FC Bayern mit Champions-League-Gesicht: 5:1 bei Union Berlin

Maximilian Trenner 20.04.2024

Verletzungen waren beim FC Bayern München in dieser Saison immer wieder ein Thema, auch Leroy Sané war ein Leidgeplagter. Auf die wiederkehrenden Verletzungsprobleme des Flügelspielers reagierte Thomas Tuchel und nahm ihn aus dem Spieltagskader sowie aus dem Trainingsbetrieb.

„Es geht nur über die Behandlung (…) der nächste große Schritt ist Frankfurt beziehungsweise Madrid“, sagte der Trainer bei Sky zur Verletzung des 28-Jährigen. Dafür rückte Thomas Müller in die Startaufstellung und begann neben beziehungsweise etwas hinter Harry Kane.

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Tuchel rotierte im Vergleich zum Mittwoch auf fünf weiteren Position, so rückten Alphonso Davies, Minjae Kim, Aleksander Pavlovic, Mathys Tel sowie Eric Maxim Choupo-Moting für Noussair Mazraoui, Matthijs de Ligt, Konrad Laimer, Raphaël Guerreiro und Jamal Musiala. 

Auf dem Papier stand somit ein gewohntes, aber durchaus enges 4-2-3-1 gegen ein 5-3-2 von Union Berlin auf dem Platz. 

FC Bayern in Berlin: Der Spielverlauf

Nachdem sich Leverkusen bereits die Meisterschaft letzte Woche gegen Werder Bremen sicherte und der Fokus nun auf der Königsklasse liegt, kündigte Tuchel im Vorfeld der Partie bei Sky dennoch “Hunger” seiner Mannschaft an, diesen wollte er mittels „Gegenpressing und Umschaltmomenten“ auf den Platz bringen.

Anders als die Bayern hatte Union einiges zu verlieren, denn der Abstand zum Relegationsplatz betrug vor der Partie lediglich drei Punkte. Dies nutzten die Bayern aus und versuchten nach Ballgewinnen die aufgerückten Unioner zu überrennen.

In den ersten zehn Minuten waren bereits die Ansätze und Zielvorgaben erkennbar: Die Münchner starteten von Beginn an mit einer aggressiven Haltung gegen den Ball. Dafür schickte Union immer wieder seine Stürmer in die Tiefe. Doch es zeichnete sich schon früh ab, dass Berlin wie gegen Augsburg durchaus mehr an sich selbst scheiterte als am Gegner. So konnten Konter aufgrund technischer Fehler wie Fehlpässe meistens nicht zu Ende gespielt werden.

Verlor die Heimmannschaft den Ball, dann versuchte man mittels Gegenpressing schnell ins Umschalten zu kommen. Dies erbrachte den Bayern auch nach einem Ballgewinn durch Davies die erste Torchance der Partie durch Harry Kane. Frederik Rönnow konnte den Ball parieren.

Goretzka erlöst den FCB

Über eine gute Drehung von Pavlović im eigenen Drittel im Spielaufbau kam der FCB in der 28. Minute in das zweite Drittel. Dort schaffte es Tel, Goretzka in Szene zu setzen. Der zentrale Mittelfeldspieler schloss nach einer guten Ballannahme zur 1:0-Führung ab. 

Nach etwas mehr als einer halben Stunde kam dann Union Berlin durch zwei Fernschüsse zu einer Doppelchance. Erst parierte Manuel Neuer den Schuss von Lucas Tousart. Dann streifte der Nachschuss durch András Schäfer nur das Außennetz. Kurz vor der Pause (45+1) erhöhte Kane durch „einen Bilderbuchfreistoß“ (Wolff-Christoph Fuss) in die lange Ecke auf 2:0. Der Treffer schien aus Unioner Sicht vermeidbar – Rönnow sah zumindest unglücklich aus.

Die Führung ging trotz der Umschaltmomente des Gegners völlig in Ordnung. Gerade der Ballbesitz ging kurz vor dem Pausenpfiff an die Gäste. Dennoch kam nie so richtig Sicherheit auf. In den Lösungsansätzen im letzten Drittel fehlte bis dahin die Kreativität.

2. Halbzeit: Bayern überrennt Union

Nach dem Pausentee brannten die mitgereisten Rot-Weißen zuerst ein Feuer auf den Rängen ab, während das Spiel sich ähnlich wie in den ersten 45 Minuten gestaltete. Union kam zwar zu Kontern, kann sie aber nicht ausspielen. Die Bayern wiederum kamen nach einer Flanke von Choupo-Moting und einem Volley durch Müller zum 3:0.

Daraufhin passierte lange Zeit nicht viel. Der Tabellenzweite versuchte, den Ballbesitz gegen weiter sehr konservativ agierende Berliner zu verwalten und so zu Räumen zu kommen. Dies funktionierte auch sehr gut. Nach einem Ballverlust durch Aissa Laidouni setzte Kane Tel gut ein, der souverän in die linke Ecke zum 4:0 einschob (62.).

Eigentlich war Union zeitweise im Spiel, musste sich dann aber doch relativ schnell ergebe. Nach einer Flanke aus dem Halbraum von Goretzka konnte Müller zum 5:0 einköpfen (66.). Das Spiel schlief etwas ein. Zu Null konnten die Bayern dennoch nicht spielen. Ein guter Abschluss vom eingewechselten Vertessen sorgte für den Ehrentreffer der Berliner.

Mit dem 5:1-Auswärtssieg verteidigen die Bayern ihren zweiten Platz in der Bundesliga.

Drei Dinge, die auffielen

Bayern weiter zu anfällig nach Ballverlusten

Speziell im zweiten Teil der ersten Halbzeit nutzte Union die offensive Herangehensweise des FC Bayerns. Davies und Kimmich schoben bis in das letzte Drittel, auch Goretzka legte seinen Fokus auf das Spiel mit dem Ball.

Wenn ein gegnerischer Sechser im tiefen Block einen Ball gewann oder auch einen Abpraller erlief, gab es zwei Szenarien: Entweder er klärte die Kugel oder er spielte – wie es wohl im Matchplan angedacht war – einen vertikalen Pass in Richtung der Stürmer. Alternativ musste sich ein anderer Zentrumsspieler freilaufen, um die nächste Option zu ermöglichen. Somit waren die Möglichkeiten eigentlich eher begrenzt, dennoch kam es immer wieder zu gefährlichen Situationen. 

Die Mannschaft von Nenad Bjelica versuchte nämlich, die systematischen Probleme im 4-2-3-1 zu bespielen. Die aufgerückten und breit gezogenen Flügelspieler konnten bei Ballverlusten oft nicht mehr schnell genug den Raum schließen, weswegen diese oft Ziel der Angriffe waren. Für ein intensives Gegenpressing zieht man normalerweise sein Team schon mit dem Ball eng zusammen, damit der Gegner bei Ballgewinn weniger Raum zur Verfügung hat. Dies tat der FCB nicht.

Bis zur schwachen Leistung der Unioner im Schlussdrittel der Partie schafften es die Bayern nicht, dieses Problem zu beheben – obwohl Pavlović recht defensiv agierte. Die hohen und flachen Staffelungen der Offensive wurden teils zum Problem. Einzig der individuellen Qualität des Gegners war es geschuldet, dass diese Problematik nicht sichtbarer wurde.

In der strukturierten Defensive ohne Probleme

Stand der FC Bayern defensiv aber strukturiert, dann fühlte man sich deutlich wohler. Sichtlich konnte man sich an den vorgegebenen Laufwegen und Pressingtriggern hocharbeiten und sie schablonenmäßig abarbeiten, was auch der fehlenden Variabilität der Heimmannschaft geschuldet war. 

Bayern ließ die Innenverteidigung meist aufbauen, stellte aber Passwege ins Zentrum zu. So entstand eine Pressingfalle auf den Außenbahnen. Den äußeren Mittelfeldspielern wurde der Raum so verengt, dass sie oft den Ball verloren. Dabei rückte man gut nach. Union blieben oft nur lange Bälle – die gerade durch Kim sowie Dier sehr gut entschärft wurden.

Kam Union dann doch mal durch, dann versuchte man wieder hinter den Ball zu kommen und direkte Zweikämpfe zu suchen. Um dem zu begegnen, fehlten den Berlinern die Körperlichkeit und auch der Biss.

Bayern schenkt die Liga nicht ab

Oftmals taten sich die Bayern in dieser Art der Spiele schwer, hatten zwar eine schleichende Dominanz, lagen dann aber plötzlich hinten. Kurze Zeit schien es so, als würde es auch heute wieder ein Spiel dieser Art werden, doch die Klarheit mit sowie gegen den Ball zu Mitte der zweiten Halbzeit entschied die Partie. 

Trotz der entschiedenen Meisterschaft sind diese Siege wichtig und stellen die Basis für einen weiteren Erfolg für die Champions League dar. Zumal es noch darum geht, den VfB Stuttgart hinter sich zu lassen. Mit diesem souveränen Sieg geht man optimistisch in die kommenden Wochen und es ist auch für das Umfeld wichtig, dass man die Saison trotz der verlorenen Schale nicht abschenkt und den Fokus wahrt.

Nach dem Sieg in Berlin geht es Schlag auf Schlag: Heimspiel gegen Frankfurt, daraufhin Champions League gegen Madrid, auswärts in Stuttgart und dann wohl das Spiel der Saison im Estadio Santiago Bernabéu. Es gibt keinen Spielraum für Schwächephasen, gegen Union wurde die Basis gelegt.

Die Daten zum Spiel

Tore: 0:1 Goretzka (29.), 0:2 Kane (45.+1), 0:3 Müller (53.), 0:4 Tel (62.), 0:5 Müller (64.)
Gelbe Karten: Franjic (67.)
Aufstellung Union Berlin: Rönnow – Doekhi, Vogt, Leite (Juranovic, 59.) – Trimmel (Kaufmann, 59.), Schäfer (Laidouni, 59.), Gosens – Tousart, Aaronson – Volland (Knoche, 70.), Hollerbach (Vertessen, 59.)
Aufstellung FC Bayern: Neuer – Kimmich (Mazraoui, 71.), Kim (Upamecano, 59.), Dier, Davies – Goretzka (Laimer, 71.), Pavlovic – Tel, Müller (Zvonarek, 83.) – Choupo-Moting (Zaragoza, 71.), Kane

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