En VW Passant zur Meisterschaft: 3:2-Sieg in Wolfsburg
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Erstaunlicher- und mittlerweile fast unerklärlicherweise musste Joshua Kimmich seine völlig müde gespielten Knochen erneut hinhalten. Auch sonst blieb die Elf unverändert im Vergleich zum Spiel in Paris, nur Jamal Musiala rückte für Kingsley Coman in die Startelf.
Oliver Glasner gestaltete auf Seiten des VfL Wolfsburg die Startelf so, wie von Justin prognostiziert. Auf der Doppelsechs eines 4-2-3-1 rückte Yannick Gerhard anstelle des gesperrten Maxi Arnolds in die Mannschaft, auf der Zehn spielte Maximilian Philipp. Vorne stürmte Woutbürger Weghorst.
1. Halbzeit
Das Spiel startete behäbig, wurde dann aber nach einer Viertelstunde von den beiden Jüngsten in der Münchener Startelf wachgeküsst. Alphonso Davies erhielt den Ball fast an der linken Eckfahne und dribbelte gleich zwei Spieler aus. Jamal Musiala kam ans Spielgerät und fing auf engstem Raum ebenfalls an zu zaubern. Sein Schuss rutschte Koen Casteels durch die rechte Hand.
Auch der zweite Treffer ging auf dessen Kappe. Musiala schickte Alaba, der von der Grundlinie vor das Tor flankte. Eigentlich fing Casteels die Kugel ab, doch legte er sie perfekt vor die Füße Choupo-Motings (23.). Der Lewandowski-Ersatz bedankte sich und traf artig. Bayerns bester Spieler in dieser Phase der Partie trug blau und war Kapitän des Gegners.
Sekunden nachdem Sané mit einem schwachen Rechtsschuss das 3:0 verweigerte, kam Wolfsburg kurzzeitig nochmal heran. Nach Thomas Müllers Fehlpass in der eigenen Hälfte trieb Xaver Schlager den Ball mit langen Schritten nach vorne, gab diagonal zu Weghorst, der mit Effet per Direktschuss den Anschlusstreffer beisteuerte (35.).
Die Freude auf Seiten der Wölfe war aber nur kurz, zwei Minuten später stellte nämlich abermals Musiala den alten Zwei-Tore-Abstand wieder her. Müller flankte von der rechten Seite, der geschmeidige und angeblich 1,81 Meter große Musiala stieg in die Luft und köpfte vom Elfmeterpunkt perfekt ins rechte Kreuzeck. Viel mehr passierte nicht mehr in dieser torreichen ersten Hälfte.
2. Halbzeit
Ohne Wechsel kamen beide Mannschaften aus der Kabine und auch sonst blieb alles eigentlich gleich, nur diesmal mit umgekehrter Konsequenz im Abschluss. Müller und Musiala kamen zu einer Doppelchance, gerade Musialas war riesig, kratze Lacroix den Ball doch von der Linie. Fast postwendend kamen auch die Wölfe zu einer Chance und trafen im Gegensatz zu den Bayern. Otavio flankte von links effetvoll vor den ersten Pfosten, wo Philipp das Gerät nur noch über den Innenriss gleiten musste (54.). Die Wölfe rochen nun Blut und tauchten immer wieder gefährlich vor Neuers Tor auf. Doch stets scheiterten sie dabei entweder an genau ihm, oder gleich an sich selbst. In den letzten 20 Minuten kamen bei den Bayern Coman für Musiala und später Javi Martínez für Leroy Sané. Etwas erstaunlich gab Felix Zwayer ganze fünf Minuten Nachspielzeit, Daniele Orsato rieb sich vor dem Fernsehgerät vermutlich die Augen. Inmitten dieser verletzte sich Lucas Hernández und musste von Tanguy Nianzou ersetzt werden. Zwayer verlängerte daher die auch so schon üppige Nachspielzeit um mehr als zwei Minuten, erneut war Orsato sicherlich erstaunt ob diese Flexibilität. Für die letzten Sekunden spielte Mittelstürmer Javi Martínez für ihn unüblich hinten.
Ändern tat dies alles nichts, Bayern gewann, zog wieder um sieben Punkte von den Leipzigern davon und empfängt am Dienstag Bayer 04 Leverkusen.
Dinge, die auffielen
1. Mit des Gegners Hilfe zur Meisterschaft
Eigentlich ist es wie immer in der Bundesliga. Der Meisterschaftskampf erscheint wieder eröffnet, die Liga spannend. Der Verfolger könnte gegen eine Mannschaft aus dem tabellarischen Mittelfeld sogar vorlegen und dann kommt es doch ganz anders. Leipzig kam gegen die TSG Hoffenheim nur zu einem 0:0, während Bayern von einem nächstjährigen mutmaßlichen Champions-League-Teilnehmer die Punkte fast geschenkt wurden. Wenn ausgerechnet der ansonsten so starke Keeper des Gegners solche Böcke schießt, ist gegen Bayern natürlich wenig zu holen.
Trotzdem kam der VfL nochmal zurück, hätte sich den Ausgleich dann sogar wahrscheinlich fast verdient. Doch bei all den Abwehrproblemen Bayerns, gleich drei Gegentore verschenken sie dann doch nicht.
2. Die Jungen brillieren
Spieler des Spiels war natürlich Jamal Musiala. Zwei Tore selbst geschossen, sowie beim 2:0 den Pre-Assist geliefert. Man fragt sich zuweilen wieso er dann bis zum heutigen Spiel nicht einmal auf 600 Minuten in der Bundesliga kam. Der junge Nationalspieler überzeugt fast immer in seinen Einsätzen, ob kurz oder wie heute lang.
Apropos lang, seit er zusammen mit Leon Goretzka Pumpen geht, ist er ja sprunghaft gewachsen (es war von ganzen drei Zentimetern die Rede). Daher waren auch Extrakurse an Hermann Gerlands Kopfballpendel nötig und offenbar zahlen sie sich aus. Wie er bei seinem so wichtigen 3:1-Treffer hoch in die Luft steigt und den Ball perfekt in den Winkel jagt, erinnert in seinem Bewegungsablauf schon fast an Cristiano Ronaldo.
Ansonsten war er der gewohnt quirlige Dribbler, wann immer er die Chance hatte mit einer Körpertäuschung Raum zu gewinnen, tat er das. Meistens auch erfolgreich, Musiala ist individuell ohne Zweifel die positive Geschichte dieser Saison.
Verglichen mit ihm ist Alphonso Davies mit seinen 20 Jahren ja fast schon wieder alt. Auch er hatte ein richtig gutes Spiel. Bei ihm ist es weniger selbstverständlich, ist seine ganze Saison doch wackelig. Gerade unter der Woche absolvierten er (und vor allem sein Schuhwerk) ein schwaches Spiel gegen Paris.
Gegen Wolfsburg ließ er sich das alles nicht anmerken und spielte befreit auf. Immer wieder entkam er gut dem Pressing der Wölfe, spielte Mbabu in Grund und Boden, bot sich an. Heute sah man wieder den Davies der letzten Saison.
3. Müde Bayern
In Ermangelung von Alternativen kann Hansi Flick kaum mehr rotieren, für heute wechselte er im Vergleich zu PSG nur einmal und auf dem Platz merkt man die Müdigkeit zuweilen. In der ersten Hälfte war es noch meist in Ordnung, doch gerade im zweiten Durchgang spürte man, dass hier nur eine Mannschaft unter der Woche noch spielte.
Gerade bei Joshua Kimmich ist es mittlerweile fast unerklärlich wieso immer noch jedes Spiel startet. Seit dem Anfang der Länderspiele hat Joshua Kimmich nun jede einzelne Spielminute absolviert. Gegen den VfL merkte man ihm seine Müdigkeit nunmehr ganz so sehr an, wie es noch in Paris der Fall war, doch vom ehemals alles in Grund und Boden dominierendem Joshua Kimmich ist mittlerweile nur noch wenig zu sehen. Immer wieder hat er kleine Situationen, die er sonst einfach etwas besser löst, hier mal ein geringfügig unpräziseres Anspiel, da mal ein Laufweg weniger.
Und dennoch wird er wieder gegen Leverkusen von Anfang an spielen und wahrscheinlich auch noch gegen Mainz. Bayern kann fast froh sein, dass die Saison fast durch ist. Kimmich -aber auch andere- brauchen dringend Urlaub.
4. Hansi Flick geht
Urlaub, den nun auch Hansi Flick bekommt. Nach nur etwas mehr als anderthalb Jahren wird er den Verein mit sieben Titeln im Gepäck wieder verlassen. Bitter, weil es so unnötig erscheint. Einen so exzellenten Trainer nicht halten zu können, sollte dem Verein zu bedenken geben. Nun ist es wichtig nicht mehr in den selben Trott von 2016-19 zu kommen, indem man praktisch konstant auf Trainersuche war. Das positive für den Verein ist, dass Hansi Flick ihm damit genug Zeit gegeben hat, auch offiziell auf Trainersuche zu gehen. Genug Zeit, um auch jetzt noch unter Vertrag stehende Trainer abzuwerben. Geld darf keine Rolle dabei spielen, für den mannschaftlichen Erfolg ist nichts wichtiger als die Qualität des Trainers. Der Druck liegt nun auf dem Verein und natürlich auf Hasan Salihamidžić. Die von den Fähigkeiten große Lösung muss her und sie muss sitzen.