Zum Geburtstag des FC Bayern: Wie aus Turnern Fußballer wurden – „Reinliche Scheidung“ vor 100 Jahren
Am 27. Februar vor genau 124 Jahren, lange bevor Spieler wie Harry Kane oder auch Franz Beckenbauer gegen den Ball traten, wurde der FC Bayern in der Münchner Maxvorstadt gegründet.
Die Bayern waren damit Teil der aufstrebenden Sportart Fußball, die in Deutschland schnell zur populären Massensportart wurde. Zu Beginn des 20 Jahrhunderts waren viele Fußballmannschaften innerhalb von bestehenden Turnvereinen organisiert, doch vor 100 Jahren sollte sich dies ändern.
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Turner oder Sportler?
Während Fußball früh ein Sport für die Arbeiterschicht war, galt das Turnen in den etablierten Turnvereinen als bürgerliche und nationale Körperertüchtigung. Insbesondere der Wettkampfcharakter wurde von Anhängern der Turnerschaften abgelehnt. Hier unterschied man zwischen „Turnern“ und „Sportlern“, wobei zu den „Sportlern“ die eher moderneren und kompetitiveren Sportarten nach englischem Vorbild zählten.
Der FC Bayern konnte sich in München und Umgebung schnell etablieren und somit auch viele Mitglieder generieren. 1906 beschloss man den Beitritt zum Münchner Sport-Club und gründete innerhalb dessen eine eigenständige Fußballabteilung.
Nach dem ersten Weltkrieg entschloss sich der damalige Vorstand Kurt Landauer für den Übertritt zum Turnverein Jahn München, der daraufhin Turn- und Sportverein Jahn München heißen sollte. Grund hierfür war, dass man sich bessere Sportstätten auf einem ehemaligen Golfplatz in Schwabing erhoffte.
Die „reinliche Scheidung“ 1923
Die Turner schauten argwöhnisch auf das Treiben der Sportler und insbesondere der Fußballer, da deren Popularität immer mehr das klassische Turnen verdrängte. Als Folge eines Konflikts, bei denen der bisher übergeordnet organisierte Turnverband befürchtete ein Fachverband für eine einzelne Sportart zu werden, beschloss dieser, Turnen und Fußball strikt zu trennen.
In der sogenannten reinlichen Scheidung von 1923 wurde festgeschrieben, dass Fußballabteilungen innerhalb von Turnvereinen nicht mehr an Wettkämpfen des Deutschen Fußballbundes teilnehmen dürfen.
Der FC Bayern München wird eigenständig
Daraufhin trennten sich die meisten Fußballabteilungen von ihrer Organisation innerhalb der Turnvereine, da sie ansonsten nicht mehr an den gewohnten Wettkämpfen teilnehmen konnten. 1924, also vor 100 Jahren, trafen auch die Bayern die Entscheidung sich auszugliedern und traten seitdem unter dem Namen FC Bayern München auf. Diese Eigenständigkeit eröffnete dem Verein viele Möglichkeiten, die man nutzte, um den Erfolg des Vereins weiter voranzutreiben.
Der TS Jahn München ist heutzutage Heimat von Sportarten wie Karate, Tischtennis und Basketball in der Bayerischen Landeshauptstadt. Internationale Bekanntheit wie die ehemalige Fußballabteilung des Vereins erlangte die Turnerschaft nicht.
Doch während dort der Breitensport eine Heimat hat, überlegt vielleicht momentan so mancher an der Säbener Straße, ob in der aktuellen Lage des FC Bayern nicht vielleicht doch Tischtennis die ruhigere Sportart ist.