FC Bayern München 1:0 Union Berlin: Mühsame Rehabilitation in München
Nach der tristen Pleite gegen Werder Bremen standen beim FC Bayern München die Vorzeichen auf Wiedergutmachung. Im Gegensatz zum Spiel am letzten Sonntag rückte Leon Goretzka für Alphonso Davies in die Startelf. Dafür wechselte Raphaël Guerreiro auf die linke Abwehrseite. Vorausgegangen war eine öffentliche Debatte über die Leistungen von Goretzka und Davies, auch wenn sich Tuchel hiervon wohl wenig beeindrucken ließ.
Goretzka rotierte dafür ins Mittelfeld auf seine bekannte Position neben Joshua Kimmich. Die Offensivreihe besetzten mit Coman, Musiala, Sané und Kane dieselben Spieler wie gegen Bremen. Gegen die tendenziell defensiv ausgerichteten Berliner, würde es hier auf schnelle Verlagerungen und Durchbruchssituationen ankommen.
Union Berlin wechselte seine Formation im Vergleich zum Spiel gegen den SC Freiburg auf vier Positionen. Trimmel, Gosens, Tousart und Hollerbach standen hier neu im Team. Offensiv-Neuzugang Chris Bedia, der aus Genf zu den Eisernen wechselte, nahm zunächst auf der Bank platz.
Vor dem Spiel sprach Tuchel im Interview bei Sky die mangelnde Konterabsicherung in den letzten Spielen an. Die Verlagerung von Guerreiro auf die linke Abwehrseite begründete er mit dem erwarteten hohen Anteil an Ballbesitz und der Eignung von Guerreiro für dieses Spiel.
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FC Bayern München vs. Union Berlin: Der Spielverlauf
In der erst kurz vor Spielbeginn ausverkauften Allianz Arena agierte Goretzka defensiver als Guerreiro im Mittelfeld und ließ sich auch im Ballbesitz auf gleiche Höhe mit Kimmich oder sogar hinter diesen fallen. Die dominante Anfangsphase wurde in der sechsten Minute durch einen gefährlichen Kopfball von de Ligt eingeläutet. Auch die invers spielenden Coman und Sané konnten erste Offensivaktionen verzeichnen.
Die beiden fairsten Mannschaften der Bundesliga gingen intensiv in die Zweikämpfe, welche häufig durch das hohe Pressing des FC Bayern ausgelöst wurden. Nach einer längeren Verletzungspause wegen einer Kopfverletzung von Kevin Volland und der anschließenden Einwechslung von Kevin Behrens in der 26. Minute, stagnierten die Offensivbemühungen der Münchner zu einem zunehmend statischen Spiel.
Die wie erwartet enorm tief stehenden Berliner ließen den Gegner in den ungefährlichen Zonen agieren und versuchten Nadelstiche zu setzen, die aber nicht über den Ansatz hinauskamen. Der FC Bayern versuchte sich häufig an Flanken und Hereingaben, die ebenfalls nicht zum Erfolg führten. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte wurde Sané noch sehenswert an der rechten Strafraumseite freigespielt und setzte seinen Schlenzer auf das lange Eck knapp neben das Tor, kurz bevor Goretzka einen Schuss aus der zweiten Reihe abgab, den Musiala fast im Nachschuss zum 1:0 verwandelte.
Zur Halbzeit schlug sich die komplette Dominanz der Münchner in einem Expected-Goals-Wert von 1,26 zu 0,05 nieder. Die Bemühungen zur Steigerung im Verhältnis zum Bremen-Spiel waren zu erkennen, jedoch fehlte oft der letzte Durchbruch vor das Tor. Zweimal de Ligt mit dem Kopf nach einer Ecke brachte die besten Chancen auf einen Torerfolg zustande.
Turbulenter Start in Halbzeit Zwei
Der bereits in der ersten Halbzeit angeschlagene Upamecano wurde zu Beginn der zweiten Hälfte durch Neuzugang Eric Dier ersetzt. Doch dieser hatte kaum einen Fuß auf den Rasen gesetzt, als das Spiel rasant Fahrt aufnahm. Nach einem Pass von Guerreiro auf Kane traf dieser den Pfosten. Den daraus resultierenden Abpraller setzte Guerreiro souverän in den Winkel zum 1:0 für den FC Bayern München.
Im Anschluss setzte sich Behrens gut gegen Dier im Strafraum durch. Der darauffolgende Schuss konnte jedoch abgeblockt werden. Nun zog das Tempo des Spiels im Vergleich zur ersten Halbzeit deutlich an. Nach einer Ecke von Kimmich schlenzte dieser direkt auf das Tor, was Rönnow mit einem unglaublichen Reflex abwehren konnte.
Laimer legte nach gut 50 Minuten den Ball auf den startenden Sané auf die rechte Seite des Strafraums, dessen Hereingabe Kane eiskalt verwandelte. Leider wurde es nichts mit dem Rekordtor des Engländers, da der VAR richtigerweise auf Abseits entschied. Trotz dieser Entscheidung war es ein überzeugender Start der Münchner in Halbzeit Zwei.
Wie in der ersten Halbzeit flachte nun das Spiel nach einer aktiveren Anfangsphase wieder ab. Defensiv agierte der Abwehrverbund des FCB deutlich strukturierter als noch im Spiel gegen Bremen. Die Restverteidigung wurde lediglich in der 70. Minute überspielt, als Behrens im Strafraum frei stand und der erste Eindruck auf ein elfmeterwürdiges Foul von Dier an ihm hindeutete. Das Schiedsrichterteam entschied sich jedoch richtigerweise weiterlaufen zu lassen.
Abseits des Platzes kam es kurz danach zu einer Rudelbildung rund um Sané und den Berliner Trainer Bjelica. Sané forderte den Ball von ihm zum Einwurf. Nachdem dieser dies verweigerte, schlug Sané nach dem Ball. Daraufhin griff der Union-Coach zweimal ins Gesicht von Sané. Schiedsrichter Frank Willenborg entschied auf Rote Karte gegen den Trainer der Eisernen.
Die Schlussphase des Spiels war geprägt durch unübersichtliche Spielsituationen und häufig wechselnden Ballbesitz. Bayern konnte trotz insgesamt vier gelben Karten in der Nachspielzeit in einem knappen aber insgesamt dominanten Spiel die Oberhand behalten und glanzlos drei Punkte sichern.
FC Bayern München vs. Union Berlin: Das fiel auf
Gerade in der ersten Halbzeit konnte der FC Bayern die Konter der Berliner deutlich besser unterbinden als in der Vergangenheit. Die Restverteidigung klärte die wenigen Chancen der Berliner meist souverän. In der zweiten Hälfte kam Berlin etwas öfter durch die Münchner Abwehr. Trotz dessen wirkte die Spielstruktur deutlich gefestigter, was auch daran lag, dass das Team im Spielaufbau etwas defensiver positioniert war. So standen Goretzka als Achter, aber auch die Außenverteidiger insgesamt etwas tiefer als noch gegen Bremen.
Der oft kritisierte Joshua Kimmich zeigte sich während des gesamten Spiels äußerst engagiert, auch wenn nicht alle Aktionen glücklich waren. Damit spiegelte er das gesamte Bayern-Team wieder. Auch hier war die Bemühung der Wiedergutmachung nach dem Bremen-Spiel deutlich zu erkennen, doch viel war hier noch in den letzten Aktionen zu ungenau und so verpasste man es, den Deckel drauf zu machen.
Standardsituationen waren auch heute ein auffälliger Faktor im Münchner Spiel. Die erkennbar einstudierten Ecken fanden häufig einen Abnehmer, auch wenn kein Tor daraus erzielt werden konnte.
Spieler des Spiels
Der taktische Wechsel von Goretzka und Guerreiro führte zu zwei Spielern des Spiels. Goretzka konnte seine physischen Stärken im Mittelfeld und auch bei seinen Vorstößen in den Strafraum immer wieder gut einsetzen. Auch waren seine Zweikämpfe im Mittelfeld oft entscheidend, um Situationen zu klären. Für Guerreiro führte die Rolle als Linksverteidiger in den Ballbesitzphasen zu vielen offensiven Freiheiten, die er immer wieder für Vorstöße, kluge Pässe und das Überlaufen der Außenstürmer nutzte. Durch die Umstellung der beiden Spieler wirkte die gesamte Dynamik der Münchner gegen ein tiefstehendes Team wie Berlin deutlich stimmiger als zuvor.
Luft nach oben
Bei einem Spieler wie Harry Kane mutet es fast schon als Majestätsbeleidigung an, ihn in dieser Kategorie zu nennen. Dennoch war der Engländer sowohl im Spiel gegen Bremen als auch gegen Union deutlich weniger in das Spiel eingebunden als gewohnt. Ebenfalls konnte er seine Fähigkeiten im Passspiel in den tiefen Räumen nicht mehr so gewinnbringend einbringen wie in der Vergangenheit. Dass er trotzdem immer eine Gefahrenquelle im Strafraum ist, ist unbestritten. Dies war auch bei seinem Abseitstor zu sehen. Ihn an seiner Wunderquote aus dem ersten Halbjahr zu messen ist sicherlich unfair. Trotzdem leidet der Stürmer an einem teilweise unpräzisen Spiel in der Münchner Offensive.
Die Daten zum Spiel
Tore: 1:0 Guerreiro (46.)
Gelbe Karten: Behrens (47.), Sané (75.), Vogt (90.+5), Kane (90.+5), Jumic (90.+5), Leite (90.+5)
Rote Karte: Bjelca (75.)
Aufstellung FC Bayern: Neuer – Laimer (Pavlovic, 87.), Upamecano (Dier, 45.), de Ligt, Guerreiro – Kimmich, Goretzka – Coman (Tel, 77.), Musiala (Müller, 77.), Sané – Kane
Aufstellung Union Berlin: Rönnow – Knoche, Vogt, Diogo Leite – Trimmel, Kral (Aaronson, 78.), Gosens (Roussillon, 64.), Tousart, Haberer (Bedia, 78.) – Hollerbach (Schäfer, 64.), Volland (Behrens, 26.)