Frauen holen Auftaktsieg gegen die SGS Essen
Parallel zum Eröffnungsspiel des Meisters aus Wolfsburg gegen Hoffenheim (6:0), hatten die Bayern die Ehre, die Spielzeit auswärts gegen die SGS in Essen zu eröffnen. Die letzte Partie der vergangenen Saison im Mai bestritten die Münchnerinnen ebenfalls gegen Essen, als die inzwischen zu Arsenal gewechselte Vivianne Miedema mit zwei späten Treffern den zweiten Platz und somit die Qualifikation für die Champions League gesichert hatte.
Falls Ihr es verpasst habt:
„Unangenehm sein, leidenschaftlich kämpfen, hoch attackieren und Nadelstiche setzen,“ so gab Essens Trainer Daniel Kraus vor Anpfiff die Marschroute seines Teams aus. Die Gastgeberinnen machten sich denn auch engagiert an die Umsetzung des Matchplans und doch gelang es Essen nur in wenigen Phasen, die Maschen um die Bayern so eng zu zurren, dass deren Spielfluss stockte. Bayern dominierte den Ball, doch bis sie richtig gefährlich vor das Tor kamen, vergingen 20 bis 30 Minuten.
Dann spielte Fridolina Rolfö aus dem rechten Halbraum einen Lobpass in die Tiefe – und zwar mit so viel Backspin, dass er die Torhüterin narrte. Mandy Islacker lauerte an der Abseitsgrenze und verwertete das Anspiel eiskalt per Lupfer über die aus dem Sechzehner eilende Lisa Weiß: 0:1 (36.).
.@FCBfrauen won their #AFBL season opener vs. @SGSEssen 3-0. Mandy Islacker opened the scoring, @FridolinaRolfo with a nice assist. pic.twitter.com/4S1Lf7cI6J
— Patrick (@RatedRHero) 3. September 2017
Nach der Halbzeit und einigen Umstellungen seitens der SGS schlugen die Bayern erneut zu. Auch die zweite neue Münchner Sturmspitze, Lucie Voňková, konnte sich im Pflichtspieldebüt auf der Torschützenliste eintragen, nachdem sie sich per Doppelpass mit Simone Laudehr freigespielt und flach ins lange Eck eingenetzt hatte (61.).
.@lu_vonkova with the 2-0 for @FCBfrauen around the hour mark. A one-two with @SimoneLaudehr to set it up. pic.twitter.com/qDDcDwZYxy
— Patrick (@RatedRHero) 3. September 2017
10 minutes later, @SimoneLaudehr converted a penalty for the 3-0 final score. @FCBfrauen pic.twitter.com/r0vij9IIi6
— Patrick (@RatedRHero) 3. September 2017
Den Schlusspunkte setzte dann Laudehr per Elfmeter. Lena Ostermeier hatte den Neuzugang Dominika Škorvánková im Strafraum zu Fall gebracht (73.).
3 Dinge, die auffielen:
1. Die neuen Goalgetter zünden
„Wer soll denn dann die Tore schießen“ lautete die berechtigte Frage nach Bekanntwerden des Wechsels von Miedema nach London. Über die letzten drei Jahre war die Abhängigkeit von der Treffsicherheit der Niederländerin immer größer geworden.
Im dritten Teil unserer Umbruchsanalyse machte auch Miasanrot auf die Notwendigkeit aufmerksam, die Last des Torschießens künftig auf mehrere Schultern zu verteilen.
Das gelang eindrucksvoll. Siege mit mehr als einem Tor Unterschied waren zuletzt Mangelware geworden bei den Roten. Diesmal trafen gleich drei unterschiedliche Spielerinnen, zwei davon Neuzugänge.
„Top-Spielerinnen suchst du auf dem Markt vergeblich, da ist keine frei […] außer, du zahlst horrende Ablösen, und auf diese Schiene gehen wir nicht.“
Karin Danner, Managerin FC Bayern Frauen, ovb-online.de
So war Karin Danner in der Sommerpause noch zu zitieren. Für Mandy Islacker, zuletzt zweimal in Folge Torschützenkönigin der Bundesliga, waren die Bayern laut Livekommentar im WDR allerdings bereit, eine fast sechsstellige Ablösesumme an den FFC Frankfurt zu überweisen. Im deutschen Frauenfußball, wo bis vor wenigen Jahren überhaupt keine Ablösen gezahlt wurden, eine Rekordsumme.
2. Das 4231 der SGS – ein gefundenes Essen
Die Bayern bleiben der Dreierkette treu. Die Abgänge von Nora Holstad und Caro Abbé und auch die Verletzung von Viktoria Schnaderbeck ändern nichts daran.
Die Bayern spielen ein 532/352 mit offensiv aufrückenden Flügelverteidigerinnen, die sich defensiv hinten mit einreihen. Warum der Essener Coach Kraus dagegen offensiv wie defensiv auf ein 4231 setzte, weiß er im Nachhinein vielleicht auch nicht mehr so genau.
Die SGS wollte hoch pressen, doch fand sich die erst 17 Jahre alte Sturmspitze Nicole Anyomi meist allein drei Innenverteidigerinnen gegenüber, die zusätzlich noch Torhüterin Tinja-Riikka Korpela in die Ballzirkulation einbeziehen konnten, sobald Essens Mittelfeldreihe die vertikalen Passwege zustellte. Schob Essen auch die eigene Abwehrkette hoch, ergaben sich den Bayern viele Gelegenheiten für Steilpässe hinter die Abwehr – selbst wenn es Essen so gelang, Islacker das ein oder andere Mal ins Abseits zu stellen. Am besten bekam die SGS die Bayern im Mittelfeld zu packen, wenn sie durch kollektives Verschieben eine Münchnerin samt Ball an der Außenlinie isolieren konnten. Doch ergaben sich daraus Ballgewinne in ungefährlichen Zonen, so dass Bayern sich rechtzeitig wieder formieren konnte.
Beim eigenen Spielaufbau ergab sich aus dem 4231 auch keine Überzahl in Ballnähe für die Gastgeberinnen. Dem Doppelsturm der Bayern begegnete Essen durch breit aufgefächerte Innenverteidigerinnen sowie eine abkippende Sechs. Zunächst ließ sich vor allem Ina Lehmann aus dem defensiven Mittelfeld zwischen die Innenverteidigung zurückfallen, in Halbzeit 2 wechselte sie sich in dieser Rolle konsequent mit der zweiten Sechs, Manjou Wilde, ab, um bei Däbritz und Rolfö für einigen Abstimmungsaufwand zu sorgen.
Wenn Essen gefährlich nach vorne kam, dann vor allem in Umschaltsituationen sowie über die rechte Seite. Mehr als Abschlüsse aus der Distanz und einige sehenswerte Freistöße von Linda Dallmann kamen dabei nicht heraus.
3. Simone Laudehr — ganz außen auf dem Feld, ganz zentral in Bayerns Spiel
Ähnlich wie bei Essen war Bayern v.a. über die rechte Flanke gefährlich. Hier strahlte Laudehr eine ganz besondere Präsenz aus. Ohne Ball hielt sie als „Kreidespielerin“ an der Seitenauslinie die Breite. Mit Ball am Fuß tauchte sie aber überall auf. Regelmäßig schlug sie ihre Gegenspielerin im Eins-gegen-Eins entlang der Linie, bevor sie in den Strafraum flankte. Genauso häufig streute sie aber auch diagonale Dribblings gen Zentrum ein oder zerschnitt den rechten Halbraum mit Doppelpässen mit Rolfö, Däbritz, Islacker oder Voňková. Laudehrs Angriffsdrang führte zudem zu einer sehr offensiven Ausrichtung Wenningers, die häufig weit mit in die gegnerische Hälfte aufrückte.
Als zweite Konsequenz forcierte Laudehr die erste Umstellung bei Essen nach etwa einer halben Stunde, als Kraus Sarah Freutel aus dem rechten offensiven Mittelfeld auf links beorderte. Auch spätere Wechsel Essens waren jeweils dadurch motiviert, die eigene linke Abwehrseite zu stärken, doch zu gut waren Laudehr, Rolfö und Co. dort ins Rollen gekommen.
Und kaum konzentrierte sich Essen auf die Flanke, hatte Leupolz Platz, im Zentrum die Münchner Offensive in Szene zu setzen. In der Schlussphase zog Kraus Dallmann von der Zehn nach vorne in den Sturm, doch die neue Abwehrkette der Münchnerinnen wurde nicht ernsthaft getestet. Das Pass- und Stellungsspiel von Kristin Demann weckt aber Hoffnungen, dass sie das große Erbe von Nora Holstad antreten kann.
Nicht alles klappte im ersten Spiel, Bayern offenbarte einige Schwächen. Mit 3:0 auswärts und vielen sehenswerten Ansätzen lässt es sich aber mehr als respektabel in die Saison starten. Das erste Heimspiel folgt schon am kommenden Wochenende gegen den SC Freiburg, den Vorjahresvierten den Tabelle.
SGS Essen – FC Bayern München | |
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Essen | Weiß – Hochstein (46. Hegering), Ioannidou, Ostermeier, Klasen – Wilde, Lehmann – Knaak (55. Schüller), Dallmann, Freutel – Anyomi (78. Feldkamp) |
Bank | Strüngmann, Dzaltur, Radke |
Bayern | Korpela – Faißt, Demann, Wenninger – Lewandowski, Däbritz, Leupolz (62. Škorvánková), Rolfö, Laudehr – Islacker (73. Rolser), Voňková (80. Roord) |
Bank | Zinsberger, Maier, Wieder, Beerensteyn |
Tore | 0:1 Islacker (36.), 0:2 Voňková (61.), 0:3 Laudehr (73. Foulelfmeter) |
Karten | Klasen (82.) / Islacker (44.) |
Schiedsrichterinnen | Marina Wozniak (Herne), Irina Stremel (Barnten), Vanessa Arlt (Greven), Kathrin Heimann (Gladbeck) |
Zuschauer | 2.132 |