FC Bayern bei Juventus Turin: Münchnerinnen wetterfest in der Champions-League
Für den FC Bayern waren die Vorzeichen für den Champions-League-Abend in Turin gemischt: Der Sieg gegen den FC Arsenal in der Vorwoche war zwar eindrucksvoll gewesen – die Niederlage gegen die Rivalinnen aus Wolfsburg dafür umso enttäuschender.
Jetzt traf man auf ein Juventus Turin, das alle neun seiner bisherigen Pflichtspiele siegreich gestalten konnte – und das unter anderem zweimal gegen PSG und am Wochenende gegen Wolfsburg-Schreck AS Rom. Auf der Tribüne hatte man jedoch eine alte Bekannte als Glücksbringerin: Lina Magull, die Anfang des Jahres zu Inter Mailand gewechselt war, war als Zuschauerin vor Ort.
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Im wunderschönen Retrotrikot und mit dem besonderen Wind, der an Champions-League-Spieltagen weht, konnte der FCB aber alle drei Punkte mit nach München nehmen und ist jetzt in Pole-Position, um in den beiden Partien gegen Valeranga das Weiterkommen festzuzurren.
Im Vergleich zur Niederlage am Wochenende stellte Alex Straus dreimal um: Caro Simon kam zurück in die Startelf, dafür musste Linda Sembrant auf die Bank und Tuva Hansen zurück in die Innenverteidigung. Im Angriff ersetzte Sydney Lohmann die angeschlagene Damnjanovic und Linda Dallmann rückte für Lea Schüller in die Formation. Damit stürmte Pernille Harder als klassische Neunerin.
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FC Bayern bei Juventus Turin: Der Spielverlauf
Der FC Bayern begann furios und kam in der Anfangsphase sofort zu mehreren guten Chancen: Gwinns Abschluss am Fünfmeterraum konnte Lisa Boattin zur Ecke klären (2.), aber auch die führte über Stanway zu einem gefährlichen Abschluss (3.). Kurz darauf dribbelt Linda Dallmann einen Augenblick zu lange durch den gegnerischen Strafraum und kommt bei ihrem Abschluss so in Rücklage (5.).
In der Folge blieb der FCB dominant, das Spiel beruhigte sich aber etwas hinsichtlich Torraumszenen. Das änderte sich, als die Elf von Alexander Straus ihre Überlegenheit in etwas Zählbares umwandeln konnte: Nach einer Ecke kommt es zu einem Tohuwabohu im italienischen Strafraum und am Ende kann kann Linda Dallmann, nach Auflage von Giulia Gwinn, aus kurzer Distanz einnetzen. Schon wieder treffen die Münchnerinnen nach einem Standard.
Nach dem Tor ließen die Bayern ihre Gegnerinnan mit schlampigem Spielaufbau immer besser ins Spiel kommen. Immer wieder ging der Ball viel zu schnell verloren und die Turinerinnen kamen besser in die Partie. Das führte nach einer missglückten Flanke von Boattin sogar einem brandgefährlichen Alutreffer (33.). Bis zur Halbzeit konnte Juventus Mala Grohs allerdings weder mit diesem noch mit einem der zahlreichen folgenden Abschlüsse aus der Distanz in Schwierigkeiten bringen.
Eifriges Turin prallt an abgeklärtem München ab
Die Elf von Trainer Massimiliano Canzi kam ambitioniert aus der Halbzeit, aber nach einer etwas wackeligen Phase in Halbzeit Eins, konnten die Bayern jetzt wieder deutlich mehr Spielkontrolle etablieren. Das führte zu einem chancenarmen Spiel mit zwischenzeitlich über 80% Ballbesitz für den FCB.
Die knappe bayerische Führung geriet so nie wirklich in Gefahr und als es die erste Ecke in der zweiten Halbzeit gab, kam es, wie es kommen musste: Wieder gab es Ping-Pong im Strafraum, diesmal mit der Nutznießerin Pernille Harder. Der erste Versuch der dänischen Leistungsträgerin wurde noch geblockt, den zweiten konnte sie aber einschweißen (73.).
Nach der Verdopplung der Führung ging es zurück in den Verwaltungsmodus und das Spiel trudelte zuende. So gewann der FC Bayern ein wichtiges Auswärtsspiel für die Gruppenkonstellation.
FC Bayern bei Juventus Turin: Dinge, die Auffielen
Die Konzentration im Spielaufbau ist der Schlüssel zur Dominanz
Die Anfangsviertelstunde war eine Münchener Machtdemonstration: Gegenpressing, Offensivkombinationen, Torgefahr, Intensität – alles passte zusammen. Nach der Führung verlor man immer mehr die Kontrolle, vor allem aufgrund eines Faktors: Ballverlusten im Aufbau. Das ganze Team agierte in der Phase schlampig und unkonzentriert.
Als sie diese Fehler in der zweiten Halbzeit wieder abstellen konnten, kam auch die Kontrolle zurück. Jetzt fehlte zwar das ein oder andere Prozent in anderen Bereichen, doch die Bayern schafften es jetzt wieder die Gegnerinnen regelrecht zu ersticken. Der Schlüssel zu der abgeklärten Leistung in der zweiten Halbzeit und am Ende auch zu den drei Punkten war ein sauberer, konzentrierter Spielaufbau.
Standards, Standards, Standards
Langsam wird es langweilig: Man kann nicht über die Offensive des FC Bayern reden ohne über die Standards zu reden. Schon wieder sind es zwei Ecken, die den Roten zum Sieg verhelfen. Positiv formuliert: Wenn der FC Bayern so treffsicher nach Standards ist, kann er jedem Team der Welt gefährlich werden.
Andererseits lässt die Offensive aus dem Spiel heraus über weite Strecken zu wünschen übrig – im letzten Drittel waren die Abstände immer wieder zu groß und die Ballsicherheit zu klein. Aber ein gutes Pferd springt nunmal nur so hoch wie es muss.
Die defensive Seite der Standards sollte aber auch nicht hinten runter fallen. Gerade in der ersten Halbzeit strahlten die Ecken von Turin immer wieder Gefahr aus, weil die FCB-Verteidigung sich sehr schwer tat die zweiten Bälle festzumachen. Zum Glück hat man ja eine gute Offensive als Sparring-Partnerin, um das Verteidigen von Standards nochmal zu trainieren.
Der FC Bayern kann jetzt auch Champions League
Es war die Enttäuschung der vergangenen Saison: Gruppenaus mit nur einem Sieg. Dieser Sieg kam wohlgemerkt in Paris, dem vermeintlich schwersten Spiel. Doch dann folgten viele späte Gegentore und vier Unentschieden – Gruppenletzter. Die Sicherheit und das Selbstverständnis, die sie in der Liga zu einer ungeschlagenen Meisterschaft führten, konnte das Team in Europa nicht konstant auf den Platz bringen.
Das scheint sich geändert zu haben. Auswärts in Turin nicht seine allerbeste Leistung zu bringen, darf entschuldigt werden. Vor allen Dingen dann, wenn die Leistung insgesamt so souverän wirkt. Nach der furiosen Anfangsphase wirkte die Führung nur in einer Phase vor der Halbzeit in ernsthafter Gefahr. Die zweite Hälfte wurde seriös und dominant runtergespielt.
Genau solche Leistungen braucht man gegen die besten Teams Europas. Wenn der FCB das konstant auf den Rasen bringen kann, darf man langsam anfangen zu hoffen, dass es ganz weit gehen kann diese Saison.
FC Bayern bei Juventus Turin: Die Daten zum Spiel
Tore: 0:1 Dallmann (18.), 0:2 Harder (73.)
Gelbe Karten: Bennison (22.), Canzi (59.), Straus (61.)
Aufstellung Juventus Turin: Peyraud-Magnin – Calligaris, Kullberg, Cascarino – Krumbiegel (63. Thomas), Schatzer, Bennison (46. Bonansea), Boattin (63. Bergamaschi) – Caruso (79. Rosucci) – Cantore (72. Girelli), Vangsgaard
Aufstellung FC Bayern: Grohs – Gwinn, Viggósdótti, Hansen, Simon – Zadrazil , Stanway – Bühl (63. Schüller), Lohmann (79. Kerr), Dallmann (90+1. Zawistowska) – Harder (90+1. Sembrant)
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