FC Bayern – SC Freiburg: Freitagabend im Breisgau bestehen
Die Gesamtbilanz sieht für den FC Bayern sehr gut aus: Von 47 Spielen in der Bundesliga konnte der SC nur vier gewinnen. Von den letzten 36 Bundesliga-Spielen gegen Freiburg hat der FCB sogar nur eines verloren. Worauf müssen die Bayern im Breisgau dennoch achten?
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Sehr starke letzte Jahre für Freiburg – International erfolgreich
Nach dem fünften Platz in der letzten Saison 22/23 und dem sechsten Platz in der Saison 21/22 wirkt der neunte Platz zum jetzigen Zeitpunkt der Saison fast ein wenig enttäuschend. Aber es wäre falsch, zu sagen, dass der SC in dieser Saison enttäuscht hat. Diese Spielzeit war von zahlreichen Verletzungen bei Schlüsselspielern gezeichnet, wie zum Beispiel bei Christian Günther, Philipp Lienhart, Maximilian Philipp oder Roland Sallai.
Das führte dazu, dass Trainer Christian Streich den Kader und die Aufstellung immer wieder umbauen musste. International konnte Freiburg aber oft überzeugen und hat sich mit einem 3:2-Sieg gegen RC Lens dramatisch für die nächste Runde qualifiziert.
Dazu meinte Christian Streich: „Wir haben Lens rausgeworfen. Niemand hätte das gedacht, einschließlich Lens. Aber wir haben es geschafft. Verdient.“ Im Achtelfinale wartet erneut West Ham United, gegen das man in dieser Saison bereits zweimal verloren hat.
Freiburg: Nachwuchs erhält eine Chance
Das „Lebenselixier“ des SC Freiburg ist die Fußballschule, aus der zahlreiche SC-Profis wie Christian Günter, Yannik Keitel, Keven Schlotterbeck, Matthias Ginter, Kiliann Sildillia, Noah Atubolu, Noah Weißhaupt oder Nicolas „Chicco“ Höfler hervorgegangen sind.
Diese Strategie ist sicherlich sehr einzigartig im deutschen Profifußball. Eine weitere Besonderheit ist das Betreiben einer zweiten Mannschaft, die derzeit noch in der 3. Liga aktiv ist. Obwohl sie am Tabellenende steht, unterstreicht dies, wie konsequent die Club-Philosophie rund um den Nachwuchs umgesetzt wird.
Aufstellung: Häufige Wechsel durch Streich
Gesetzt im Kader ist Torwart Noah Atubolu, der nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile eine feste Größe im Spiel der Freiburger ist. Davor agieren verschiedene Formationen in wechselnden Besetzungen. Dies ist auch ein wichtiger Teil der Spielphilosophie von Christian Streich, der in Interviews immer wieder betont, dass gute Spieler auf vielen Positionen einsetzbar sein sollten.
Ein Beispiel dafür ist Höfler, eigentlich im zentralen defensiven Mittelfeld zu Hause, der aber von Streich auch schon als Innenverteidiger eingesetzt wurde, auch Lucas Höler – eigentlich Stürmer – war im Mittelfeld auf der Achter-Position zu finden. Sicherlich sind diese Änderungen in dieser Saison aufgrund der vielen Verletzungen entstanden, dennoch ist es auch „typisch Streich“, sehr variabel zu agieren.
Keine reine Umschaltmannschaft – Variabilität im Spiel mit und gegen den Ball
Der SC Freiburg steht laut Sofascore mit einer Ballbesitzquote von 46,6% im unteren Mittelfeld der Liga (FC Bayern 61,6%) und auch die Passquote von 79% ist nur im unteren Drittel der Liga (FC Bayern 88,6%). Das Spielsystem ist variabel, entweder mit einer Dreier-, Vierer- oder sogar einer Fünferkette. Gegen die Bayern könnte man von einer Viererkette ausgehen.
Mit dem Ausfall von Lienhart fehlt immer noch ein zentraler Spieler aufgrund einer Verletzung, aber Christian Günter ist über links wieder verfügbar. Zentral ist ein Einsatz von Ginter und Gulde wahrscheinlich, Sildillia könnte rechter Verteidiger sein. Kopfballstärke zeichnet Gregoritsch aus, der in manchen Spielen von Höler in der Spitze unterstützt oder aber ersetzt wird. Dahinter ist über den linken Raum der gefährlichste Freiburger Spieler Vincenzo Grifo aktiv (sieben Tore, sieben Vorlagen), während Sallai über rechts für Unruhe sorgen könnte.
Der SC war und ist keine reine Umschaltmannschaft; man versucht im Spiel mit Ball häufig, eine Seite (vor allem links) asymmetrisch zu überladen. Dann wird aus der Viererkette eine Dreierkette. Hier kommen die Tiefenläufe von Günter ins Spiel, die es für die Bayern zu verhindern gilt. Fraglich ist jedoch, ob Günter tatsächlich schon wieder in der Form ist, wie vor seiner Verletzung. Eggestein und Röhl könnten im defensiven Mittelfeld auflaufen. Eggestein ist laut fbref nach Atubolu der Spieler mit den meisten Einsatzminuten im Kader. Aber hinter vielen weiteren Positionen in der Aufstellung stehen noch Fragezeichen und das macht den SC etwas unberechenbar.
Im letzten Spiel beim FC Augsburg spielte man in einem 4-2-2-2-System, aber dank großer Variabililtät, wurde daraus gegen den Ball auch einmal ein 5-2-3-System. Rechts offensiv könnte auch Ritsu Doan für gefährliche spielerische Momente sorgen.
Wenige Tore aus dem Spiel – anfällig für Gegentore bei Kontern
Der SC war in den vergangenen Jahren oft auch durch Standards gefährlich. In dieser Saison herrscht hier noch Nachholbedarf. In der letzten Saison lag man laut whoscored mit 17 Toren in dieser Kategorie auf Platz zwei, dieses Jahr steht man mit bisher acht Toren auf Platz sieben. Allerdings wurden auch schon sieben Tore aus Elfmetern erzielt, sodass Standards insgesamt für 50% der Tore verantwortlich sind. Aus dem offenen Spiel sind nur 14 Tore gefallen. Mit durchschnittlich 11,7 Schüssen pro Spiel ist man laut Sofascore auch nur Vierzehnter in dieser Wertung.
Der SC ist außerdem anfällig für Gegentore bei Kontern des Gegners: Hier steht man an erster Stelle, bereits acht Tore hat man nach einem Konter kassiert. Eventuell sollten die Bayern also versuchen, schnell umzuschalten. Und eine weitere Statistik spricht für den FCB: in der reinen Februar 2024-Tabelle ist der SC mit nur einem Punkt Letzter. Christian Streich gibt sich natürlich trotzdem kämpferisch: „Bayern kommt hierher und wird unter allen Umständen versuchen, das Spiel zu gewinnen. Wir tun alles, wie immer, dass wir es ihnen so schwer wie möglich machen. Und dass wir Momente für uns finden. Das geht nur über eine außergewöhnlich gute Leistung.“
Mögliche Aufstellung Freiburg: Atubolo // Sildillia, Ginter, Gulde, Günter // Eggestein (Höfler), Röhl // Höler, Doan, Grifo // Gregoritsch (Sallai)