Generation Lahmsteiger: Heute vor 6 Jahren

Justin Trenner 23.04.2019

Die Erinnerungen an diesen tollen Abend nehme ich zum Anlass, euch den Abschnitt aus Generation Lahmsteiger zum Besten zu geben, der sich mit dem 4:0-Sieg der Bayern beschäftigt.

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Leseprobe: FCB 4:0 FCB

Im Halbfinale wartete der FC Barcelona auf die Bayern. Anders als 2009 hatte ich diesmal eher das Gefühl, dass sich hier zwei Mannschaften auf Augenhöhe begegnen könnten. Das lag auch daran, dass Barcelona und Pep Guardiola seit 2012 getrennte Wege gingen. Die Katalanen hatten zwar immer noch Iniesta, Xavi, Messi und vor allem Busquets, aber es deutete doch viel darauf hin, dass in Barcelona eine Ära zu Ende ging. Die Bayern dagegen befanden sich auf einem Höhepunkt ihres Schaffens. Die Verletzung von Kroos machte Arjen Robben endgültig zum Stammspieler. Gegen Barcelona schien es ohnehin eine kluge Entscheidung zu sein, auf beiden Seiten mit schnellen Dribblern zu agieren, und der Niederländer war extrem motiviert. Darüber hinaus musste Heynckes Mario Mandžukić ersetzen, der wegen einer Gelb-Sperre fehlte. Das war die große Bühne für Mario Gómez, der geduldig auf diese Chance wartete. »Jeder wird gebraucht« – das ist mehr als nur ein Spruch.

Das Spiel verlief schließlich komplett surreal. Mit einem 4:0-Sieg der Bayern hatte nun wirklich niemand gerechnet. Allerdings täuscht die Höhe des Erfolgs auch ein bisschen über die Realität hinweg. Barcelona fehlte zwar das gewisse Etwas, aber sie spielten nicht annähernd so katastrophal wie die Bayern 2009. Gerade das Mittelfeldduell zwischen Xavi, Iniesta, Busquets und Martínez, Schweinsteiger, Müller war sehr interessant. Martínez ließ Iniesta kaum eine Chance. Immer wenn der Superstar vom FC Barcelona den Ball hatte, spürte er schon den Atem des Basken. Selten gab es einen Spieler, der Iniesta so wirkungsvoll aus dem Spiel nehmen konnte wie Martínez. Wenn man sich die Halbfinals nochmal ansieht, muss man lange nach Iniesta suchen. Schweinsteiger wiederum machte gegen den Ball alles, was sein Pendant ihm an Arbeit übrigließ, und konzentrierte sich sonst darauf, das Aufbauspiel zu lenken.

Über Jahre hinweg hatte Barcelonas Pressing zum Besten und Variabelsten gehört, was der Fußball zu bieten hatte. Auch gegen die Bayern versuchten sie es mit einem flexiblen Angriffspressing. Meist ließen sie nur einen Innenverteidiger der Bayern offen, um diesen dann beim Anspiel unter Druck zu setzen. Schweinsteiger reagierte darauf sehr clever. Er ließ sich zwischen die Innenverteidiger fallen, und verteilte die Bälle aus der Tiefe. Damit ergaben sich Räume hinter der ersten Pressinglinie des Gegners. Für die Bayern war das einer der Schlüssel zum Sieg. Viel wichtiger aber war die Akzeptanz, dass Barcelona das bessere Positionsspiel hatte. Aus dieser Einsicht war klar, dass die Katalanen ein Ballbesitzduell für sich entscheiden würden. Am Ende hatten die Bayern dann auch nur eine Ballbesitzquote von 34 Prozent – aber 15 Abschlüsse und Barcelona lediglich vier.

Gegen den Ball richtete Heynckes seine Mannschaft in einem extrem engen 4-4-2 aus. Aufgrund der tiefen Positionierung kann auch von einem 4-4-2-0 gesprochen werden, wobei die 0 für eine Leerstelle in der Offensive steht. Die Münchner blieben aber nicht passiv in der eigenen Hälfte und ließen Barcelona kommen: Sie verschlossen die Zentrale mit einer kompakten Formation, verschoben intelligent von einer Seite zur anderen und jagten die Katalanen, sobald sie einen Gegenspieler auf den Außenbahnen isoliert hatten. Es war eine der besten Defensivleistungen, die ich von den Bayern je gesehen habe. Selten zuvor wirkte Barcelona so ideenlos.

Allerdings muss auch erwähnt werden, dass die Bayern das Glück auf ihrer Seite hatten. Beispielsweise beim 3:0, als Thomas Müller Jordi Alba regelwidrig wegdrückte und Robben freie Bahn hatte. Aber auch jenseits des Glücks waren Einstellung, Wille und taktisches Verhalten der Bayern zu gut für den Gegner. Für Jupp Heynckes und sein Team lief an diesem Abend einfach alles. Gómez, der vor der Saison degradiert worden war und dessen Wechsel jeder verstanden hätte, machte ein großartiges Spiel, erzielte sogar ein Tor.

Für mich schloss sich mit diesem 4:0 ein kleiner Kreis. Als ich 2009 vor dem Fernseher saß, war ich fassungslos. Als ich 2013 vor dem Fernseher saß, war ich genauso fassungslos, aber aus anderen Gründen. 2009 war ich unfassbar traurig über eine Mannschaft, die wie ein Haufen voller Individualisten wirkte. 2013 war ich unfassbar froh über einen Kader, der ersichtlich gemeinsam an einem Ziel arbeitete. Es dauerte dann noch eine ganze Weile, bis ich richtig realisierte, dass die Bayern gerade die beste Mannschaft der Welt mit 4:0 geschlagen hatten. Das Spiel fühlte sich an wie ein Rausch. Von einem emotionalen Höhepunkt ging es Schlag auf Schlag zum nächsten. Ich konnte einfach nicht glauben, was die Mannschaft dort auf den Rasen zauberte. Etwa als Barcelona den Ball im Münchner Strafraum an Ribéry verlor und der Franzose mit einer Körpertäuschung Messi links liegen ließ: Der purzelte auf sein Hinterteil und konnte sich fortan den rasend schnellen Konter der Bayern aus der Distanz ansehen.

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