“Eine erfolgreiche Frauenfussballabteilung würde dem Verein sehr gut zu Gesicht stehen”
Die FC Bayern Frauen überwinterten auf dem dritten Tabellenrang hinter dem VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim. Nach dem ersten Spieltag der Rückrunde ist man nun punktgleich mit den Kraichgauern. Wie ist die bisherige Saison der Münchnerinnen zu bewerten?
Am ehesten läßt sich das vielleicht noch mit “weder Fisch noch Fleisch” beschreiben. Einerseits mussten neue Spielerinnen integriert und alte ersetzt werden. Zudem kam mit Jens Scheuer auch ein neuer Trainer. Das alles, wie man weiß, braucht bekanntlich Zeit. Dennoch vermochte das Team, gemessen an der Qualität, selten spielerisch zu überzeugen. Zu oft wurden auch viel zu viele Chancen liegen gelassen.
„Eigentlich hatte man sich erhofft, dass Scheuer die Mannschaft auf ein neues Level heben könnte“
Vor der Saison kam mit Jens Scheuer aus Freiburg ein neuer Trainer in die bayerische Landeshauptstadt. Wie muss man die bisherige Amtszeit von Scheuer einordnen? Was hat sich im Vergleich zu seinem Vorgänger am meisten geändert?
Aus meiner Sicht hat sich nicht viel verändert. Und das ist bedauerlich. Denn eigentlich hatte man sich irgendwie erhofft, dass Scheuer die Mannschaft auf ein neues Level heben könnte, welches nötig ist, um den Wolfsburgerinnen Pokal und Meisterschaft streitig zu machen. Vorgänger Wörle sagte man nach, dass er keinen Plan B habe. Bei Scheuer konnte ich bisher auch keinen erkennen. Auch wenn man als Trainer der FC Bayern Frauen nur selten einen Plan B braucht.
Welche Art von Fußball lässt er spielen? Ist erkennbar, dass mit Scheuer nun ein Schritt in die richtige Richtung gegangen wurde?
Leider kann ich Letzteres nicht erkennen. Ich bin kein Trainer, kein Taktiknerd und ich bin nicht Scheuer. Aber im zweiten Halbjahr 2019 habe ich mir doch oftmals verwundert bei seinen Aufstellungen den Kopf gekratzt. So wurden Spielerinnen teilweise auf falschen Positionen eingesetzt und hinzu kommt noch die Rotation im Tor. Einmal war Schlüter die Nummer 1, dann wieder Benkarth. Insgesamt kam mir die Elf von Scheuer auch bisher sehr verunsichert vor. Das machte sich vor allem in den Spielen gegen Wolfsburg bemerkbar.
(Foto: Sven Beyrich / El Loko Foto)
Ansonsten kann ich bisher keinen großen Unterschied zu Vorgänger Wörle erkennen, was die Spielweise betrifft. Mit Spielerinnen wie Magull und Dallmann sollte man sich eigentlich gut durch dicht gestaffelte und tief stehende Gegner kombinieren können. Davon habe ich bisher aber zu wenig gesehen. Auch die schnellen Außen kommen mir zu wenig zur Geltung. Da könnte man öfter bis zur Grundlinie gehen, wenn es durch die Mitte nichts wird.
„National sogar besser aufgestellt als der große Konkurrent aus Wolfsburg“
Im Männerbereich ist der deutsche Rekordmeister unangefochtener Branchenprimus. Wie ist der Kader der Bayern Frauen im nationalen und internationalen Vergleich zu bewerten?
Der Kader besteht und bestand in den letzten Jahren fast ausschließlich aus Nationalspielerinnen. Doch obwohl man zum Beispiel mit Giulia Gewinn die beste Nachwuchsspielerin der WM im letzten Jahr im Kader hat, ist dennoch keine Spielerin dabei, die ich aktuell zu den Top-50 der Welt zählen würde. Betrachtet man die Qualität der einzelnen Spielerinnen im gesamten Kader, ist man national eigentlich sogar besser aufgestellt als der große Konkurrent aus Wolfsburg. International gehört man sicher zu den besten 20 in Europa – und der Welt.
Wenn wir uns auf einzelne Spielerinnen fokussieren: Wer konnte überraschen? Wer enttäuschte eher? Welche Transfers haben gesessen? Wer kann in der Rückrunde noch überraschen?
Enttäuscht hat von den Neuzugängen eigentlich niemand wirklich. Emily Gielnik und Ali Riley kamen bisher kaum zum Einsatz. Und Ali hat die Bayern ja, leider, schon wieder verlassen.
Gwinn, die mit Scheuer aus Freiburg kam, wurde zwar zuletzt durch eine Schulterverletzung zurückgeworfen, lieferte bis dahin aber ab und ist die erwartete Verstärkung. Amanda Ilestedt scheint auch so langsam ihren Platz in der Mannschaft gefunden zu haben. Bei Caro Simon geht noch mehr, aber immerhin wusste sie zuletzt mit einigen schönen Toren zu überzeugen. Beerensteyn ist inzwischen eine richtige Maschine und trifft jetzt auch endlich regelmäßig. Ich hoffe, dass ihr auslaufender Vertrag verlängert wird und sie nicht auch noch zu “FC Bayern III”, also Arsenal, wechselt.
(Foto: Sven Beyrich / El Loko Foto)
Wenn ich eine Spielerin herausheben müsste, dann die 19-jährige Sydney Lohmann. Unter Wörle avancierte sie, für eigentlich alle völlig überraschend, zur Stammspielerin. Was sie seit dem im Mittelfeld abliefert, ist der absolute Wahnsinn. Sie ist der perfekte Klon aus Kapitänin Leupolz und der zu PSG gewechselten Däbritz. Ihre Leistung überrascht mich jedes Mal aufs Neue.
„Platz Zwei muss ganz klar das Ziel sein“
In der Champions League trifft man im Viertelfinale auf den größtmöglichen Namen: Olympique Lyon. Die Französinnen hatten zuletzt viermal die europäische Krone erringen können. Mit welcher Zielsetzung muss man in diese Spiele gehen? Gibt es überhaupt eine realistische Chance auf ein Weiterkommen?
Eine Chance hat man immer, aber ich würde ganz klar sagen: Nein. Von Außen betrachtet sollte die Zielsetzung sein mit so wenig Gegentoren wie möglich aus den beiden Partien herauszukommen. Intern wird man sich sicherlich etwas ausrechnen, und dies auch entsprechend öffentlich kommunizieren. Beide Teams dürften sich auch klar ihrer Rollen bewusst sein. Aber völlig egal, wie das Hinspiel ausgehen wird, und auch wenn Lyon ohne Ada Hegeberg (Kreuzbandriss) antreten müssen wird, sollte man es sich keinesfalls nehmen lassen und die Gelegenheit nutzen, die aktuell beste Vereinsmannschaft im Frauenfußball, am Campus spielen zu sehen.
Im DFB-Pokal musste man gegen Topfavorit VfL Wolfsburg bereits die Segel streichen. Die Meisterschaft scheint passé und in der Champions League steht man vor dem Aus. Welche Ziele kann die Mannschaft für die restliche Saison noch haben?
Da es erst ab der kommenden Saison einen dritten Startplatz in der Champions League geben wird, muss diese Saison ein zweiter Platz her, um sich am Ende wieder für Europa qualifizieren zu können. Das muss ganz klar das Ziel sein. Allerdings muss man in der Rückrunde auch noch sowohl gegen die TSG aus Hoffenheim als auch gegen Wolfsburg antreten. Dies aber glücklicherweise zuhause am Campus.
„Stellenwert der Liga: Nicht die großen Stars, nicht das große Geld“
2015 gewann letztmals eine deutsche Frauenmannschaft die Champions League. Die Halbfinalbegegnungen lesen sich mittlerweile wie das Who-is-Who des internationalen Männerfußballs. Wurde der deutsche Frauenfußball in Europa mittlerweile abgehängt?
Das kommt sicher auf die Betrachtungsweise an. Ich denke, dass die Frauen-Bundesliga von der Qualität her und in der Breite, neben der Englischen FA WSL, immer noch die beste Liga in Europa ist. Aber man muss aufpassen und es wird in den nächsten Jahren nicht einfacher werden. Es werden immer mehr alte Bekannte aus dem Herrenfussball auch in den Frauenfußball drängen. Also noch mehr als ohnehin schon. So bastelt ja auch Real Madrid, aktuell noch unter dem Namen CD Tacón, schon an einem Team der Galacticas.
(Foto: Sven Beyrich / El Loko Foto)
Man muss allerdings immer sehen, wie nachhaltig das alles ist. Und ich denke, dass da die Frauen-Bundesliga auf lange Sicht, am nachhaltigsten sein wird. Vermutlich wird sich der Stellenwert unserer Liga am Ende, vergleichbar zu der Herren-Bundesliga, einpendeln. Nicht die großen Stars, nicht das große Geld. Aber viele interessante Spielerinnen und Talente, die dann zum Geld verdienen, in das Ausland wechseln.
Unser gelegentlicher Autor Christian veröffentlichte letztens in seinem Blog einen offenen Brief an den neuen Präsidenten Herbert Hainer. In diesem ging er gezielt auf die Rolle der Bayern Frauen ein. Sollte der FC Bayern – wie auch andere europäische Top-Klubs – deutlich verstärkt in den Frauenfußball investieren?
Es ist ein zweischneidiges Schwert. Dass viele europäische Top-Klubs in den Frauenfussball investieren, sehe ich durchaus auch mit einem weinenden Auge. Die Schere, welche wir von den Männern kennen, wird so bei den Frauen noch schneller aufgehen, als dies bei den Herren der Fall war. Reine Frauenfussballvereine, davon gibt es in München ja auch einen, oder kleine Klubs wie die SGS Essen, oder der SC Sand, werden es dann halt einfach auch schwerer haben. Und entweder wohl nie wieder Erstliga-Fußball spielen können oder nur noch von Europa träumen.
Was den FC Bayern betrifft, ja klar, das sollte er auf jeden Fall. Man tut dies bei den Männern, um an der europäischen Spitze dran zu bleiben, warum sollte man das auch nicht bei den Frauen? Beide sind Teil der AG. Der Etat der Frauen beläuft sich auf geschätzte 3,5 Millionen. Der von Wolfsburg liegt bei etwa fünf Millionen. Gemessen an den Männern, ist das Taschengeld. Selbst die kolportierten zehn Millionen bei Lyon wirken da noch verhältnismäßig schmal. Und Letztere sind DAS Aushängeschild im Frauenfußball.
Die Frauenabteilung des FCB gibt es (offiziell) seit 1970. Mit der Aufhebung des Verbots für Frauenfussball durch den DFB im gleichen Jahr, waren die FCB-Frauen eine der ersten in Deutschland. Frauenfussball hat also eine lange Tradition beim FC Bayern. Selbst Maria Meissner, die als “Pokalputzerin” späten Ruhm erlangte, ist Teil der Geschichte der FC Bayern Frauen. Nicht zuletzt schreiben wir das Jahr 2020. Der FC Bayern steht für seine Geschichte. Für Offenheit, Gleichberechtigung und Toleranz. Eine erfolgreiche Frauenfussballabteilung würde dem Verein sehr gut zu Gesicht stehen. Insofern gebe ich Christian völlig recht. Aber es scheint mir doch noch ein langer Weg, innerhalb des Vereins, und auch der Fans, zu sein, bis man wirklich ganz oben ankommen kann. Oder will.
Finde ich auch unverständlich.
Es kann doch kein Problem sein das Budget auf OL Level anzuheben oder zumindest dem von WOB.
Traurig das man auch in dem Bereich hinterherhinkt. Die Infrastrukturen sind doch top.
Wusste nicht das die Damen in der AG aufgehängt sind- dann ist Hainer ja nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner sondern eher KHR?
Ist Salihamidzic als Sportdirektor auch für die Damen verantwortlich?
Bewirkt er irgend etwas?
Sollte die teammanagerin Krüger eventuell übernehmen?
1. Die Infrastrukturen für die Frauen ist in der Tat top. Da musst du in Europa lange suchen. ISt allerdings auch erst seit dem Campus so. Vorher trainierte man in Ascheim.
2. Leiterin der Abteilung ist Karin Danner. War in den 70er/80ern selber Spielerin beim FCB. Darunter kommt als Managerin Bianca Rech. Ebenfalls ex-Spielerin und davon 4 bei den Bayern. Brazzo hat hier also nix zu sagen.
3. UH hat sich als Präsident des e.V. auch stellenweise bei den Frauen reingehangen. Insofern, dürfen sich da Hainer, KHR und demnächst Kahn, auch gerne Äußern und Dinge voranbringen.
Schau mal nach den Namen:
Karin Danner
Bianca Rech
Alexandra Milchgießer
Nebenbei denke ich, dass das Budget garantiert das geringste Problem der FCB Frauen ist.
Mehr dazu im nächsten Post.
Erst einmal Danke, dass ihr Euch mal wieder mit den FCB Frauen beschäftigt. Ich finde ein gutes Interview zu dem Thema, dass m.E. auch einige Probleme aufzeigt.
Ich hatte mir auch von Jens Scheuer erhofft, dass er die Mannschaft deutlich weiterentwickelt und auch einen Plan B aufbaut. Häufig gewinnen die FCB Frauen nicht wegen einer guten Taktik, sondern einfach weil die Spielerinnen individuell ihren Gegnerinnen deutlich überlegen sind und so dann mal ein Fernschuß von Caro Simon, eine Lyneth Beerensteyn, die sich durchtankt oder duch eine Melly Leupolz, die mit all ihrer Routine und Klasse dann doch den entscheidenden Ball über die Linie bringt.
Die Kaderplanung finde ich im Grundsatz gut und nachvollziehbar. Mit Melly hat man z.B. eine extrem wichtige Spielerin gehalten, mit Magull, Simon und Dallmann, für die Zukkunft nun Lea Schüller, sich gut verstärkt. Auch Verpflichtungen wie in den vorhergehenden Saisons, wie Kathrin Hendrich, Simone Laudehr oder Laura Benkarth machen für mich Sinn. Man hat da extrem viel Erfahrung und sichere Leistung eingekauft.
Das man Zinsberger, Meier, Schnaderbeck, Miedema an Arsenal und Däbritz an Paris verloren hat, hat wohl weniger mit dem Budget oder schlechter Planung der Verantwortlichen zu tun, als damit, dass beide Vereine den Spielerinnen neben sicherlich auch mehr Geld, auch weitere spannende Möglichkeiten bieten. Angefangen mit dem Charme von London und Paris. Der FCB hat aktuell wohl für viele Spielerinnen den Ruf, ein Top-Verein zu sein, von dem aus man sich dann nach einigen Jahren nochmals verbessern kann. Quasi vom BVB/Leverkusen zum FCB, Madrid oder Barcelona. Den Stand diser Männervereine hat der FCB bei den Frauen (noch) nicht. Da sind Paris, Lyon und auch Arsenal weiter, nicht zu vergessen die starke Liga in den USA.
Andere Entscheidungen verstehe ich nicht. Wieso z.B. Carina Schlüter verpflichten und somit die DFB-Nummer 3 (Benkarth) und DFB-Nummer 5 (eben Schlüter) zu haben. Wenn ich mir ansehe in welcher „Schießbude“ Merle Frohms steht, dann frage ich mich, warum die nicht im Bayern Tor steht. Hat man Schlüter so einen riesigen Sprung zugetraut oder war Frohms nicht zu bekommen?
Im Zusammenhang mit der Verpflichtung von Lea Schüller habe ich mich auch gefragt, warum man nicht Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um nicht auch Lena Oberdorf zu bekommen. Die kratzt mit ihren 18 Jahren auf der Sechs und in der Innenverteidigung jetzt schon an der Weltklasse. Wäre m.E. eine absolut sinnvolle Verpflichtung, auch im Hinblick auf die nicht mehr ganz jungen Spielerinnen/recht verletzungsanfälligen Spielerinnen, die der FCB auf diesen Positionen hat.
Aktuell ist aber meine größte Kritik tatsächlich die am Trainerteam. Das Hin und Her zwischen Schlüter und Benkarth hat beide schlechter gemacht, die Abwehr ist auch häufig unsicher/nicht eingespielt. Wohl zum einen, wegen der mehrmalilgen Wechsel auf der Torhüterinnenposition, zum anderen aber auch, weil in der Abwehr fröhlich rotiert wird.
Dazu kommt dann im Mittelfeld häufig ein Passspiel, wo man sich fragt, wieso gestandene Nationalspielerinnen fünf Meter Pässe um gefühlt sechs Meter daneben spielen, immer wieder Mißverständnisse auftreten, alles natürlich mit resultierendem Ballverlust und dann einem Konter oder dem fehlenden sicheren Tor(abschluß), weil der letzte Pass nicht kommt.
Das alles macht häufig einen recht konfusen Eindruck, der unterstützt wird, wenn Melly oder Caro dann aus 30 Metern aus reiner Verzweiflung aufs Tor ballern, weil mal wieder keine Anspielpartnerinnen da sind. Aufgrund ihrer Technik/Kraft treffen sie gelegentlich sogar, aber zu 99 % hilft so eine Verzweiflungstat auch nicht weiter.
Eigentlich hat man mit Gwinn und Simon echte „Waffen“ auf den Außen, mit Leupolz, Magull und Dallman ein technisch überragendes Mittelfeld, mit Ilestedt, Wenninger und Laudehr extrem viel Erfahrung und mit Beerensteyn und Damjanovic zwei echte „Kanten“ in der Offensive. Dazu Spielerinnen wie Lohmann, die jetzt schon Top sind und für die Zukunft eine herausragende Entwicklung versprechen. Ich frage mich immer wieder, so auch letzte Woche, warum Scheuer daraus so wenig macht.
Danke für die beiden Kommentare. Besonders nach dem zweitem habe ich innerlich applaudiert. Ich persönlich finde es auch schade, dass sich „Mia San Rot“ so selten dem Thema annimmt, seit dem Jolle weg ist.
Ich kann das vor allem auch in der Abwehr alles nicht nachvollziehen. Ist ja nicht so, dass alle Spielerinnen für Scheuer Neuland gewesen wären, und er erst mal schauen muss. Laudehr im Zentrum der Abwehr finde ich suboptimal. Das macht Gößling bei Wolfsburg, als vergleichbare Spielerin, besser. Das geht gegen schwächere Gegner immer mal wieder gut. Aber gegen Gegner wie zum Beispiel Wolfsburg, offenbaren sich für mich da die schwächen einer nicht „gelernten“ Abwehrspielerin.
Was Oberdorf betrifft, bin ich auch voll bei dir. Aber darf halt auch nicht vergessen, dass im FF oftmals andere Umstände eine Rolle spielen als bei den Herren. Im Falle von Oberdorf also die Schule.
Ansonsten glaube ich, dass man bei den Bayern zum Beispiel das Scouting verbessern könnte. Was da Wolfsburg immer aufs Parkett legt, siehe zum Bsp. aktuell mit Engen, ist echt gut. Die haben zwar den höhren Etat, aber auch gefühlt die unbekannteren Spielerinnen im Vergleich zum FCB. Caro Hansen geht. /o\ Who cares. Gunnarsdóttir geht? /o\ Who cares. Dafür haben sie jetzt schon Engen. Fischer geht? /o\ Who cares. Dafür holt man mal eben Bloodworth. Alles passt und läuft wie ein Uhrwerk. Klar, ohne Pajor und Harder wäre aber dann auch Wolfsburg nur noch die Hälfte Wert.
Die NWSL sehe ich übrigens nicht wirklich als große „Bedrohung“.
@ Sven: Da kann ich Dir insgesamt nur zustimmen. Bei Lena Oberdorf hatte ich nicht dran gedacht, dass sie gerade ihr Abi baut.
Das mit Laudehr kann ich mir nur so erklären, dass sie eben als gelernte Mittelfeldspielerin, recht gut von hinten aufbauen kann/könnte, wenn sie es nicht so wie heute macht, und zu ca. 80 % das Gleiche machen würde, nämlich den Ball auf Caro Simon spielen oder als Alternative, selbst mit dem Ball ins Mittelfeld zu marschieren. Hinzu kommt das von Dir angesprochene, sie ist keine gelernte Abwehrspielerin. Konnte man heute gut bei der Szene sehen, in der sie sich leider verletzt hat. Sie geht oft im Mittelfeld hohes Risiko. Klappt das, klärt sie den Ball sehr gut. Klappt das nicht, ist bis zu Benkarth nur noch viel Grün und Ilestedt, auf die dann mindestens zwei Gegnerinnen zukommen. ALs Mittelfeldspielerin, die sie ja eigentlich ist, kann man das machen, aber als Innenverteidigerin? Bei den Männern macht das Boateng nebenbei auch mal gerne, „Todesgrätsche“ im Mittelfeld, anstatt zu versuchen im Laufduell den Gegner abzudrängen.
Ich konnte heute nur die erste Halbzeit intensiver verfolgen, aber teilweise war das für mich wieder sehr fragwürdig. Wieso laufen soviel Angriffe über Simon und kaum was über Gwinn? Wieso turnt Leupolz fast die komplette erste Halbzeit, offensichtlich auf Traineranweisung, auf dem linken Flügel rum, teilweise an der Eckfahne? Simon brachte selten mal einen Ball zu ihr und Melly ist zentral sicherlich extrem viel stärker, als auf dem Flügel. Und zentral war das alles andere als toll, was Demann, Magull und Dallmann spielten. Leupolz zentral, Schweers hinten links und Simon davor hätte für mich z.B. mehr Sinn gemacht (war ja dann in der zweiten Halbzeit wohl so, als Magull dafür draußen blieb).
Nachdem Laudehr verletzt raus musste, war für mich der Aufbau nebenbei in der ersten Halbzeit noch fragwürdiger. Entweder wieder alles auf Simon, oder mehr als einmal, ein langer Ball in die Spitze von Ilestedt, die alle bei den Gegnerinnen landeten. Da hat Laudehr häufig doch mehr drauf.
Mir ist das Spielsystem nach wie vor oft rätselhaft. Was ist der konkrete Plan?
Bis zum letzten Drittel sieht es oft recht gut aus, auch weil der FCB häufig gegen Gegnerinnen spielt, die eh erst an der Mittellinie mit der ersten Verteidigungslinie warten. Dann ist es in Strafraumnähe entsprechend eng und da frag ich mich halt immer, was ist der Plan?
Raus auf Simon/Gwinn und dann eine Flanke? OK, könnte ein Plan sein, wenn dann im Strafrau auch genügend Spielerinnen sind und die Flanken präzise kommen.
Doppelpass durch die Mitte mit Magull, Dallmann und Leupolz? Könnte auch ein Plan sein, wenn man das denn mal so präzise und schnell spielen würde, wie nötig.
Am Besten würde man sich, egal was man von beidem vorhat, den Gegner vorher zurecht spielen, für Unordnung in der Abwehr sorgen, bisschen Chaos anrichten. Das dann ausnutzen.
Dazu kommen dann so lustige Gegentore wie das heute. Die Mannschaft war wohl in Gedanken noch am feiern, das Eigentor beim Rettungsversuch dann das I-Tüpfelchen. Es kann eigentlich nicht sein, dass man nach einem Anstoß so blank da steht.
Ich finde es schade, es gibt immer wieder mal schöne Szenen, man ahnt, was die Spielerinnen können. Aber mir fehlt so ein wenig ein System. Wie will man sich gegen Mannschaften durchsetzen, die mit 10 Frauen verteidigen und vorne hofft eine auf den lieben Gott und darauf, dass die Bayern einmal nicht ganz wach sind. Was ist der Plan gegen Wolfsburg oder Lyon?
Vielleicht würde man es ja wissen, wenn man mal öfter Interviews mit Scheuer oder den Spielerinnen lesen/hören könnte. Was ich da bisher so gehört habe, ist offensiv spielen, den Ball haben, das Spiel dominieren. Klingt gut. Und dann fragt der Reporter von FCB TV nicht weiter. Z.B.: „Wie soll das umgesetzt werden? Was ist der Plan in groben Zügen? Usw etc pp …
Vielleicht sind sie ja noch in der Findungsphase und spielen bald alle Gegnerinnen in Grund und Boden. Vielleicht passen auch Trainer, Plan und Spielerinnen nicht zusammen. Beispiel: Simon ist ja Scheuers Wunschspielerin, das merkt man auch, wie sie ins Spiel eingebunden wird. Bei Leupolz hingegen frage ich mich oft, ob Scheuer für sie einen Plan hat. Oder warum Laudehr immer spielt und Wenninger nur im Notfall.
Wolfsburg hat beim Scouting viel richtig gemacht. Aber auch da, Du schreibst es, nimm Pajor und Harder weg …
Vielleicht wird es bei den Bayern nächste Saison besser. Scheuer kennt nun die ganze Mannschaft, weiß wer mit seiner Idee funktioniert und wer nicht und angeblich soll ja ein größerer Umbruch stattfinden. Schaun mer mal …
In der Hoffnung hier mehr über den Frauenfußball zu lesen!
Wir würden am liebsten jede Woche mindestens einen Artikel zu Frauen und Amateuren bringen und gern noch einen zu den Basketballern oben drauf. Leider haben wir dafür weder Zeit noch Personal.
Freut mich, dass es mal wieder einen Artikel zu unseren Mädels gibt :)
„Betrachtet man die Qualität der einzelnen Spielerinnen im gesamten Kader, ist man national eigentlich sogar besser aufgestellt als der große Konkurrent aus Wolfsburg. International gehört man sicher zu den besten 20 in Europa – und der Welt.“
Da frag ich mich als Laie schon, wie diese Aussage zustande kommt. Wenn wir national besser sind als Wolfsburg und international nur zu den 20 besten gehören gehören ja auch die Wölfinnen (maximal) zu den Top-20. Tatsächlich rasiert Wolfsburg aber international seit Jahren alles, was nicht Lyon ist, ähnlich weg wie die Gegner in der BL. Mutige Aussage, dass die grad mal (maximal) zu den besten 20 gehören. Und wenn wir wirklich individuell besser sind ist die totale Chancenlosigkeit gegen Wolfsburg in allen Wettbewerben eine schallende Ohrfeige an die sportlich Verantwortlichen. Sollte man also zumindest gut erklären die Aussage.
Find es auch schade, dass über Frauenfußball so wenig berichtet wird, aber teilweise ist es schon verständlich. Durch den brutalen Qualitätsunterschied ist es halt wirklich kaum interessant, weil man schon vorher weiß was passiert. Wolfsburg hat nach 15 Spieltagen die perverse Tordifferenz von +61, das heißt, sie gewinnen ihre Spiele im Schnitt mit mehr als vier Toren Differenz. Wenn eine Mannschaft bei den Herren das täte stünde sie nach 34 Spieltagen bei einer Tordifferenz von 138. Die Frauen-BL deckt ein Leistungsspektrum ab, das bei den Herren mindestens über die höchsten drei Ligen geht, wahrscheinlich auch noch Teile der Regionalligen umfasst. Meister und Pokalsieger wird Wolfsburg, CL-Sieger Lyon und Weltmeister die USA. So ist es seit Jahren und so wird es auch die nächsten zwei bis drei Jahre bleiben. Solch zementierte Machtverhältnisse tragen natürlich nicht zu einem interessanten Produkt bei.
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