FC Bayern vs. Wolfsburg, Südkurve

FC Bayern München -VfL Wolfsburg 2:1 (1:0)

Steffen Trenner 22.08.2014

Falls ihr es verpasst habt:  Guardiola bot überraschend Gaudino neben Alaba in der Mittelfeldzentrale auf und zog Lahm auf Grund der Rot-Sperre von Boateng in die Abwehr zurück. Robben durfte ebenfalls von Beginn an ran. Badstuber gab zudem sein (sehr solides) Liga-Comeback. Bayern begann zunächst etwas fahrig und erlaubte den Gästen aus Wolfsburg in den ersten 15 Minuten viel Ballbesitz und die ein oder andere Abschlusschance. Erst danach wurde das Bayern-Spiel sicherer und klarer. Das 1:0 durch Müller in der 37. Minute nach einem Robben-Solo war nach vier guten Chancen der Münchener zuvor nur folgerichtig. Bayern hatte bis zur 50. Minute alles unter Kontrolle und kam nach einem Konter sogar zum 2:0 durch Robben (47.). Wer sich jetzt auf einen ruhigen Freitag-Abend einstellte, sah sich getäuscht, da Olic wenig später nach einem Einwurf aus der Drehung sehenswert aus 18 Metern zum 1:2-Anschluss einschoss. Wolfsburg danach mit einigen gefährlichen Aktionen. Malanda vergab in der 78. Minute die denkbar größte Torchance als er zunächst aus 7 Metern an Neuer beziehungsweise der Latte scheiterte und den Nachschuss aus zwei Metern neben das leere Tor abfälschte. Erst danach drängten erneut die Münchener und hätten nach guten Chancen von Rode, Robben und Lewandowski durchaus ihrerseits einen weiteren Treffer verdient gehabt. Insgesamt auch dank schöner Einzelleistungen von Arjen Robben ein knapper, aber absolut guter Auftakt in die Bundesliga-Saison.

3 Dinge, die auffielen:

1. Mit der Viererkette kommt die Sicherheit

Wie so häufig beim FC Bayern unter Pep Guardiola blieb, auch als die Startelf der Münchener bekannt gegeben wurde, ziemlich unklar mit welcher formativen Ausrichtung sie das Spiel gegen den VfL Wolfsburg angehen würden. Viele vermuteten zunächst eine Dreierkette mit Lahm als rechten Halbverteidiger. In der Tat erinnerte das Spiel der Münchener in den ersten 10-15 Minuten eher an ein 3-3-3-1 mit einer durch Bernat gependelten Viererkette bei Wolfsburger Angriffen. Bayern hatte auch deshalb zu Beginn Probleme weil sich durch die etwas unklaren Rollenverteilungen gerade auf den Flügeln einige Räume für die Gäste ergaben. Mit zunehmender Spielzeit wurde aber immer deutlicher, dass die Bayern mit einer beinahe klassischen Viererkette mit stark vorgerückten Außenverteidigern (Lahm und Bernat) und zwei zentralen Spielern im Mittelfeld (Alaba, Gaudino) agierten. Holger Badstuber bestätigte im Interview nach der Partie auch, dass Guardiola diese Umstellung als Reaktion auf die gute Wolfsburger Anfangsphase vornahm. Umso klarer die breite Viererkette mit Lahm als stark eingebundenen Aufbauspieler wurde, umso sicherer wurde das Münchener Spiel. Auch die Ballbesitzwerte und damit die Spielkontrolle der Münchener stiegen mit zunehmender Spieldauer immer weiter.

Durch Lahms Pass- und Ballsicherheit konnte Robben extrem weit vorschieben und sich häufig mit Lewandowski auf einer Linie positionieren. Ohnehin erinnerte das Spiel der Bayern bei eigenem Ballbesitz weniger an das gewohnte 4-2-3-1 der Vorjahre, sondern eher an ein 4-2-4 mit vier extrem variablen Offensiven. Lewandowski fungierte als echter mitspielender Stürmer, ließ sich immer mal wieder tief fallen und tauschte mehrfach mit Müller oder Götze die Positionen. In einigen Kombinationen in Strafraumnähe war der Vorteil dieser Variante zu erkennen. Bayern schaffte es mehrfach in zentraler Position drei bis vier Spieler im und am Strafraum zu platzieren und durch schnelle Kombinationen die zentralen Wolfsburger Innnenverteidiger aus der Balance zu bringen. Nur 3 Flanken aus dem Spiel heraus sind ein extrem niedriger Wert für die Münchener – auch weil Götze und Robben als nominell äußere Angreifer häufig in die Zentrale drifteten. Die potenziellen Risiken dieser Ausrichtung, die vor allem durch Unterzahlsituationen auf den Flügelpositionen entstehen könnten, vermochten die Wölfe zu selten zu nutzen. Auch Bernat verdiente sich hier mit einigen guten Ballgewinnen und insgesamt guter Leistung ein Sonderlob.

Dass Wolfsburg zwischen der 60- und 80. Minute deutlich stärker aufkam, hatte derweil wohl weniger mit taktischen Zusammenhängen, als einer gewissen Müdigkeit in Bayerns Spiel zu tun. Viele Konzentrations- und Stellungsfehler erlaubten den Gästen ein paar gute Gelegenheiten. Vor allem Dante (13 Fehlpässe) und auch Neuer (8 Fehlpässe) traten hier als Unsicherheitsfaktoren in Erscheinung. Das alles ist ein Beweis für den langen Arm des WM-Sommers und vielleicht auch ein Vorgeschmack auf die kommenden Wochen, aber kein Grund für grundsätzliche Bedenken am Spiel der Münchener.

2. Gaudino nutzt seine Chance

Man kann die Aufstellung des 17-jährigen Gianluca Gaudino aus zwei Blickwinkeln betrachten. Auf der einen Seite ging Pep Guardiola damit ein ziemliches Risiko. Statt im ersten Saisonspiel wie im Pokal gegen Münster auf Philipp Lahm und damit eine sichere Variante zu setzen, bot Guardiola den in der Vorbereitung guten, aber nicht immer zu 100 Prozent überzeugenden Gaudino auf. Auf der anderen Seite müssen sich die Münchener nach den Verletzungen von Martinez, Thiago und Schweinsteiger ernsthaft über externe Verstärkungen im zentralen Mittelfeld Gedanken machen. Warum nicht, dann im ersten Saisonspiel den Mann unter Pflichtspiel-Bedingungen testen, der in der Vorbereitung viele Pluspunkte sammeln konnte. Am Ende behielt der Bayern-Coach Recht. Was der junge Gaudino am Freitag-Abend zeigte, war zumindest über 60 Minuten wirklich beeindruckend. Der 17-Jährige agierte häufig als aufbauender Mittelfeldspieler, schleppte viele Bälle durchs Mittelfeld und hatte eine extrem niedrige Fehlerquote (2 Fehlpässe). Zudem lief er mit 12.93km die meisten Kilometer aller Feldspieler. Gaudino war offensiv über weite Strecken gerade im Vergleich, zum im Verlauf der Partie fraglos sicherer werdenden Alaba, der auffälligere der beiden zentralen Mittelfeldspieler – was allein eine bemerkenswerte Aussage ist.

Fraglos bleiben defensiv weiter ein paar Fragezeichen hinter dem Mittelfeld-Talent. Als Wolfsburg zwischen 50. und 80. Minute stärker aufkam, hatte auch Gaudino wenig entgegen zu setzen. Auffällig ist dabei, dass es ihm häufig schwer fällt überhaupt in den Zweikampf zu kommen. Gerade einmal vier Zweikämpfe gewann Gaudino im Verlauf der Partie. Alaba immerhin 12.

Nicht unerwähnt bleiben soll übrigens, dass Sebastian Rode, der durchaus auch berechtigte Ambitionen auf einen Startelf-Einsatz auf der Gaudino-Position hatte, nach seiner Einwechslung einen extrem engagierten Auftritt hinlegte. Der Neuzugang war wie in der gesamten Vorbereitung bissig, gewann einige Bälle und erzielte einen regulären Treffer, den Schiedsrichter Zwayer zu Unrecht aberkannte. Rode gewann in 10 Minuten genau so viele Zweikämpfe wie Gaudino in 90. Gerade defensiv hat der 23-Jährige mit Blick auf die kommenden Spiele definitiv einen Vorteil.

3.  Lewandowski mit Licht und Schatten

Ich habe seit dem Wechsel des Polen nach München immer wieder darauf hingewiesen: Auch Lewandowski muss sich wie alle Stürmer von Elber über Makaay bis Klose oder Gomez umstellen in München. Gerade einmal 26 Ballkontakte verbuchte der Pole, der hier und da noch Probleme in der Abstimmung offenbarte und insgesamt trotz vieler Diagonalläufe noch zu wenig ins Spiel eingebunden wurde. Trotzdem war er (im Gegensatz zum eher enttäuschenden Götze) häufig da, wo es brannte und hätte durchaus zwei Treffer erzielen können. Weil das nicht klappte, gab es durchaus das ein oder andere Murren in der Arena, wenn Lewandowski einen Ball verlor. Unruhig werden muss allerdings niemand. Lewandowski wird bald seinen ersten Bundesliga-Treffer im Bayern-Dress erzielen. In einigen Szenen zeigte der Neuzugang auch welche Qualität er im Vergleich zu Mandzukic im Vorjahr zum Bayern-Spiel addieren kann. Ballannahme nach Pass aus der Abwehr – Drehung um den Gegner – Diagonallauf – Durchstecker auf den einrückenden Außen. Zwei Mal zeigte Lewandowski dieses Muster. Ein Abseitspfiff und ein Stockfehler von Müller verhinderten in der jeweiligen Szene eine klare Torchance. Lewandowski wird weiter an der Anpassung arbeiten müssen. Vielleicht etwas mehr als es einige nach der Vorbereitung erwartet hätten. Grund zur Sorge besteht aber wie gesagt absolut nicht – auch wenn der Matchwinner am Freitag-Abend eindeutig Robben und nicht Lewandowski hieß.

FC Bayern – VfL Wolfsburg 2:1 (1:0)
FC Bayern München Neuer – Lahm, Dante, Badstuber – Robben, Gaudino (90. Hojbjerg), Alaba, Bernat – Müller, Lewandowski (78. Rode), Götze (62. Shaqiri)
Bank Reina, Scholl, Green, Pizarro
VfL Wolfsburg Grün – Jung, Naldo, Knoche, Rodriguez – Luiz Gustavo (72. Malanda), Guilavogui – Vieirinha (60. Caligiuri), Hunt (46. Arnold), De Bruyne – Olic
Tore 1:0 Müller (37.), 2:0 Robben (47.), 2:1 Olic (52.)
Karten – / Luiz Gustavo, Arnold
Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin)
Zuschauer 71.000 (ausverkauft)

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  1. badstuber braucht noch zei
    dante muss weichen, fand ihn schon nicht so gut in der tripple saison
    alaba im mittelfeld wird nix, keine übersicht und nicht ruhig am ball
    götze, einfach schlecht
    robben ist ein gott
    müller ist müller und dafür lieben wir ihn
    bernat, sehr gut in der balleroberung, ist schnell aber seine pässe/flanken nicht so besonders
    gaudino,,gute ballkontrolle, gute übersicht und schöne pässe in die spitze
    lewa, war nicht sein tag
    rode, ich glaube wir alle unterschätzen den jungen ganz schön
    neuer, viele fehler, hat mir nicht gefallen zu viel WM im kopf
    shaq, irgendwie bekommt er seine chancen aber nutz sie nicht… schade

    wenn man überlegt das ribery, boateng, thiago und martinez gefehlt haben… dann muss man sagen, alles easy

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Götze muss auch endlich mal da eingesetzt werden, wo er hingehört – in der Mitte. Wenn er weiter auf LA sein Dasein fristen muss, und das unterstützt durch Bernat und Alaba muss man auch einfach mal seine Erwartungen runterschrauben. So wie es jetzt aussieht, kann entweder nur Alaba ODER Bernat spielen. Zusammen gefällt mir das nicht, weil beide auch Linksfüße sind, aber ist halt auch der Verletztensituation geschuldet.

  2. Mir fällt zu Guardiolas merkwürdig anmutenden Aufstellungen eh nicht mehr viel ein. Wir hatten 10 Jahre lang vor allem zwei Probleme. Ein guter zweiter AV und ein passender 6er zu Schweinsteiger. Mit Alaba und Martinez wurden die perfekten Lösungen gefunden. Von den vielleicht zwei besten AV der Welt Lahm und Alaba spielt keiner mehr fest auf seiner Stammposition, Martinez wurde mehr in der IV oder sogar als RV eingesetzt als auf der Position, für die er für immerhin 40 Mio. € eingekauft wurde. Auch bei Götze kann ich mich Kurt nur anschließen. Der steht einfach auf der völlig falschen Position.

    Ne, ich bin einfach nicht überzeugt. Allerdings wird unser super, super Trainer eine ziemliche Narrenfreiheit genießen. :/

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Danke!!! Du sprichst mir aus dem Herzen. Nur leider darf man es öffentlich nicht sagen!!! :((( Ich denke dan die Triple Saison .. und sehe die Aufstellung von gestern!! … no further comments!! Auch wenn ich hier gleich in der Luft zerrissen werde!!

      1. wenn man das öffentlich nicht sagen darf, wie kommts dann, dass Dein vorredner das hier öffentlich sagen darf/kann??!!!

      2. Wieso soll man das nicht öffentlich sagen dürfen? Du kannst hier natürlich deine Meinung so äußern wie du möchtest. ;)

  3. top artikel. wobei ich Goetze mehr als 10er gesehen hab (wenn er denn zu sehen war..), nicht auf links, wo bernat mehr gekommen ist .

  4. Obwohl man hat gesehen, dass es noch an der Feinabstimmung fehlt, es teilweise einfache Fehler gab und der Fitnesszustand der WM-Fahrer noch ausbaufähig ist, war das für mich persönlich ein guter Start in die neue Bundesligasaison. Mit ein bisschen mehr Glück/Effizienz hätte der Sieg auch höher ausfallen können.

    Man hat gesehen, dass der Kader von Bayern München trotz vielen Verletzten und gesperrten Spielern, über eine hohe Qualität verfügt. Wenn jetzt noch ein Innenverteidiger kommt, bin ich mit dem Kader vollauf zufrieden. Vor allem wenn man Gestern wieder Dante gesehen hat.

    Ich war zuerst überrascht das Guardiola mit Gaudino anfing und nicht mit Hojbjerg, obwohl dieser es sehr gut gemacht hat.
    Vor allem nach den nervösen Startminuten, ist er mir mit ein paar sehr schönen Pässen in die Spitze aufgefallen. Das er dann im Verlauf der zweiten Halbzeit abgebaut hat, ist für einen 17-Jährigen normal und auch verständlich.

    Zu Shaqiri: Ich sehe bei ihm einfach zu wenig Potential um sich dauerhaft bei den Bayern durchzusetzen. Er ist für mich zu unkonstant in seiner Leistung und in seiner Entscheidungsfindung. Ich sehe einfach nicht genügend Potential um 30 bis 40 Spiele in einer Saison seinen Stempel aufzudrücken. So wie es ein Robben oder Ribery vorzeigen.

    Zum Schluss noch Vielen Dank für eure Seite und eure sehr lesenswerten und interessanten Artikel rund um den FC Bayern.

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Stimme Dir zu, halte Shaqiris Leistung auch nicht für ausreichend. Die ersten beiden Zweikämpfe bzw. Dribblings hat er gestern direkt verloren, beim dritten nur mit Glück den Ball zum Mann gebracht und danach auch nicht glücklich gespielt. Aber solange Götze unter Form spielt, wird Shaqi wohl seine Einsatzzeiten bekommen.

  5. Sehr guter Bericht. Erfreut bin ich vorallem über die Passage zu Sebastian Rode. Auch ich hab ihn erwähnenswert positiv gesehen. Start 11 Kanidat!

  6. Rode wird, wenn er so weitermacht, ein Top DM werden, den man auch auf rechts bringen kann.

  7. Bitte vergesst nicht, das uns auch ein regelkonformes Tor aberkannt wurde.

    Alaba spielt doch in der österreichischen NM auch im MF, oder nicht? Hat eher in der Abstimmung auf mich unsicher gewirkt, nicht auf der Position an sich. Offensiv haben wir trotz allem gut gespielt. Auch Mandzukic hat am Freitag schon mal angedeutet, welche Potenziale da noch schlummern, wenn er sich “eingelebt” hat (falls ihm das besser gelingt als Götze). Fand’ ihn also insgesamt nicht so übel. Götze – tja, irgendwie hab’ ich da Bedenken. Könnte sich als teurer Fehler erweisen. Der “brennt” einfach (noch) nicht richtig und wird’s auch vielleicht nie… Wirkt auf mich sehr uninspiriert und null kreativ. Bei Shaqiri stimme ich auch zu, das er sich nicht zum unverzichtbaren Spieler entwickeln wird. Die Entwicklung stagniert hier zwar auf hohem Niveau, aber sie stagniert eben. Müller – ohne Kommentar. Selbst hundemüde immernoch klasse. Und Arjen, wie oben erwähnt, Matchwinner. Super Spiel. Was nimmt der eigentlich, will auch was davon…! Bleibt zu hoffen, das sich der ehemals “Gäserne” nicht verletzt. In dieser Form unverzichtbar. Hinter alles andere z.B. Ribery Rückkehr, Gaudino, Bernat, wer wie wo welche Position, mache ich für mich erstmal ein dickes Fragezeichen. Um fundiert zu “kritisieren” fehlt es noch ein bisschen an belastbarem Datenmaterial ;-)

  8. […] Auftakt der Hinrunde am 22.08.2014 war geprägt von zwei Geschichten. Zum einen war es das Pflichtspieldebüt von Gianluca Gaudino […]

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