FC Bayern: João Palhinha ein Flop? Zwischenzeugnis der Neuzugänge
Nach der ersten titellosen Saison seit über einem Jahrzehnt war klar, dass der FC Bayern auf dem Transfermarkt investieren würde. Am Ende gab der Rekordmeister knapp 130 Millionen Euro für drei Neuzugänge im Sommer aus. Zur Winterpause bietet sich nun die passende Gelegenheit für ein erstes Zwischenfazit.
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Wie schlugen sich die Neuen? Selbstverständlich sind solche Bewertungen nicht endgültig, da Neuzugänge oft etwas Zeit zur Akklimatisierung benötigen und erst im Laufe einer Saison einschlagen. Manchmal dauert es sogar noch länger.
Miasanrot zieht dennoch eine erstes Halbzeitfazit. Dabei werden die Leistungen, Einsatzzeiten und auch die Ablösesumme des jeweiligen Spielers berücksichtigt. Abschließend vergeben wir – wie in einem solchen Zwischenzeugnis üblich – noch eine Schulnote.
Michael Olise: Bayerns bester Flügelspieler
53 Millionen Euro überwies der FC Bayern im Sommer an Crystal Palace – und das für einen Spieler, der zu dem Zeitpunkt weder Champions-League- noch Länderspiel-Erfahrung vorzuweisen hatte. Doch in- und ausländische Experten aus der Premier League waren sich ziemlich sicher: Der FC Bayern habe damit auf dem überteuerten Transfermarkt sogar noch ein Schnäppchen gemacht.
Olise ließ bereits zu Beginn der Saison keine Zweifel aufkommen. Schnell spielte sich der Franzose in die Startelf von Vincent Kompany und begeisterte nicht nur mit zahlreichen Torbeteiligungen. Auch seine inverse Spielweise, Dribbelstärke und Eleganz ließen – besonders im Zusammenspiel mit Jamal Musiala – so einige Highlights aufkommen.
Zwar zeigte seine Formkurve im Verlauf der Hinrunde ein wenig nach unten, doch seinen Konkurrenten um die Flügelposition hat der Franzose dennoch einiges voraus. 18 Torbeteiligungen sammelte der gebürtige Londoner in 23 Einsätzen – und damit genau so viele wie Leroy Sané, Kingsley Coman und Serge Gnabry zusammen.
Neben Konstanz und Torgefahr hat er allen dreien außerdem seine permanente Verfügbarkeit voraus. Der Franzose stand in der Hinrunde in jedem Spieltagskader des Rekordmeisters. Kurzum: Michael Olise ist Bayerns bester Flügelspieler – mit Abstand. Aufgrund der stolzen Ablösesumme und des immer noch vorhandenen Potenzials des 23-Jährigen, sparen wir uns die Bestnote trotzdem noch für das Abschlusszeugnis auf.
Note: 2+
João Palhinha: Fehleinkauf oder unterschätzt?
Mit einem Jahr Verspätung kam Thomas Tuchels „Holding Six“ João Palhinha nach München. Bei Kompany erwischte der Portugiese jedoch einen schwierigen Start. Er war wohl die am meisten diskutierte Personalie zu Beginn der Saison. Denn Coach Kompany setzte lieber auf das spielstarke Duo um Eigengewächs Aleks Pavlović und den nimmermüden Joshua Kimmich im Mittelfeldzentrum.
Viel Spielzeit blieb dabei nicht übrig. Und so kam Palhinha lediglich auf einen Startelfeinsatz in den ersten 10 Pflichtspielen der Saison. Seine Qualitäten im Spiel gegen den Ball waren und sind im Fußball, den Kompany spielen lässt, auch einfach nicht so gefragt. Der Belgier fand nach dem Schlüsselbeinbruch von Pavlović dennoch eine geeignete Rolle für den Portugiesen.
In der Offensive und im Spielaufbau hielt sich der 29-Jährige zwar zurück, verhalf dem FCB jedoch als Staubsauger vor der Abwehr zu defensiver Stabilität. Lediglich fünf Gegentore fielen in seinen sechs Startelfeinsätzen beim FCB (vier davon in Barcelona). Besonders seine punktgenauen Grätschen, die er immer wieder einstreut, sind besonders hervorzuheben. Er tat also genau das, wofür er geholt wurde.
Palhinha und Konkurrent Pavlović: Was die beiden unterscheidet
Jedoch litt auch der offensive Output der Bayern unter seiner Anwesen- und unter Pavlovićs Abwesenheit. Der 29-Jährige bewegt sich nämlich gerne mal im gegnerischen Deckungsschatten und fordert auch viel seltener den Ball als der Deutsch-Serbe. Mit durchschnittlich 45 Ballaktionen pro Spiel (Quelle: Sofascore) fällt Palhinha im Vergleich zu Pavlović (78,7) auch deutlich ab.
Die Ballsicherheit, Vertikalität und das Tempo des 20-Jährigen besitzt der Portugiese also nicht, weshalb im Spiel nach vorn im Vergleich zu den Wochen mit Pavlović immer ein wenig Tempo fehlte. Auch wenn das sicherlich nicht ausschließlich auf Palhinha zurückzuführen ist.
Dennoch sind dessen Qualitäten beim Großteil der Gegner des FC Bayern eigentlich eher weniger gefragt. Nicht umsonst ist der Rekordmeister ja an Spielern wie Tom Bischof oder Florian Wirtz interessiert, die – unabhängig von der Position – ihre Stärken vor allem im Spiel mit dem Ball haben. Und so wirken die stolzen 51 Millionen Euro Ablöse fast wie ein Luxuskauf für einen Spieler, der lediglich bei besonderen Anlässen oder bestimmten Spielsituationen gefragt ist.
Für die Ablösesumme kann Palhinha natürlich nichts. Auch sein Verhalten neben dem Platz und sein stets betonter stolz, Teil des Vereins zu sein, sind in jeder Hinsicht vorbildlich. Obwohl der Abräumer aufgrund eines Muskelbündelrisses im November und seinem schleppenden Saisonstart erst bei 13 Einsätzen für den Rekordmeister steht, waren seine Leistungen meist solide. Von einem Flop kann man demensprechend nicht sprechen. Jedoch auch nicht von einem Top-Transfer.
Note: 3-
Hiroki Itō: Ein Halbjahr zum Vergessen
Für Hiroki Itō, der für 23,5 Millionen Euro aus Stuttgart kam, gibt es keine hinreichenden Leistungsnachweise, wie es im Beamtendeutsch heißen würde. Lediglich zwei Testspiele absolvierte er für die Bayern. So hat sich der Japaner seine ersten Monate beim FCB sicher nicht vorgestellt. Beim Test in Düren zog sich der Japaner einen Mittelfußbruch zu, der ihn aufgrund mehrerer Rückschläge die gesamte Hinrunde außer Gefecht setzen sollte.
Eine Rückkehr scheint fürs Erste auch im Jahr 2025 noch nicht absehbar. Eine Bewertung sowie Benotung ist dementsprechend nicht möglich. Stattdessen werden die letzten Zeilen dieses Artikels dafür genutzt, ein wenig Vorfreude auf die Rückkehr des Verteidigers zu schüren. Denn mit dem Japaner hat der FC Bayern einen ziemlich passsicheren, zuverlässigen und konstanten Spieler im Kader. Dies hat er in den letzten Jahren beim VFB Stuttgart bewiesen.
Itō ist zudem flexibel einsetzbar und würde Kompanys taktische und personelle Optionen um ein Vielfaches erhöhen. Der 25-Jährige kann als Rotationsspieler in der Innenverteidigung Dayot Upamecano und Min-Jae Kim ihre benötigten Verschnaufpausen verschaffen, ohne – wie bei Eric Dier – einen zu hohen Qualitätsabfall befürchten zu müssen.
Darüber hinaus kann Itō auch als klassischer Linksverteidiger agieren und seinen offensiven Pendant auf der rechten Seite (z.B. Guerreiro, Laimer oder Boey) in einer asymmetrischen Viererkette absichern. Auch als linker Halbverteidiger in einer Dreierkette könnte der Japaner viele seiner Stärken ausspielen und dem Klub einen Mehrwert bieten. Für die Zukunft bleibt also nur zur hoffen, dass Itō nach diesem Seuchen-Halbjahr wieder fit wird und fürs Abschlusszeugnis genügend Leistungsnachweise besitzt.
Note: /
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