Wie der FC Bayern unter Druck reagiert
Man kann die Probleme auf einzelne Spieler reduzieren und durchaus argumentieren, dass kein Flügelspieler in Topform ist, Alonso nicht mehr derselbe ist und auch die Müller-Krise beschwören. Beobachtet man das Spiel des Rekordmeister allerdings genauer, kommt man an offensichtlichen Strukturproblemen nicht mehr vorbei.
Sobald der Druck auf das Aufbauspiel der Münchner erhöht wird, steigt die Anzahl an Fehlpässen, geführten Zweikämpfen und Fouls. Die Ancelotti-Elf verfällt schnell in Panik, schwimmt gegen den Ball und verliert jegliche Kontrolle über das Zentrum. Es fehlt an Unterstützung in Ballbesitz, aber auch gegen den Ball. Die anderen Teams der Bundesliga merken das.
Die Ehrfurcht vor dem amtierenden Meister ist weg, der Mut zum Risiko zurück. Schalke, Ingolstadt, Frankfurt, Hoffenheim und Dortmund zeigten die Schwächen gnadenlos auf.
Die Grafik zeigt eindeutig auf, dass die Bayern keine Lösungen mehr parat haben, sobald ihnen Pressingfallen gestellt werden. Köln hätte man gut und gerne noch zu den mutigeren Gegnern zählen können, doch zeigte sich die Stöger-Elf nur über eine kleine Phase des Spiels aggressiv.
Bayern lässt sich leicht hinten reindrücken, kommt zu deutlich weniger guten Chancen und wird extrem fahrlässig im Passspiel. All diese Probleme sind auf das schwache Positionsspiel zurückzuführen. Gerade dadurch ist die Abhängigkeit von individueller Klasse so hoch, wie seit Jahren nicht mehr.
Das ärgerlichste daran ist, dass es keine Veränderungen gibt. Ancelotti passt nicht an und er zeigt keinerlei negative Reaktionen. Gerade jetzt, in einer Phase, wo der FC Bayern sich schnellstmöglich fangen muss, wäre es wünschenswert, dass sich jemand klar positioniert und die Brisanz der Situation schon im Ansatz erkennt.
Waren die Münchner in den vergangenen Jahren noch eine perfekte Symbiose aus taktischer Flexibilität und individueller Urgewalt, sind sie derzeit höchstens eine Gemeinschaft aus Spielern, die hoffen, dass der andere es schon richten wird.