FC Bayern gegen Gladbach: Kompany-Elf tut sich lange schwer
Sieben Spiele, 21 Punkte – die Bundesliga-Bilanz des FC Bayern vor dem Duell bei Borussia Mönchengladbach war makellos und auch die anderen fünf Pflichtspiele in Supercup, DFB-Pokal und Champions League konnte der amtierende Deutsche Meister allesamt für sich entscheiden.
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Die Marschroute beim Tabellenletzten war also klar: Mit einem Erfolg am Bökelberg wollte man nicht nur den ersten Tabellenplatz festigen sondern auch weiterhin im Rennen um den Bundesliga-Rekord bleiben. In der Saison 2015/2016 gelang es den Münchern nämlich die ersten zehn Bundesliga-Partien zu gewinnen, erst am 11. Spieltag gab man damals erstmals Punkte ab (0:0 in Frankfurt).
Volle Rotation gegen die Fohlen: Kompany baut FC Bayern um
Um dieses Ziel zu erreichen setzte Vincent Kompany auf frische Kräfte gegenüber dem Königsklassen-Duell gegen den FC Brügge: Im Tor erhielt Jonas Urbig den Vorzug vor Manuel Neuer und damit wichtige Spielzeit vor dem Pokal-Duell beim 1. FC Köln, wo Neuer gesperrt fehlen wird. Mit Sacha Boey (für Laimer), Minjae-Kim (für Tah), Leon Goretzka (für Pavlovic), Nicolas Jackson (für Karl) und Tom Bischof (für Guerreiro) nahm der Belgier fünf weitere Änderungen vor.
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Besonders interessant in diesem Zusammenhang war die Besetzung der Außenverteidiger-Position, da mit Boey nur ein gelernter Profi für diese Position in der Startelf stand. Die FCB-Fans mussten sich allerdings etwas gedulden, bis die Frage nach dem Linksverteidiger beantwortet werden konnte – der Rekordmeister steckte im Stau, das Spiel begann daher mit rund 15 Minuten Verspätung.
Díaz vergibt freistehend die FCB-Führung
Und in der Tat ordnete sich der Neuzugang aus Hoffenheim auf der Position links hinten ein. Die neuformierte Viererkette der Münchner hätte nach 30 Sekunden beinahe zum ersten Mal gejubelt.
Luis Díaz, schön von Jackson in Szene gesetzt, scheiterte allerdings aus kurzer Distanz. Sein Schuss wurde dabei nicht etwa von Torhüter Nicolas gehalten sondern verfehlte das Tor – eigentlich ein Muss-Treffer.
Anders als auf den Rängen, wo die FCB-Fans zu Beginn ein wahres Feuerwerk abbrannten, wurde es auf dem Platz in der Folge etwas ruhiger. Der FC Bayern hatte mehr vom Spiel und kontrollierte das Geschehen, auf die zweite Torchance mussten die Münchner allerdings warten.
Auffallend in der Statik des Rekordmeisters: Während sich Kimmich beim Aufbau wie gewohnt zwischen die beiden Innenverteidiger fallen ließ, schob Boey auf der rechten Seite hoch, Bischof hingegen platzierte sich desöfteren zentral, so dass Díaz auf der linken Seite Raum für sein Flügelspiel hatte.
Dieser asymmetrische Aufbau könnte auch mit dem Rechtsverteidiger der Fohlen zusammenhängen, wo mit dem koreanischen Nationalspieler Jens Castrop ein Offensivspieler aufgestellt wurde. Doch der Tabellenführer hatte in der Folge Schwierigkeiten den Kolumbianer in Szene zu setzen und dieses Mismatch auszunutzen.
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Castrop fällt Díaz und fliegt – Bayern in Überzahl
In der 15. Minute kam der Sommerneuzugang jedoch an den Ball und wurde von Gegenspieler Castrop gefällt. Ein Einsteigen, das vom VAR zurecht überprüft wurde, da der Gladbacher Díaz mit gestrecktem Bein oberhalb des Knöchels traf. Nach dem Video-Studium war die Entscheidung klar: Rote Karte und Feierabend für den Ex-Nürnberger.
Die Gladbacher waren mit der Entscheidung selbstredend nicht einverstanden und als Stegemann dann auch ein Handspiel von Jonas Urbig außerhalb des Sechzehners nicht als solches bewertete, wurde es hitzig. Bei jedem Pfiff reklamierte fortan der heimische Anhang, dessen Team sich immer tiefer um den eigenen Strafraum positionierte und die Räume für den Bayern eng machen wollte.
Gegen eine engmaschige Defensive benötigt man kreative Lösungen. Und solch eine hatte Kim, als er mit einem Chip-Ball Díaz fand, dessen Kopfballablage Jackson allerdings nicht verwerten konnte. Ansonsten das gewohnte Bild: Bayern hatte den Ball, Gladbach positionierte sich mit allen Mann hinter dem Spielgerät.
Und während Díaz und Jackson durchaus offensive Aktionen hatten, war von Harry Kane nicht viel zu sehen. Die Gladbacher hatten den Engländer gut im Griff, dem wiederum etwas der Platz zu fehlen schien. Es schien fast so, als ob der Platzverweis und die nachfolgende Unruhe dem Spiel der Münchner mehr schadete als dem der Hausherren.
Bayern findet langsam Lücken, trifft das Tor aber nicht
In der 42. Minute war es dann so weit: Nach einer schnellen Kombination über Boey und Díaz, der auf der rechten Seite auftauchte, kam Harry Kane zum Abschluss, Nicolas konnte den abgefälschten Schuss des Stürmers allerdings entschärfen. Der Gladbach-Torhüter stand auch in der 44. Minute im Fokus, als er einen Weitschuss von Bischof zur Ecke abwehren konnte.
In der Phase vor der Halbzeit kam der FCB immer dann gefährlich vor das Tor der Hausherren, wenn sie schnell und direkt kombinieren konnten. So auch nach einem Ballgewinn der Münchner, als man Stöger das Spielgerät abgeluchst konnte, Kimmich verzog nach schöner Kombination allerdings am Sechzehner aus guter Schussposition. Danach war Halbzeit, ohne Tore ging es für die 21 Spieler in die warme Kabine.
Kompany stellt um – Bayern sofort offensiver
Zur zweiten Halbzeit wechselte Vincent Kompany zwei Mal: Konrad Laimer und
Raphaël Guerreiro kamen für Sacha Boey und Dayot Upamecano in die Partie. Während Goretzka fortan als Innenverteidiger auflief, ordnete sich Laimer auf der Position des Linksverteidigers ein, Bischof schob auf die Acht, Guerreiro übernahm die Rechtsverteidiger-Position. Wobei: Der Portugiese zeigte sich gleich in der Offensive.
Die Umstellung der Münchner fruchtete sofort, Michael Olise hatte in der 49. Minute eine Doppelchance, als der Franzose, von Díaz angespielt, erst an Diks auf der Torlinie und im Nachschuss an Nicolas scheiterte. Schon wenige Augenblicke zuvor kam der Rechtsaußen zu einem gefährlichen Abschluss.
In dieser Spielphase waren die Münchner bemüht, der Fohlenelf keinerlei Verschnaufpause zu gönnen. Permanent rannte man an und drückte den Tabellenletzten in das letzte Drittel des Spielfelds. Guerreiro und ein zentral spielender Bischof halfen dabei, mit schnellen und direkten Pässen die Gladbacher Defensive auseinander zu ziehen. Nach gut einer Stunde wechselte Kompany erneut und brachte mit Serge Gnabry eine neue Offensivkraft für den glücklosen Jackson.
Kimmich löst den Knoten, Karl macht „etwas Besonderes“
In der 62. Minute lag der Ball dann endlich im Gladbacher Tor; Doch Kane, freigespielt von Díaz, stand einen halben Meter im strafbaren Abseits. Nur wenige Augenblicke später war es dann allerdings so weit: Laimer, über Gnabry auf links freigespielt, brachte das Spielgerät zurück zum Nationalspieler, der neben sich Kimmich frei im Strafraum fand.
Der DFB-Kapitän zog ab, das Spielgerät prallte zurück zum Sechser, der den Nachschuss gekonnt verwandelte. Die erlösende und hochverdiente Führung für den Rekordmeister, der sich sofort um einen weiteren Treffer bemühte.
Die Entscheidung in diesem Spiel fiel in der 68. Minute, als Guerreiro angespielt von Olise aus kurzer Distanz verwandeln konnte. Vorausgegangen war ein Ballgewinn im Gegenpressing von Tom Bischof, der Engelhardt am Gladbacher Strafraum das Spielgerät klauen konnte.
Apropos Bischof: Der Ex-Hoffenheimer sorgte unfreiwillig für etwas Spannung als er nach der ersten Gladbacher Ecke Fohlen-Verteidiger Diks regelwidrig festhielt. Sascha Stegemann entschied nach VAR-Studium auf Elfmeter, Kevin Stöger nutze dieses Geschenk allerdings nicht und scheiterte aus elf Metern am Pfosten.
Kurz danach kam Lennart Karl für den auffälligen Díaz ins Spiel. Und der Youngster brauchte nicht lange um sich im Spiel anzumelden. Angespielt von Guerreiro zog der Teenager von rechts in die Mitte und zirkelte den Ball in den Winkel, ein weiteres Traumtor des Schülers.
Anschließend plätscherte das Spiel dem Ende entgegen. Beim FC Bayern kam mit Josip Stanišić noch ein Spieler zum Comeback, der zuletzt verletzungsbedingt mehrere Wochen pausieren musste. Für den Rekordmeister geht es nun in die rheinische Woche: Am Mittwoch trifft man im DFB-Pokal auswärts auf den 1. FC Köln, an Allerheiligen stellt sich Bayer 04 Leverkusen in der Allianz Arena vor.
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