Pokal: FC Bayern München – VfL Wolfsburg 1:0 (1:0)
Es wurde ein Bayern-Sieg der schwächeren Sorte. Doch es reichte für den Einzug ins DFB-Pokalviertelfinale.
Falls ihr es verpasst habt:
Ancelotti brachte im Vergleich zum unbefriedigenden Unentschieden gegen Schalke Lahm, Alaba und Thiago zurück in die Startelf. Bernat, Rafinha und etwas überraschend auch Müller mussten weichen. Vidal begann erneut von Anfang an.
Auf der Gegenseite setzte der nach wie vor in der Kritik stehende Ismaël auf eine Fünferkette in der der Ex-Münchner Luiz Gustavo zentral neben Rodriguez und Knoche agierte. Vorne begannen Ntep und Mayoral fast auf einer Linie. Malli und Gomez zunächst unten.
Bayern nahm früh das Heft des Handelns in die Hand – auch weil Wolfsburg fast ausschließlich auf Konter lauerte und diese in der Anfangsphase schwach einleitete. Robben hatte nach sieben Minuten die erste Chance, als er mit einer Direktabnahme an Casteels scheiterte. Zwei Minuten später war der Schlussmann nach einem erneuten Münchner Durchbruch zur Grundlinie wieder zur Stelle.
Als Bayerns Drangphase gerade etwas abzuflachen drohte, nahm sich Douglas Costa ein Herz und traf aus über 20 Metern zum 1:0 ins Netz. Luiz Gustavo fälschte den Flachschuss noch entscheidend ab (18.).
Bis zur Halbzeit passierte beinahe nichts mehr.
Wolfsburg reagierte nach der Pause mit den Einwechslungen von Malli und Gomez auf den Rückstand. Ancelotti brachte in der 70. Minute Kimmich, Ismaël in der 75. Didavi. Auf dem Feld geschah weiter wenig. Wolfsburg kam überhaupt nicht in den Strafraum. Die Münchner verbuchten immerhin ein paar Abschlüsse und Hereingaben.
Es dauerte bis zur 82. Minute ehe Wolfsburg aus dem Nichts vor Neuer auftauchte. Malli war Thiago enteilt und nahm einen weiten Ball von Arnold mit in Richtung Neuer. Der Münchner Schlussmann parierte den Zehn-Meter-Schuss jedoch glänzend. Noch zwei Mal war Neuer gegen nun auf einmal wache Wolfsburger zur Stelle. Beide Male faustete er einen Abschluss von Didavi aus dem rechten Eck. So absurd es klingt, aber damit dürften die Wolfsburger am Ende sogar ein Chancenplus erreicht haben.
Der FC Bayern steht mit dem 1:0-Erfolg zum zehnten Mal in Folge in einem Pokalviertelfinale.
3 Dinge, die auffielen:
1. Zzzzz zzzz zzz zZ zzz zzz zzz Z zzzzz z zzzZZ
Es war ein grauenhaftes Spiel an einem trüben Dienstagabend. Wer hoffte, nach der aufkeimenden Kritik der Vorwochen neue Erkenntnisse über Bayerns Form und Struktur zu erlangen, wurde enttäuscht. Bayern tat über weite Strecken das, was notwendig war, um einen harmlosen Gegner zu schlagen und in die nächste Runde einzuziehen. Der FCB ließ den Ball ganz gut von rechts nach links laufen, besetzte den Strafraum passabel und fing den Großteil der Gegenangriffe früh ab. Thiago deutete an, dass seine ordnende, ballsichere Rolle Bayerns Spiel besser machen wird. Ansonsten: Viele Ungenauigkeiten. Wenig Tempo. Kaum Kreativität. Dienst nach Vorschrift eben. Mehr musste es aber zumindest heute auch nicht sein.
Es hat in den vergangenen Jahren einige Mannschaften gegeben, denen man anmerkte, dass das Hauptziel darin bestand, nicht allzu hoch zu verlieren. Wolfsburg trieb diesen Ansatz über 80 Minuten auf die Spitze. Kaum ein ernsthafter Gegenstoß. Keine Strukturen im Offensivspiel. Nur weil Bayern selbst viel zu wenig nach vorne tat, durften die Gäste kurz vor Schluss noch einmal Druck erzeugen. Ansonsten war das gar nichts. Von beiden Mannschaften. Gut, dass bald Champions League ist.
2. Costa mit einer Art Reaktion
Die mindestens missverständlichen, wenn nicht irritierenden Aussagen von Douglas Costa zu angeblich unterschriftsreifen Angeboten aus dem Ausland hatten in den vergangenen Tagen für etwas Wirbel gesorgt. Costa zeigte sich von der ersten Minute an sichtlich bemüht, mögliche Rückschlüsse zu seiner Leistung auf dem Platz zu zerstreuen. Der Brasilianer war von Beginn an recht aktiv und suchte mehrfach das Dribbling. Das 1:0 erzwang er mit einem seiner typischen Fernschüsse. Zwei weitere Abschlüsse kamen im Verlauf der Partie oben drauf. Von einer Spitzenleistung war sein Auftritt dennoch ein gutes Stück entfernt.
3. Alte Herren über rechts
Nein, es war sicher nicht das beste Spiel ihrer bemerkenswerten Karriere. Aber wenn an diesem Dienstag aus dem Spiel heraus so etwas wie Torgefahr entstand, dann im Zusammenspiel von Philipp Lahm und Arjen Robben über rechts. Lahm war sehr bemüht, Robben durch energische Läufe in seinen Dribblingaktionen zu helfen. Der Niederländer dribbelte sich sehr oft fest, fand aber zumindest drei Mal den hinterlaufenden Lahm, was zu ganz ordentlichen Strafraumsituationen führte. Wie so oft in den letzten sechs Jahren. Lahm war neben Martínez und Neuer der beste Münchner auf dem Feld.
Über Philipp Lahm wird ohnehin in den kommenden Tagen vermehrt gesprochen werden. Der Kapitän der historischen Triple-Elf und des Fußball-Weltmeisters 2014 wird seine Karriere nach dieser Saison beenden. Auch einen schnellen Wechsel in die Vorstandsriege wie von vielen gefordert wird es nicht geben. Kaum einer kann im Moment angemessen einordnen, was dieser Verlust für den FC Bayern als Club in seiner Gesamtheit bedeuten wird. Lahm war über mehr als zehn Jahre Weltklasse auf seiner Position. Er ist der vielleicht einflussreichste Außenverteidiger aller Zeiten. Er ist seit fünf Jahren Kapitän. Wenn der FC Bayern morgen fünf Statuen mit den größten Vereinsikonen vor die Allianz Arena bauen würde, beginnt die Diskussion bei Gerd Müller, Franz Beckenbauer und ihm.
Man kann nur hoffen, dass Mannschaft und Trainer in der Lage sind, Lahm eine Abschiedssaison zu bereiten, die seiner außergewöhnlichen Karriere würdig ist. Auch nach dem Wolfsburg-Spiel gibt es daran jedoch noch eine Menge Zweifel.
FC Bayern München – VfL Wolfsburg | |
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Bayern | Neuer – Alaba, Hummels, Martínez, Lahm – Alonso (73. Kimmich) – Costa (87. Sanches), Vidal, Thiago, Robben (89. Coman) – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Rafinha, Bernat, Müller |
Wolfsburg | Casteels – Rodriguez, Gustavo, Knoche – Gerhardt, Arnold, Seguin, Bazoer (76. Didavi), Vierinha – Mayoral (45. Malli), Ntep (61.Gomez) |
Bank | Benaglio, Bruma, Błaszczykowski, Guilavogui |
Tore | 1:0 Costa (17.) |
Karten | Gelb: Robben (72.) / Gustavo (57.) |
Schiedsrichter | Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim), Timo Gerach (Landau), Christian Gittelmann (Gauersheim), Arno Blos (Deizisau) |
Zuschauer | 73.500 |