FC Bayern München verlängert mit Alexander Nübel: Neuer-Nachfolge geklärt?
Dieser Artikel wurde nach Bekanntgabe der Verlängerung geupdatet.
Der FC Bayern scheint an seinem Plan, dass Alexander Nübel die Nachfolge von Manuel Neuer übernehmen soll, festzuhalten. Wie die Münchner heute bekannt gaben, verlängert der 27-Jährige vorzeitig bis 2029 und wird dann zwei weitere Spielzeit an den VfB Stuttgart verliehen.
Nübels vorheriger Vertrag lief noch bis Juni 2025. Damit war er genauso lange in München gebunden wie sein potentieller Vorgänger Manuel Neuer. Wann dieser das Bayern-Tor überhaupt räumt, ist allerdings noch völlig unklar. Die Verlängerung der Nübel-Leihe bis 2026, lässt die Vermutung zu, der Bayern-Kapitän möchte mindestens bis dahin weitermachen.
Der Plan, Nübel als Neuer-Nachfolger zu installieren, scheint auch von der neuen Münchner Führung weiter verfolgt zu werden. Anders ist eine solch langfristige Vertragsverlängerung kaum zu deuten. Sportvorstand Max Eberl wird auf der Website des Rekordmeisters sehr erfreut zitiert: „Wir sind sehr froh, dass wir uns mit Alexander Nübel auf eine langfristige Verlängerung unserer Zusammenarbeit geeinigt haben. Er hat sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt und zählt zu den besten deutschen Torhütern. Beim VfB Stuttgart kann er weiter kontinuierlich Spielpraxis auf hohem Niveau sammeln. Mit Manuel Neuer, Sven Ulreich, Daniel Peretz und Alexander Nübel ist der FC Bayern auf der Torhüter-Position heute und perspektivisch hervorragend aufgestellt.“
Ähnlich zufrieden zeigt sich Nübel selbst über den Vertrauensbeweis: „Ich bin sehr glücklich über diese Entscheidung und das Vertrauen, das mir der FC Bayern entgegenbringt, gleichzeitig fühle ich mich in Stuttgart sehr wohl. Ich will mit dem VfB erfolgreich sein und so auch persönlich die nächsten Schritte gehen.“
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Alexander Nübel: Langer Weg zur Münchner Nummer 1?
Als Kronprinz für Nationaltorhüter Neuer auserkoren hatte Nübel noch Hasan Salihamidzic. Der damalige Bayernfunktionär holte Nübel 2020 nach nur eineinhalb Jahren als Bundesliga-Stammkeeper ablösefrei vom FC Schalke nach München.
Neuer war damals wie heute noch nicht bereit, seinen Posten langfristig oder auch nur für einige Spiele zu räumen. So war von einer angeblichen Einsatzgarantie, die Nübel zugesichert worden sein soll, auch bald nichts mehr zu hören.
In seiner ersten Saison kam der Neuzugang in lediglich vier Spielen zum Einsatz und machte sich deshalb auf die Suche nach Spielzeit. Während einer zweijährigen Leihe zur AS Monaco absolvierte Nübel 97 Pflichtspiele.
Spielzeit blieb auch nach dem Ende der Leihe im Sommer 2023 das entscheidende Thema. Nübel-Berater Stefan Backs hatte damals bei t-online verkündet: „Wir haben immer gesagt, dass es keinen Sinn für Alex ergibt, zu Bayern zurückzukommen, solange Manuel Neuer noch da ist.”
Der damals anvisierten Wechsel zu einem Champions-League-Team oder in die englische Premier League kam jedoch nicht zustande. Mit dem VfB Stuttgart wurde es die Überraschungsmannschaft dieser Bundesliga-Saison und Nübel konnte die Bayern-Chefetage wohl überzeugen, weiter auf ihn zu bauen.
Nübel und das schwere Erbe Bayern-Tor
Die Diskussion ist fast so alt wie die ruhmreiche Geschichte des FC Bayern selbst. Immer wenn die Karriere eines langjährigen Bayern-Keepers dem Ende zu geht, dann stellt sich die Frage: Gibt es jemanden, der diese Lücke nur annähernd schließen kann? Kann es einen neuen Sepp Maier geben? Wer ist wie Raimond Aumann? Ist überhaupt jemand wie Oliver Kahn?
Die Frage wurde häufig mit dem nächsten Klasse-Torhüter beantwortet, auch wenn manchmal über Umwege. Manuel Neuer macht es seinem Nachfolger allerdings sehr schwer. Er überwand Widerstände in München, setzte Maßstäbe auf internationalem Niveau und veränderte sogar das Torwartspiel allgemein.
Der Vergleich zu Neuer könnte einem unfair vorkommen, dennoch ist Nübel damit konfrontiert. Er muss nicht genau wie Neuer sein, aber wenigstens ein bisschen wie der beste Torhüter einer Generation. Und diesem Vergleich hält Nübel im Moment trotz starker VfB-Saison nicht stand. Nübel ist ein guter Bundesliga-Torhüter, der vieles mitbringt, was gut zu Bayern München passen würde. Nur hat er die Klasse für einen absoluten Top-Club?
Passend für die Neuer-Nachfolge wären Nübels hervorragende Reflexe, Mut und Entschlossenheit im Stellungsspiel, Selbstbewusstsein und seine sehr guten Fähigkeiten mit dem Ball am Fuß. Demgegenüber stehen fehlende Konstanz, übertriebene Risikobereitschaft und Schwächen bei Luftduellen sowie in der Beweglichkeit.
Das größte Problem dürfte dabei die Frage sein, ob Nübel noch die nötige Konstanz erreicht, sollte er 2026 mit fast 30 Jahren als Bayern-Schlussmann übernehmen. In seiner bisherigen Karriere neigte er immer wieder zu sehr wechselhaften Leistungen und zu einer Anfälligkeit für Patzer.
In dieser Saison unterliefen dem Stuttgarter Torhüter bereits drei gravierende Fehler, die direkt zu einem Gegentor führten. In Leipzig schoss er Benjamin Henrichs für dessen Treffer an, in Freiburg verschätzte er sich bei einer Ecke und gegen Heidenheim beförderte er einen Ball durch die eigenen Beine ins Tor. Eine eventuell zu wackelige Vorstellung für den Neuer-Nachfolger.
Vielleicht verschafft ihm die insgesamt dennoch positiv zu bewertende Saison aber das notwendige Selbstvertrauen, um den entscheidenden Schritt nach vorn zu machen. Die Verlängerung verschafft allen Seiten jedenfalls etwas Ruhe und Zeit.
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