FC Bayern Frauen in der Champions League: Aus der Traum

Florian Trenner 31.01.2024

Aus München berichtet Florian Rümmele.

Die FC Bayern Frauen sind auf dramatische Art und Weise aus der UEFA Women’s Champions League ausgeschieden. Gegen eine starke Pariser Mannschaft spielten die Münchnerinnen nur 2:2-Unentschieden und belegen am Ende der Gruppenphase den undankbaren dritten Platz hinter PSG und Ajax Amsterdam.

Das Personal: Im Vergleich zum 1:0-Erfolg am vergangenen Samstag gegen die TSG Hoffenheim nahm Alexander Straus lediglich eine Änderung vor. Für den schwedischen Neuzugang Linda Sembrandt, in der Gruppenphase der Champions League nicht spielberechtigt, verteidigte, wie bereits in Rom, Tuva Hansen.

Bei Paris bekam Constance Picaud im Tor den Vorzug vor Ex-Wolfsburgerin Kiedrzynek und auch die aus der Bundesliga bekannte Schweizerin Ramona Bachmann durfte ihre Visitenkarte gegen den Deutschen Meister abgeben.

FC Bayern Frauen: Das Spiel mit dem Feuer

Das fiel auf: Die Bayern starteten etwas verhalten in die erste Halbzeit. Man merkte beiden Mannschaften den Respekt vor dem Gegner und der Aufgabe an. Die Münchnerinnen versuchten es im Aufbau oft mit langen Bällen, meist geschlagen von Tuva Hansen, der Paris bewusst Zeit und Ball gab. Die Genauigkeit im Aufbauspiel ging dem gesamten Team hin und wieder etwas ab. Erneut erwies sich Pernille Harder als Dreh- und Angelpunkt im bayerischen Offensivspiel. Außerdem war es auffällig, wie oft die Bayern auf zweite oder gar dritte Bälle gingen. Pressing und Gegenpressing funktionierten über weite Strecken sehr gut.

Das war positiv: Harder harmonierte gut mit Lea Schüller, die sich immer wieder tief fallen ließ und so als Wandspielerin Bälle für die aufrückende Harder oder Klara Bühl festmachen konnte. Bühl war es auch, die zusammen mit Sydney Lohmann in der Folge einige gefährlichen Angriffe initiierte, beiden gelang der letzte Pass zum Leidwesen von Alexander Straus jedoch noch nicht.

Ein Spiel mit dem Feuer, denn beinahe jeder Ballverlust wurde zum Bumerang. Paris spielte mit ihren schnellen Offensivspielerinnen Baltimore und Chawinga logischerweise auf Konter, ohne aber zu Großchancen zu kommen.

Die erste Großchance der Partie hatte dann nämlich Lea Schüller, als sie nach einem langen Abschlag von Mala Grohs und Zusammenspiel von Bühl und Harder frei vor Picaud auftauchte, den Ball aber nicht an der Torhüterin vorbeibrachte.

Die folgende Ecke sorgte dann jedoch für Jubelstürme. Naschenweng bediente Viggosdottir, die per Kopf auf Gwinn querlegte, die wiederum per Kopf den Ball unterhaltbar für Picaud in die Maschen beförderte. Nach einer weiteren Chance durch Pernille Harder pfiff die Schiedsrichterin zur Halbzeit.

FC Bayern gegen PSG: Ein folgenschwerer Abschlag

Die zweite Halbzeit begannen die Münchnerinnen aggressiv. Um jeden Ball wurde gekämpft, jeder Zentimeter Rasen bearbeitet. Paris kam in den ersten Minuten nur schwer zur Entfaltung und sah sich einigen Eckbällen ausgesetzt, die Schüller und Co. durch kluges Pressing provozierten.

Als die Bayern in der Folge der zweiten Halbzeit eine kleine Verschnaufpause einlegten, kam Paris gefährlicher auf. Zwingende Chancen waren, bis auf einen Abschluss von Geyoro, aber Mangelware. Völlig aus dem Nichts kassierten die Bayern Frauen jedoch eine Viertelstunde vor Schluss den Ausgleich.

Nach eigener Ecke wurde Picaud nicht am schnellen Abschlag gehindert, Tuva Hansen konnte im Laufduell mit Chawinga nicht weit genug zu Grohs zurückköpfen und zu allem Überfluss zögerte diese beim Herauslaufen. Dass Hansen im Laufduell mit der körperlich überlegenen Gegenspielerin hat, ist nachvollziehbar. Das Zögern von Grohs hingegen ist der klarere Fehler in der Kette. Chawinga genügte ein kurzer Haken und sie war an der Torhüterin vorbei – und der Ball im Tor.

Alexander Straus über Tuva Hansen und die Situation beim 1:1:

FCB mit Gwinnermentalität?!

Doch die Bayern antworteten prompt. Wie schon in Rom konnte man zurückschlagen und nur wenige Augenblicke später erneut in Führung gehen. Und wie in Rom: Flanke von rechts (Bühl), Kopfball (Lohmann), Tor. Grenzenloser Jubel am FC Bayern Campus verbunden mit der Hoffnung, das Spiel nun entschieden und Paris den Zahn gezogen zu haben.

Das war negativ: Falsch gedacht. Nach einer Eckballvariante ließ sich Schüller am Strafraumeck von Baltimore auswackeln und der nicht stramme, aber zwei Mal abgefälschte Schuss landete am Ende im Münchner Tor. Eigentor Stanway vermeldet die Statistik. Kategorie Kacktor des Monats.

Und die Bayern? Sie mussten nun ein Tor erzielten und warfen alles nach vorne. Als der Ball in der 96. Minute im Pariser Tor lag, herrschte ohrenbetäubender Lärm an der Ingolstädter Straße. Doch Damnjanovic stand klar im Abseits. Auch wenn der Ball von der Pariser Verteidigerin kam, Lea Schüller fälschte noch ab, kann in dieser Situation nicht von einem kontrollierten Ball gesprochen werden.

Champions League: Kleinigkeiten entscheiden gegen den FC Bayern

Sport ist manchmal grausam. Oft entscheiden Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Über Ausscheiden oder Weiterkommen. Die FC Bayern Frauen haben in einer schwierigen Gruppe nur einen Sieg holen können (gegen Paris), sie verloren aber auch nur einmal (in Amsterdam).

Zahlen, die verdeutlichen, wie eng diese Gruppe war. Und wie bitter das Ausscheiden der Bayern ist. „Wir haben in der Gruppenphase nicht konstant genug gespielt“, erklärte Klara Bühl. Verloren habe man die Gruppe nicht gegen Paris am Dienstagabend. Alexander Straus gab auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zu Protokoll, dass man „ein Spiel auf Champions-League-Halbfinal-Niveau“ gespielt hätte.

Die Leistung war über weite Strecken gut, wenn nicht sogar sehr gut. Straus zeigte sich zufrieden mit seiner Mannschaft, die gegen ein europäisches Top-Team mehr Chancen herausgespielt hatte als zuletzt und dem Sieg sehr nahe war.

Wären da nicht diese Kleinigkeiten. Ein folgenschwerer Abschlag hier, ein Zögern da oder ein abgefälschter Schuss am Ende der Partie. Straus forderte von seinem Team mehr Konstanz in den Leistungen. Dann, so Straus weiter, könne man eines Tages weit in diesem Turnier kommen und die Champions League gewinnen. Für den Moment erscheint das ein zu großer Traum zu sein. Im kommenden Herbst kann dazu aber ein neuer Anlauf genommen werden.



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