Højbjerg drängt auf Wechsel

Jan Trenner 17.11.2014

Ich glaube, dass es soweit ist, einen anderen Weg zu gehen. Ich habe hier alles gelernt, Bayern ist die beste Schule, die es geben kann, doch ich fühle mich bereit, den Sprung zu schaffen […] Ich will endlich loslegen. Der Kader bei Bayern ist so gut. Es ist vielleicht nicht die Zeit, dass ich hier meinen Weg gehen kann […] Ich will besser werden, dazulernen. Und dazu brauche ich jetzt Spiele.
Kicker am 17.11.2014

Højbjerg kam als 16-Jähriger nach München, wurde zum Leistungsträger der Bayern Amateure, debütierte als jüngster Spieler in den Reihen des FC Bayern in der Bundesliga und machte seine beste Partie im Trikot der Roten vermutlich im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund, als er die für ihn ungewohnte rechte Außenbahn bespielte. Die Spielzeit 2014/15 wäre für ihn die Chance zum Durchbruch gewesen, aber nachdem er nur wenige Spielminuten von Pep Guardiola bekam und durchwachsene Leistungen zeigte, war zuletzt nur die Beschreibung »angenehm unauffällig« möglich, was für einen jungen Spieler durchaus ein Lob ist, den Højbjerg-Hype aber abflauen ließ. Nicht zuletzt auch deswegen, weil er seine hervorragenden Leistungen in der dänischen Nationalmannschaft nicht in München zeigen konnte.

Nach seinen Äußerungen im Fußballmagazin Kicker ist offen, ob der junge Mittelfeldspieler auf ein Leihgeschäft oder Transfer innerhalb der Bundesliga drängt. Interessenten für den Dänen gibt es, wodurch der FC Bayern in Zugzwang gerät und unbedingt reagieren sollte.

Hannover, Augsburg oder Mönchengladbach?

Eine gewisse Stammplatzsicherheit wäre wichtig für Højbjerg und nachdem der FC Augsburg ins Blickfeld rückte, bekundete nun auch Hannover 96 verstärktes Interesse am 19-Jährigen und der Kicker bringt Borussia Mönchengladbach ins Gespräch.

Ich finde, dass das ein interessanter Spieler für Hannover 96 ist. Mehr kann ich dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen […] Er ist sicherlich ein Spieler, der für viele Vereine in der Bundesliga interessant ist.
Dirk Durfner (H96) im Sport1-Doppelpass via TZ

Im ersten Moment bieten ihm die genannten Interessenten größere Chancen auf Spielzeit, woran es in München vermutlich noch auf absehbare Zeit scheitert. Schließlich wird beim FC Bayern das Dilemma deutlich: Eine Vielzahl an erstklassigen Spielern an der Grenze zu oder bereits Ü30 versperrt nachrückenden Talenten den Weg. Am deutlichsten wird dies bei Gaudino und Højbjerg, doch während sich ersterer ruhig verhält, schlägt Pierre offensivere Töne an. Eine Veränderung zur Wintertransferperiode ist derzeit sehr wahrscheinlich und auch Berater Sören Lerby unterstützt das Talent:

Ende November werden wir uns zusammensetzen und dann wird man sehen […] Klar ist, dass Pierre regelmäßig Spiele braucht.
Sören Lerby, via T-Online.de am 17.11.14

Sammer und Guardiola müssen moderieren

Nun liegt es am FC Bayern und speziell Matthias Sammer und Pep Guardiola die Situation zu moderieren. Dafür muss eine vereins- und spielerverträgliche Lösung gefunden werden, da keine Spielzeit die Entwicklung Højbjergs einschränkt, ein langsames Heranführen beim hohen Niveau schwierig ist und der Verein darauf bedacht sein sollte, nicht das nächste Top-Talent zu verlieren.

Dieser Fall trat bereits zur Saison 2013/14 ein, als Emre Can zu Bayer Leverkusen wechselte und dem FCB eine Rückkaufoption blieb. Diese verfiel als Can für 12 Millionen Euro zum englischen Vizemeister Liverpool transferierte und sich damit nicht nur aus der Bundesliga verabschiedete, sondern auch dem direkten Zugriff des FC Bayern entzog. Auch Can wurde in der U17, U19 und den Bayern Amateuren ausgebildet, schaffte sein Bundesligadebüt im Trikot des FCB. Ihm konnte im Anschluss nicht ausreichend Profi-Spielzeit ermöglicht werden, sodass er zu einem anderen Klub wechselte. Mit Pierre Emile Højbjerg erleben wir einen ähnlichen Fall.

Der FC Bayern sollte die nächsten Wochen zu Gesprächen mit dem jungen Dänen und seinem Berater nutzen, um eine langfristige Strategie zu entwerfen. Ein Verbleib Højbjergs im aktuellen Kader macht nur dann Sinn, wenn man ihm Entwicklungschancen in Form von Spielzeit bietet und er sie entsprechend nutzt. Oberste Priorität sollte sein, einen Transfer zu vermeiden. Stattdessen bietet sich ein Leihgeschäft an. Fraglich bleibt, ob die interessierten Vereine diese Option wünschen, da der FC Bayern seinen Spieler bei guter Entwicklung in voraussichtlich absehbarer Zeit wieder nach München holen würde.