Der FC Bayern trifft am Samstag auf Borussia Dortmund
Bild: Maja Hitij/Getty Images

FC Bayern gegen Borussia Dortmund: So gewinnt der FCB den Klassiker

Andreas 17.10.2025

Zehn Spiele, zehn Siege, 38:8 Tore, Vincent Kompanys Bayern wirken unantastbar. Harry Kane trifft wie am Fließband (elf Tore nach sechs Bundesliga-Spielen, Vereinsrekord), Luis Díaz und Michael Olise sorgen auf den Flügeln für ständige Gefahr und Joshua Kimmich kontrolliert das Zentrum mit gewohnter Souveränität.

Defensiv steht das Team so stabil wie zu besten Hitzfeld-Zeiten: Seit 465 Bundesliga-Minuten hat der Rekordmeister in der Allianz Arena kein Gegentor kassiert. Vincent Kompany, der erst seit gut einem Jahr an der Seitenlinie steht, hat in 40 Bundesliga-Partien bereits 100 Punkte gesammelt. Das ist eine Bilanz, die nur Pep Guardiola noch früher gelang. Der Belgier hat eine Balance zwischen Dominanz und Stabilität gefunden, die an die goldenen Bayern-Jahre erinnert.

KEINEN ARTIKEL MEHR VERPASSEN – JETZT UNSEREN WHATSAPP-KANAL ABONNIEREN!

Doch auch Borussia Dortmund reist mit einer beeindruckenden Serie nach München: saisonübergreifend ist man seit 14 Bundesligaspielen ungeschlagen. Trainer Niko Kovač hat dem Team nach einer turbulenten Übergangssaison eine klare taktische Struktur gegeben. Das 3-4-3-System mit variablen Rollen im Angriff hat den BVB defensiv stabilisiert und offensiv etwas unberechenbarer gemacht.

Allerdings ist die Bilanz des BVB mit Vorsicht zu genießen: Dortmund hat bislang kaum Teams aus der oberen Tabellenhälfte bespielt. Und es gibt Schlüssel für einen Sieg und klare Vorteile auf Seiten des FC Bayern.

Kovačs Plan: Struktur statt Spektakel

Unter Kovač spielt der BVB einen deutlich kontrollierteren und vorsichtigeren Fußball als in den Vorjahren. Statt wildem Angriffspressing setzt der Kroate auf einfache Kompaktheit und klare Rollen. Die Flügelspieler Karim Adeyemi und Maxi Beier agieren wie breite Stürmer, die tief starten und mit Tempo hinter die Abwehr stoßen.

Die Wingbacks, meist Daniel Svensson und Julian Ryerson (oder Yan Couto), sind laufstark, aber kaum in den Spielaufbau eingebunden. Dafür übernehmen die äußeren Innenverteidiger, Ramy Bensebaini und Waldemar Anton, mutig den Ballvortrag. Und natürlich spielt Nico Schlotterbeck mit seinen langen Bällen eine Hauptrolle im Spielaufbau.

Die Bayern müssen ihre Defensivstrategie also auch darauf ausrichten, die linke BVB-Seite konsequent zu verengen und die Vorstöße der spielstarken Linksfüße wie Schlotterbeck, Bensebaini und Svensson durch aggressives Gegenpressing und frühe Zweikampfführung im Keim zu ersticken, um deren Spielaufbau und Flanken zu unterbinden. Konrad Laimer wird versuchen, Adeyemis Tempo auf der Dortmunder rechten Seite zu unterbinden.

Im Zentrum hat Kovač mit Marcel Sabitzer und Felix Nmecha zwei disziplinierte, zweikampfstarke Spieler installiert, die für defensive Balance sorgen sollen. Mittelstürmer Serhou Guirassy lässt sich auch immer wieder ins Mittelfeld fallen, um dort Überzahlsituationen zu schaffen und stößt dann spät wieder in den Strafraum vor.

Das Ergebnis der Kovač-Strategie: Die Dortmunder kassierten in den letzten fünf Spielen nur ein Gegentor, rein statistisch ist das die zweitbeste Defensive der Liga, bei durchschnittlich lediglich 0,85 erwarteten Gegentoren pro 90 Minuten in den letzten fünf Spielen.

Das Pressing erzeugt manchmal gefährliche Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte, auch wenn der strukturelle Fokus bisher auf Stabilität liegt. Und es bleibt fragwürdig, wie sehr der BVB in München auf sein Pressing setzen wird. Es ist eher zu erwarten, dass der FC Bayern wieder einmal viel Ballbesitz hat.

Diesen gilt es dann auch zu nutzen: Nach der Zahl der bisherigen Torschüsse pro Spiel (12.2) liegt der BVB laut Sofascore nur auf dem 13. Platz der Liga, defensiv aber steht man wie gesagt sehr gut da: mit nur 9.8 zugelassenen Schüssen hat man den gleichen Wert wie der FC Bayern.

Miasanrot ist für alle da!

Wir finden: Fußball muss bezahlbar sein. Deshalb bieten wir unseren Content frei zugänglich für alle an. Außerdem verzichten wir bisher auf Werbung, um in der Themensetzung einen Fokus auf Qualität statt Quantität gewährleisten zu können. Unser Konzept baut auf die finanzielle Unterstützung unserer Leser*innen und Hörer*innen. Damit wir auch morgen wieder kritischen, fairen und sachlichen Journalismus rund um den FC Bayern betreiben können, brauchen wir dich!

Jetzt unterstützen

Die Schwachstelle beim BVB: Standards, Pressingresistenz & Ballverluste

So stabil Dortmund im Spielverlauf wirkt, bei Standards zeigte das Team strukturelle Schwächen und das sowohl offensiv wie auch defensiv. Trotz kopfballstarker Spieler wie Schlotterbeck, Anton und Guirassy wirkt das Team bei ruhenden Bällen unsortiert. Gegen die Bayern, deren Standardqualität mit Kane, Olise, Kimmich und Goretzka zu den besten Europas gehört, könnte das ein entscheidender Faktor werden.

Zu häufig verlieren die Dortmunder in der Zuteilung die Übersicht, vor allem wenn sie Zonenverteidigung mit Mannorientierung kombinieren. Das gilt dann auch besonders bei zweiten Bällen, dort fehlte gelegentlich der Zugriff, weil Sabitzer und Nmecha nach Klärungsaktionen zu tief stehen.

Aufbau unter Druck anfällig

Dortmunds Dreieraufbau wirkt grundsätzlich stabil, zeigt aber Schwächen unter hohem Druck. Wenn Bayern früh presst, könnten insbesondere Anton und Bensebaini im Passspiel in Bedrängnis geraten. Beide tun sich schwer, unter Druck vertikale Lösungen zu finden. Zwar geben die Wingbacks Ryerson und Svensson der Mannschaft Breite, bieten in engen Räumen aber kaum sichere Anspielstationen.

Auch Torhüter Kobel wird regelmäßig in den Aufbau eingebunden, doch seine langen Bälle landen selten präzise beim Mitspieler, da Guirassy häufig ins Mittelfeld abkippt und dadurch vorne Anspielpunkte fehlen. In diesen Momenten verliert Dortmund leicht die Kontrolle im Zentrum, was Räume für zweite Bälle eröffnet, die Bayern aggressiv bespielen kann.

Mit einem frühzeitigen, koordinierten Pressing von Kane, Olise und Díaz auf die Halbverteidiger sowie einer absichernden Rolle von Kimmich im Zentrum könnte der Rekordmeister diese Schwäche gezielt ausnutzen.

Ballverluste bieten eine Chance für den FC Bayern

Unter Kovačs 3-4-3-System wird von den Wingbacks (Ryerson und Svensson) auch ein enormes Laufpensum gefordert, da sie oft hochschieben, um Druck zu erzeugen. Bei Ballverlusten entstehen dadurch aber große Räume hinter den Wingbacks. Dies zwingt die äußeren Innenverteidiger (Anton, Bensebaini) herauszurücken, wodurch Lücken in der zentralen Abwehr entstehen.

Da Sabitzer und Nmecha diese massiven Verschiebungen im Mittelfeld nicht immer positionsstabil abdecken werden, eröffnet sich für den FC Bayern eine mögliche Option. Der FC Bayern könnte das durch schnelle Verlagerungen und diagonale Schnittstellenpässe auf seine Flügelspieler (Olise, Díaz) ausnutzen, welche die herausgeschobenen Außenverteidiger binden, während Kane oder Gnabry die entstehenden zentralen Lücken attackiert.

Harry Kane macht (auch) den großen Unterschied

Harry Kane und Serhou Guirassy teilen die Rolle des torgefährlichen Ankerpunktes in den Offensivsystemen ihrer Vereine. Aktuell allerdings zieht Kane klar davon: Er präsentiert sich als maximal wirkungsvoll und ist, nicht zuletzt dank seiner jüngsten zwei Länderspieltore, in absoluter Top-Form. Kane glänzt in dieser Saison als Vollstrecker und Ballverteiler, Guirassy überzeugt zwar auch durch kluge Raumläufe und Effizienz, aber bei weitem nicht in dem Ausmaß wie Harry Kane.

Der BVB-Stürmer, der zuletzt mit Oberschenkelproblemen pausierte, steht wieder fit im Kader und sollte in München spielen. Seine Stärke liegt darin, sich nach Ballgewinn oder Halteaktionen im Mittelfeld blitzschnell neu zu positionieren und aus der Tiefe kommend regelmäßig abzuschließen.

Joshua Kimmich warnt im kicker dennoch vor der zu erwartenden BVB-Spielstruktur: „Wir müssen aufpassen, gerade was die Restverteidigung angeht. Ich gehe schon davon aus, dass wir mehr den Ball haben werden, aber Dortmund kann damit, glaube ich, gut umgehen. Weil sie einen großen Fokus auf die Defensive und sehr große Qualitäten im Umschaltspiel haben. Da müssen wir aufpassen.“

BVB mit Selbstvertrauen – aber nicht auf Augenhöhe

Dortmund reist also durchaus mit Selbstvertrauen an, aber auch mit dem Wissen, dass man bislang kaum auf Augenhöhe getestet wurde. Bayern dagegen spielt aktuell in einer eigenen Liga. Doch auf Kovac’ strukturierten Ansatz, die defensive Disziplin und das schnelle Umschaltspiel, muss der FC Bayern vorbereitet sein und darauf, dass Adeyemi und Beier die Räume hinter der hohen Bayern-Kette suchen werden.

Gewinnen die Bayern aber das Spiel gegen ihren Erzrivalen, bauen sie den Vorsprung auf sieben Punkte aus und stellen zudem den Dortmunder Startrekord von elf Siegen in elf Spielen aus der Saison 2015/16 ein.

So wollen Sie spielen:

FC Bayern München
Neuer – Boey, Upamecano, Tah, Laimer – Kimmich, Pavlovic – Olise, Gnabry, Luis Diaz – Kane

Borussia Dortmund
Kobel – Anton, N. Schlotterbeck, Bensebaini – Ryerson, Sabitzer, F. Nmecha, Svensson – Adeyemi, Beier – Guirassy

Hier weiterlesen

♥ Artikel teilen

Jetzt teilen!

Jetzt teilen!