Guardiolas Werk und Mandzukics Beitrag

Christopher Trenner 16.05.2014

Mario Mandzukic lebt wie fast kein anderer Stürmer von seiner Form und Motivation. Ist diese im »Tief«, dann geht beim eigenwilligen Kroaten fast nichts. Das zeigte sich bereits im Vorjahr und auch während seiner Zeit in Wolfsburg. Damals kam es zum Zerwürfnis mit Felix Magath, weil er ihm eine »versprochene Reise nach Kroatien« gestrichen hatte.

Zur Zeit befindet sich Mandzukic wieder in einer sportlichen und Motivations-Krise. Was schon vor der Streichung aus dem Kader für das Pokalfinale einiges an Fragen aufgeworfen hätte, wird nun zu beantworten sein müssen: Wer stürmt gegen den BVB?

Seine letzte wirklich brauchbare Woche hatte Mario Mandzukic in der Karwoche – vor fast fünf Wochen über Ostern. Er traf im Pokalhalbfinale gegen Kaiserslautern und als Einwechselspieler gegen Braunschweig. Dennoch waren beide Spiele zusammen genommen alles andere als Gala-Auftritte, aber zumindest stimmte die Torquote. Seitdem bekommt der Bayernfan viele letargische bzw. unglückliche Auftritte zu sehen. Dies mag nicht immer selbst verschuldet sein, wie gegen Real Madrid, als in beiden Spielen die spieltaktische Ausrichtung der gesamten Mannschaft versagte und somit auch Mandzukic im Zentrum vollends unterging. Allerdings blieb er zuletzt häufig blass – wohl auch im Traning, so dass Pep Guardiola reagierte und ihn in Hamburg über 90 Minuten auf der Bank ließ. Müller bzw. Götze glänzten indes als Torschützen und Vorbereiter. Der Bankplatz für Mandzukic war in dieser Saison kein Einzelfall. Bereits zum Rückrundenstart ließ Guardiola den Stürmer zu Hause, weil dieser eine »bescheidende« Trainingswoche gehabt haben soll. Auch am Anfang der Saison, als Pep Guardiola einiges ausprobierte, probte Mandzukic während des AUDI-Cups den Aufstand. Böse Grüße an die Bank inklusive. Eine Haltung, die dem Teamspieler Guardiola völlig fremd ist.

Spieltaktisch steckte der Trainer lange Zeit in der Zwickmühle. Es ging nicht dauerhaft mit Mandzukic, aber auch nicht ohne ihn. So versuchte es Pep Guardiola des Öfteren ohne ihn und musste dann doch auf den Kroaten zurückgreifen, um das Spiel zu drehen – so zum Beispiel beim Heimspiel gegen Hertha BSC. Gerade in der Hinrunde rettete Mandzukic das noch nicht perfekt funktionierende Spielsystem das ein oder andere Mal.

Die Gefahr mit Mandzukic in der Sturmspitze war die ganze Saison klar: Findet er nicht zu seinem Spiel, ist er ein Ausfall und behindert somit den Erfolg der gesamten Mannschaft, da dieser viel mehr auf dem Kombinationsspiel beruht als noch im Vorjahr. Gegen Stuttgart fiel mehr denn je auf, wie schwer ihm das »Mitspielen», das Zurückfallen und das auf die Flügel ausweichen fällt. Seine Stärken in der Defensive – bei hohem Pressing – kann er bei 85% eigenem Ballbesitz kaum ausspielen. So hat Mandzukic in dieser Saison weniger Zweikämpfe gewonnen als im Vorjahr (48% zu 44%). Überdies ist der Kroate nicht »mitspielender« geworden. Die Anzahl der gespielten Pässe hat nicht signifikant zugenommen, obwohl sich hier ansonsten das ganze Team steigern konnte. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielern, ist Mandzukic mit der neuen Spielphilosophie nie ganz warm geworden.

Kurz vor Abflug zum Pokalfinale in Berlin strich Guardiola Mandzukic endgültig aus dem Kader. Was 11 Monate und 3 Wochen funktionierte, scheiterte jetzt vor dem großen Saisonfinale. Mit Lewandowski stand seit fast 18 Monate ein Nachfolger im Sturm bereit. Eine Verpflichtung im Sommer scheiterte, obwohl man den BVB mit einer Rekordofferte für einen Spieler mit einem 1-Jahresvertrag lockte. Für Mandzukic eine Demütigung, die er wohl nicht so leicht verkraftet hat, schließlich war er bedeutender Baustein beim Champions League Sieg 2013. Anstelle sich reinzuhängen, gab es vor allem aus Sicht von Guardiola zu oft Dienst nach Vorschrift. Allerdings gelang es auch Pep nicht ihm eine wirkliche Perspektive aufzuzeigen. Guardiola ordnet alles dem Erfolg unter – und verlangt dieses auch von seinen Spielern. Vielleicht ist diese Einstellung nicht allen Spielern zu vermitteln, schließlich müssen Stürmer auch mal egoistisch denken und handeln. Ein Drahtseilakt, den Pep noch nicht dauerhaft bewältigt hat.

So bleibt 24 Stunden vor dem Pokalfinale (erneut) ein Scherbenhaufen bei einem Stürmer im Trikot des FC Bayern zurück. Verein, Spieler, aber auch der Trainer machten dabei nicht immer eine glückliche Figur. Sportlich kann sein Nachfolger im DFB Pokal nochmal ausführlich betrachtet werden…

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  1. Sehr schönes Wortspiel als Titel! Ein Schelm wer darin Wertung findet ;-)

    Aber der Beitrag als solcher ist wieder einmal sehr gelungen. Wie bisher alles, was ihr geschrieben habt. Daher an dieser Stelle von mir ein herzliches Dankeschön! Einfach weil dafür neben faven und retweeten sonst oft zu wenig Zweit bleibt.

    Was das inhaltliche angeht: Ich hatte ja zwischendurch gehofft, dass MM die Herausforderung Lewandowski annimmt. Denn er hat unbestritten seine Qualitäten. Aber es stimmt: Zu Guardiolas Spielsystem passt es nicht perfekt. Ich hoffe nur, dass die ganze Geschichte anders verlief, als in den Medien dargestellt. Ansonsten fände ich das sehr bedauerlich und unseres Vereins unwürdig. Dass man immer wieder mal Spielern keine Perspektive bieten kann, weil ein neuer Trainer kommt, der andere Anforderungen stellt, weil man sich nicht einig wird, oder weil es einfach nicht passt – geschenkt. Aber bitte nicht auf die heute kolportierte Art und Weise.

    Antwortsymbol2 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Es passt leider ins Bild der letzten Wochen. Hier agierte man wenig glücklich. Allerdings haben viele Medienvertreter nur darauf gewartet in verschiedene Kerben zu schlagen. An manchen Stellen natürlich berechtigt – keine Frage, aber vieles ging übers Ziel hinaus. Besonders Pep Guardiola als Trainer dieser Mannschaft wird mir zu sehr angegriffen – Schuld an der Real Niederlage, Schuld am Mandzukic (Abgang) und Schuld an der Formkrise mancher Spieler. Das ist mir an vielen Stellen zu kurz gedacht. Ich hoffe das ist mit diesem Beitrag (u.a. durch die Überschrift) deutlich geworden.

      1. Du hast vollkommen Recht. Deshalb finde ich die Überschrift ja auch geradezu genial!

  2. wie seht ihr das ganz theater um mandzukic. sportlich habe ihr einige dinge aufgezeigt. gebt ihr aber auch wie eine vielzahl von usern pep guardiola eine teilschuld. es stehen da immer so namen wie eto´o oder ibrahimovic im raum, die guardiola früher vergrault haben soll. könnte das auch hier im fall mandzukic so sein?

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Hey Marco,

      schwer zu sagen. Soweit würde ich noch nicht gehen. Natürlich fällt auf, dass Eto’o und Ibrahimovic auch einen schweren Charakter haben, aber bei Mandzukic kommen viele Faktoren zusammen. Zunächst der Verein der mit Lewandowksi eine neue No #1 im Sturm geholt hat, dass wird Mario nicht gefallen haben.

      Allerdings hat es Mandzukic Pep Guardiola alles andere als einfach gemacht. Im Prinzip gab es vom ersten Tag an Stress. Das kann man als Trainer natürlich leichter ertragen, wenn der sportliche Erfolg da ist. Zur Zeit fehlt dieser und da musste wohl Guardiola ein Zeichen setzen. Ob Mandzukic darüber hinaus noch “nebenbei” sich einen neuen Verein gesucht hat, würde ins Bild passen, wäre aber an dieser Stelle reine Spekulation.

      1. eben. es ist viel spekulation dabei was genau vorgefallen ist. mir persönlich ist es eigentlich auch egal was vorgefallen ist. klar mandzukic hat großen anteil an der grandiosen letzten saison, deswegen hat er jetzt aber nicht auf ewig einen freifahrtschein. dennoch bin ich mir sicher das irgendwann der wahre grund durchsickern wird.

        wie hätte sich der verein denn in diesem fall anders verhalten sollen. es war klar das fragen aufkommen warum mandzukic nicht in berlin dabei ist.

    2. Mir gefallen diese Vergleiche überhaupt nicht. Und was wie immer viel zu kurz kommt: Wie trat Mandzukic ggü. Guardiola und dem Team auf? Wie war seine Trainingsmotivation wirklich? War er bereit sich anzupassen.

      Die Umstände dieses Abgangs werfen wieder ein düsteres Licht auf den Verein, aber die oft boulevardesk geführte Diskussion gefällt mir nicht. Vorallem weil es eben auch taktische / Formgründe für den Abschied gibt.

  3. Wieder ein sehr guter Beitrag.Vielen Dank!
    Ich bin wirklich froh das wenigstens einige Fans nicht immer nur gegen Guardiola und alle seine Entscheidungen sind.Mandzukic selbst und auch der Verein sind bei diesem Thema nicht ganz unschuldig.Es werden den vorhandenen Stürmern immer wieder neue Topstürmer vor die Nase gesetzt.Wahrscheinlich möchte man sich einfach nur Absichern wenn Verletzungen bzw Formkrisen eintreten.Aber das Spiel hat doch schon mit Elber angefangen.Für ihn kam Makaay,danach Luca Toni und für diesen Gomez.Der war auch nicht begeistert das man Mandzukic geholt hat.Mit Mandzu und Lewa hätte es wohl in der neuen Saison nur Ärger gegeben.Ich bin der Meinung das unter Pep auch Lewa,Müller und Pizarro als 9er ausreichen…

  4. […] Seine Aussagen bestätigen den auch von uns bereits erwähnten Spieler und Trainer. […]

  5. […] dem von vielen Spielern geschätzten Ottmar Hitzfeld. Dramen um Einzelspieler wie es beispielsweise Pep Gaurdiola mit Mandzukic hatte, sind Ancelotti fremd. So gesehen geht der FC Bayern wieder einen Schritt zurück, um doch […]

  6. […] alles untergeordnet. Wer sich nicht einfügen konnte, musste seinen Platz räumen. Angefangen mit einem latenten Streit mit seinem Stürmer Mario Mandzukic, der vor dem Pokalspiel gegen Borussia Dortmund eskalierte. Über den großen und offen […]

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