„Das Sportliche musste sich dem Wirtschaftlichen unterordnen“

Maurice Trenner 02.08.2019

Dabei wollten wir mit Jonas über alle Aspekte der US-Tour sprechen. Seine Arbeit als Journalist, den sportlichen Wert einer solchen Reise und den kommerziellen Anreiz einer Tour über den halben Globus.

Die US-Tour als Journalist

Hallo Jonas, du durftest als FC-Bayern-Reporter für die TZ erstmals den FC Bayern auf der US-Tour begleiten. Wie viele Reporter flogen insgesamt mit dem Rekordmeister in die Vereinigten Staaten?

Insgesamt waren zehn Reporter dabei – für Print, Online, TV und Video. Dazu kamen noch zwei Fotografen.

Kommen wir zum allgemeinen Ablauf der Reise. Wer übernimmt im Vorfeld die Organisation für die Journalisten? Ist dann alles perfekt für Euch vorbereitet vom Transport bis zu den Unterkünften?

Wenn wir Journalisten das Reiseangebot des Vereins annehmen, ist vom Abheben in München bis zur Rückkehr wirklich so gut wie alles durchgeplant. Wir wissen im Voraus, in welchen Hotels wir untergebracht sind, und haben einen Bus mit Guide, der uns zu allen offiziellen Veranstaltungen während der Reise bringt. Wir saßen im selben Flieger wie Mannschaft und Vorstand. Das war vor allem bei den Inlandsflügen in den USA vorteilhaft, weil wir direkt aufs Rollfeld gefahren wurden und dort den Security Check durchlaufen haben.

Jörg Wacker (r.) sagte vor der US-Tour zur tz: „Die Fans in Shanghai und New York sind genauso unsere Fans wie die in Pasing.“
(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Absolutes Highlight in dieser Hinsicht: In Houston räumte eine Polizeieskorte den Highway frei, zumindest bis unser Busfahrer den Anschluss verloren hat. Die Kollegen von Kicker und dpa haben die Reise auf eigene Faust organisiert, auch das ist absolut möglich, ohne etwas zu verpassen oder von bestimmten Events ausgeschlossen zu sein.

Welche Rolle spielt dabei das New-Yorker-Büro des FC Bayern?

Das kann ich für die Pressereise nicht im Detail sagen, weil die – wie bei Champions-League-Spielen auch – von FC Bayern Tours organisiert wurde. Allgemein lässt sich aber sagen, dass das New Yorker Büro hauptverantwortlich für die USA-Tour ist, im Hintergrund waren über 100 Mitarbeiter mit der Organisation beschäftigt.

Ein Feierabendbier an der Hotelbar mit den Vereinsfunktionären. Ein Auflauern der Spieler bei der Rückkehr aus Bars und Clubs. Das sind die Stories, die man sich “von früher” erzählt. Gab es das wirklich und wie nahbar ist so ein Weltverein wie der FC Bayern auf einer solchen Reise heute noch?

Die Medienabteilung des FC Bayern ist seit der aus dem Ruder gelaufenen Pressekonferenz im Oktober 2018 spürbar um ein gutes Miteinander bemüht – das äußert sich natürlich vor allem auf gemeinsamen Reisen. 

Am ersten Abend lud der Klub zu einer kleinen Begrüßungsrunde mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsmitglied Jörg Wacker und weiteren Verantwortlichen ins Teamhotel ein. Da gab es wirklich ein Feierabendbier mit den Funktionären, und sogar noch ein paar frische, offizielle O-Töne von Rummenigge. 

„In den USA war es beeindruckend, einen Blick auf die vollständige Liste aller Termine zu werfen. Da war wirklich alles dabei: internationale und nationale Medien, Sponsorenevents und Fanclubs.“Jonas Austermann, über die Medienarbeit der Spieler

Am letzten Abend in Los Angeles öffnete der FCB dann auch die „Audi Player Night“ für uns Journalisten, unter der Maßgabe dort keine Geschichten zu recherchieren. Neben geladenen Gästen war die gesamte Mannschaft vor Ort, einzelne Spieler blieben auch für kurze Gespräche bei den Medienvertretern stehen. Sonst hatten die Spieler, soweit ich weiß, nicht viel Zeit für Bar- und Clubbesuche. 

Ich denke auch, dass sich die Zeiten in dieser Hinsicht deutlich geändert haben. Eine Saufstory, das kann sich heute kaum noch jemand leisten. Ohnehin würden die Bilder davon früher oder später im Netz auftauchen, selbst wenn gerade kein Journalist zur Stelle ist.

Tradition hat beim FCB die Einladung zum Medienabend, egal ob Champions League oder USA-Tour. Dieses Mal ging es in Houston in ein Steakhaus. Solche Abende helfen sehr dabei, die Mitarbeiter der Presseabteilung und ihre Sichtweise auf verschiedene Themen bzw. Berichte besser kennenzulernen.

Gibt es überhaupt noch die Möglichkeit, Einzelinterviews und Gespräche unter vier Augen mit Sportlern und Verantwortlichen zu führen?

Das wird schwieriger, ist aber gerade deswegen für mich als Boulevard-Reporter von entscheidender Bedeutung. Und ja, die Möglichkeit dazu besteht absolut noch. In den USA habe ich Karl-Heinz Rummenigge etwa alleine zur Dauerkartenproblematik bei den Bayern-Amateuren befragt. Zudem hatte ich im Vorfeld der Reise um ein Kurzinterview mit Leon Goretzka gebeten, das ermöglichte mir die Pressestelle nach dem Training in Kansas City. 

Wie nach jedem Bundesligaspiel bietet auch die Mixed Zone Chancen, die Spieler alleine zu einem bestimmten Thema zu befragen. Da sind geschicktes Stellungsspiel und Beobachten der Situation gefragt. Von Vorteil ist es natürlich auch, wenn die Spieler mich schon häufiger gesehen und im Optimalfall ein längeres Interview mit mir geführt haben.

Welcher Anteil der gesamten Öffentlichkeitsarbeit eines Spielers fällt deiner Einschätzung nach heutzutage noch auf die klassische Medienarbeit – Interviews mit Reportern, Erscheinen auf Pressekonferenzen, Abgeben von Statements in die Fernsehkamera am Spielfeldrand – und welcher auf Vereinsarbeit oder Eigenpromotion – clubgemachte Trainingsvideos oder Interviewbeiträge, Werbedrehs, Promotionaktionen vor Ort (Besuch im Kinderheim, Autogrammstunde, etc.)?

Nach einem Spiel sind die Profis schon noch viel mit klassischer Medienarbeit beschäftigt, gerade unter der Woche oder in der Freizeit stehen aber viele Termine für Sponsoren oder Klubmedien an. Das ist im Laufe der Jahre immer mehr geworden. 

„Die Partien gegen den FC Arsenal und Real Madrid haben mir gut gefallen, da war – für Testspiele – schon ein ordentliches Tempo drin. Generell denke ich, dass dem FCB der Sommer ohne Turnier gut tun wird.“Jonas Austermann, über die sportliche Perspektive der US-Tour

In den USA war es beeindruckend, einen Blick auf die vollständige Liste aller Termine zu werfen. Da war wirklich alles dabei: internationale und nationale Medien, Sponsorenevents und Fanclubs – zudem noch zehn teils harte Trainingseinheiten. Sponsorentermine sind übrigens auch für uns Reporter sehr interessant, denn nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung gibt es oft noch die Möglichkeit auf eine kleine Presserunde oder sogar Einzelgespräche mit den Spielern.

Welchen Mehrwert für den Fan kann ein Reporter der TZ bringen, wenn der Verein und die Spieler sich selbst und mit Ihren Sponsoren 24/7 über die eigenen Kanäle direkt in das Leben der Fans katapultieren?

Verein und Spieler stellen sich stets so dar, wie sie wahrgenommen werden wollen. Die Aufgabe aller Journalisten ist es, auch Informationen herauszubekommen und zu verbreiten, die von den Akteuren unter Verschluss gehalten werden wollen. Die Wahrheit ist eben manchmal unangenehm. 

Eine weitere wichtige Rolle der Presse ist es, reine Nachrichten für die Leser einzuordnen und in einen Kontext zu setzen. Der Leser soll mit einer Tatsache nicht alleine gelassen werden. Im Boulevard-Journalismus spielen die sozialen Medien zweifelsohne eine wichtige Rolle, selbst zu einem Muskel-Foto von Robert Lewandowski können wir aber theoretisch einen Mehrwert liefern – und sei es, mit einem Fitnessexperten über Lewandowskis Übungen zu sprechen.

Wie sieht so ein Tagesablauf als Reporter auf Tour aus? Spiele und Trainings anschauen, Artikel verfassen und Telefonate mit der Redaktion daheim? 

Dank der Zeitverschiebung in den USA konnte ich tagsüber in aller Ruhe die verschiedenen Termine besuchen und Themen ordnen. Als reiner Printreporter musste ich so gut wie nie sofort etwas schreiben. Dafür gingen die Schichten in der Nacht regelmäßig bis 2 oder 3 Uhr. Die Themen und die ungefähren Längen hatte ich meist schon in der Nacht zuvor mit dem Sportchef abgesprochen. Da ich die Tage in den USA nicht komplett verschlafen wollte, gab es oft unter sieben Stunden Schlaf. Nach einer Woche habe ich das dann auch gemerkt.

Dass die vielen Flüge schlauchen, liegt auf der Hand.“
(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Ein Journalistenkollege hat seine Teilnahme am Trainingslager in Katar mal als “Einmensch-Content-Maschine” beschrieben. Videoproduktion, Podcastaufnahme, Social-Media-Postings und “nebenbei” auch mal einen Text schreiben. Wie lief das bei Dir ab? Wie viel Hardware und Software musst Du beherrschen für so einen Trip?

Ich brauchte nur meine zwei Handys (ein dienstliches, ein privates) und meinen Laptop. Print und Online sind bei der tz noch klar getrennt, deswegen habe ich ausschließlich Texte geliefert. Privat bin ich auch bei Twitter unterwegs, das hat für mich aber nicht Priorität, sondern wird nebenbei gefüttert.

Hast du während der Tour ein fixes Quotum an Berichten, die du pro Tag oder pro Woche veröffentlichen musst?

Fix war das nicht, aber zwischen drei und fünf Texten mit unterschiedlichen Längen habe ich jeden Tag geliefert. Damit haben die Kollegen in München etwa zwei Seiten gefüllt. Zur Einordnung: Das sind ungefähr 8000 Zeichen gewesen. Außerdem musste ich für Reisetage oder ereignisärmere Tage ein paar Geschichten auf Lager haben, zum Beispiel das Interview mit MLS-Champion Julian Gressel.

Bleibt da überhaupt noch Zeit, auch ein bisschen privat die Städte zu erkunden? Los Angeles, Houston und Kansas City klingen als Tourist schon etwas verlockend.

In Los Angeles hatten wir das große Glück, einen Tag fast komplett ohne Termine zu erwischen. Das habe ich mit zwei Kollegen gleich ausgenutzt. Wir sind zum Santa Monica Pier gefahren und von dort aus mit dem E-Bike weiter nach Venice Beach. Houston war weniger verlockend – zumindest die Ecke, in der wir Journalisten unser Hotel hatten. Kansas City hingegen war sehr grün und weniger überfüllt als die anderen beiden Städte, das hat mir sehr gut gefallen. Auf den Fahrten zu Terminen erzählen die lokalen Reiseführer auch immer ein bisschen was über die Stadt.

Die US-Tour als Vorbereitung

Wenn wir jetzt mal auf die Mannschaft blicken: Welchen Eindruck hat der FC Bayern in den USA bei dir sportlich hinterlassen?

Die Partien gegen den FC Arsenal und Real Madrid haben mir gut gefallen, da war – für Testspiele – schon ein ordentliches Tempo drin. Dem dritten und letzten Spiel gegen den AC Mailand war anzumerken, dass die Bayern bereit für die Rückreise direkt im Anschluss waren. Generell denke ich, dass dem FCB der Sommer ohne internationales Turnier gut tun wird. Alle Leistungsträger dürften früh auf einem ähnlichen Fitnessstand sein, bis auf 80-Millionen-Mann Lucas Hernández.

„Flick wirkte in den Trainingseinheiten sehr präsent und im Vergleich zu seinem Vorgänger Peter Hermann etwas offener und lauter.“
(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Du hast die drei Spiele der Bayern schon angesprochen. Immerhin konnte man ja zwei der drei Begegnungen gegen die klanghaften Gegner FC Arsenal, Real Madrid und AC Mailand gewinnen. Vielleicht kannst du noch etwas konkreter auf die einzelnen Spiele eingehen. Mit welchem Gefühl bist du jeweils aus der Arena gegangen?

Gegen Arsenal wirkten die Bayern vor allem im zweiten Durchgang defensiv noch sehr anfällig, da waren viele leichtsinnige Fehler dabei. Offensiv war die Leistung in allen drei Partien ansprechend. Spielern und Verantwortlichen hat der klare Sieg gegen Real besonders gut geschmeckt. Auch wenn es nur ein Testkick war, hat das einen ordentlichen Schub fürs Selbstbewusstsein gegeben. Gegen Milan in Kansas City haben einige wichtige Spieler angeschlagen gefehlt (Gnabry, Martínez, Lewandowski) und trotzdem hat der FCB das Spiel souverän gewonnen. Erschreckend fand ich bei der Partie, was aus dem einst so großen AC Mailand geworden ist.

In den letzten Tagen wurde viel über den neuen Co-Trainer Hansi Flick berichtet. Welche Rolle hat er in den USA auf dem Trainingsplatz und im Umgang mit den Spielern eingenommen? Ist eine andere Rollenaufteilung im Vergleich zu seinem Vorgänger in der Vorsaison erkennbar?

Flick wirkte bei den beiden Trainingseinheiten, die wir sehen durften, sehr präsent. Er schnappte sich Spieler auch mal für Einzelgespräche und scherzte mit ihnen. Immer wieder war gut zu hören, wie er lobte – gerne auch Renato Sanches. Das alles wirkte so, als käme er im Kreis der Mannschaft sehr gut an. Zudem übernimmt Flick im Training selbst auch viele Übungen, leitet an. Im Vergleich zu seinem Vorgänger Peter Hermann wirkt Flick etwas offener und lauter.

Welche Spieler sind für dich die Gewinner der Tour und warum?

Renato Sanches und Thiago. Sanches galt noch vor der USA-Tour als abwanderungswillig, verständigte sich in Los Angeles bei einem Kaffee mit Karl-Heinz Rummenigge aber endgültig darauf, einen neuen Anlauf zu nehmen. Und seinen Worten ließ Sanches gegen Real und Milan Taten folgen. Er ist für mich ein Spielertyp, den es im Mittelfeld nur einmal gibt. Wenn er seine Sololäufe und seine Zweikampfstärke clever einsetzt, kann es diese Saison wirklich etwas werden mit ihm. 

Thiago hat als alleiniger Sechser im 4-3-3 unglaublich dominant und sicher agiert. Gegen Real wackelten die Bayern bedenklich, als er rausging. Damit hat er seinen Chefstatus im Mittelfeld einmal mehr untermauert.

Die US-Tour als Marketing-Plattform

Wie würdest du die US-Tour insgesamt bewerten: Wie wichtig war für den FC Bayern die sportliche Seite im Vergleich zu ihrem Marketingaspekt?

Das Sportliche musste sich in den zehn Tagen dem Wirtschaftlichen unterordnen, das ist ganz klar. Aber die drei Testspielgegner waren gut, Niko Kovač hat seine Trainingseinheiten unter guten Bedingungen durchziehen können. Dass die vielen Flüge schlauchen, liegt auf der Hand. Da ging es uns Journalisten nicht anders.

Wie schätzt du den Marketingwert dieser Tour für den FC Bayern ein? Hat der Verein mit dieser Reise tatsächlich sein Image in den USA stärken oder substantiell neue Fans dort gewinnen können?

Das ist für mich ganz schwierig zu beurteilen. Klar ist, dass in allen Stadien viele Bayern- bzw. Deutschland-Fans dabei waren. Sowohl in Los Angeles als auch in Houston waren die Roten in der Unterzahl. Ich denke aber, dass der Klub alleine mit seiner Anwesenheit ein paar neue Anhänger hinzugewinnen kann. Als sehr positiv habe ich empfunden, dass der FC Bayern mit der Eröffnung der Wanderausstellung „Verehrt – verfolgt – vergessen“ im Los Angeles Museum of the Holocaust eine politische Botschaft gesendet hat.

Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge bei einem der vielen Werbetermine.
(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Sind solche Reisen aus der Marketingsicht eines Vereins deiner Meinung nach in den Zeiten von Instagram, Facebook und Twitter sowie weltweit abrufbarem Club-TV überhaupt noch sinnvoll, oder bedeuten sie nicht vielleicht eher eine unnötigen Verbrauch menschlicher und finanzieller Ressourcen, die vielleicht besser in den nächsten Transfer investiert wären?

Ich glaube schon, dass der Klub – wenn er den amerikanischen und chinesischen Markt erobern will – vor Ort sein muss. Nur mit Instagram, Facebook und Co. wird es nicht gelingen, den Vereinen aus der englischen Premier League den Rang abzulaufen. Dafür muss man den FCB zum Anfassen präsentieren – mit aktuellen Profis, Legenden und Vorstandsmitgliedern.

Ich weiß nicht genau, wie die Bilanz hier in München ausfällt, aber andere Klubs haben auf solchen Touren finanzielle Gewinne eingefahren. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch der FCB noch ein paar Dollar mehr mit in die Heimat gebracht hat. Und selbst wenn sich die Reise nicht unmittelbar monetär auszahlt, dann doch auf lange Sicht.

Karl-Heinz Rummenigge sprach von einer sehr gelungenen Reise auf allen Ebenen. Viele Medien berichteten von einem FC Bayern, der sich sehr nahbar gab. In Deutschland gab es nicht wenige Fans, die genau das daheim vermissen. Dein Eindruck: Wäre es aus Sicht des FC Bayern sinnvoll, seinen internationalen Vermarktungsansatz mit Nahbarkeit und Ortsterminen auch hier bei uns in Deutschland umzusetzen?

Mein Kollege Manuel Bonke und ich haben kurz vor der US-Reise ein Interview mit Jörg Wacker, Vorstand für Internationalisierung und Strategie, geführt. Genau diese Frage haben wir ihm auch gestellt. Er hat darauf verwiesen, dass der FC Bayern an 355 Tagen im Jahr in Deutschland, vielleicht in Europa, unterwegs ist. Zudem steht in der kommenden Woche wieder das Trainingslager am Tegernsee an, auch dort gibt sich der Klub fannah und veranstaltet öffentliche Einheiten – wenn auch deutlich weniger als noch im Vorjahr. 

„Als sehr positiv habe ich empfunden, dass der FC Bayern mit der Eröffnung der Wanderausstellung „Verehrt – verfolgt – vergessen“ im Los Angeles Museum of the Holocaust eine politische Botschaft gesendet hat.“Jonas Austermann, über die Werbewirkung des FC Bayern in Amerika

Jörg Wacker sagte uns auch: „Die Fans in Shanghai und New York sind genauso unsere Fans wie die in Pasing.“ Das mag für den einen oder anderen hart klingen, ist aber wohl der einzig gangbare Weg, wenn der Klub auch finanziell im Konzert der ganz Großen mithalten will.

Die Stadien bei den Spielen waren größtenteils ausverkauft. Wie unterscheidet sich der amerikanische vom deutschen Fan und wie begeistert waren die Amerikaner vom FC Bayern im Allgemeinen und von welchen Spielern im Speziellen?

Der amerikanische Fan kommt kurz vor knapp ins Stadion und steht auch gerne während des Spiels auf, um sich etwas zu trinken oder zu essen zu holen. Dass jede Szene die Entscheidung bringen kann, ist da offenbar noch nicht so angekommen. Besonders zelebriert wird natürlich die Nationalhymne, die vor jedem ICC-Spiel live gesungen wurde. Neben Bayern-Trikots waren auch viele Leiberl der deutschen Nationalmannschaft in den Stadien zu sehen – vereinzelt sogar BVB-Trikots. Besonders begeistert waren die Amerikaner von Manuel Neuer. Vor allem dessen Ausflüge aus dem Strafraum sorgten immer wieder für ein lautes Raunen.

Zum Abschluss würden wir noch gerne eine kleine Saisonprognose von dir hören: Schafft es der FC Bayern trotz der verstärkten Dortmunder den Titel zu verteidigen und wie weit kann es in der Champions League gehen?

Ich glaube, dass sich die beiden Topfavoriten Bayern und Dortmund noch weniger Niederlagen als in der vergangenen Saison leisten dürfen, damals waren es jeweils vier. Wenn Lucien Favre beim BVB alle Puzzleteile perfekt zusammensetzt, wird es für den FCB eine ganz harte Saison. Dennoch glaube ich, dass die Münchner die beste erste Elf in der Bundesliga haben. 

Alles weitere hängt natürlich auch davon ab, wenn Hasan Salihamidžić noch an die Säbener Straße holt. In der Champions League wird es für Kovač und sein Team wieder hart, das Viertelfinale sollte aber drin sein. Unter den Top vier in Europa sehe ich den FC Bayern nicht.