VfB Stuttgart: Wirtschaftlicher Steckbrief vor den Bayern

Alexander Trenner 09.09.2022

442 Millionen Euro statt Aufstellung 4-4-2, Hauptsponsor statt Hauptrivale lautet das Motto. Die Meisten kennen die sportlichen Profile der Gegner der Bayern, aber wie steht es eigentlich um ihre wirtschaftliche Situation? Wie viel Geld erlösen die Vereine von ihrem Hauptsponsor? Von ihrem Ausrüster? Von der DFL? Machen sie Verluste oder Gewinne und wie investieren sie ihr Geld? In Steine? In Beine? Und wie stehen sie eigentlich im Vergleich zum FC Bayern da? Nach einem Blick auf die Zahlen schließt der Artikel mit einem kurzen Ausblick auf das Sportliche.

Die Eckdaten 

Der „Verein für Bewegungsspiele Stuttgart 1893 e. V.“ (VfB Stuttgart) ging 1912 aus der Fusion zweier Vorgängervereine hervor, von deren älterem er das Gründungsdatum übernahm. Keimzelle und Heimatort des Vereins ist der einwohnerstärkste Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt, in dem sich auch das heutige Stadion befindet. Der VfB beherbergt neben dem Herrenfußball auch Abteilungen für Leichtathletik, Hockey, Faustball und Tischtennis und hat seit dem Sommer 2021 ein Frauenteam im Fußball. Die Herrenmannschaft Fußball ist seit 2017 in die „VfB Stuttgart 1893 AG“ ausgegliedert, an der der Verein 87,09 % der Anteile hält. Weitere 11,75 % gehören der Mercedes-Benz Group AG, die 2017 rund 41,5 Mio. EUR dafür an den Verein überwies, und 1,16 % seit dem Frühjahr 2022 dem Sportartikelhersteller Jako, der dafür ca. 4 Mio. EUR zahlte und seit 2019 auch der Ausrüster des Vereins ist. Anders als Borussia Dortmund wird die VfB Stuttgart 1893 AG nicht an der Börse gehandelt. Vorstandsvorsitzender der AG ist der Diplom-Verwaltungswissenschaftler Alexander Wehrle, einen dedizierten Sportvorstand gibt es nicht. Höchster sportlicher Verantwortlicher der AG ist der studierte Sportwissenschaftler Sven Mislintat, der hierarchisch unterhalb des Vorstands angesiedelt ist. Präsident des e. V. und gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der AG ist der Maschinenbauingenieur und Unternehmer Claus Vogt. 

Aus heutiger Sicht auffällig wird der VfB Stuttgart in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens vor allem durch die streng nationale bis nationalistische Gesinnung und engen Kontakte in Militärkreise vieler seiner Mitglieder sowie später seine große Nähe zur NSDAP und Nazi-Regierung im „Dritten Reich“. 1932 stellte der VfB noch vor der Machtergreifung der Nazis der NSDAP gegen die damals geltende Gesetzeslage den von der Stadt Stuttgart für den Spielbetrieb gemieteten Sportplatz für eine Wahlkampfveranstaltung zur Verfügung (woraufhin der Mietvertrag gekündigt wurde, was später durch einen neuen NSDAP-Oberbürgermeister wieder rückgängig gemacht wurde). Der damalige Präsident des VfB Hans Kiener, ein strammer Nationalist und seit 1932 Mitglied der NSDAP, sah den VfB als „nach vaterländischen und völkischen Gesichtspunkten beurteilt an erster Stelle unter den Sportvereinen in Stuttgart“, der „von jeher ein Hort nationaler Gesinnung und Trutzburg gegen alles Undeutsche“ gewesen sei. Bereits früh nach der Machtergreifung 1933 beteiligte sich der VfB aktiv an der von den Nazis initiierten Arisierung in Deutschland, indem er bereits begann, seine jüdischen Mitglieder auszuschließen noch bevor die Nazis dies zur offiziellen Politik machten. Während der gesamten Zeit der Naziherrschaft in Deutschland fällt der VfB Stuttgart immer wieder durch große Nähe zum Nazi-Regime auf. Der Historiker Nils Havemann identifiziert in seiner 2005 erschienenen Studie „Fußball unterm Hakenkreuz“ den VfB Stuttgart neben dem FC Schalke 04, Werder Bremen und dem TSV 1860 München als einen der vier großen nationalsozialistischen Vorzeigevereine Deutschlands in jener Zeit. 

Nach dem Ende der Nazizeit und der Gründung der Bundesrepublik wurde der VfB Stuttgart fünfmal deutscher Meister, davon dreimal in der heutigen Bundesliga (1950, 1952, 1984, 1992 und 2007). Außerdem gewann der Verein dreimal den DFB-Pokal (1954, 1958, 1997). Die lange sportliche Tradition des Vereins mit stets soliden Leistungen und gelegentlichen Ausreißern nach oben beschert ihm den vierten Platz in der ewigen Tabelle der Bundesliga mit auch den viertmeisten absolvierten Spielen in der Geschichte der Liga.

Heimspielstätte des VfB ist die im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt beheimatete „Mercedes-Benz Arena“, die ursprünglich 1933 als „Adolf-Hitler-Kampfbahn“ eröffnet wurde (und bis 1945 so hieß) und nach diversen Erweiterungen, Umbauten und Umbenennungen seit 2008 den heutigen Namen trägt. Das Stadion samt Stadiongelände gehört der Stadt Stuttgart, die es 2008 an eine neugegründete stadteigene Tochtergesellschaft übertrug, an der der VfB als atypischer stiller Gesellschafter beteiligt ist, ursprünglich mit einem Anteil von 27 Mio. EUR. Zudem zahlt der VfB für sein Nutzungsrecht eine jährliche Pacht von ursprünglich 5,3 Mio. EUR. Zwischen 2009 und 2011 wurde die Mercedes-Benz Arena in der spielfreien Zeit zwischen den Saisons von einem vormaligen Multifunktionsstadion Zug um Zug in eine reine Fußballarena umgebaut und fasst seitdem knapp 60.500 Zuschauer. Für die Jahre 2022 bis 2024 ist in Vorbereitung auf die Euro 2024 unter dem Projektnamen „Arena 24“ ein weiterer großer Umbau mitsamt Renovierung in Arbeit, dessen Investitionsbudget insgesamt mit 69,5 Mio. EUR veranschlagt ist. An der Finanzierung dieses Budgets beteiligt sich der VfB über eine Erhöhung seiner Einlage bei der Stadion KG um 24,75 Mio. EUR sowie eine Erhöhung der Pacht auf nunmehr 6,3 Mio. EUR pro Jahr bis 2054. 

Neben der stillen Beteiligung an der Stadiongesellschaft der Stadt Stuttgart hält der VfB auch gewöhnliche Beteiligungen an einigen eigenen Tochterunternehmen, unter anderem einer physiotherapeutischen Reha-Einrichtung (80%) und einer Marketinggesellschaft (100%), die das Profil des VfB in Stadt und Region schärfen soll. Eine Besonderheit des VfB ist eine dezidierte Tochtergesellschaft zur Einwerbung von Fremd- und sogenanntes Mezzanine-Kapital jenseits von Banken, über die der VfB u. A. im Geschäftsjahr 2020 6 Mio. EUR an Genusskapital* einwerben konnte.

Im Umfeld des Vereins gibt es einen vereinsunabhängigen „VfB Stuttgart Freundeskreis e. V.“, ein Zusammenschluss von dem VfB wohlgesonnen, einflussreichen Unternehmern und Privatpersonen aus Stuttgart und Umgebung, die sich zum Ziel gesetzt haben, in Stuttgart und Umgebung Goodwill für den VfB aufzubauen und speziell die Jugendarbeit des Vereins zu fördern. 

*Genusskapital ist eine Zwischenform zwischen Eigenkapital und Fremdkapital, das Eigenschaften beider Kapitalsorten aufweisen kann, dessen Ausgestaltung vertraglich je nach Anforderungen individuell geregelt werden kann.

Die Finanzkennzahlen

Seit dem Geschäftsjahr 2017/18 veröffentlicht die DFL jedes Jahr im Zuge einer Transparenzverpflichtung eine Reihe wesentlicher Finanzkennzahlen der Bundesligavereine. Einige ausgewählte davon für den VfB Stuttgart sind (Angaben in EUR):

*Rohrergebnis = Umsatz – Materialaufwand
Quelle: DFL Finanzkennzahlen

Im Unterschied zu vielen anderen Bundesligavereinen bilanziert der VfB Stuttgart auf das Kalenderjahr und nicht das Spieljahr. Der aktuellste im Bundesanzeiger hinterlegte Jahresabschluss ist der für das Kalenderjahr 2020. Im Jahr 2020 fuhr der VfB einen massiven Jahresverlust von 28 Mio. EUR ein – den dritthöchsten der Liga -, was im Wesentlichen auf deutlich zurückgegangene Transfererträge und Erträge aus dem Spielbetrieb im Vergleich zum Vorjahr zurückzuführen war, die durch parallele Reduktionen der Aufwendungen für den Stadionbetrieb und sonstige Einsparungen nicht in voller Höhe aufgefangen werden konnten. Beide Positionen erholten sich im Geschäftsjahr 2021 wieder spürbar und mit ihnen das Jahresergebnis auf nur noch -1 Mio. EUR. Im Jahr 2019 betrug das Jahresergebnis noch 10 Mio. EUR.

Einen ähnlichen Schlingerkurs hat der Umsatz hinter sich. Zwischen 2019 und 2021 fiel das Rohrergebnis erst von 166 auf 92 Mio. EUR und erholte sich dann wieder auf 143 Mio. EUR. Beide Entwicklungen spiegeln die in wirtschaftlicher Hinsicht insgesamt recht turbulente jüngere Vergangenheit des VfB Stuttgart wider. Im Jahr 2017 gliederte der VfB seinen Spielbetrieb mit dem Ziel aus, durch die Einwerbung frischen Eigenkapitals seinen finanziellen Handlungsspielraum deutlich zu vergrößern, damit neue sportliche Investitionen zu ermöglichen und sich auf Dauer unter den ersten neun Mannschaften in der Bundesliga zu etablieren, wo sich der Verein aufgrund seiner internen und externen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen strukturell beheimatet sieht. Langfristig war der Verein bereit, bis zu 24,9 % der Anteile der Spielbetriebs-AG zu veräußern, als erster Investor stieg bereits kurz nach der Ausgliederung Mercedes-Benz mit einem Erwerb von 11,75 % der Anteile für 41,5 Mio. EUR ein, was einer Valuation von gut 350 Mio. EUR für 100% der AG entsprach. Statt langfristiger Etablierung unter den ersten Neun erfolgte 2019 jedoch der Abstieg in die zweite Liga und 2020 der unmittelbare Wiederaufstieg mitten hinein in eine inzwischen wirtschaftlich alles beherrschende COVID-19-Pandemie. Parallel dazu hatte der Verein eine Einlage i. H. v. 24,75 Mio. EUR bei der Stadion KG der Stadt Stuttgart zu erbringen, um seinen Beitrag für die Ertüchtigung des Stadions für die Euro 24 zu leisten, welche ihm allerdings von der Stadt Stuttgart mittels eines langfristigen Darlehens temporär vorfinanziert werden konnte. Unter dem Strich ist von der Eigenkapitalspritze von Mercedes-Benz nicht viel übrig geblieben, stattdessen ist die Verschuldung des Vereins auf 84 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2020 und inzwischen auf nochmals höhere 92 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2021 angestiegen. 

84 Mio. EUR Verbindlichkeiten plus 14 Mio. Rückstellungen bei einem Eigenkapital von 9 Mio. EUR für den VfB Konzern im Jahr 2020 entspricht einer Eigenkapitalquote von 9 %. Salopp formuliert: Über 90 % des Vermögens des VfB wird gerade finanziert von anderen Leuten. Dies ist selbst in einer von COVID-19 deutlich gebeutelten Liga ein sehr hoher Anteil, der nur von fünf anderen Vereinen noch übertroffen wird. Immerhin wirkt die Zahlungsfähigkeit des VfB, zumindest auf dem Papier, nicht prekär. Die liquiden Mittel des Vereins lagen zum Stichtag 31.12.2020 bei knapp 19 Mio. EUR, während sich die kurzfristig fälligen Verbindlichkeiten (<1 Jahr) auf 53 Mio. EUR beliefen. Dies entspricht einer gesunden Liquidität 1. Grades* von 36 %. Auch für die näheren Zukunft scheint die Zahlungsfähigkeit in Anbetracht der wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2021 und eines großzügigen Kreditrahmens bei den Hausbanken inklusive eines COVID-19-Darlehens von der KfW i. H. v. 25 Mio. EUR gewährleistet. Darüber hinaus konnte der Verein im Jahr 2020 die bereits angesprochenen 6 Mio. EUR liquider Mittel über die Emission von Genussrechtskapital einwerben und im Jahr 2022 weitere 4 Mio. EUR über den Einstieg von Jako als neuem Anteilseigner. Außerdem war der VfB im Jahr 2021 in der Lage, mit seinem Catering-Partner einen neuen, langfristigen Vertrag bis 2036 abzuschließen, der ihm für die Vertragsunterschrift ein Signing Fee einbrachte. Insgesamt zeigt sich der VfB bezüglich der Finanzierung seiner Geschäftstätigkeit als ein sehr moderner und findiger, mit einer ganzen Klaviatur von Finanzierungsmöglichkeiten arbeitender Verein, der neben der klassischen Fremdfinanzierung über Banken und Eigenfinanzierung über die Emission neuen Eigenkapitals auch Zwischenformen wie Genusskapital und Kuriosa wie Signing Fees von Vertragspartnern nutzt.

Zwar ist die gegenwärtige finanzielle Situation des Vereins aufgrund der hohen Verschuldung nicht entspannt, aber grundsätzlich sind die wirtschaftlichen Vorbedingungen des VfB sehr gut, viel besser als die vieler Konkurrenten in der Bundesliga. Von den satzungsgemäß bis zu 24,9 % zu veräußernden Anteilen der Spielbetriebs-AG ohne notwendige vorherige 75-%-Mehrheit auf der JHV wurden bisher erst knapp 13 % ausgeschöpft. Mit der erst zwischen 2009 und 2011 generalüberholten und gegenwärtig für die Euro 24 noch einmal modernisierten Mercedes-Benz Arena hat der VfB eines der modernsten Stadien Deutschlands und mit seinen knapp 60.500 Plätzen auch eines der größten. Die Fanszene ist treu, das Stadion war auch in der zweiten Liga mit einem Schnitt von über 50.000 Besuchern pro Spiel stets überaus gut gefüllt. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Stadt und Metropolregion Stuttgart sind im deutschlandweiten Vergleich ausgezeichnet, das Potential, starke Sponsoren und Werbepartner zu gewinnen, ist entsprechend hoch. Der Verein zeigt sich bei der Erschließung neuer Finanzierungsquellen und in der Ertragsplanung sehr findig und modern, Spieler werden in den Jahresabschlüssen explizit als wirtschaftliche Ertragsbringer benannt und entsprechend strategisch gescoutet und gekauft. Der hohe Umschlag von Spielern jedes Jahr und stets einer der jüngsten Kader der Liga sind kein Zufall, sondern Teil der wirtschaftlichen Strategie. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung des VfB hat somit enormes Potential, zumal der Verein die Fleischtöpfe der UEFA-Clubwettbewerbe, die weitere signifikante Einnahmensteigerungen bedeuten würden, bisher noch nicht einmal angeknabbert hat. Mehr als bei vielen anderen Bundesligavereinen mit strukturell wesentlich schlechteren Ausgangsbedingungen wird die langfristig wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft des VfB maßgeblich davon abhängen, wie gut das Management in der Lage sein wird, diese günstigen Rahmenbedingungen nach dem Abflauen der wirtschaftlichen Fluktuationen der vergangenen Jahre in einer Post-COVID-Zeit auch in sportliches und wirtschaftliches Kapital umzumünzen.

*Liquidität 1. Grades = (Kassenbestand/kurzfristige Verbindlichkeiten) x 100. Als Richtwert für die untere Grenze wird oft 25 bis 30% genannt.

Hauptsponsor, Ausrüster, DFL-TV-Einnahmen

Hauptsponsor

Hauptsponsor des VfB ist bereits seit der Saison 2012/13 in Nachfolge der Molkereiproduktmarke Gazi das Finanzunternehmen Mercedes-Benz Bank, das dem VfB aktuell einen Betrag von jährlich 10 Mio. EUR für das Recht, seinen Namen und den Mercedes-Stern auf den Brustring des Trikots zu drucken, zahlen soll. Der Betrag von 10 Mio. EUR pro Jahr erscheint in Anbetracht der jüngeren sportlichen Vergangenheit des VfB als relativ großzügig. 

Quellen: Sponsors, ISPO, verschiedene Tageszeitungen

Ausrüster

Ausrüster des VfB Stuttgart ist seit der Saison 2019/20 der deutsche Sportartikelhersteller Jako, der auf den ebenfalls deutschen Sportartikelhersteller Puma folgte. Der ursprünglich bis 2023 datierte Vertrag ist im Jahr 2022 im Zuge des Einstiegs von Jako als Investor beim VfB bis 2029 verlängert worden. Als jährliches Volumen wird in den Medien ein Betrag von 4 Mio. EUR berichtet. Für ein relativ kleines Unternehmen wie Jako (280 Mitarbeiter, 110 Mio. EUR Umsatz im Jahr 2019) sind 4 Mio. EUR pro Jahr ein bedeutender Betrag, für die Ansprüche des VfB dürfte diese Summe auf Dauer zu niedrig sein. Allerdings ist Jako zudem inzwischen auch Miteigentümer der Spielbetriebs-AG des VfB, die Bande zwischen beiden Parteien werden enger. Es stellt sich damit grundsätzlich die Frage, ob ein kleines Unternehmen wie Jako für eine strategisch angelegte, langfristige Partnerschaft als Ausrüster, wie sie anscheinend zwischen beiden Parteien geplant ist, die notwendige finanzielle Schlagkraft und imagemäßige Strahlkraft mitbringt, die dem VfB langfristig weiterhilft.

Quellen: Sponsors, ISPO, verschiedene Tageszeitungen

DFL-TV-Einnahmen

Aus den Ausschüttungen der TV-Zentralverteilung der DFL erhält der VfB in der laufenden Saison planmäßig 41 Mio. EUR und liegt damit unter den Letzten der Liga. Der Platz im unteren Feld der Tabelle ist selbstverständlich in Teilen den beiden Abstiegen in den letzten Jahren geschuldet und aufgrund der im Vergleich zu anderen Einkommensarten relativ egalitären Verteilung der Einnahmen finanziell nicht so schwerwiegend wie der Abstand zur Spitze etwa beim Sponsoring, aber der VfB wird sicherlich den Anspruch haben, mit hoffentlich wieder besseren sportlichen Leistungen in der DFL-Tabelle in den kommenden Jahren bedeutend nach oben zu klettern.

Quelle: www.fussball-geld.de

Der Vergleich mit dem FC Bayern

Im direkten Vergleich mit dem FC Bayern liegt der VfB Stuttgart bei vielen einschlägigen finanziellen Indikatoren deutlich im Hintertreffen. Die wirtschaftlichen Abstände sind jedoch nicht so groß, wie es das aktuelle sportliche Bild des VfB suggerieren würde. Summa summarum „underperformt“ der VfB Stuttgart gemessen an seinen strukturellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegenwärtig. Andere Vereine mit ähnlichen oder schlechteren Voraussetzungen schlagen den VfB im sportlichen Bereich seit Jahren dauerhaft, teilweise um Längen.

Der Vergleich mit dem FC Bayern zeigt allerdings auch, in welche Richtung sich der VfB Stuttgart perspektivisch entwickeln könnte, wenn er seine günstigen wirtschaftlichen Umfeldbedingungen (Wirtschaftskraft der Region, Fanzuspruch, Stadion, potente Partner) künftig besser auszuschöpfen weiß als in der jüngeren Vergangenheit. Ein Vorstoß in die luftigen Sphären des FC Bayern dürfte jedoch auch bei voller Ausschöpfung des Potentials eine langfristige und mühselige Herausforderung werden, denn der FC Bayern verfügt über seine beständigen Champions-League-Teilnahmen über einen nachhaltigen strategischen Wettbewerbsvorteil finanzieller Art, der für den VfB ohne einen (sehr unrealistischen) regelmäßigen Zugriff auf dieselbe Quelle kaum bis gar nicht aufzuholen sein wird.

Transfers

Die Transfers zur Saison 22/23

Beim VfB Stuttgart herrscht jede Saison fast schon traditionell ein reges Kommen und Gehen im Kader, was nicht zuletzt dem aktiv ertragsorientierten Kadermanagement des Vereins geschuldet ist. In diesem Sommer gab es fast schon bescheidene acht Zugänge und 14 Abgänge, viele davon Leihen (alle Zahlen und Daten zu den Transfers von transfermarkt.de).

Nur gegen Ablöse bzw. Leihgebühr kamen sechs der acht Neuzugänge: Juan José Perea für 2,4 Mio. EUR von PAS Ioannina, Josha Vagnoman für 3,7 Mio. EUR vom HSV, Konstantinos Mavropanos für 3,2 Mio. EUR von Arsenal, Luca Pfeiffer für 2,85 Mio. EUR vom FC Midtjylland, Hiroki Ito für 0,4 Mio. EUR von Jubilo Iwata und Serhou Guirassy zur Leihe von Stade Rennes. Die Ablösesumme für alle sechs Profis zusammen betrug 12,55 Mio. EUR.

Von den dauerhaften Abgängen floss Geld für fünf: Sasa Kalajdzic wechselte für 18 Mio. EUR zu den Wolves nach England, Orel Mangala für 13 Mio. EUR zu den „Tricky Trees“ (Nottingham Forest) ebenfalls nach England, Darko Churlinov für 3,5 Mio. EUR zum FC Burnley in die Championship, Pablo Maffeo für 3 Mio. EUR zu RCD Mallorca und Philipp Förster für 0,5 Mio. EUR zum VfL Bochum. Alle Transfers zusammen haben dem VfB rund 38 Mio. EUR  an Einnahmen eingebracht, wovon allein 31 Mio. EUR auf Kalajdzic und Mangala entfallen, die fünft- und elftteuersten Abgänge in der Transferhistorie des VfB.

Die fünf wertvollsten Spieler im Kader des VfB sind gegenwärtig Borna Sosa (23 Mio. EUR), die beiden Neuzugänge Mavropanos (15 Mio. EUR) und Guirassy (10 Mio. EUR), Silas (15 Mio. EUR) und Wataru Endo (8 Mio. EUR). Der gesamte Kaderwert des VfB beträgt gut 120 Mio. EUR, was ungefähr 14% des Kaderwerts der Bayern (860 Mio. EUR) und dem Eineinhalbfachen des Marktwertes von Joshua Kimmich entspricht.

Bezüglich der Gehälter einzelner Spieler differieren die öffentlich verfügbaren Quellen wie fbref oder salary sport in ihren Einschätzungen. Einiger bisheriger Spitzenverdiener wie Daniel Didavi und Erik Thommy, die mit 1,5 Mio. bis 2 Mio. EUR pro Jahr angesetzt wurden, hat sich der Verein inzwischen entledigt. Zu den aktuellen Spitzenverdienern, die ungefähr im Bereich von 750.000 bis 1,5 Mio. EUR pro Jahr liegen sollen, zählen unter anderem Mavropanos, Anton und Sosa. Unabhängig davon, wo genau die wahren Werte liegen, im Vergleich zum FC Bayern wirken solche Zahlen marginal.

Transferflüsse zwischen dem VfB und den Bayern

Zwischen beiden Vereinen gibt es in der Geschichte der Bundesliga einen regen Spielerverkehr, der im Einzelnen hier kaum gewürdigt werden kann. Zu den Highlight-Wechseln vom VfB zu den Bayern zählen aber sicherlich Benjamin Pavard, Joshua Kimmich, Dieter Hoeneß oder auch Giovane Elber, einem der Eckpunkte des damaligen „magischen Dreiecks“ der Stuttgarter. 

In umgekehrter Richtung erwähnenswert sind vielleicht Holger Badstuber, der erst in dieser Woche seine Karriere beendet hat, Philipp Lahm und Bertram Beierlorzer, ein älterer Bruder von Achim Beierlorzer.

Der sportliche Ausblick auf die Begegnung am Wochenende

Die sportliche Bilanz beider Vereine ist lang und geschichtsträchtig. Bereits in der historischen Oberliga Süd als einem der Vorläufer der aktuellen Bundesliga trafen beide Vereine regelmäßig aufeinander. Damals waren die Stuttgarter noch die stärkere Mannschaft. In der Bundesliga gab es bisher 109 Begegnungen beider Mannschaften gegeneinander, die Partie ist damit eine der am häufigsten ausgespielten in der Geschichte dieses Wettbewerbs. Meist gewinnen die Bayern (Siegquote 65%). Die bis dato torreichste Begegnung beider Mannschaften in der Bundesliga war ein 5:3 Heimsieg der Bayern im Jahr 1993. Die höchste Niederlage der Bayern ist das Vielen wahrscheinlich noch erinnerliche 1:4 am letzten Spieltag der Saison 2018 im Dénouement von Jupp Heynckes. 

Screenshot: www.fussballdaten.de

An diesem Wochenende steht für den VfB ein Auswärtsspiel an. Die Auswärtsbilanz des VfB bei den Bayern in der Bundesliga ist geradezu verheerend. Von 53 Spielen haben die Stuttgarter nur sechs gewonnen. Der von dem bemerkenswerten 1:4 im Jahr 2018 abgesehen letzte Auswärtssieg der Stuttgarter datiert auf den März 2010. Diese Partie markiert auch das letzte Mal, dass der VfB mit Ausnahme des 1:4 und eines 2:2 am 33. Spieltag der vergangenen Saison gegen den FC Bayern überhaupt einen Punkt erringen konnte. Das sind in Summe zwei Partien mit Punktverlust für die Bayern unter den letzten 21 Begegnungen beider Mannschaften in der Bundesliga.

Für das kommende Wochenende in der Allianz Arena ist bei den Bayern kein Spieler unabkömmlich, auf Seite der Stuttgarter fehlen Vagnoman und Pfeiffer gesperrt und Meyer, Ulrich, Nartey und Coulibaly verletzt oder rekonvaleszent und vermutlich noch nicht einsatzfähig. Auf den Bayern lastet nach zwei torarmen 1:1-Unentschieden in Folge bereits ein wenig tabellarischer Druck. Gleichwohl ist die Stimmung unter den Fans noch erstaunlich ruhig und gelassen. Einen deutlichen Heimsieg dürften die meisten trotzdem willkommen heißen und viele im Stillen fordern. Der VfB Stuttgart ist mit vier Unentschieden und einer Niederlage in die Saison gestartet und befindet sich gegenwärtig auf einem in Anbetracht dessen relativ akzeptablen 12. Platz. Mit einer von ihm wohl befürchteten Niederlage könnte der VfB aber theoretisch auf die Abstiegsränge abrutschen. Die Wettquoten sagen eine Chance von etwa 85 % auf einen Sieg der Bayern, 10 % auf ein Unentschieden und 5 % auf einen Sieg des VfB voraus. 

Anstoß ist am Samstag um 15.30 Uhr MESZ in der Allianz Arena. Viel Spaß!

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