Goretzka schießt die Bayern auf den Weg zur 9. Meisterschaft

Georg Trenner 03.04.2021

Falls Ihr es verpasst habt

Nachdem die beiden Teams zuletzt viermal in Folge Remis gegeneinander spielten, konnten die Bayern den Leipzigern diesmal in einem wichtigen Spiel einen Dämpfer verpassen. Durch den 1:0 Auswärtssieg bauen die Bayern ihre Tabellenführung auf sieben Punkte aus. Der Weg zur neunten Meisterschaft in Folge ist klar gezeichnet. In einem intensiv geführten Spiel siegten die Münchner nicht unverdient.

Aufstellungen

Bei den roten Bullen kehrte der künftige Münchner Upamecano nach seiner Verletzungspause in die Startelf zurück. Nagelsmann setzte mit Nkunku, Olmo und Forsberg und dem immer wieder in die Spitze stoßenden Sabitzer erneut auf eine bewegliche “Small Ball”-Offensive, die spielerisch die Probleme der Bayern-Defensive ausnutzen sollte. 

Auf Münchner Seite beantwortete Hansi Flick die im Vorfeld viel diskutierte Frage nach dem Lewandowski-Ersatz mit Choupo-Moting, der den verletzten Stürmerstar ersetze. Auf den Flügeln starteten Sané und Coman, so dass Gnabry zunächst auf der Bank Platz nahm. Im Zentrum setzte Flick auf sein Stamm-Dreieck aus Kimmich und Goretzka hinter Müller. Ohne die gesperrten Boateng und Davies stellte sich die Viererkette fast von selbst auf: Außen verteidigten Pavard und Hernández und innen Süle und Alaba vor Kapitän Neuer.

1. Halbzeit: verdiente Bayernführung 

Beide Teams starteten intensiv ins Spitzenspiel und störten das gegnerische Aufbauspiel mit hohem Angriffspressing. Sobald ein Team es schaffte, dieses hohe Pressing zu umspielen, ergaben sich Räume, um das Mittelfeld schnell zu überbrücken. 

Jedoch gelang es in der ersten halben Stunde keinem der beiden Teams, aus diesen Räume gute Chancen zu kreieren. Manuel Neuer musste in der ersten Halbzeit keinen einzigen Schuss der Leipziger parieren, während der erste Schuss der Münchner aufs Tor von Péter Gulácsi bis zur 38. Minute auf sich warten ließ, dann aber die Führung bedeutete. Kimmich hatte Müller mit einem langen Ball an die Grundlinie innerhalb des Strafraums bedient. Müller ließ Adams ins Leere laufen und legte zurück auf Goretzka, der aus 12 Metern mit einem trockenen Schuss in den Winkel traf. Fünftes Ligator für Goretzka. Fünfzehnter Ligaassist für Müller. 

In der Folge kamen Sané und Choupo-Moting, der sich in der ersten Halbzeit als engagierter Vertreter von Lewandowski präsentierte, zu weiteren Abschlüssen. 

2. Halbzeit: Bayern bringen das 1:0 nach Hause  

Nagelsmann schien die richtigen Worte gefunden zu haben. Seine Bullen kamen furios aus der Kabine, während die Bayern die ersten Minuten nach dem Wiederanpfiff verschliefen. Alleine in den ersten sieben Minuten kam Leipzig durch Nkunku, Sabitzer und Olmo zu besseren Chancen als in der gesamten ersten Halbzeit. 

Doch es blieb beim vergeblichen Anlaufen der Leipziger. Nach etwa 20 Minuten der zweiten Halbzeit konnten die Bayern das Spiel zwar nicht komplett kontrollieren, aber doch entscheidend beruhigen, um die 1:0-Führung über die Zeit zu retten. 

Rein vom optischen Übergewicht und ihren Chancen hätten die Leipziger sich in der zweiten Halbzeit einen Punkt verdient. Gemessen an der Bedeutung eines potentielles Sieges war es aber zu wenig. Letztlich hielten die Bayern dem Druck stand und siegten im Stile der Spitzenmannschaft, die sie sind.

Sieben Punkte Vorsprung haben die Münchner jetzt in der Tabelle auf Leipzig, bei nur noch sieben Spielen. Weiter geht es für die Roten am Mittwoch in der Allianz Arena mit dem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen PSG, die ihre Generalprobe in der Liga mit 0:1 gegen Lille verloren.

Dinge, die auffielen

1. Das Trio Kimmich, Goretzka und Müller trägt den FC Bayern 

Robert Lewandowskis Rekordjagd überstrahlt in dieser Saison vieles beim FC Bayern, nachvollziehbarerweise. Das Vakuum nutzen einmal mehr Thomas Müller, Joshua Kimmich und Leon Goretzka, um ihre Bedeutung für den FC Bayern 2021 zu demonstrieren. 

Die Achse aus Kimmich und Müller ist erfolgsentscheidend für die gesamte Struktur des Spiels. Müllers Rolle als Chefdirigent (und -kommandeur) auf dem Platz, insbesondere im Pressing, kann man nicht genug würdigen. Kimmich zeigt Woche für Woche, dass er aktuell ohne Frage zu den besten Mittelfeldspielern der Welt gehört und sich aus so ziemlich jeder Pressingsituation befreien kann. So war es kein Zufall, dass es Kimmichs Pre-Assist war, auf den Müllers Assist folgte – ein Assist, den in der Form nicht viele Spieler im Weltfußball spielen -, und der Dritte im Bunde Leon Goretzka in Michael-Ballack-Manier aus der zweiten Reihe humorlos vollendete. 

Passend dazu listet Whoscored alle drei Spieler in den Top Ten der notenbesten Bundesligaspieler der Saison auf und kürte den Torschützen Goretzka heute zum Man of the Match. 

2. Von David zu Dayot

Flicks Abwehrchef David Alaba ist auf seiner Abschiedstournee durch die Bundesliga. Er wird den FC Bayern im Sommer in Richtung Ausland verlassen. Es bleiben noch zwei Monate, um sich an der Entwicklung des Eigengewächses zu erfreuen, bevor er den Staffelstab an Dayot Upamecano übergibt. 

Heute absolvierte Alaba sein 274. Spiel im Bayerndress und überholt damit Franck Ribéry als Ausländer mit den meisten Bundesligaspielen für den Rekordmeister. Wettbewerbsübergreifend liegt der Franzose noch drei Spiele vor dem Österreicher, auch dieser Rekord scheint greifbar. 

Alaba machte heute ein gutes Spiel und überzeugte durch seine Spielintelligenz, als er in einer Leipziger Druckphase in der zweiten Halbzeit temporär nach links und in den Sechserraum schob, um dort wichtige Überzahl zu schaffen. Er half so entscheidend dabei, die Leipziger Druckphase zu ersticken. 

Auch sein designierter Nachfolger Upamecano machte ein ordentliches Spiel und deutete an, warum der FC Bayern ihn verpflichtete, nicht zuletzt mit einem taktisch cleveren Foul, das einen Durchbruch von Coman verhinderte.

3. Nagelsmanns Spielereien prallen an Flicks Bayern ab

Mit Choupo-Moting positionsgetreu für Lewandowski verzichtete Flick auf Experimente oder Überraschungen. Auch formativ und taktisch spielten die Bayern wie sie unter Flick immer spielen: 4-2-3-1 und gegen den Ball sehr hohes Pressing. 

Nagelsmann zeigte sich wie erwartet kreativer. Seine Grundformation könnte man am ehesten als 4-1-4-1 mit Tyler Adams als Sechser hinter Sabitzer und Olmo bezeichnen, aber das würde die Leipziger Formation unzureichend beschreiben. Leipzig arbeitete mit vielen Asymmetrien. Olmo spielte höher als Sabitzer. Mukiele als nomineller Rechtsverteidiger interpretierte die Rolle offensiver als Klostermann auf der linken Seite. In Ballbesitz rückte Mukiele regelmäßig nach vorne und Klostermann, Orban und Upamecano bildeten eine Dreierkette. Haidara als Linksaußen spielte deutlich defensiver als Nkunku auf rechts, der regelmäßig neben Forsberg schob. Der nominelle Mittelstürmer Forsberg ließ sich regelmäßig fallen und versuchte die Bayern aus ihrer Formation zu locken, um offene Schnittstellen für Sabitzer in den Bayernverbund zu reißen.

Doch die Bayern ließen sich nicht locken und verteidigten diszipliniert. Vielleicht machte sich bezahlt, dass alle vier Abwehrspieler auch erfahrene Innenverteidiger sind. Die Bayern ertugen das aggressive Pressing der Leipziger stoisch. Sie ließen sich dadurch nicht beirren, dass sie das Spiel nicht wie gewohnt durch Ballzirkulationen kontrollieren konnten, sondern warteten geduldig auf die Chancen, die kommen würden, um das Leipziger Pressing zu umspielen. Die unvermeidlichen erzwungenen Ballverluste kompensierten sie durch gutes Gegenpressing. 

4. Zweiundsechzig 

58 – 59 – 59 plus 1 – 61 – 62. Der FC Bayern traf heute im 62. Pflichtspiel in Folge. Das gelang vor ihnen noch keinem deutschen Team.

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