltschnäuzigkeit. Auch bei seinem zweiten Tor sah man seine Fluidität in voller Pracht. Von wegen linker Außenstürmer, startete er im rechten Flügel des Mittelfelds und kombinierte sich mit Hilfe Comans durch.

2. Inters gute Pressingbefreiung verpufft

Kann man dem einen Team gutes Pressing und gleichzeitig dem anderen gute Befreiung attestieren? Man kann. Bayern begann konzentriert und wollte Inter von Beginn an hinten einschnüren. Es gelang ihnen zwar das Spiel in des Gegners Hälfte zu halten, doch Inter ließ sich trotzdem nicht an den eigenen Strafraum dominieren. Im Kollektiv hielten sie in der Abwehr und defensivem Mittelfeld spielerisch wie kämpferisch dagegen.

Trotzdem verpufften Inters defensive Tugenden vorne regelrecht, hauptsächlich weil ihre Angreifer die Leistung der Hintermänner nicht bestätigen konnten. Ab und an hatten sie tatsächlich gefährliche Konterszenen, nur endeten sie dann meist indem einer der Angreifer die Kugel vertändelte. Hin und wieder endete es auch an Bayerns eigenen Verteidigungskünsten, de Ligt rückte einige Male stark gegen Džeko auf.

Der Sieg mag zwar absolut verdient sein, nichtsdestotrotz sollte den Bayern klar sein, dass für Inter hier eigentlich mehr zu holen war. Barcelona hätte es nicht einfach bei Halbchancen gelassen.

3. Seltsame Standardzuteilung

Vielleicht sollte man an dieser Stelle mal einen offensichtlichen Punkt ansetzen. Am Wochenende konnte Union Berlin maßgeblich auch deshalb in Führung gelangen, weil der direkte Gegenspieler von Stürmer und Torschütze Sheraldo Becker kein Abwehrkoloss, sondern der wuselige Stürmer Sadio Mané war.

Konnte man das Chaos am Wochenende noch auf Unruhen in der Mannschaft ob des offensichtlich unberechtigten Freistoßes schieben, war es heute anders. Sturm-Tank Edin Džeko bekam es in der gefährlichen Phase Anfang der zweiten Hälfte bei einem ruhenden Ball mit -erneut- Sadio Mané zu tun. Auch wenn man noch so sehr Standards im Raum verteidigen möchte, ist Mané der falsche Gegenspieler für den gegnerischen Stürmer. Erst Recht wenn es sich um Edin Džeko handelt. 

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