Goretzkas Rolle auf der Doppelsechs beim FC Bayern – Eine Szenenanalyse

Louisa Trenner 26.08.2023

Zu den offensiven Qualitäten von zentralen Mittelfeldspielern auf der 6er-Position zählt das schnelle Spiel in die Tiefe, bei dem bestenfalls eine oder mehrere Ketten überspielt werden, um eine möglichst zügige, überraschende Annäherung an das gegnerische Tor zu ermöglichen. Goretzka wird zunehmend für einen Mangel an dieser Fähigkeit kritisiert, häufig heißt es, er sei im Spielaufbau zu langsam.

Wir analysieren im Folgenden eine Szene, aus dem Auftaktspiel der Bundesligasaison 2023/24 zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern, die entsprechende Probleme im Aufbauspiel bei Goretzka exemplarisch zeigt. Die Spielszene wurde auch von Jan Bux auf Twitter aufgegriffen und ist als Gif im Thread eingebettet.

Ausgangssituation

Goretzka holt sich den Ball in der 31. Minute im Spielaufbau in der eigenen Hälfte ab und treibt ihn diagonal nach vorne in Richtung Mittellinie. Er ist dabei nach vorn orientiert und seine Blickrichtung geht immer wieder in die Tiefe in Richtung Coman, Musiala und Kane.

Bild 1: Ausgangssituation. Goretzka treibt den Ball im Spielaufbau zunächst mit Tempo nach vorn.

Auflösung der Szene

Trotz zunächst passender Vororientierung findet Goretzka nicht den richtigen Moment für ein Abspiel. Dadurch muss er Tempo herausnehmen, gerät unter Druck und spielt auf Höhe der Mittellinie einen Ball über wenige Meter unsauber in Kimmichs Rücken.  

Bild 2: Goretzka hat den richtigen Moment für ein Abspiel (in die Tiefe) verpasst. Er gerät dadurch auf Höhe der Mittellinie unter Druck, muss Tempo herausnehmen und spielt einen unsauberen Pass in Kimmichs Rücken.

Wie hätte er die Situation besser lösen können?

Wie von Jan Bux in seinem Thread beschrieben, hat Werder in der Abwehrkette Probleme mit der Übergabe. Ein Bremer Innenverteidiger schiebt in Richtung Musiala vor, wodurch Coman keinen Gegenspieler mehr und viel Raum im Rücken der Abwehrkette hat. Da Goretzka selbst noch im Tempo ist, Coman den Laufweg anzeigt und Goretzkas Blick in dessen Richtung geht, wäre hier der perfekte Zeitpunkt, einen direkten Pass auf Coman zu spielen.

Bild 3: Da der ballferne Bremer Innenverteidiger in Richtung Musiala aus der Kette rückt, entsteht viel Raum für Coman, der zudem keinen direkten Gegenspieler mehr hat. Zu diesem Zeitpunkt ist Goretzka noch im Tempo und könnte den tiefen Ball auf Coman in den Rücken der Bremer Abwehrkette wählen.

In einem auf Ballbesitz ausgelegten Spiel wie dem des FC Bayern nehmen spielstarke 6er eine wichtige Rolle ein. Leon Goretzkas Rolle im Team wird im Konkurrenzkampf mit Konrad Laimer wohl auch davon abhängen, ob und wie sich sein Aufbauspiel entwickelt.

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