Adam Aznou (FC Bayern München)
Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images

FC Bayern Campus: Wie geht es mit Aznou, Karl und Co. weiter?

Jonas Trenner 06.06.2025



In Zeiten, in denen selbst der FC Bayern nicht mehr ohne Weiteres die besten deutschen Spieler verpflichten kann und sich seine Stars teilweise durch Ausstiegsklauseln Optionen offen halten wollen, wird die Entwicklung eigener Top-Spieler aus dem Campus umso wichtiger für die Zukunft des Vereins.

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In der Sommerpause stehen dabei für den FC Bayern traditionell auch einige zukunftsträchtige Entscheidungen für seine Jugendspieler an, die an der Schwelle zum Profi stehen. Je nach Alter, Form und Position gilt es verschiedene Optionen abzuwägen.

Ist der Spieler schon so weit, sich bei den Profis zu etablieren? Ist eine Leihe das Richtige für ihn, um den nächsten Schritt zu gehen? Oder benötigt er noch ein wenig Zeit bei einem der Jugendteams des FC Bayern?

Miasanrot gibt einen Überblick für einige der vielversprechendsten Campus-Talente, für die diese Entscheidung ansteht.

Jonathan Asp Jensen: Vom Supertalent aufs Abstellgleis beim FC Bayern

Dem Haifischbecken „FC Bayern“ sind schon so einige junge Spieler zum Opfer gefallen. Zudem ist Vincent Kompany bisher nicht dafür bekannt, jungen Talenten viele Minuten zu geben. Gabriel Vidovic kam in der Rückrunde beispielsweise gerade einmal auf 22 Minuten in vier Pflichtspielen. Adam Aznou und Mathys Tel mussten im Winter sogar verliehen werden, um genügend Spielzeit zu erhalten.

Jonathan Asp Jensen kam bisher sogar auf keine einzige Minute unter Kompany. Der 19-Jährige hat wahrlich keine einfache Spielzeit hinter sich. Nach einem überragenden Start in der Regionalliga, wo ihm bei der Bayern-Reserve sieben Torbeteiligungen in sechs Spielen gelangen, setzte ihn eine Sprunggelenksverletzung für zwei Monate außer Gefecht.

Als er bis zum Jahresende trotz Verletzungsmisere bei den Profis und abermals starken Leistungen bei den Amateuren nicht einmal mit einem Kaderplatz in der ersten Mannschaft belohnt wurde, litt sein Selbstvertrauen merklich unter diesem Rückschlag. Im Frühjahr konnte Asp Jensen zumindest nicht mehr an seine zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen. Nur noch sechs Torbeteiligungen gelangen dem Offensivtalent von Februar bis Mai bei den FC Bayern Amateuren.

Unter Thomas Tuchel kam er noch zu seinem Bundesligadebüt und galt als eines vielversprechendsten Talente vom Campus. Doch nun scheinen sich die Wege erst einmal zu trennen. Der FC Bayern plant mehreren Medienberichten zufolge ein Leihgeschäft für den Dänen, um ihm mehr Spielminuten in höheren Spielklassen in Aussicht zu stellen. Clubs aus der Schweizer Super League sowie aus Österreich gelten als mögliche Abnehmer für die Nachwuchshoffnung.  

Adam Aznou: Klub-WM als Zünglein an der Waage?

Genau genommen ist Adam Aznou kein „richtiges“ Campus-Talent mehr. Der 19-Jährige hat bereits seine erste volle Spielzeit im Profifußball hinter sich. Nach gerade einmal drei Kurzeinsätzen unter Kompany bei den Profis und ein paar Partien in der Youth League sowie bei zweiten Mannschaft, entschloss sich Aznou zu einer Leihe nach Real Valladolid. Immerhin 13 Partien absolvierte er zwischen Februar und Mai beim Absteiger aus La Liga.

Dennoch steht der gebürtige Spanier vor einem entscheidenden Sommer bezüglich seiner Zukunft beim FCB. Denn mit der Klub-WM bietet sich für den Leih-Rückkehrer nun die optimale Gelegenheit, sich einen Platz bei den Profis des Rekordmeisters zu sichern. Sein Nationaltrainer Walid Regragui hat dafür sogar extra auf eine Nominierung für die kommenden Länderspiele der marokkanischen Nationalmannschaft verzichtet.

Die Klub-WM wird also das Zünglein an der Waage für Max Eberl und Co. sein, wenn es um die Zukunft des 19-Jährigen im Verein geht. Sein Offensivdrang, seine Pressingresistenz und seine Qualitäten im Dribbling sind bekannt. Doch ist Aznou schon bereit, die Rolle als Davies-Vertreter für kommende Saison zu übernehmen? Wie steht es um seine defensiven Schwächen im Stellungspiel und der Entscheidungsfindung?

Bei Real Valladolid waren dahingehend zumindest Fortschritte erkennbar. Vor allem im Zweikampfverhalten hat sich der Youngster merklich verbessert. Ob es für des Niveau eines FC Bayern reicht, bleibt abzuwarten. Die Chance, sich zu beweisen, wird Aznou im Gegensatz zu manch anderem Talent zumindest erhalten. Eine weitere Leihe im Anschluss an die Klub-WM ist aber zumindest nicht ausgeschlossen.

Jonah Kusi-Asare: Kane-Backup oder Regionalliga?

Ganze 3,50 Millionen Euro investierte der FC Bayern im Sommer 2024 in das großgewachsene Sturmjuwel, der von den Anlagen her alles für einen modernen Mittelstürmer mitbringt. Der Schwede ist schnell, technisch stark und verfügt über einen guten Abschluss. Wäre der 19-Jährige damit nicht eine passende Option als Ersatz von Harry Kane?

Unwahrscheinlich, denn in seinem ersten Jahr in München konnte der Angreifer bisher kaum überzeugen und sein Talent zum Vorschein bringen. Weder bei der U19 des Rekordmeisters noch bei den Amateuren. Oft fehlt ihm noch die richtige Anbindung ins Spiel der jeweiligen Mannschaft. Zudem erzielte Kusi-Asare lediglich fünf Tore in 23 Einsätzen. Zu wenig für sein Talent.

Dennoch beförderte Vincent Kompany das Sturmjuwel im Saisonendspurt mehrmals in den Kader der Profis. Gegen Mainz 05 durfte er sogar sein Bundesligadebüt feiern. Glaubt der Belgier also noch an den Durchbruch des Sturmtalents beim Rekordmeister? Zumindest dürften die Verantwortlichen des FC Bayern großes Interesse an der Entwicklung des Schweden haben. Schließlich hat man eine ordentliche Summe in den Stürmer investiert.

Sein nächster Schritt sollte also sorgfältig geplant werden. Besonders, wenn es sich dabei um eine Leihe handelt. Denn dabei bestünde zumindest das Risiko von zu wenig bis gar keiner Spielpraxis, was die Entwicklung von Kusi-Asare bremsen und dessen Marktwert in den Keller fallen ließe. Es könnte also ebenso ratsam sein, sich mit viel Spielpraxis bei der zweiten Mannschaft zu beweisen sowie zu etablieren und im Training mit den Profis weiter zu wachsen.

Lennart Karl: Ist Bayerns Toptalent schon bereit für die Profis?

Im Gegensatz zu Kusi-Asare überzeugte Lennart Karl in der vergangenen Saison auf ganzer Linie, auch wenn ihm das Bundesligadebüt trotz mehrerer Kaderplätze noch verwehrt blieb. Derzeit ist der Juniorennationalspieler dennoch wohl das beste Pferd im Campus-Stall. Der 17-Jährige verfügt über einen genialen linken Fuß, ist sowohl schnell als auch dribbelstark, und zeichnet sich durch einen überragenden Abschluss aus.

Das einzige Fragezeichen bleibt seine geringe Physis sowie Körpergröße (1,68m). Ob Karl das auf Profilevel kompensieren kann, bleibt abzuwarten, auch wenn er zumindest in den öffentlichen Trainingseinheiten bei Kompany bereits einen vielversprechenden Eindruck hinterließen.

Die U17-Nachwuchsliga zerschoss er jedenfalls im Alleingang. Bei den A-Junioren konnte der Offensivspieler, der sich besonders  in den Halbräumen wohlfühlt, ebenfalls überzeugen. Insgesamt stehen 44 Torbeteiligungen in gerade einmal 29 Spielen zu Buche.  

Es gilt also Karl im nächsten Jahr so gut es geht zu fördern und an die Profis heranzuführen. Regelmäßige Trainingseinheiten und Einwechslungen bei der ersten Mannschaft sollten zum Regelfall werden. Und das nicht erst beim Stand von 4:0 und für drei Minuten. Inwieweit Kompany sich das traut (oder trauen darf), bleibt abzuwarten.

Lennart Karl gilt derzeit als DAS Toptalent am Campus. Schafft er den Durchbruch beim FC Bayern? (Carlos Rodrigues/Getty Images for DFB)

Wisdom Mike: Zum Bayern-Profi auf der Überholspur?

Viele Bayernfans staunten nicht schlecht, als auf einmal der Name „Wisdom Mike“ auf dem Spielberichtsbogen beim Spiel gegen Werder Bremen am 07. Februar auftauchte. Der 16-Jährige, der zuvor nur Jugendscouts und Campusexperten ein Begriff war, stand auf einmal im Rampenlicht eines Bundesligaspiels, auch wenn es nicht zu einem Einsatz reichen sollte.

Doch dies geschah nicht ohne Grund. Das Talent sollte von einer Vertragsverlängerung überzeugt werden. Unter anderem mit regelmäßigem Training bei den Profis und eben jenem Kaderplatz gegen Bremen konnten die Verantwortlichen des FC Bayern „Weezy“ von einem Verbleib überzeugen, die anscheinend große Stücke auf das Talent halten.

Schon bei Betrachtung seiner Saisonstatistiken wird auch deutlich, wieso. Der Flügelspieler kommt auf 21 Tore und 8 Vorlagen in nur 22 Partien, die er vor allem bei Bayerns B-Jugend gesammelt hat. Auch bei der U17-Europameisterschaft machte er kürzlich beim Auftritt gegen Albanien auf sich aufmerksam.   

Mike ist dribbelstark, torgefährlich und verfügt über einen unwiderstehlichen Antritt. Wenn er mit dem Ball Tempo aufnehmen kann, ist der Youngster sehr schwer zu verteidigen – zumindest in seiner Altersklasse, in der er naturgemäß mehr Platz hat als im Herrenbereich. Auch Tiefenläufe gehören zu seinem Repertoire.

Trotz seiner Anlagen hat er allerdings noch eine große qualitative Streuung in seinen Aktionen, was in seinem Alter ja auch völlig normal ist. Zwar sind Entwicklungssprünge in seiner Altersklasse nie wirklich vorherzusehen, doch der 16-Jährige sollte zunächst noch bei den Jugendteams des Rekordmeisters zum Einsatz kommen und je nach Situation Trainings und Kaderplätze bei den Profis mitnehmen, um erste Erfahrungen zu sammeln.

Javier Fernández: Seuchensaison statt Durchbruch beim FCB

Eigentlich ist Javier Fernández für die Ausgangsfrage des Artikels nicht relevant. Denn der Spanier, der Anfang 2023 aus der Jugend von Atletico Madrid an die Isar wechselte, wird noch mehrere Monate verletzt fehlen. Damit ist der 18-Jährige erstmal noch ziemlich weit vom Profibereich entfernt. Da der Mittelfeldspieler dennoch eines vielversprechendsten Talente des Rekordmeisters darstellt, soll seine Situation noch kurz angesprochen werden.

Fernández ist nämlich einer der spannendsten Spieler aus dem Campus, die im Mittelfeldzentrum zuhause sind. Der Spanier verfügt über eine gute Übersicht, ist ballsicher und extrem zweikampfstark. Der Durchbruch im Profibereich schien vor der Saison durchaus im Bereich des Möglichen.

Der 18-Jährige hat jedoch trotz vielversprechendem Beginn (und der Teilnahme beim Trainingslager der Profis) eine echte Seuchensaison hinter sich. Lediglich fünf Einsätze stehen am Ende der Spielzeit zu Buche. Zuerst setzte ihn nach seinem starken Saisonstart eine Sprunggelenksverletzung Februar außer Gefecht. Anschließend machte ihm im zweiten Spiel nach seiner Rückkehr im Youth-League-Achtelfinale gegen Real Betis eine Knieverletzung einen Strich durch die Rechnung.

Für den Spanier wird es also erst einmal darum gehen, körperlich wieder stabil zu werden und mehrere Monate am Stück Spielpraxis bei den Jugendteams zu sammeln, bevor man darüber nachdenken kann, wie es mit ihm im Profibereich weitergeht.

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