FC Bayern holt gegen Arsenal Remis
Thomas Tuchels Verletzte kehrten pünktlich zum Do-or-die-Spiel in London zurück, allerdings nur Manuel Neuer und Leroy Sané direkt in die Startelf. Pavlović und Coman nahmen auf der Bank Platz. Dadurch stellte sich der Rest der Mannschaft fast selbst auf.
Unverständlicherweise vertraute Thomas Tuchel weiterhin auf das zuletzt so schwache Paar Goretzka und Laimer im Herzen des Mittelfelds, Kimmich verwaiste auf der Außenposition. Gnabry durfte für sein Heimspiel den Schwung des Heidenheim-Spiels mitnehmen, Müller blieb der Bankplatz. In der Innenverteidigung gab es die erwartete Rolle rückwärts, Dier und De Ligt rückten für die gegen Heidenheim so enttäuschenden Kim und Upamecano zurück in die Mannschaft.
Mikel Arteta brachte die erwartete Mannschaft im erwarteten 4-3-3 auf das Feld. Einzige mittelgroße Überraschung war die Ernennung Kiwiors in der Anfangself statt des wiedergenesenen Zinchenkos. Insbesondere das Traummittelfeld aus Rice, Ødegaard und Jorginho sollte für totale Spielkontrolle sorgen.
FC Bayern: So könnte Tuchel die Startelf gegen Arsenal umkrempeln
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FC Bayern München: Der Spielverlauf
Bayern startete gut und aufmerksam, musste aber mit zunehmender Zeit sich Arsenals hohem Pressing beugen. Fast jede Aufbausituation erreichte am Ende einen Gegenspieler. Nur logisch also, dass Arsenal schnell in Führung ging. Saka spielte Davies aus und konnte so den Ball auf den zweiten Pfosten robben (12.).
Beinahe kam es noch dicker, White kam 8 Meter vor dem Tor zum freien Abschluss, aber Neuer hielt buchstäblich fest – eine Wahnsinnsparade. Spätestens zu dieser Phase war Arsenals Angriffsplan klar: Bayerns linke Seite bespielen. Davies war der Schwachpunkt und Gnabry sollte hinten gefesselt werden.
Konnte er aber nicht. Bei einem der zahlreichen Notschläge (diesmal von Musiala) setzte Kane nach und brachte Gabriel zu einem Fehlpass auf Sané. Der nahm den Rice wegeilenden Goretzka mit. Am Ende grätschte Gnabry aus dem Nichts die Bayern zum Ausgleich (18.).
Arsenal blieb weiter am Drücker, belagerte weiter den schon früh gelbverwarnten Davies. In der 30. Minute wurde es dann wild. Neuer jonglierte (!) einen Ball nach rechts, wo Bayern sich irgendwie befreien konnte, Sané sprintete daraufhin los und war erst durch eine Grätsche Salibas im Strafraum zu halten. Den fälligen Strafstoß versenkte Kane mühelos zur 2:1-Führung.
Die Bayern zeigten nun eine ganz andere Körpersprache, gerade Goretzka wurde minütlich präsenter. Zwischenzeitlich entwickelte sich ein atemloses Hin- und Her. Zur Pause hielt Bayerns Führung.
Vom wilden Halbzeitschluss war mit dem Seitenwechsel gar nichts mehr zu sehen. Bayern hielt das Spiel ruhig, Arsenal kam eine halbe Stunde lang gar nicht mehr zu Chancen. Bis Laimer dem eingewechselten Trossard bei eigenem Einwurf zu viel Freiraum gewährte und der Belgier mit dem ersten Arsenal-Torschuss der zweiten Hälfte auf 2:2 stellte (76.).
Das vergleichsweise ruhige Spiel behielt seinen Charakter auch in den letzten 15 Minuten. Coman setzte noch einen Ball an den Pfosten und Saka bekam beinahe mit dem letzten Pfiff der Partie noch einen Elfmeter zugesprochen.
So blieb es beim 2:2 – das Viertelfinale ist also noch völlig offen.
FC Bayern: Dinge, die auffielen
1. Bayern ist spielerisch nicht (mehr) gut genug
Auf Twitter ging in den letzten Tagen das letzte Mittelfeld viral, mit dem Bayern im Emirates spielte. Alonso und Thiago strahlten schon auf dem Spielbogen Klasse aus, dazu ein einziger Kämpfer mit Vidal.
Heute spielte in vorderster Mittelfeldreihe mit Musiala ein einziger Kreativkopf, dazu das identische Paar auf der Doppelsechs mit Laimer und Goretzka. Gegen Jorginho, Rice, Ødegaard und ja, auch Havertz, ist das spielerisch einfach viel zu wenig.
Gerade in den ersten 20 Minuten konnten die Bayern sich kaum ein einziges Mal befreien. Mit zunehmender Zeit wurde Goretzka stärker, von der ersten Minute an war der beste zentrale Aufbauspieler jedoch der Tormann, was nicht sein darf.
2. Große Spiele sind Neuer-Spiele
Bis Punkt 20:00 Uhr mussten die Anhänger der Bayern zittern. Ulreich hatte zuletzt enttäuscht und um gegen Arsenal bestehen zu können, brauchte es unbedingt den Kapitän, das war jedem klar.
Manuel Neuer konnte spielen und wie er spielen konnte! Im klassischen Torspiel verhinderte er gegen White das wohl vorentscheidende 0:2. Mehr noch: Er hielt den festen Schuss sogar fest.
Wichtiger heute war jedoch sein Spiel mit den Füßen. Denn hier war er das ganze Spiel über gefragt. Jeder Pass musste gegen Arsenals hohes Pressing sitzen und das taten sie auch. Ob mit links oder rechts, kurz oder lang, einmal gar jonglierend, einmal in der Drehung vom Gegner angegriffen.
Ohne einem Torwart mit exzellentem Passspiel wäre nicht nur nie das zwischenzeitliche 2:1-Führungstor gefallen, man wäre Arsenals Pressing endgültig ausgeliefert und mit Sicherheit noch ein halbes Dutzend mehr Großchancen kassiert. Nur wäre es dann wahrscheinlich nicht bei den Chancen geblieben.
Große Spiele sind eben für große Spieler.
3. Die zweite Halbzeit ruhig gehalten
Nach einer Viertelstunde musste einem Angst und Bammel sein um den Zustand des FC Bayerns. Nicht wenige fühlten sich an das 0:4 im Camp Nou 2009 erinnert. Zu schnell war der Gegner, zu langsam, behäbig und pressingirresistent die eigene Mannschaft.
Die Bayern kämpften sich allerdings nicht nur schon während der ersten Hälfte zurück ins Spiel, die zweite Halbzeit ließen sie gar nicht erst hochkochen. Effektiv hat Arsenal in der ganzen zweiten Hälfte nur noch zwei Chancen, neben dem Gegentor noch Sakas Fast-Elfmeter.
Alles in allem ist das eine fast perfekte defensive zweite Hälfte. Zumal Bayern aktuell nicht für defensive Brillanz bekannt ist, Heidenheim ist schließlich gerade erst drei Tage her!
4. Rezept für das Rückspiel: Raya mehr unter Druck setzen
Rund um Gnabrys 1:1 fiel es abermals auf: Raya ist auf diesem Niveau kein guter Torhüter. Erst rennt er kopflos raus, dann schafft er es nicht seinen Körper richtig zur Parade zu bewegen. Sogar Kanes Elfmeter war durch sein fast schon tragikkomisches frühes Abspringen fast ein unforced error.
Davon ab konnten die Bayern allerdings nicht offenbaren, was ein biederer Durchschnitt da das Tor dieser Weltklasse-Elf hütet. Alle anderen Schüsse waren entweder zu hoch oder weit. Es muss aber nicht immer der perfekte Abschluss in den Winkel sein, manchmal reicht es auch auf die fehlende Klasse des Torhüters zu spekulieren und ein normaler Abschluss auf das Tor tut es auch.
Die Daten zum Spiel:
Tore: 1:0 Saka (12.), 1:1 Gnabry (18.), 1:2 Kane (30.), 2:2 Trossard (76.)
Gelbe Karten: Davies (9.), Kane (55.), Partey (89.)
Aufstellung FC Arsenal: Raya – White, Saliba, Gabriel, Kiwior (46. Zinchenko) – Jorginho (67. Trossard), Ødegaard, Rice – Saka, Gabriel Martinelli (67. Gabriel Jesus) – Havertz (86. Partey)
Aufstellung FC Bayern München: Neuer – Kimmich, de Ligt, Dier, Davies – Laimer, Goretzka, L. Sané (66. Coman), Musiala, Gnabry (70. Guerreiro) – Kane
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