Thomas Müller beim Unentschieden in Frankfurt

FC Bayern in Frankfurt: Launige Diskussion mit Ballack! Müller nimmt Krise „sehr gerne“

Justin Trenner 06.10.2024

Muss Vincent Kompany beim FC Bayern München schon wieder umstellen? Über seine offensive Herangehensweise wird nach dem 3:3 gegen Eintracht Frankfurt jedenfalls diskutiert werden.

Geht es nach den Spielern, dann ist jetzt aber noch nicht der Zeitpunkt für Anpassungen gekommen. Gerade Thomas Müller zeigte sich unbeeindruckt von Vorwürfen, dass man zu viel Risiko eingehen würde.

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Bei DAZN diskutierte der Angreifer gewohnt launig, aber auch sachlich und analytisch mit Michael Ballack. Der Ex-Profi forderte einen risikoärmeren Spielstil ein. Nicht mit Müller, der sich um die Zukunft keine Sorgen macht. Die Diskussion im Wortlaut.

Thomas Müller: „In dieser Krise befinde ich mich sehr gerne!“

Thomas Müller: „Micha hat schon gefragt: ‚Woran hat et jelegen?‘ (…) Man muss sagen, wir sind in der 93. Minute. Jetzt können wir diskutieren: Spiel so einen Ball doch mal an die Eckfahne. Es ist jetzt halt mal etwas passiert. Ich sag mal, dieses Gegentor, es war dann wieder so ein bisschen wild, trotzdem gewinnen wir den Kopfball, das ist ein bisschen unglücklich und der Marmoush, der Omar, der macht das erstens sehr gut, die ganze Zeit, der hat natürlich einen brutalen Speed. Aber ich sag mal, der verliert das Kopfballduell gegen Minjae, läuft aber dann gleich weiter, dadurch hat Minjae den Nachteil. Also in der Endphase ist es dann ganz schwierig zu verteidigen.“

Michael Ballack: „Der Fehler passiert meines Erachtens schon vorher. (…)“

Müller: „Es war ein Freistoß, kurz gespielt, zurück und dann geht der Jo so ein bisschen ins Dribbling in den engen Raum, da könnte man sagen, das wär jetzt nicht unbedingt das, was wir haben wollen.“

Moderator: „Lass uns das nochmal anschauen, dann können wir analysieren.“

Müller: „Ne, wir sind uns schon einig (lacht).“

„Als Frankfurter hätte ich die weiße Fahne gehisst!“

Müller: „So eng, wie es da auf der Seite ist, wollen wir eigentlich wieder rausspielen …“

Ballack: „… und das ist für mich ein individualtaktischer Fehler von Joshua, dass er hier als Sechser sich selber in diese Pressingsituation spielt, das darf ihm nicht passieren. Natürlich kann man den noch weiterhin verhindern …“

Müller: „Hintenraus wird’s schwierig, weil es auch ein bisschen unglücklich läuft. Weil Minjae noch so rankommt, dass er unglücklicherweise genau dem Dina Ebimbe in den Kopf reinköpft.“

Ballack: „Also was ihr zweite Halbzeit eigentlich gut gemacht habt, besser als in der ersten, dieses ganz hohe Risiko im Eins-gegen-eins immer zu stehen, das habt ihr manchmal besser abgesichert mit einem zusätzlichen Sechser. Aber in der Situation war es ein taktischer Fehler, dass Joshua sich da selber aus diesem Raum rauszieht.“

Müller: „Wie fandet ihr die ersten 20 Minuten, 30 Minuten so?“

Ballack: „Genauso wie am Mittwoch, absolut dominant …“

Müller: „GENAUSO WIE AM MITTWOCH? Joa, ich fand’s heute sogar noch ein bisschen (wird unterbrochen) … als Frankfurter hätte ich die weiße Fahne gehisst.“

FC Bayern: Zu viel Risiko? Nicht, wenn es nach Müller geht

Moderator: „Ist es vielleicht zu viel Risiko?“

Ballack: „Du kommst als Spieler manchmal in so einen Flow rein. Thomas kann das vielleicht besser beschreiben. In so einen Flow, weil du so dominant bist, du stehst peu à peu immer ein Stück höher, du denkst, dir kann ja nichts passieren. Aber du hast eben zwei richtige Klassestürmer vorne, die selber sehr tief standen. Mit der 15. Minute haben sie ein bisschen versetzter gestanden, haben den Ekitike ein Stück weiter vorne positioniert und als Anspielstation gehabt. Auf einmal war es gefährlich. Und das hat schon gereicht. Da sind wir schon beim Thema, Thomas: Die Balance …“

Müller: „Heute geht es 3:3 aus. Frankfurt kann hier maximal vier Tore schießen, heute haben sie sogar drei gemacht, weil Frankfurt diese Klasse vielleicht hat. Und trotzdem müssen wir dieses Spiel aus meiner Sicht gewinnen und wenn wir dieses Spiel genau so 15-mal spielen, dann werden wir es 13-mal gewinnen und das finde ich, ist eine gute Spielweise, weil wenn du gegen so einen Gegner, der aktuell Zweiter ist in der Bundesliga, auswärts, wenn du die so dominierst und ihnen genau das, wo sie wirklich auch ihre Stärken haben, natürlich … es gibt keine perfekte Fußballmannschaft, aber ich habe heute seit längerer Zeit wieder mal auf dem Fußballplatz gestanden und es war ein Genuss, wie wir den Gegner eingeschnürt haben und wir hatten Torchancen, nämlich, es kommt noch dazu, Michael, das darfst du nicht vergessen: Die Frankfurter hatten heute einen überragenden Torhüter hinten drin. Ich mach sogar in der 90. fast ein Tor, bei jedem anderen ist der drin.

Ballack: „Darf ich da ein bisschen dagegenhalten? Ihr wart gegen Leverkusen die absolut dominante Mannschaft, ihr wart gegen Aston Villa die absolut dominante Mannschaft und gewinnt es nicht und heute wart ihr wieder die absolut dominante Mannschaft und gewinnt es wieder nicht. Da bin ich beim Thema wieder: Die eigene Stärke, die ihr habt, die Dominanz …“

Müller: „Was sollen wir anders machen? Gewinnen.“

Ballack: „Die Risikoabwägung hinten zu stehen im Eins-zu-eins zu oft und dem Gegner mit einem gezielten Pass die Möglichkeit zu geben, relativ leicht zu einem Torerfolg zu kommen.“

Müller: „Aber die Dominanz, die wir haben, die haben wir natürlich auch, weil wir ganz viele Bälle, ich weiß nicht, man darf ja nicht meinen, dass uns diese ganzen Bälle wieder zufällig zufliegen. Wie viele von diesen abgewehrten Bällen, wo wir uns Torchancen versuchen herauszuspielen, wir sofort wieder fressen …“

Ballack: „Das macht ihr auch super …“

Thomas Müller: Gefühl? „Überragend“

Müller: „Genau! Und wenn du dann mal eine Einzelsituation hast, wo ein Hugo Ekitike oder ein Omar Marmoush, die ja wirklich in diesen Situationen auch Extraklasse sind, wenn die sich da halt mal befreien und wenn die heute diesen Tag haben, dass sie diese Dinger furztrocken wegmachen, dann gewinnen wir trotzdem 3:2, aber, da gebe ich dir recht: Das am Ende ist dann nicht clever. Und dann hätten wir über einen wunderbaren Sieg diskutiert, der vielleicht hätte 7:3 ausgehen können, aber jetzt stehst du da und sagst, vielleicht zu Recht, interpretierst die Ergebnisse, wir haben jetzt dreimal nicht gewonnen, aber in dieser Krise befinde ich mich sehr gerne.“

Ballack: „Das Spiel ist ja in Ordnung …“

Moderator: „Ich kann ihn nicht stoppen …“

Müller: „Wen? Micha?“

Ballack: „Müssen wir in die Werbung? Es geht ja nur hinten um diese Doppelabsicherung, um hinten nicht Eins-zu-eins Mann gegen Mann zu stehen. Nur darum geht’s. Beim 3:2 macht ihr das sehr gut, deswegen kann Upamecano an die Außenlinie gehen, weil Pavlović, Minjae abdecken. Deswegen steht ihr Zwei-gegen-eins. Und das war sehr gut. Das war in der zweiten Halbzeit schon viel besser, ihr habt da nichts mehr zugelassen. Nochmal: Das wollen wir ja von dir hören, wie ist das Gefühl …“

Müller: „… überragend …“

Ballack: „… gut, dann ist doch alles in Ordnung. „

Müller: „Es ist überragend, weil diese Szene, wo ich die Riesentorchance vergebe, diese Dinger gewinnen wir ja auch nur, diese Bälle, auch wenn der Gegner mal spielen will, die gewinnen wir ja auch nur, weil wir so spielen, wie wir spielen. Aber natürlich, wenn nichts passiert, oder wenn wir einen Ball gewinnen, dann sagt keiner: ‚Ohhh, das war jetzt zu viel Risiko.‘ Sondern da sagt man: ‚Wow! Schau wie aggressiv die Bayern sind und das ist auch alles toll.‘ Die Ergebnisse waren jetzt nicht so, dass wir gewonnen haben, aber ich habe heute ein gutes Gefühl auf dem Platz gehabt. Nach dem Spiel, gebe ich dir recht, sind wir im Ergebnissport. Lass uns doch einfach eine eigene, komm (schiebt den Moderator weg) … Lass uns die Sendung doch einfach weitermachen. (…) Du musst eigentlich mit dazu! Du hättest heute ein Kopfballtor gemacht. „

Moderator: „Ich muss jetzt trotzdem, weil guck, Thomas, ich kriege hier Ärger mit deinen Leuten.“

Müller: „Ja, macht doch nix! Die haben nichts zu sagen. Michael Ballack hier, Thomas Müller, was wollen die? Komm‘ ich hau ab! (lacht)“


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