Einwurf: Das Javi-Love-O-Meter

Katrin Trenner 11.04.2020

Als Javi Martínez im August 2012 als ausdrücklicher Wunschkandidat des damaligen Trainers Jupp Heynckes zum FC Bayern kam, war der Spanier mit einer Ablösesumme von 40 Millionen Euro der teuerste Transfer in der Bundesliga.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase zeigte Javi, dass er jeden Cent wert war: an der Seite von Taktgeber Bastian Schweinsteiger brillierte der Baske als Abräumer im defensiven Mittelfeld und war maßgeblich an dem Erfolg der phänomenalen Triple-Saison beteiligt.

Heute gehört Javi zu den dienstältesten Spielern des FC Bayern. Nur Thomas Müller, David Alaba, Manuel Neuer und Jérôme Boateng sind noch länger da. Natürlich ist Javi etwas in die Jahre gekommen, hatte in den vergangenen Jahren oft mit Verletzungen zu kämpfen und gehört nicht mehr zu Bayerns Startelf. Auch sein Name steht auf der Liste der Spieler, deren Vertrag 2021 ausläuft – ob man ihm nochmal eine Verlängerung anbietet, steht momentan in den Sternen.

Sollte Javi sich mit der Rolle als Ersatzspieler zufrieden geben, wäre eine Vertragsverlängerung durchaus denkbar, und sogar wünschenswert. Er hat in der Vergangenheit oft gezeigt, dass er seine Leistung dem Platz abrufen kann, wenn man ihn braucht, egal ob als Sechser, als Innenverteidiger, oder wenn mal Not am Mann ist, sogar als Zehner. Doch es ist mehr als das – bei vielen Fans (und wohl auch seinen Teamkameraden) ist der Baske außerordentlich beliebt.

Wie Javi es geschafft hat, auch abseits des Fußballfelds zum Publikumsliebling zu werden, zeigt das Javi-Love-O-Meter. Es ist gleichzeitig ein Plädoyer dafür, ihn noch ein wenig länger an den Verein zu binden.

Javi und Basti

Auf dem Platz ergänzten sich Javi und Bastian Schweinsteiger hervorragend – in der Saison 2012/13 gab es in Europa kein besseres defensives Mittelfeldduo. Immer, wenn Javi in Interviews auf seinen kongenialen Partner angesprochen wurde, geriet er regelrecht ins Schwärmen. Selbst heute noch: „Basti war jah­re­lang einer der besten Mit­tel­feld­spieler der Welt. Er war überall auf dem Spiel­feld, war tor­ge­fähr­lich, konnte ver­tei­digen. Er war ein kom­pletter Mit­tel­feld­spieler, eine Maschine. Wenn man ihn gebraucht hat, war er da und hat dir einen Ret­tungs­ring zuge­worfen.” (11 Freunde, 2020) Wer Basti nicht schätzt, hat den FC Bayern nie geliebt. Javi hat das sofort verstanden und verinnerlicht. 

JAVI-LOVE-O-METER: Vorbildlich.

Martinez und Schweinsteiger im historischen Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona 2013.
(Bild: ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Javi und sein Trainingsanzug

Im Dezember 2015, kurz vor Weihnachten, regnete es beim FC Bayern Vertragsverlängerungen: Xabi Alonso sollte bis 2017 bleiben, während Javi, Thomas Müller und Jérôme Boateng bis 2021 an den Verein gebunden wurden. Diese Entscheidung wurde seitens des Vereins natürlich auch für Fotozwecke genutzt. Doch während Alonso, Boateng und Müller schnieke und zurechtgemacht zur Unterzeichnung ihrer neuen Verträge erschienen, tauchte Javi in seinem FC Bayern-Trainingsanzug auf. 

JAVI-LOVE-O-METER: Lässig.

Javi schreibt

Wenn Javi nicht Fußballspieler geworden wäre, hätte er gerne Journalismus studiert, wie er in mehreren Interviews verlauten ließ. Dass er durchaus Talent dazu hat, stellte er in seiner Kolumne im Socrates-Magazin unter Beweis. Doch nicht nur das: schon in jungen Jahren packte den Basken die Leidenschaft fürs Schreiben. Als Teenager versuchte er sich an einem eigenen Buch. Jahre später, so Javi augenzwinkernd in einem Interview, stellte er fest, dass seine Idee fast eins zu eins der Handlung von Suzanne Collins‘ dreiteiliger Romanreihe „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ entsprach. Die Karriere nach dem Fußball ist also gesichert.

JAVI-LOVE-O-METER: Kreativ.

Javi, der Wahlhelfer

Zur Landtagswahl 2018 in Bayern erinnerte Javi in einem kurzen, aber eindringlichen Twitter-Video die Menschen daran, wie wichtig es ist, seine Stimme abzugeben und forderte sie dazu auf, wählen zu gehen.

JAVI-LOVE-O-METER: Engagiert.

Javi als Papa

Javi hat zwei Kinder mit seiner Lebensgefährtin Aline Brum und gewährt ab und zu auf Social Media Einblicke in sein Familienleben: die Videos und Fotos, die er von und mit seinen Kindern postet, sind einfach nur bezaubernd. Egal, wie es für ihn auf dem Platz läuft – die Rolle seines Lebens, nämlich als Papa, scheint er auch mit Bravour zu meistern. 

JAVI-LOVE-O-METER: Verantwortungsbewusst.

Javi weint

Vor einigen Monaten tauchte plötzlich eine Fotoserie auf, die den Bayern-Fans kollektiv das Herz gebrochen hat: ein niedergeschlagener Javi auf der Bank, vor dem Spiel gegen Hoffenheim, getröstet von Hansi Flick, damals noch Co-Trainer. Offensichtlich hatte es Javi so sehr zugesetzt, wieder einmal nicht für die Startelf berücksichtigt worden zu sein, dass ihm vor Enttäuschung die Tränen kamen. Javi beschwert sich selten in der Öffentlichkeit, umso betroffener machten die Fotos.

JAVI-LOVE-O-METER: Menschlich.

Javi, der Ehrenmann

Als der FC Bayern sich von Trainer Niko Kovac trennte, atmeten viele Fans erleichtert auf. Und wenn man den Gerüchten glauben mag, ging es auch einigen Spielern ähnlich. Javi hatte – aus unterschiedlichen Gründen – keinen leichten Stand unter Kovac, und trotzdem war er einer der ersten aus dem Team, die sich über Social Media von ihm verabschiedeten. Er teilte ein Foto von sich und Kovac auf Instagram, auf dem sie sich die Hand geben, mit den Worten „Wishing you all the best, coach“ – denn warum sollte man jemanden treten, der ohnehin schon am Boden liegt?

JAVI-LOVE-O-METER: Empathisch.

Javi und seine Trophäen

Über die Jahre hat Javi eine erstaunliche Anzahl von Titeln und Trophäen sammeln können: 1x Weltmeister, 1x Europameister, 1x Champions League-Sieger, 7x Deutscher Meister, 4x Deutscher Pokalsieger, 1x FIFA-Klub-Weltmeister, 1x U21-Europameister, 1x U19-Europameister, 1x UEFA Supercup-Sieger und 3x Deutscher Superpokalsieger. Außerdem holte sich Javi im Januar 2019 in seinem 120. Bundesliga-Spiel den 100. Sieg – so schnell wie kein anderer Profi vor ihm. Trotzdem hat er sich den Erfolg nie zu Kopf steigen lassen: Javi ist heute noch immer der unkomplizierte und humorvolle Spieler, der vor beinahe acht Jahren an die Säbener Straße gekommen ist. 

JAVI-LOVE-O-METER: Bodenständig.

“Campeones, Campeones” schallte es durch die Gänge in Wembley.
(Bild: Laurence Griffiths/Getty Images)

Javi in der Krise

In der derzeitigen Coronavirus-Krise wurde der normale Fußballbetrieb bis auf weiteres eingestellt. Die Spieler des FC Bayern tragen ihren Teil dazu bei, in diesen schwierigen Zeiten diejenigen zu unterstützen, die nicht so privilegiert sind wie sie selber. Javi half dem Roten Kreuz in München, Einkäufe an ältere und hilfsbedürftige Menschen zu liefern, die während der Pandemie ihre Wohnungen nicht verlassen dürfen. Er stellte den spanischen Gesundheitsbehörden außerdem sein Fußball-Camp in Ayegui zur Verfügung, um dort an dem Coronavirus erkrankte Menschen zu behandeln.

JAVI-LOVE-O-METER: Hilfsbereit.

Javi in der Gesamtbewertung

Javis Transfer in die Bundesliga: 40 Millionen Euro. Javis aktueller Marktwert: 13 Millionen Euro. Einen Typ wie Javi im Team zu haben: unbezahlbar.

JAVI-LOVE-O-METER: Explodiert.



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  1. Schöne Geschichte Katrin mit Aspekten, die ich noch nicht kannte.
    Sollte er zu vernünftigen Konditionen verlängern, hätte der FCB alles richtig gemacht.

  2. Sein Tor im Supercup 2013. Legendär.

  3. Absolut – Javi gehört für mich auch zu den absoluten Topspielern der 10er Jahre. Ich wünsche ihm einen schönen Abschluss bei uns – sei es nun Ende dieser Saison oder gern auch später.

    Und ich würde gern noch mal ins Gedächtnis rufen, dass er im Sommer 2012 für 40 Mio. Ablöse zusammen mit Hulk und Witsel der zweitteuerste Transfer war. Teurer war nur Silva mit 42 Mio.

    Die 80 Mio. für Lucas Hernandez waren im letzten Sommer dagegen nur die sechsthöchste Ablöse die gezahlt wurde – und lagen gerade mal bei 2/3 der in diesem Sommer gezahlten Ablösen für Griezmann und Felix. Das sollte man immer im Hinterkopf haben, wenn man die Ablösesumme für ihn kritisiert.

  4. Hätte in der jetzigen Situation nix dagegen wenn Boa und Javi ihre Verträge hier bis 2021 erfüllen , einen schönen Abschied bekommen und sich ablösefrei ohne Gezerre genau den Club aussuchen den sie wollen.
    Ablösen sind zzt sowieso so gut wie nicht eein

  5. Javi war als Spieler und war und ist als Mensch ein ganz extrem wichtiger Baustein der Mannschaft. Mag er als Spieler auch nicht mehr zu den Top 11 gehören, so ist er denke ich in der Kabine und auf dem Trainingsplatz extrem wichtig, hinzu kommt, wie Katrin schön im Artikel erklärt, wo immer es auf dem Feld brennt, kann man Javi einsetzen. Siehe z.B. auch den von Wohlfahrt angesprochenen Supercup mit Javis Tor, siehe auch die Einsätze in dieser Saison, wo er oft nach der Einwechslung den Laden stabilisiert hat.

    Für mich ist Javi einer des absoluten Sympathieträger dieser Mannschaft und ein unglaublich wichtiges Gesicht dieser Mannschaft.

    Wenn Javi versteht, dass er nicht mehr Top 11 ist, aber ein nach wie vor wichtiger Spieler ist, dann würde ich als Verantwortlicher mit ihm verlängern. Warum? Siehe Katrins Artikel, er ist ein klasse Typ und nachwie vor auch ein sehr guter Fußballer. Menschen (!) wie Javi tun einer Mannschaft und einem Verein verdammt gut!

    Antwortsymbol2 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Und Gehaltseinbusse.
      Bin mir nicht sicher ob jeder seine Leistungsfähigkeit so real einschätzen kann wie Basti und Lahm auf die Anforderungen des FCB bezogen.
      Und Javi kann man es nicht verdenken wenn er im Heimatclub nochmal öfters spielen kann als bei uns.
      Denke der Club wird Javi die Entscheidung überlassen jetzt zu wechseln oder in einem Jahr aber sicher nicht seinen Vertrag verlängern.
      Solange wir im Kader durch die neuen Spieler die Grundmentalität der letzten Jahre beibehalten können ist es nicht ganz so schlimm dann irgendwann Adios zu sagen.

      Fein ist ein Riesentalent der sich in der knüppelharten 2.Liga auch körperlich stark entwickelt hat und sich nicht zu schade ist Zweikämpfe ala Javi zu führen aber gleichzeitig technisch sehr stark ist.

      1. @918 Schalte doch bitte mal nen Gang runter. Wer bist Du, dass du Gehaltskürzungen für Spieler forderst? Nebenbei, es geht um Javi eine wirklich klasse Menschen. Könntest vielleicht auch Du mal für ein paar Stunden Fussball nicht als Managerspiel sehen, sondern als ein Spiel, in dem Menschen auf dem Platz stehen und Menschen sich einfach mal für 90 Minuten freuen? Es eben nicht um Kohle geht, nicht darum die Welt zu erobern.

        Javi ist einer der am meisten geerdeten, einer der sympathischsten Spieler des FCB, einer der sich für die Mannschaft voll einbringt und neben dem Platz zeigt, dass ihm Menschen wichtig sind und er sich für nicht so privilegierte einsetzt.

        Was Dir dazu einfällt sind Gehaltskürzungen und Sätze die zeigen, dass Du nicht mal im Ansatz verstanden hast, was Javi für diese Mannschaft, diesen Verein geleistet hat. Es tut mir körperlich weh, wie herzlos, gefühllos Du hier oft schreibst, ich denke ich zieh mich hier zurück. Ich hab einfach keine Lust auf sowas. Dein Schreiben steht für mich für das, was viele am FCB hassen, arrogant, gefühllos und nur der Erfolg zählt.

        Ich bin dann mal weg ….

  6. danke für den Gänsehaut Artikel. wahnsinnig sympathisch der Javi.
    seine Leistung in Wembley. unvergessen.

  7. Ein ganz toller Artikel. Vielen Dank dafür. Vor allem, weil kaum ein anderer ein derartige Würdigung so verdient wie Javi.

  8. Es wäre wirklich super, wenn man Javi davon überzeugen könnte, eine Rolle einzunehmen, wie das Rafinha, Pizarro, van Buyten, Jeremies oder Scholl zum Ende ihrer Karriere hin machten. Erfahrene Spieler, die man jederzeit bringen kann und die ohne große Anlaufzeit ihre solide Leistung bringen, braucht man eigentlich in jedem Kader. Es war ein großer Trumpf im Triplejahr, Spieler und vor allem Persönlichkeiten wie van Buyten, Pizarro oder auch Tymostchuk in der Hinterhand zu haben. Diese Spieler haben auch in der Kabine einen großen Mehrwert für die Mannschaft. Sollten wir wirklich diesen Sommer Javi, Boateng und Ulreich verlieren, wäre das ein ziemlicher Verlust an Erfahrung. Ob das durch den Kauf von gestandenen Spielern, die dannzwar den Konkurrenzkampf evtl. noch mehr anfachen und dem Trainer mehr Alternativen bieten, kompensiert werden kann, wage ich zu bezweifeln.
    Es wäre wünschenswert, wenn die Verantwortlichen auch darauf achten würden, künftig ein paar Routiniers, die nicht mehr jedes Spiele machen müssen und jederzeit Gewehr bei Fuß stehen, im Kader zu haben. Javi wäre da ein prädestinierter Kandidat. Bei Boateng habe ich da leichte Zweifel, ob ihm der Gesamterfolg des Vereins wichtiger ist als sein eigenes Befinden. Bei Müller oder sogar Lewandoski könnte ich es mir allerdings zumindest ab 2022 schon vorstellen, dass sie sich mit so einer Rolle für 1-2 Jahre anfreunden könnten.

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    1. Das wäre grundsätzlich ein schönes Szenario.
      An dem man müsste Javi halt davon überzeugen hätte ich so meine Zweifel. Als Beleg mag die Episode dienen die hier auch unter “Javi weint” aufgeführt wird. Ja, er beschwert sich kaum/nie öffentlich, aber diese Szene zeigt doch deutlicher als Worte, wie es in ihm aussieht. Und das ist etwas, auf dass wohl kein Bayernanhänger so richtig Lust hat. Dazu ist Javi allen hier, wie es auch diese sehr schöne Hommage zeigt, zu sehr ans Herz gewachsen.
      So einem Spieler ist man es tatsächlich schuldig, ihm reinen Wein einzuschenken. Insofern ist es für solche Personalien ein Vorteil, dass man den Trainerposten schon klar gemacht hat. Der Trainer wäre der Richtige in Verbindung mit dem Management, Javi ganz klar darzustellen wie er seine Position in der Mannschaft in Zukunft sieht. Kommt man da auf einen gemeinsamen Nenner, würde sehr wenig gegen einen Verbleib nächstes Jahr sprechen. Wenn nicht, würde ich ihm dann auch nicht die berühmten Steine in den Weg legen, das wäre dann weder Javi-würdig nach Bayern-like.
      Das Thema Ablösesumme würde ich dabei als gar keinen Anreiz betrachten. Selbst wenn man Javi nach der Saison gehen lassen würde, wäre das eher vernachlässigbar. Wenn ich Alter, Wiederverkaufswert, Verletzungshistorie, Leistungsvermögen, Corona-Abschlag in Betracht ziehe, was würden wir da noch erlösen können? Ich würde da eher einen symbolischen Wert erwarten, also auf jeden Fall keine Summe, die für uns in irgendeiner Weise relevant sein würde. Da wäre es rein wirtschaftlich wahrscheinlich sogar günstiger ihn noch ein Jahr zu behalten.
      Im wesentlichen könnte man gleiches übrigens auch über Boateng sagen.

      Für die Handhabung solcher sensibler Angelegenheiten waren wir natürlich bisher mit Salihamidzic extrem schlecht aufgestellt. Hier gibt es aber immerhin die Hoffnung, dass wie es seit einiger Zeit den Anschein hat, Kahn immer mehr die Zügel in die Hand nimmt und wir solche Dinge wieder mit einer gewissen Effizienz und Geräuschlosigkeit regeln können.

    2. Ein solches Szenario steht und fällt mit der Eigenschaft des Trainers, das dem Spieler auch so zu vermitteln.
      Grade zu Jupp Heynckes gibt es da Aussagen von Spielern aus dem 2. oder 3. Glied, die eigentlich unisono immer betonten, dass Jupp ihnen das Gefühl gegeben hat, wichtig und wertvoll zu sein.
      Wenn ein Spieler dieses Gefühl hat, dann kann man sich auf ihn leistungsmäßig und auch mental verlassen. Wenn ein Spielr das Gefühl hat, sowieso nur “das 5. Rad am Wagen” zu sein, dann wird sich das auf die Leistung und die Psyche entsprechend auswirken.
      Der eine Spieler kann damit umgehen und der andere nicht.
      Javi ist einer, dr das kann und da muss es schon ziemlich dick kommen, bis er weinend auf der Bank sitzt.
      Aber auch da spielen eben die Begleitumstände eine Rolle.

      1. Natürlich hatte Heynckes in Sachen Kaderführung im Vergleich zu Kovac ganz andere Qualitäten. Man muss aber schon auch 2 Faktoren anführen, die es Jupp viel leichter machten:
        1. Er konnte spätestens ab Beginn der Rückrunde 2012/13 ganz beruhigt rotieren, da man in der Liga weit enteilt war, was zum einen an der starken Punkteausbeute, die man selbst erreichte, lag, zum anderen aber auch an der mangelnden Konkurrenz. Bayern wurde Herbstmeister mit 42 Punkten, Leverkusen war Zweiter mit 33 Punkten. In der letzten Saison hatte der BVB als Herbstmeister 42 Punkte. Bei Konkurrenz lässt es sich erwiesenermaßen nicht so beruhigt rotieren, was dann wieder zur Folge hat, dass einige Spieler deutlich seltener spielen als sie es gerne möchten.
        2. Es hängt auch von den Spielern selbst ab, ob sie es akzeptieren, nicht in jedem Spiel zu spielen. Nehmen wir auch hier mal den Triplekader zum Beispiel. Es gab 19 Feldspieler, die auf 10 oder mehr Einsätze kamen und dazu noch 3 Spieler mit 5 oder weniger Spielen (Contento, Can und Hojbjerg). Wenn wir uns mal auf den Kern der 19 konzentrieren, dann muss man sagen, dass da mit Shaqiri ein Jungspund dabei war, der in seinem ersten Jahr bei Bayern froh war, dass er lernen konnte und seine Einsätze kriegte, auch wenn es hauptsächlich in den nicht so wichtigen Spielen war. Dann waren da drei alte Hasen (Tymostschuk, van Buyten und Pizarro), die zum Herbst ihrer Karriere ebenfalls zufrieden waren, wenn sie hin und wieder ran durften und die keinerlei Ansprüche stellten, z.B. auch mal in einem CL-KO-Spiel spielen zu wollen. Dann gab es Rafinha, der zwar ehrgeizig war, dem aber klar sein musste, dass es an Lahm auf der Außenbahn kein vorbeikommen gibt und er somit klarer Rotationsspieler ist. Somit bleiben von unseren 19 Kernspielern noch 14 Spieler übrig, die an sich den Anspruch stellten, dauernd spielen zu wollen bzw. in den wichtigen Spielen gesetzt sein zu wollen. 2 Spieler (Badstuber ab November und Kroos ab März) verletzten sich und fielen dann jeweils bis zum Saisonende aus. Machte also ab März noch 12 Spieler, bei denen es wirklich anspruchsvoll war, sie bei Laune zu halten. Aus diesem Dutzend wurde Gomez und Luis Gustavo ganz klar ein Bankplatz in den wichtigen Spielen zugewiesen und nur im Fall einer Verletzung/ Sperre durften sie von Beginn an ran. Sie erfüllten diese Rolle ohne zu Murren, waren aber dann im Sommer beide weg. Gomez ging nach Florenz und Gustavo nach Wolfsburg. Beide haben sich also bewusst sportlich deutlich verschlechtert, weil sie nicht längerfristig auf der Bank sitzen wollten. Damit will ich sagen, dass die Altersstruktur und Verletzungen es Heynckes schon auch ein bisschen leicher gemacht haben, als es Kovac hatte und Flick es möglicherweise haben wird. Derzeit fehlen die alten Haudegen, die sich ohne Murren auch mal ein paar Spiele hintereinander auf die Bank setzen bis auf Perisic und eben Javi fast komplett. Wir haben fast nur Spieler, bei denen es auch noch um ihre Nationalelfkarriere geht und sie schon deshalb regelmäßig spielen müssen. Solchen Spielern kannst du es deshalb einfach auch schwerer vermitteln, wenn sie öfter draußen sitzen. Dann sind bei uns die Hierarchien auch nicht so klar ausgebildet wie das 2013 der Fall war. Es gab damals einfach ein paar unangetastete Spieler wie Lahm, Schweinsteiger, Javi, Müller, Ribery etc. bei denen der jeweilige Ersatzspieler einfach wusste, dass es an diesen Platzhirschen kein Vorbeikommen gibt. Erkläre heute mal einem Goretzka, Hernandez, Coutinho, Coman etc. warum sie nicht spielen. Sehen Goretzka oder Coutinho ein, dass Müller besser ist als sie? Wird Hernandez akzeptieren, dass ihm Alaba und Boateng vorgezogen werden? Wie reagiert Coman auf einen Bankplatz bzw. darauf, wenn im Sommer mit Werner oder Sane noch einmal Konkurrenz geholt werden sollte. Das sind mMn schon ganz andere Probleme, als sie Jupp zu lösen hatte. Hier wird sich vor allem auch zeigen, wie gut Flick den Kader im Griff hat.

      2. Ich habe Kovac nicht erwähnt – ich hätte auch genauso gut andere stattdessen erwähnen können.
        Es geht eben bei einem Heynckes nicht nur um die berühmte Triplesaison, sondern grundsätzlich um seine Art mit Spielern umzugehen.
        Der Spruch mit dem Gefühl, wichtig und wertvoll zu sein, stammt übrigens vom Keeper Nr 3 aus Jupps Zeit bei Leverkusen. Und der hob genau das hervor, dass man selbst als Torwart Nr 3 von einem Heynckes eben dieses Gefühl vermittelt bekommen hat. “Heynckes hat mit jedem gesprochen und einem genau das vermittelt, ob du nun der Topstar warst oder nur der Keeper Nr 3!”
        Jupp konnte es sich auch leisten, einen Robben wochenlang auf der Bank schmoren lassen, was der zwar sicher nicht lustig fand, aber klaglos akzeptierte.
        Und wenn ein Trainer das Händchen für die Spieler hat, dann ist das schon mal die halbe Miete.
        Viele können das eben so nicht.
        Ob ein Flick es kann, wird man sehen, wobei er gerade in seiner Zeit bei der NM ja genau das immer wieder erlebt hat- der-23er Kader, von dem er auch schon vorher wusste, wer da vermutlich keine einzige Minute spielen wird, wenn nichts außergewöhnliches passiert.
        Und auch da musste die einzelnen Protagonisten teilweise über Wochen “bei Laune gehalten” werden. Bei der WM 2014 waren das immerhin 2 Monate.
        Trotzdem ist es etwas anderes, ob man der Chef ist oder “nur” der Co.

      3. Sicherlich ist es schwer, immer wieder Entscheidungen gegen Spieler zu treffen. Aber eben gerade dann geht es doch darum, das zu kommunizieren und vernünftig zu besprechen. Und da sehe ich durchaus Stärken bei Flick, weil die Spieler das ja schon sehr betonen (wie andere im Verein auch). Und dabei geht es dann um einen menschlichen Umgang miteinander. Da braucht es dann auch keinen Guardiola, dem man das von außen auch nicht immer glauben konnte (“1000 Dantes”, “super-super Spieler”), der unglaubwürdig übertreibt oder einen Kovac (“spielt nur im Notfall”), weil beides nicht hilfreich ist. Wichtig ist das klare Wort verbunden mit einer Wertschätzung. Ich vermute (weiß es aber nicht), dass Flick genau das kann. Solange der Erfolg da ist, ist es sicherlich leichter für ihn und die Zukunft muss erst zeigen, ob er auch in schwierigen Phasen den Kurs behält. Aber er wirkt auf mich nicht wie der Typ, der Spieler anlügt, pampert oder ignoriert. Er wirkt einfach sehr umgänglich, aber dennoch verbindlich. Und das ist enorm wichtig. Von der Art sehe ich da schon Ähnlichkeiten zu Heynckes, wenngleich der natürlich erfahrener und auch mit noch mehr Autorität ausgestattet war.

      4. Dann sind wir ja nicht allzu weit auseinander.

        Guardiola sehe ich etwas anders. Pep hatte ein eher gespanntes Verhältnis zu den Medien .
        Und wenn er sich zu irgendwelchen Aussagen über Spieler bereit erklärte, dann übertrieb er derart maßlos, dass man die Aussagen einfach nicht ernst nehmen konnte. Also statt “Kein Kommentar” ” 1000 Dantes” “super- super-super”und änlichen Unfug. Was er wirklich von Spielern hielt oder zu ihnen gesagt hat, weiß keiner.

  9. Jaaavi! Für mich einer der oft unterschätzten Bayernspieler, ohne den wir 12/13 trotz Lahm und Schweini NIE das Triple geholt hätten.

    Leider kam Pep dann mit ihm nicht zurecht – 3 für Javi verlorene Jahre, in denen Kämpfertypen nicht gefragt waren. Danach Verletzungen, Formkrisen… er war nur noch selten so gut wie unter Jupp.

    Ich wünsche ihm weiter alles Gute und stimme in Katrins Laudatio mit ein.

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. @Mehmet68:

      Jaavi! Für mich einer der oft unterschätzten Bayernspieler, ohne den wir 12/13 trotz Lahm und Schweini NIE das Triple geholt hätten.

      Volle Zustimmung.
      Mir fällt da immer Dremmler ein:
      “Er wird uns nicht zu Titeln schießen. Aber wenn wir Titel gewinnen, wird er auf dem Platz stehen.”

    2. “Leider kam Pep dann mit ihm nicht zurecht – 3 für Javi verlorene Jahre, in denen Kämpfertypen nicht gefragt waren. Danach Verletzungen, Formkrisen… er war nur noch selten so gut wie unter Jupp.”

      Das ist in der Abfolge so nicht richtig. Im Grunde kamen die Verletzungen nicht nach Pep, sondern mit ihm. Von den 3 Pep-Jahren dürfte er zusammengenommen kaum mehr als ein Jahr einsatzfähig gewesen sein. Und wenn er denn fit war, hat er doch so gut wie jedes Spiel gemacht.

    3. javi hat unter pep im dfb-pokalfinale 2014 in der mitte der dreierkette gegen klopps bvb eines seiner besten spiele für uns gemacht und wesentlich zum pokalgewinn beigetragen…

  10. Wow Katrin!
    Was ein genialer Artikel, hat Freude gemacht :-)

  11. Danke für diesen sehr schönen Beitrag, der mich in meiner Einschätzung zu Javi 100%-ig bestätigt :-)

  12. Auch wichtig: Er hat die FR7-Rolle des Schlitzohrs und Filous in der Mannschaft übernommen. Und sich gleichzeitig noch an der Trainingsfaulheit des Franzosen angesteckt… ;-)

  13. […] in die Herzen der Fans eingenistet hat. Gönnt euch den Text von Steffen und danach gern noch den Javi-Love-O-Meter von Katrin bei uns im Blog. | […]

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