7:0 – FC Bayern München mäht Bochum nieder

Daniel Trenner 23.09.2023

Falls Ihr es verpasst habt

Die Aufstellung 

Zum allerersten Mal in dieser schon einige Spiele alten Saison, schmiss Thomas Tuchel endlich die Rotationsmaschine an. Matthijs de Ligt feierte sein überfälliges Saisondebüt an der Seite Kim Min-Jaes. Dazu rutschte Mazraoui wieder in die Startelf. Laimer verdrängte dafür Goretzka auf die Bank. Wenig überraschend bekam der aus einer Verletzung kommende Musiala wieder direkt eine Pause, etwas überraschend indes jedoch, dass Choupo-Moting und nicht Müller oder Tel die Nutznießer waren. Zudem erhielt Coman noch den Vorzug vor Gnabry.

1. Halbzeit

Schon in der allerersten Minute brannte der FC Bayern ein Feuer an. Davies erschuf mit einem urplötzlichem Dribbling aus dem Nichts eine Top-Chance, Choupo-Moting verpasste jedoch am Ende eine Coman-Flanke zu vergolden.

Besser machten sie es drei Minuten später, als erneut Coman Choupo-Moting vor das Tor brachte. Diesmal nach Initiierung Leroy Sanés. Der Kameruner musste schlussendlich die Kugel nur noch über die Linie drücken.

In der 12. Spielminute war erneut Alphonso Davies an der Reihe, eine Chance im Alleingang zu ermöglichen. Mit viel Tempo und Dribblinggeschick zog es ihn in die Mitte, ehe er die letzte Aktion verpasste. Zu seinem Glück jedoch, prallte die Kugel vor die Füße Harry Kanes, der sich nicht bitten ließ.

Der FC Bayern zeigte sich auch in der Folge spielfreudig, obgleich die Chancen-Flut nun abnahm. In der 29. Spielminute stieg de Ligt hoch in die Luft um eine Kimmich-Ecke (sic!) wuchtig zu vergolden. 3:0 und noch eine Stunde zu spielen, das Spiel war bereits früh entschieden.

Thomas Letsch griff nun in die Taktiktrickkiste und gab sein defensives 5-3-2 auf. Beide Flügelverteidiger wurden einem weiteren Innenverteidiger und Mittelstürmer geopfert. Was genau dies jedoch für seine Mannschaft zu bedeuten hatte, war seinem Team jedoch selbst nicht klar, denn keine 90 Sekunden später, war die Hintermannschaft auf einer Art und Weise hinten offen, wie man es auf diesem Niveau nur sehr selten sieht. Der auf linksaußen gefallene Kane konnte ohne Gegnerdruck über 30 Meter in den Lauf zum zentral einlaufenden und vor allem alleingelassenen Sané spielen. Der Mann der Stunde ließ so eine Einladung natürlich nicht aus und traf zum bereits fünften Mal in dieser Saison zum 4:0-Halbzeitstand.

2. Halbzeit 

Matthijs de Ligt verletzte sich mutmaßlich Ende der ersten Spielhälfte bei einem Zweikampf mit Losilla, für ihn kam Dayot Upamecano. In der 52. Spielminute kam es zu einem seltenen klaren Handelfmeter. Ordets versuchte einen Schuss Choupo-Motings wegzugrätschen, ging instinktiv allerdings mit der Hand zum Ball, als dieser über ihn flog. Kane versenkte den fälligen Strafstoß.

In der 65. Minute ließ Tuchel die Jungen los. Tel war nach den letzten Wochen keine Überraschung, viel mehr jedoch, dass der Trainer tatsächlich Frans Krätzig 25 Minuten gab. Choupo-Moting und Davies gingen vom Feld. 11 Minuten später kamen noch Goretzka und Müller für Kimmich und Coman. Ein ganzer Joker-Einsatz ohne Tor kam für Tel natürlich nicht in Frage, so genehmigte er sich in der 81. Minute einen Schluck des Zielwassers seines deutschen Namensvetters Wilhelm und schoss von halblinks genau in die lange Ecke. Nebenbei bedeutete dies auch den zweiten Assist für Harry Kane.

Doch ein Verhältnis 2:2 war für einen Mittelstürmer natürlich unbefriedigend. Noch ein weiteres eigenes sollte es sein. Mazraoui gab von der Grundlinie aus abseitsverdächtiger Position zu Kane, der den Ball überlegt über die Linie drückte. Bundesligauntypisch gab es trotz der hohen Führung noch drei Minuten Nachspielzeit, ein weiteres Tor kam jedoch nicht dazu. Am Dienstag fährt der FC Bayern zum Pokalspiel nach Münster.

Dinge, die auffielen

1. Rotation

Noch einmal konnte Thomas Tuchel es sich nicht erlauben, auf Rotation zu verzichten ohne, dass die Stimmung im Kader kippt. Die Neuen fügten sich auch alle fleißig in die Mannschaft ein. De Ligt zeigte nicht nur bei seiner erfolgreichen Ecke aufgestaute Wut. Auch bei fast jeder Hereingabe Bochums war er zur Stelle und klärte den Ball vielleicht noch ein paar Meter höher als gewöhnlich. Bochum war kein Gradmesser, doch der Mangel an Spielzeit kann mit seiner Form nur wenig zu tun haben. Tuchel wird in der Innenverteidigung mehr rotieren müssen, auch der Kaderhygiene zuliebe.

Choupo-Moting erhielt wie schon gegen United bei der Spielzeit den Vorzug vor Thomas Müller, zahlte das Vertrauen komplett zurück. Ein Tor, ein provozierter Elfmeter, mehrere Topchancen, dazu nahm er Harry Kane Arbeit ab, die diesen umso effektiver machte (fünf Scorerpunkte!). Choupo-Moting bewarb sich nicht nur für mehr Spielzeit, er zeigte einmal mehr, dass er ja eigentlich mal Halbstürmer war und absolut kompatibel zu einem anderen, “echten” Mittelstürmer ist.

Coman überzeugte spielerisch mehr, als es Gnabry die letzten Wochen tat, verpasste allerdings leider einen eigenen Torerfolg. Konrad Laimer bestätigte auf der Sechs seine Topform. Einzig Mazraoui blieb weitgehend etwas blass. Gut möglich also, dass der Österreicher bald trotzdem wieder auf die rechte Seite muss.

All dies führte zur besten 1. Halbzeit unter dem Trainer Thomas Tuchel, wo doch gerade diese unter Tuchel oft für Sorgenfalten sorgten.

2. Alphonso Davies

Alphonso Davies spielt eine sehr gute Saison. Dies alleine gilt es schon einmal festzustellen, nach Jahren der Kritik. Manch einer unkte gar “One-Season-Wonder” oder sonstige Blödeleien. Oft überkritisiert, war die Kritik an vielen Stellen jedoch auch berechtigt. In dieser Saison allerdings läuft er seine Lücken zu, stellt seine Gegenspieler und gerade am heutigen Nachmittag war wieder zu sehen: Offensiv ist er einfach eine Wucht.

Gleich mehrere Male sprang er urplötzlich in den fünften Gang und überrumpelte so alle Gegenspieler. Zwar hat der FC Bayern mit Sané und Coman noch andere Dribbler im Kader, ist Davies mit Musiala (siehe United unter der Woche) der einzige, der aus dem Nichts etwas Gefährliches machen kann. Bei Jamal Musiala kritisiert Thomas Tuchel indes trotzdem, dass er ab und an die finale Aktion verpasst, bei Davies trifft das genauso zu, meist sogar stärker.

Durch sein tolles Dribbling verdient sich Davies im Endeffekt den Scorerpunkt zum 2:0, doch der letztendliche “Assist” war ein unfreiwilliges Geflipper, nachdem Davies sich am letzten Spieler festrannte. Neben dem derzeit vollziehendem Schritt zur Konstanz, ist es diese Frage der letzten Aktion, die bei Davies den nächsten Entwicklungsschritt darstellt. Ein Schritt, den er hoffentlich beim FC Bayern vollziehen wird – sein Vertrag muss dringend verlängert werden.

3. Ecken

Bis vor drei Wochen galt Joshua Kimmich noch als schlechtester Eckballschütze des Planeten Erde (Quelle: Twitter, äh X). Irgendwann beteiligten sich selbst TV-Kommentatoren und sogenannte Experten an dieser fehlgeleiteten Predigt. Dem FC Bayern hat es indes offenbar genützt. Vielleicht auch davon angespornt, muss man mittlerweile wieder von einer echten Eckballqualität beim FC Bayern sprechen.

Gegen Gladbach und nun Bochum traf man nach einer Ecke Kimmichs, gegen Leverkusen kam noch ein Erfolg nach Hereingabe Sanés dazu. Sané war in dieser Saison des öfteren für die Ecken von rechts zugeteilt, acht Tage zuvor sogar erfolgreich. Trotzdem übernahm Kimmich vor de Ligts Tor auch die Hereingabe von rechts. Ein bemerkenswerter Vorgang.

Überhaupt ist dieser erfolgreiche Eckball ein gutes Beispiel dafür, dass für torbringende Ecken nun einmal immer zwei Leute verantwortlich sind. Der Schütze, wie der Abnehmer. Kimmich hat auch vor dem Gladbach-Spiel oft gute Ecken geschlagen, im gefährlichen Raum stand dann allerdings niemand zur Verwertung bereit. In den vergangenen Wochen hat sich die Raumbesetzung bei Ecken (weniger bei Freistößen) verbessert, prompt regnet es (ähnlich wie übrigens im vergangenen Herbst) wieder Eckballtore.

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