Borussia Mönchengladbach – FC Bayern 0:2 (0:1)

Steffen Trenner 25.01.2014

Falls ihr es verpasst habt: Bayern startete wie erwartet ohne Martínez, Schweinsteiger und Ribéry in Rückrunde. Arjen Robben kam ebenfalls wie erwartet nur von der Bank. Zumindest dort hätte man auch Mario Mandzukic erwartet – Guardiola verbannte den Kroaten auf Grund schlechter Trainigsleistungen jedoch auf die Tribüne (Meine Einschätzung dazu gibt es hier).  Bayern somit mit der absoluten Small Ball-Aufstellung mit Lahm, Thiago, Shaqiri, Götze, Kroos und Müller in der Offensive. Die Münchener waren von Beginn an bemüht die Vorgaben ihres Trainer umzusetzen waren sehr aggressiv im Gegenpressing und sehr sicher und konsequent im Ballbesitz-Spiel. Götze, der meist in vorderster Front agierte, traf schon nach 6 Minuten den Pfosten. Nur eine Minute später verwandelte der 21-Jährige eine tolle Hereingabe von Müller zum 1:0. Bayern in der Folge weiter mit viel Spielkontrolle, doch Mönchengladbach gelang es immer öfter das gewohnt gefährliche Umschaltspiel aufzuziehen. Neuer verhinderte mit Paraden gegen Kruse (40.) und Arango (45.) den Ausgleich. Bayern bleib auch nach der Pause geduldig und erarbeitete sich nach einer Dreifach-Chance einen Handelfmeter, den Müller sicher verwandelte (53.). Danach lieferten sich beide Teams einen offenen und sehenswerten Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Herrmann vergab zwei große Chancen zum Anschluss, Alaba und Pizarro ebenfalls zwei gute Gelegenheiten zum 3:0. Die Erleichterung bei Guardiola und Sammer nach dem Spiel zeigt wie groß der Respekt vor dieser Gladbacher Mannschaft war.

3 Dinge, die auffielen: 

1. Müller gibt das Tempo vor

„Wir müssen raus aus dem Winterschlaf“ – das sagte Thomas Müller nach der 0:3-Niederlage im Test gegen Salzburg. Ohnehin war es auch gegen Ende des Jahres 2013 immer wieder der Nationalstürmer, der die Gemütslage der Mannschaft nach Außen trug. Von Müdigkeit und einer dringend benötigten Pause war bei Müller nach der Klub-WM mehrfach die Rede. Was der 24-Jährige am Freitag-Abend gegen Mönchengladbach zeigte, war die passende Antwort auf die Ankündigungen der vergangenen Wochen. Müller bot vielleicht seine beste Partie in der Saison 2013/2014 und war am Freitag-Abend der stärkste Spieler auf dem Feld. 11,76 Kilometer standen nach Schlusspfiff für ihn zu Buche. Nur der ebenfalls glänzende Philipp Lahm lief noch etwas mehr auf Seiten der Bayern. Müller wirkte wild entschlossen und gerade das Zusammenspiel und die Positionswechsel mit Götze waren sehenswert. Gerade zu Beginn suchten die Gäste immer wieder den Weg über die rechte Angriffsseite, um den defensiv anfälligen Arango zu attackieren. Müllers Vorlage zum 1:0 war ein Geniestreich, weil keiner der Gladbacher Hintermannschaft mit einem direkten Pass in den Rücken der Abwehr rechnete. Der Rechtsaußen war an 8 der 24 Bayern-Torschüsse beteiligt und gewann 17 Zweikämpfe. Klasse Werte für einen Flügelspieler.

Müller ist wohl der einzige WM-Torschützenkönig der Geschichte, der es trotzdem schafft irgendwie unter dem Radar zu fliegen. Es überrascht doch ein wenig, dass es Müller war, der im Spieljahr 2013 die meisten Scorerpunkte der Münchener sammelte und nun auch die Liga in dieser Saison mit 8 Treffern und 8 Vorlagen anführt. Müller ist in dieser Form unverzichtbar für den FC Bayern.

2. Shaqiri überzeugt nicht komplett

Durch den Ausfall von Ribéry bekam Xherdan Shaqiri mal wieder eine Chance sich von Beginn an zu zeigen. Restlos überzeugen konnte der Schweizer jedoch auch gegen Mönchengladbach nicht. Es ist nicht so, dass er auffällige Fehler macht, aber ihm fehlt gerade gegen tiefstehende Gegner häufig die Durchschlagskraft. Mich beschleicht nicht selten das Gefühl, dass Shaqiri in einer Mannschaft mit der Ausrichtung Borussia Dortmunds zu einem internationalen Klasse-Spieler reifen würde, der in der Bundesliga 10-15 Tore schießt und 10 Tore vorbereitet. Er braucht ein wenig Platz vor sich, um mit seiner Power und seiner Dynamik Gefahr entfalten zu können. An der Außenlinie klebend, wie über weite Strecken gegen die Borussen, fällt es ihm deutlich schwerer seine Stärken zur Geltung zu bringen. 3 Torschüsse und 2 Torschussvorlagen sind in Ordnung, aber auch nicht viel mehr. Es wird in den kommenden 1 1/2 Jahren beim FC Bayern auch um die Frage gehen, wer die älter werdenden Ribéry und Robben auf dem Flügel ersetzen kann. Gerade in puncto Torgefahr. Noch bin ich nicht überzeugt, dass die Antwort auf diese offene Frage Shaqiri heißt.

3. Zwei Probleme im Münchener Spiel

Der Sieg war wichtig. Der Sieg war verdient, aber er darf auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nach wie vor zwei auffällige Probleme im Münchener Spiel gibt. Beide sind auch schon in der Hinrunde immer mal wieder aufgefallen und sollten in den Mittelpunkt der Trainingsarbeit in den kommenden Wochen gerückt werden.

Zum Einen muss es Guardiola zu denken geben, dass sich Mönchengladbach trotz deutlicher Unterlegenheit im Ballbesitz insgesamt 5 Großchancen erspielen konnte. Das Muster ist immer wieder das Gleiche. Bayern geht enormes Risiko im Pressing und versucht gegnerische Angriffe schon 60-70 Meter vor dem eigenen Tor zu ersticken. Das gelang gegen Mönchengladbach gerade nach Ballverlust auch meistens sehr gut. Problematisch war es dann wenn Bayern in einem Bereich des Spielfelds mit drei oder vier Spielern zupresst und sich Mönchengladbach dennoch spielerisch befreien konnte und in den Rücken der pressenden Bayern Offensive kam. Daraus entstanden mehrfach 4:4 oder 4:5-Situationen die eine Mannschaft wie Gladbach exzellent nutzen kann. Dante (27) und Boateng (13) mussten mehr Zweikämpfe führen als ihre Pendants Stranzl (25) und Dominguez (13) – auch das spricht für das beschriebene Problem. Guardiola nimmt dieses Risiko und die 1:1-Situationen der Innenverteidiger bewusst in Kauf – das ist auch in Ordnung – dennoch sollte es zumindest nach einer 2:0-Führung einen Plan B geben, der es den Münchenern erlaubt das Risiko herunterzufahren. Die Mönchengladbacher Chancen auf ein spätes 1:2 waren unnötig vor allem Bayern auch beim 2:0 weiter ein riskantes Pressing spielte. Die Balance muss hier stimmen.

Das zweite Problem offenbarte sich zwischen 20. und 60. Minute. Dem FC Bayern gelang es in dieser Phase nicht mehr den Ballbesitz in gefährliche Abschlussmöglichkeiten umzusetzen. Was blieb waren Fernschüsse und die ein oder andere gefährliche Flanken-Situation, die aber auf Grund fehlender Abnehmer im Zentrum völlig verpufften. Erst als Gladbach nach dem 2:0 immer mehr aufmachte, ergaben sich wieder Möglichkeiten. Es ist die Königsfrage im Prinzip Guardiola. Nur wenn Ballbesitz zur Torchancen führt ist der große Aufwand des Bayern-Spiels zu rechtfertigen. Sollte Guardiola dauerhaft auf eine Variante ohne echten Zielspieler setzen fällt die Option den Gegner durch Flanken unter Druck zu setzen weg. Auch Konter und schnelles Umschalten scheinen von Guardiola im Moment nicht gerade forciert zu werden. Anders lässt sich die Zurückhaltung der Bayern bei einigen guten Kontergelegenheiten nicht erklären. Dies wird weiter genau zu beobachten sein. Jedenfalls sollte sich niemand von einer Torschuss-Bilanz von 24:10 blenden lassen. Was echte Torchancen anbelangt war der Unterschied wesentlich geringer.

Gelegenheit dafür gibt es schon am Mittwoch beim nächsten Auswärtsspiel in Stuttgart.

Borussia M’gladbach ter Stegen – Korb, Stranzl, Dominguez, Wendt – Kramer, Xhaka – Herrmann (76. Hrgota), Arango – Raffael – Kruse
Ersatz Heimeroth, Nordtveit, Younes, Rupp, De Jong, Daems
FC Bayern Neuer – Rafinha, Boateng, Dante, Alaba – Lahm – Müller, Thiago, Kroos (87. Hojbjerg), Shaqiri (79. Robben) – Götze (81. Pizarro)
Ersatz Starke, Contento, Sallahi, Weiser
Schiedsrichter Peter Gagelmann (Bremen)
Zuschauer 54.000 (ausverkauft)
Tore 0:1 Götze (7.), 0:2 Müller (53., Handelfmeter)
Gelbe Karten Wendt, Kramer / Kroos