Carlo Ancelotti: Das erwartet den FC Bayern

Justin Trenner 29.05.2016

Sein Nachfolger steht mit Carlo Ancelotti bereits fest. In einem Portrait wollen wir den Italiener vorstellen, seine Vergangenheit aufarbeiten und ein bisschen in die Zukunft blicken.

Ancelotti ist ein sehr gelassener Mensch. Emotionale Ausbrüche sind eher nicht zu erwarten. Er gilt als nüchtern und pragmatisch. Während Guardiola besonders im Umgang mit den Medien des Öfteren nicht den richtigen Ton traf, oder beleidigt wirkte, gab es solche Momente beim baldigen Bayern-Trainer fast nie. Er ist ein Medien-Profi. „Carletto“, wie er auch genannt wird, ist niemand der die große Bühne benötigt oder sich in den Vordergrund stellt. Viele seiner heutigen Eigenschaften sind auch auf seine eigene Spielerkarriere zurückzuführen.

Der Stratege des AC Mailand

Ancelotti spielte in einer Mannschaft, die bis heute als eine der erfolgreichsten und besten der gesamten Historie gilt. Die Rede ist vom AC Mailand um 1990 herum, der als letzter Verein den damaligen Europapokal der Landesmeister verteidigen konnte. Sowohl 1989 als auch 1990 ging dieser Pokal an die Mailänder, die von Arrigo Sacchi trainiert wurden. Carlo Ancelotti bekleidete dabei eine sehr strategische Position auf der Sechs. Schaut man sich die damalige Mannschaft heute an, so fallen einem sehr viele Parallelen zu den Teams auf, die der Italiener später trainiert hat. Obwohl er mit Größen wie Gullit, van Basten, Maldini, oder Rijkaard zusammenspielte, ging Ancelotti keinesfalls unter. Er war sogar ein sehr wichtiger Bestandteil.

Ancelotti war eine perfekte Ergänzung zu seinem Sechser-Pendant Rijkaard. In einem flachen 4-4-2 waren sie die Verbindung zwischen Offensive und Defensive. Während Rijkaard eine Art Abräumer war, dem aber die technischen Fähigkeiten keinesfalls fehlten, war Ancelotti der Stratege im System von Arrigo Sacchi. Der Italiener war meist recht tief positioniert, verteilte die Bälle und machte auch unter Druck sowie in engen Räumen einen sehr guten Eindruck. Auch im Offensiv-Spiel war er aber immer wieder beteiligt. Ancelottis damaliger Trainer war einer der bedeutendsten Figuren in der taktischen Entwicklung des Fußballs. Sacchi steht bis heute wie kein Zweiter für die “Raumverknappung”. Durch das ständige, kompakte Verschieben wurden Fehler des Gegners erzwungen, indem man den Ballnahen Raum eng machte. Vorher war es eher üblich, dass man sich am Gegenspieler orientierte. Für Sacchi hingegen war die Kompaktheit wichtig und so orientierte sich seine Mannschaft am Ball. Durch diesen taktischen Vorsprung wurden er und sein Team nicht nur Vorbild für den Fußball im Allgemeinen, sondern auch eines der erfolgreichsten Teams aller Zeiten. Ancelotti selbst nahm aus dieser Zeit sehr viel mit.

Der Raketenstart und die Ära beim AC Mailand

Ancelottis erste Trainer-Station war bei der italienischen Nationalmannschaft. Dort arbeitete er zwischen 1992 und 1995 als Co-Trainer unter der Regie seines ehemaligen Trainers Arrigio Sacchi. Bei der Weltmeisterschaft 1994 erreichten sie zusammen das Finale, unterlagen dort aber im Elfmeterschießen den Brasilianern. Den ersten Vertrag als Cheftrainer unterzeichnete „Carletto“ 1995 bei der AC Reggiana in der Serie B. Diese führte er bereits in der ersten Saison in die Serie A, wechselte anschließend aber zum AC Parma. Auch dort war er sofort erfolgreich und erreichte 1996/97 überraschend die Vize-Meisterschaft. Weniger erfolgreich war seine Zeit bei Juventus Turin, wo er im Februar 1999 den Job von Marcello Lippi übernahm. Er konnte zwar den UEFA Intertoto Cup (UI-Cup) gewinnen, wurde aber zwei Mal nur Vizemeister mit den Turinern. Als er in der Saison 2000/01 bereits in der Gruppenphase der Königsklasse an Hamburg, Panathinaikos und La Coruña scheiterte, wurde er wiederum durch seinen Vorgänger Marcello Lippi ersetzt.

Es sollte jedoch die bisher größte und erfolgreichste Zeit von Carlo Ancelotti folgen. Am 7. November 2001 ersetzte er Fatih Terim beim AC Mailand als Chefcoach und prägte fortan eine Ära. In seiner Zeit bei Milan erreichte er drei Mal das Champions-League-Finale. Der Italiener war nie dafür bekannt an seinen Stationen grundlegendes zu verändern. Er vertraute so auch bei Milan größtenteils der Mannschaft die er bekam. In den Transferphasen im Sommer wurden wenn überhaupt nur einzelne Positionen sukzessive verstärkt. Gute Beispiele sind Kaká, Ronaldo und Cafu. Am Anfang lief es jedoch nicht optimal für Ancelotti. Er übernahm die Grundformation der damaligen Milan-Elf und ließ so in einem engen 4-4-2 mit Raute spielen. Pirlo positionierte sich zu dieser Zeit noch auf der Zehn hinter zwei Sturmspitzen. Den Dortmundern dürfte dabei das Duell am 4. April 2002 noch im Gedächtnis geblieben sein. Der BVB schlug Ancelottis Milan damals mit 4-0 im Heimspiel. Es war der negative Höhepunkt einer eher durchschnittlichen Saison. Längere Ballbesitzphasen und Passstafetten gab es nicht, denn meist wurde das Mittelfeld durch lange Bälle überbrückt. In der Liga stand nach der ersten Saison nur ein vierter Platz.

„Carletto“ musste in der Saison 2002/03 etwas ändern um seinen Job behalten zu können. Mit dem Wechsel von Clarence Seedorf kam ein Spieler, der dem Team mehr Offensiv-Drang geben konnte. Er besetzte die Position im halblinken Raum neben Andrea Pirlo, den Ancelotti als Strategen weiter nach hinten zog. Diese Umstellungen auf den einzelnen Positionen und die damit verbundene offensivere Spielweise sorgten für viel bessere Lösungen im Mittelfeld sowie längere Ballzirkulationen. Die Mailänder waren dadurch nicht mehr so abhängig von ihrer individuellen Klasse und erlangten eine größere Mittelfeldkontrolle. Trotz des offensiven Stils wurde die Defensive aber nicht vernachlässigt. In der Liga reichte es zwar nur zu Platz 3, aber man gewann sowohl die Champions League als auch die italienische Coppa. Im Halbfinale der Königsklasse schlug man Inter Mailand, um später im Finale Juventus Turin nach Elfmeterschießen zu besiegen. Es war ein sehr ausgeglichenes Finale, in dem Ancelotti seine Raute auflöste und in einem flachen 4-4-2 mit Pirlo und Gattuso auf der Doppelsechs agierte. Es war kein wirklich schönes Endspiel, aber ein sehr umkämpftes mit glücklichem Ende für den AC Mailand. Ancelotti ist eine von mittlerweile sechs Personen, die die Champions League als Spieler und Trainer gewinnen konnten. Die anderen sind Miguel Munoz, Giovani Trapattoni, Johan Cruyff, Frank Rijkaard und Pep Guardiola.

Im Jahr 2003/04 schloss sich Kaká dem Champions-League-Sieger an. Der junge Brasilianer sollte hinter Rui Costa zu einem Stammspieler reifen. Das funktionierte schneller als erwartet und so schaffte Kaká beim AC Mailand seinen großen Durchbruch. Ancelotti und sein Team gewannen in dieser Saison den europäischen Supercup und erstmals den Scudetto, also die italienische Meisterschaft. Taktisch entwickelte sich wenig bis gar nichts in dieser Zeit, aber es gab auch keinen Grund dazu. Ancelottis System funktionierte und die Mannschaft hatte Erfolg. Bereits damals zeichnete sich ab, dass der Italiener keine größeren taktischen Anpassungen während einer Saison vornehmen würde. Er war stets darauf bedacht die individuelle Klasse seiner Spieler so zusammenzufügen, dass eine erfolgreiche Mannschaft auf dem Rasen steht. Der sehr kompakte, aber durchaus offensiv ausgerichtete AC Mailand veränderte sich so in der Ära Ancelotti selten und wenn, nur wenig. Pirlo und Kaká spielten im Zentrum immer die größte Rolle. Nachdem zunächst Rui Costa für Pirlo auf der Zehn agierte, war es dann Kaká der dort viele erfolgreiche Jahre prägte. Inzaghi, Gattuso und Maldini waren weitere Größen im System. Die Flexibilität durch die vielen verschiedenen Spielertypen im Mittelfeld entschied einige Spiele zugunsten Ancelottis.

Ancelotti und Kaká prägten gemeinsam erfolgreiche Zeiten beim AC Mailand(Foto: Paco Serinelli / AFP / Getty Images)
Ancelotti und Kaká prägten gemeinsam erfolgreiche Zeiten beim AC Mailand
(Foto: Paco Serinelli / AFP / Getty Images)

Der damalige Milan-Trainer war auch Teil des wohl spektakulärsten Champions-League-Finals der Historie. 2005 standen sich in Istanbul Liverpool und der AC Mailand gegenüber. Die erste Halbzeit der Italiener zählt zum Besten, was es in der Dekade zwischen 2000 und 2010 zu sehen gab. Liverpool war komplett überfordert mit dieser Mannschaft. Dadurch, dass man sowohl auf der Sechs als auch auf der Zehn zwei Spieler hatte, die ein Spiel kontrollieren und auch gestalten können, waren die Engländer in einem Zwiespalt. Entweder nahm man Kaká aus dem Spiel oder Pirlo. Beides ging durch diese spezielle Konstellation und die individuelle Klasse der beiden Akteure nur selten. Wurde Pirlo attackiert, hatte man in den Halbräumen Spieler die dann Kaká in Szene setzten, der wiederum die entstandenen Räume hinter dem aufrückenden Gegner nutzen konnte. Hat Liverpool sich tiefer gestellt, war Pirlo in der Lage seinen freien Raum zu nutzen und Gefahr auszustrahlen. Die beiden waren der Dreh- und Angelpunkt in Ancelottis System. Doch Liverpools Trainer Rafa Benítez fand in der Halbzeit einen Lösungsansatz. Er stellte auf eine Dreierkette um und sorgte so für mehr Präsenz im Mittelfeld. Dadurch brachte er sein Team zurück ins Spiel. Ancelotti wusste dem zunächst nicht viel entgegenzusetzen und stellte selbst zu spät um. Als er ebenfalls auf eine Dreierkette anpasste stand es bereits 3-3. Das Team wirkte geschockt und hatte keinen Zugriff mehr auf die Partie. Letztendlich verloren die Mailänder im Elfmeterschießen und ließen der wohl stärksten Halbzeit der Ära Ancelotti ein absolutes Horrorerlebnis folgen. Es war auch die Niederlage des italienischen Trainers der zu spät reagierte.

Nach einer Saison ohne Titel in der Spielzeit 2005/06 standen sich dann beide Teams in der Saison 2006/07 erneut im Champions-League-Finale gegenüber. Ancelotti besiegte damals im Viertelfinale den FC Bayern durch ein 2-0 im Rückspiel, nachdem man in Mailand 2-2 spielte. Es folgte ein 5-3 in Addition gegen Manchester United im Halbfinale. Im Finale dann also die Revanche gegen Liverpool. Ancelotti verzichtete diesmal auf die Raute und positionierte Kaká in einem flachen 4-4-2 noch offensiver. Ziel war es dem Brasilianer mehr Freiheiten zu geben. Auf der Doppelsechs wurde Pirlo von Ambrosini unterstützt, während Seedorf und Gattuso die Halbräume und Flügel besetzten. Dies sollte der großen Zentrumspräsenz von Liverpool entgegen wirken, die mit Alonso, Gerrard und Mascherano unglaublich sichere Spieler in ihren Reihen hatten.

Doch die Engländer kamen gut damit klar und schienen auch diese Partie für sich entscheiden zu können. Liverpool dominierte von Beginn an und ließ keinen Zweifel daran wer die bessere Mannschaft war. Ein ziemlich glückliches Tor von Inzaghi vor der Pause drehte dann aber den Spielverlauf. Anschließend änderte Ancelotti seinen Matchplan etwas und verzichtete auf eine offensive Ausrichtung. Milan verteidigte fortan das Ergebnis und fokussierte sich auf Konter. Liverpool hatte keine nennenswerten Chancen mehr und Milan gelang durch Inzaghi sogar das 2-0. Kuyt traf zwar noch zum Anschluss, am Ende war es aber Carlo Ancelotti der seinen zweiten Triumph als Trainer in der Königsklasse feiern durfte.

Spätestens seit diesem Erfolg ist Ancelotti einer der erfolgreichsten Trainer unserer Zeit. Den UEFA Supercup und die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft konnte er noch folgen lassen, bevor er 2009 seine Ära beim AC Mailand beendete. Diese Zeit wird unvergessen bleiben. Er hat zwar den Fußball dort nicht revolutioniert, aber er hat stets das Maximum aus seiner im Schnitt doch sehr alten Mannschaft herausgeholt und in den richtigen Momenten meist die richtigen Entscheidungen getroffen. Seine größte Stärke war es, dass er die vorhandenen Spieler richtig positionierte und ihnen so die Möglichkeit gab, ihre individuellen Stärken optimal auszunutzen. Dabei setzte er jedoch über Jahre auf dieselben Spieler und verpasste es schlussendlich den Kader zu verjüngen. Unter ihm hatte der junge Kaká seine größte Zeit, aber auch an Pirlos Entwicklung war Ancelotti maßgeblich beteiligt.

Nach seiner Ära in Mailand folgten weitere erfolgreiche Jahre in London und Paris. Erst bei Real Madrid sollte er aber erneut die Champions League gewinnen.

Über England nach Paris

Trotz der sicherlich fordernden Zeit bei Milan, übernahm er direkt im Anschluss den FC Chelsea. In London hinterließ “Carletto” mit seiner Mannschaft einen Torrekord in der ersten Saison, sowie die damit verbundene Meisterschaft und den FA Cup. Doch bereits in der folgenden Spielzeit verließ er die Blues wieder. Auch hier veränderte er wenig am bestehenden Kader und arbeitete weitestgehend mit dem was er vorfand. Zielspieler Drogba war der herausragende Spieler im Team. In einem 4-5-1 war der Ivorer der zentrale Mann in der Offensive. Unterstützt wurde er von den jeweils weit aufrückenden Flügelspielern, die das System situativ in ein 4-3-3 verwandelten. Kompaktheit im Mittelfeld und Drogba in Szene zu setzen waren die Hauptziele der Spielidee. Dem entgegen kam auch Frank Lampard, der durch seine klugen Herausrückbewegungen immer wieder das offensive Zentrum überlud und so seinen Stürmer optimal unterstützte. Auch bei Chelsea versuchte Ancelotti nur selten sich auf einen Gegner anzupassen. Im Fokus stand stets die eigene Stärke.

Bei seiner nächsten Station kehrte Ancelotti zum 4-4-2 zurück. Er übernahm im Winter der Saison 2011/12 den französischen Klub Paris Saint-Germain. In der Vorbereitung auf die Saison 2012/13 holte PSG Spieler wie Zlatan Ibrahimović oder Thiago Silva. Vor der Viererkette agierten mit Verratti ein tief positionierter Stratege, der die Bälle verteilte und mit Matuidi ein offensiv ausgerichteter Box-to-Box-Mittelfeldspieler. Beckham und Motta waren zwei weitere große Namen für diese Position. Jallet interpretierte seine Position als Rechtsverteidiger sehr offensiv und sorgte so für einige Vorstöße. Matuidi sicherte den offensiv positionierten Franzosen gelegentlich ab oder ging selbst in die Spitze. Beide harmonierten da recht gut. Maxwell, meist Linksverteidiger, spielte generell absichernder und tiefer als sein Pendant. Diese asymmetrischen Strukturen machten es speziell den Gegnern in der Ligue 1 schwer Zugriff zu bekommen. Vorne gab es dann vier Spieler die über sehr hohe individuelle Qualität verfügten. Pastore und Lucas besetzten die Halbräume hinter Ibrahimović und Lavezzi. Diesem Quartett war individuell viel Freiraum gestattet. Trotz dieser guten und funktionierenden Grundausrichtung reichte es nur zum Meistertitel. Im Viertelfinale der Champions League scheiterte man denkbar knapp an Barcelona. Paris verabschiedete sich respektabel mit einem 2-2 zu Hause und einem 1-1 in Barcelona aus der Königsklasse. Ancelotti selbst verabschiedete sich im Sommer ebenfalls, weil er die Herausforderung Real Madrid annehmen wollte.

Das schwere Los eines Real-Trainers

Dort übernahm er die Trainerposition von José Mourinho. Ancelottis Madrid ähnelte von all seinen Mannschaften vielleicht am ehesten Sacchis Milan von 1990. Benzema spielte im Sturm neben Ronaldo. Beide ergänzten sich sehr gut und besetzten die Räume meist optimal. Auch ihre Laufwege waren sehr gut aufeinander abgestimmt. Auf den Flügeln gab es dann eine leichte Asymmetrie. Di Maria spielte auf dem linken- Bale auf dem rechten Flügel. Während Bale jedoch immer wieder nach vorn schob und die Breite suchte, positionierte sich di Maria eher im Halbraum, oder gar im Zentrum um das Mittelfeld zu unterstützen. Der Argentinier übernahm dabei eine Art Spielmacher-Rolle. Dieses Einrücken führte zu Überladungen auf der rechten Seite und einem asymmetrischen 4-3-3. Di Maria fand immer wieder eine gute Balance für seine Position und das erschwerte es dem Gegner die Kompaktheit zu erhalten. Alonso und Modrić bildeten die Doppelsechs. Während der Kroate den offensiveren Part gab, um das Spiel nach vorn zu tragen, spielte Alonso den technisch starken Abräumer, der mit Ball vor allem das Tempo bestimmte und strategische Aufgaben übernahm. Diese Rollenverteilung erinnert stark an Rijkaard und Ancelotti aus der Milan-Zeit.

Die beiden Außenverteidiger standen zudem sehr hoch. Dieses Hybrid aus 4-4-2, 4-2-2-2 und 4-3-3 sollte Ancelotti die Copa del Rey und den dritten Champions-League-Titel als Trainer bringen. Im Finale 2014 schlug man Atlético Madrid im Stadtderby schlussendlich glücklich, aber hochverdient. Es brauchte einen Kopfballtreffer von Ramos in der Nachspielzeit um überhaupt in die Verlängerung zu kommen. In dieser dominierte man ein müdes Atlético dann aber und sicherte sich den Pokal durch ein 4:1. “Carletto” brachte Madrid damit „La Decima“ (den zehnten Champions-League-Titel) und konnte so als erster Real-Trainer seit 2002 wieder einen internationalen Erfolg verbuchen. Speziell an das damalige Champions-League-Halbfinale dürften sich einige noch erinnern.

Gerade aufgrund dieser beiden Spiele wird Ancelotti von einigen auf Konter reduziert. Dem ist aber keinesfalls so. Lediglich gegen die Ballbesitzhungrigen Teams aus Barcelona und München setzte er auf diese durchaus effektive Taktik. Gerade gegen defensiv eingestellte Gegner zeigte seine Mannschaft aber immer wieder sehr gute Lösungen im Ballbesitz. Real Madrid war unter Carlo Ancelotti sehr flexibel und legte sich nicht auf einen grundsätzlichen Stil fest. Man war mit Ball stark, aber auch gegen den Ball.

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Nach Bob Paisley ist Carlo Ancelotti der zweite Trainer der dreimal die Champions League gewinnen konnte.

Zu den zwei Titeln in seinem ersten Jahr als Trainer von Real Madrid gesellten sich in der folgenden Saison der UEFA Supercup und die Klub-Weltmeisterschaft in den Trophäenschrank der Madrilenen. Trotzdem wurde Ancelotti am Ende der Saison 2014/15 entlassen. In der Liga wurde man mit zwei Punkten Abstand denkbar knapp Vizemeister, in der Copa del Rey schied Real Madrid gegen Atlético im Achtelfinale aus und Juventus war im Halbfinale der Champions League zu stark für sie. Das war dem Verein zu wenig und so spürte Ancelotti, was es heißt Trainer von Real zu sein. Nach einem durchaus erfolgreichen Jahr mit „La Decima“ konnte man nicht nachlegen. Dennoch sprechen besonders die Superstars des Teams noch heute sehr positiv über den Italiener. Ronaldo und auch Kroos haben mehrfach betont, dass sie gerne weiter mit ihm gearbeitet hätten.


Ancelotti wird kein einfaches Erbe in München antreten. Worauf kann der FC Bayern sich einstellen und welche Aufgaben kommen auf den Italiener zu?

Die Bayern erwartet mit Sicherheit ein Trainer, der sehr anpassungsfähig ist. Ancelotti ist niemand der sich aufdrängt oder eine große Show abzieht. Dennoch ist natürlich auch er ein Trainer mit Vorstellungen, Forderungen und einer gewissen Konsequenz. Der Italiener ist kein Taktiker von dem viele Umstellungen und Anpassungen erwartet werden sollten. Guardiolas größte Stärke ist das Lesen eines Spiels. Der Katalane ist in der Lage einen kompletten Spielverlauf mit seinen Coaching-Fähigkeiten zu drehen. Vor allem ist er aber ein Trainer, der seine Grundausrichtung sehr am Gegner ausrichtet und diesen über Tage analysiert. Ancelotti hingegen fokussiert sich vor allem auf die Stärken des eigenen Kaders. Er versucht eine Formation zu finden in der alle ihre maximale Leistung abrufen können und wo die Teamdynamik funktioniert. Er hat in seiner Karriere bereits auf Konter spielen lassen aber auch durchaus ansehnliche, dominante Spiele mit schönen Ballzirkulationen geleitet.

Er wird davon profitieren können, dass Guardiola seiner Mannschaft eine große Variabilität gegeben hat. Die Spieler haben dank des Katalanen ein großes Verständnis für einzelne Phasen des Spiels, aber auch für die Besetzung der Räume. Das aktuelle Positionsspiel wird Ancelotti sehr helfen und seine Arbeit vereinfachen. Sprachlich dürfte es keine Probleme geben. Der FC Bayern ist ohnehin sehr international besetzt und Ancelotti spricht vier Sprachen. In einem Interview im Februar sagte er mal scherzhaft: „Wenn es Giovanni Trapattoni gelernt hat (deutsch zu sprechen), kann ich das auch.“ Nach einem mental sehr fordernden Trainer wie Pep Guardiola ist Ancelotti vielleicht genau der richtige Mann für den Rekordmeister. Der Pragmatiker kann mit Stars umgehen und ist bekannt dafür, dass seine Mannschaften in den entscheidenden Spielen eine gute Formkurve haben.

Allerdings ist “Carletto” nicht gerade ein Trainer der Rotation gewesen. Hier muss er sich vielleicht dem FC Bayern anpassen. Speziell auf den Kaderpositionen 12 bis 18 sind die Münchner sehr stark besetzt und sollte nicht genügend rotiert werden, könnte das zu Problemen führen. Spannend wird zudem die Entwicklung der jungen Spieler. Zwar hatte beispielsweise Kaká mit jungen Jahren eine großartige Zeit unter Ancelotti, doch viele Talente hat er in seiner Laufbahn nicht groß herausgebracht. Kimmich sowie Coman haben bereits bewiesen dass sie die Klasse besitzen und mit Sanches kommt ein weiterer junger Spieler, der sich in München durchsetzen möchte. Wie der Italiener mit ihnen umgeht wird interessant. Man könnte eigentlich davon sprechen, dass Guardiola den Verein mitten im Umbruch verlässt. Ob das zu einem Loch führt oder der neue Trainer dort direkt anknüpfen kann, wird eine weitere große Frage sein.

Ancelotti und Guardiola verstehen sich gut. Kann der Italiener an die Erfolge des Katalanen anknüpfen?(Foto: Gerard Julien / AFP / Getty Images)
Ancelotti und Guardiola verstehen sich gut. Kann der Italiener an die Erfolge des Katalanen anknüpfen?
(Foto: Gerard Julien / AFP / Getty Images)

Taktisch wäre sein Hybrid aus 4-4-2 und 4-3-3 eine Möglichkeit. Vielleicht orientiert er sich aber auch etwas an Pep Guardiola und wird die Dreierkette in sein Repertoire aufnehmen. Er war in der Vergangenheit sehr flexibel und so lässt sich noch nicht absehen was Ancelotti vor hat. Ein 4-4-2 und die damit verbundene Rückkehr in den Liga-Mainstream gilt jedoch als die wahrscheinlichste Option. Das Sturm-Duo Müller und Lewandowski wird er kaum trennen wollen. Auf den Flügeln könnte Arjen Robben in seiner Normalform wohl einen Stammplatz bekommen. Um die andere Position streiten sich dann Costa, Ribéry und Coman. Im Zentrum gäbe es nur noch zwei weitere Positionen zu verteilen. Neuzugang Sanches, Arturo Vidal, Xabi Alonso und Thiago sind die Favoriten. Auch Joshua Kimmich sowie Javi Martínez sind gelernte Mittelfeldspieler. Ersterer könnte aber auch eine Rolle auf der Rechtsverteidiger-Position bekleiden, wenn Lahm eine Pause bekommt. Bei Martínez ist noch nicht klar wo Ancelotti ihn sieht. Auch der Spanier ist sehr flexibel und kann sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der Sechs spielen. Für Rode wird wohl nur ein neuer Verein in Frage kommen. Bei Mario Götze ist die Zukunft ebenfalls noch nicht geklärt. Rafinha ist ein weiterer Akteur, der den FC Bayern verlassen könnte. Durch die Verpflichtung von Mats Hummels wird es zudem sehr eng für Medhi Benatia. Der Berater des Marokkaners deutete zwar einen Verbleib an, doch ein Transfer scheint nicht ausgeschlossen. Ein weiterer Stürmer sowie ein Akteur für die rechte Abwehrseite werden Gerüchten zufolge noch gesucht.

Den FC Bayern erwartet eine zumindest interessante Phase. Ancelotti kommt in einen Umbruch hinein und hat damit keine leichte Aufgabe. Guardiola wurde in der Rückrunde so pragmatisch wie vielleicht noch nie zuvor. Große Überraschungen gab es nur selten. An diese Bayern kann man sich schon mal gewöhnen. Der neue Bayern-Trainer wird über seine gesamte Zeit wahrscheinlich deutlich weniger experimentieren und voraussehbarer agieren. Vermutlich können sich die Gegner der Münchner in Zukunft wieder einfacher auf den Rekordmeister einstellen, doch die individuelle Qualität bleibt ja dennoch vorhanden.

Ancelottis Hauptaufgabe wird es sein den Umbruch erfolgreich zu beenden und die Abhängigkeit von älteren Spielern sukzessive abzubauen. In seiner Zeit wird er Lösungen finden müssen um Ribéry, Robben und Lahm zu ersetzen sowie junge Spieler wie Coman, Kimmich und Sanches zu entwickeln. Nach vier Meisterschaften in Folge wird es immer schwerer für die Bayern. Alle warten auf eine kleine Pause und genau in diesen Übergang könnte sie fallen. Das zu verhindern und direkt erfolgreich zu sein wird eine weitere Aufgabe des Italieners sein. Zu diesen wichtigen Baustellen kommen auch weitere kleine dazu. In den letzten Jahren war der Flügelfokus der Bayern ein wichtiges Mittel zum Erfolg. Diesen zu entschärfen und wieder bessere Lösungen für Durchbrüche aus dem Zentrum oder den Halbräumen zu kreieren wäre ebenfalls wünschenswert. Ancelotti steht in München vor einer sehr schweren Aufgabe, doch er hat das Rüstzeug um die erfolgreichen letzten Jahre fortzuführen.

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  1. Ihr haut ja echt einen guten Beitrag nach dem anderen raus. Da hab ich mich gerade mit dem tollen Stück zum traurigen Zustand des Sport-“Junrlaismus” befasst, da kommt schon eine großartige Einstimmung auf Ancelotti. Kompliment.

    Eine Detailfrage hätte ich noch zu unserem neuen Trainer: Wie hält er es mit Standards? Gibt es da etwas über Ancelotti zu sagen? Bei der Formulierung Eurer (Hypo-)Thesen für die nächste Saison könntet Ihr nämlich dann aufnehmen: Bayern wird mehr Tore durch Standards erzielen als in jedem der drei Pep-Jahre. Aber vielleicht kann man das sowieso ;)

    Antwortsymbol1 AntwortKommentarantworten schließen
    1. Ich kann nur schwer beurteilen ob die Standards auf Ancelotti zurückzuführen waren oder ob es nicht einfach die individuelle Qualität war. Unter Real waren es vor allem Ramos und hier und da ein Freistoß von Ronaldo oder Bale.
      So richtig einstudierte Varianten, die man klar erkennt habe ich jedenfalls nicht in Erinnerung.

      Danke für dein Lob.

  2. Naja, schaun mer mal was der “Medienprofi” so alles raus haut. Da ist auch nicht alles Gold was glänzt.

    http://www.sport1.de/internationaler-fussball/serie-a/2015/02/nach-eklat-um-rassistische-aussagen-von-arrigo-sacchi

    Es wäre irgendwie schön gewesen, wenn das nicht unter den Tisch gefallen wäre.

    Antwortsymbol14 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. das interssiert doch nun wirklich nicht, baldi.

      1. Doch, das interessiert! Und vielleicht nicht nur Baldi und mich, sondern auch Boa und Alaba und im Prinzip den ganzen Club: Was, wenn der neue Trainer den Dummies nahe steht, die jetzt keine Kinder Schokolade mehr kaufen wollen?

      2. Dann gehst Du am besten in ein BVB-Forum und äußerst Deine Bedenken dort, Gerhard.

      3. Man kann es auch mit weit über 3000 Wörtern nicht jedem recht machen. Irgendwas findet man doch zu jedem Menschen.

      4. “Irgendwas findet man doch zu jedem Menschen.”

        Das ist leider nur eine inhaltsleere Phrase mit der mal so ziemlich alles bei so ziemlich jedem relativieren kann.

        “Man kann es auch mit weit über 3000 Wörtern nicht jedem recht machen. ”

        Das ist keine Frage der Quantität, sondern auch eine der Qualität (worunter auch die Themenauswahl fällt). Das Ganze lässt sich übrigens auch umkehren: Warum wird so ewas nicht berücksichtigt, trotz der 3000 Wörter?

        Aber im Endeffekt ist es natürlich schlicht die Frage was man selbst für wichtig hält und welche Positionen man selbst bezüglich der ganzen Thematik einnimmt – wo es hier vermutlich eine große Bandbreite an verschiedensten Meinungen gibt.

        Allerdings zeigt die aktuelle Lage, dass das “Verdrängen” dieser Problematiken im Sport nichts bringt, da diese Diskussionen sich immer wieder aufdrängen, wie die Nachbarschaftsposse zeigt.

      5. Dann ist es für dich eben ein 3000-Wörter-Artikel der keine Qualität enthält, sondern unwichtiges Zeug wie Fußball. Damit kann ich wirklich leben.

        Wir kommen da nicht zusammen, also lasse ich dir deine Meinung dass es reingehört. Meine ist dass es nicht reingehört.

      6. Ich stimme Baldi zu, mit eine Einschränkung. Ich finde auch, dass man Rassismus im Fußball/Stadion als Thema setzen muss – da es schlicht existiert. Ihr könnt nicht über Gott und die Welt beim FCB schreiben aber über so etwas nicht. Auch wenn ich das 3000 Wörter Argument etwas relativierend für ein Thema wie Rassismus finde, sehe ich ein, dass vielleicht dieser Artikel der falsche Ort ist. Dennoch finde ich den Hinweis von Baldi extrem wichtig und würde mir daher einen Artikel von euch zur Problematik wünschen… (gerade gäbe es mit Gauland einen weiteren, aktuellen Anlass). Ich lese und höre eure Seite extrem gerne, euer breites Spektrum an Themen gefällt mir besonders gut, sollt dies nun aber vor Politik halt machen – wenn es dem FCB betrifft, ich wäre enttäuscht…

      7. Ich denke es ist sinnvoll besonders zu Gauland nichts zu sagen, um die widerliche Medienspirale, die die AfD wieder einmal für ihre Aufmerksamkeit angekurbelt hat, nicht noch weiter zu befeuern.

        Wir haben das Thema sicher auf dem Schirm bezüglich Ancelotti, äußerten uns in der Vergangenheit zu Ähnlichem wie folgt:

      8. Also ich finde es schon verwunderlich, dass Ancelottis Aussage von 2015 “Ich grüße Arrigo Sacchi: viel Feind, viel Ehr.” hier von manchen so viel Bedeutung beigemessen wird.
        Nur weil diesen Satz “ein paar Falsche in einer falschen Zeit” benützt haben. Dieser Ausspruch wird doch auch im Deutschen häufig (und zurecht) benutzt. Und ist er nicht sogar die viel “nettere Version” von “Euer Hass ist unser Stolz!” … Und schon damit ist er doch bei den Bayern(fans) angekommen.

        Anstelle von Miasanrot hätte ich darüber auch (wegen Belanglosigkeit eines sport1-Beitrags) nichts geschrieben. Deswegen einen Carlo Ancelotti, der mit so vielen Spielern unterschiedlicher ethnischer Herkunft auskommen muss, mit einem AfD-Vize Gauland in Verbindung zu bringen, halte ich für “verwegen”.

        Lieber sollten sich viele Bayernfans selbst hinterfragen, ob sie den FCB-Slogan (abgeleitet aus einem uralten bayerischen Vers) “miasanmia” so richtig verstanden haben, wenn sie immer wieder gegen einzelne Nationalitäten (Spanier, Marokkaner) wettern. Das hat nämlich sehr wenig mit dem seit seiner Gründung extrem toleranten Verein FC Bayern München zu tun!

        Ich bin der erste, der Ancelottis Abgang fordern wird, wenn nur ansatzweise rassistische Grundtöne zu spüren werden … das wird aber ganz sicher nie der Fall sein!

      9. Meint ihr nicht, dass sich schonmal irgendwer beschwert hätte, wenn Ancelotti rassistischem Gedankengut Platz einräumen würde? Ich muss sagen, dass ich die Aussage auch nicht bis zu Ende verstehe. Man könnte es auch so interpretieren, dass Ancelotti sich wünschen würde, dass man den verwirrten alten Mann in Frieden lässt, und nicht jeder, der noch eine Rechnung mit ihm offen hat, die jetzt begleichen muss.

        Falls tatsächlich deutlich werden sollte, dass Ancelotti dem völkischen nicht abgeneigt ist, werde ich nicht müde werden, an jeder Ecke ungefragt seine Entlassung zu fordern.

      10. @Peter:

        “Also ich finde es schon verwunderlich, dass Ancelottis Aussage von 2015 ‘Ich grüße Arrigo Sacchi: viel Feind, viel Ehr.’ hier von manchen so viel Bedeutung beigemessen wird.”

        Es geht ja nicht nur um diese Aussage an sich, sondern dass Ancelotti damit Sacchi’s offen rassistische Aussagen über zu viele schwarze Spieler verteidigt und bestätigt hat. Der historische Kontext von Ancelottis Aussage ist damit auch absolut unmißverständlich.

        Ich kenne Italien ein bisschen und aufgrund des anderen Charakters, den der Faschismus in Italien gegenüber Deutschland hatte, trifft man dort immer wieder auf offene Anhänger Mussolinis auch in der Mitte der Gesellschaft.

      11. @ Alex:

        Und wenn Ancelotti dabei nur seinen Kumpel & Meister Sacchi verteidigt hat, weil er weiß, dass dieser eben KEIN Rassist ist?

        Als Beweis für Sacchis angeblichen Rassismus wird ein dünner Beitrag von Sport1(!!!!) angeführt. Wir wissen doch, welche Elefanten gewisse Medien heutzutage aus Mücken machen – ob in Italien oder Deutschland, das ist doch überall leider gleich.

        Ich habe jetzt ein bisschen über Sacchi gegoogelt und rein gar nichts gefunden, was wirklich darauf hindeuten könnte, dass er ein Rassist ist. Und Carlo ist ihm sogar nur beigestanden ….

        Bei Pep Guardiola ist am Anfang seiner Bayernzeit auch “plötzlich” und “ganz zufällig” seine (nicht bewiesene) Dopingvergangenheit “aufgetaucht” ….

        Einfach mal alles etwas relaxter sehen … und vlt. dieses nicht uninteressante Interview mit Sacchi lesen: http://www.11freunde.de/interview/trainer-revolutionaer-arrigo-sacchi-ueber-sein-lebenswerk

        http://www.11freunde.de/interview/trainer-revolutionaer-arrigo-sacchi-ueber-sein-lebenswerk

      12. Ancelotti ist ein Schüler Sacchis. Er bezeichnet ihn als seinen Mentor und Freund. Nach den Halbfinalspielen mit Real gegen Bayern hat er zum Beispiel erklärt, dass er sich vor den Spielen mit Sacchi in Bezug auf taktische Aspekte ausgetauscht hat. Es verwundert also nicht unbedingt, dass er sich nicht von Sacchi distanziert hat.
        Die “Viel Feind, viel Ehr”-Aussage ist übrigens in einem Interview mit einem Mediaset-Sender (= Berlusconi-Sender) gefallen. Ancelotti ist seit langem mit Berlusconi befreundet.
        Er wurde für die Aussage natürlich auch in Italien kritisiert und hat sich dahingehend verteidigt, dass der Spruch “Viel Feind, viel Ehr” nicht von Mussolini, sondern von Julius Cäsar sei.

      13. Ich finde diese Diskussion hier schon sehr informativ und interessant. In den kommenden Monaten einen Artikel dazu wäre super!

        Mir scheint die Aussage von Ancelotti sollte nicht unter dem Tisch fallen. Er soll eine offen rassitische Aussage von Sacchi kommentieren und anstatt ihn (höflich) zu kritisieren, springt er ihm zur Seite. Und nicht in dem er sagt: Sacchi ist kein Rassist oder es ist eine unglückliche Formulierung, nein er zitiert Mussolini/Cesär… Würden wir hier ein bekanntes Hitler Zitat verwenden weil es auch schon König Ludwig gesagt hat? Natürlich nicht!

        Wie wichtig es ist, immer wieder für ein antirassitisches, antisexistisches Kultur – auch im Fußball – zu kämpfen, zeigt die aktuelle Folge von Fehlpass (http://www.fehlpass.com/2016/05/23/fehlpass-podcast-99-ungekroent-nicht-scheitert/). Die geht wirklich unter die Haut! Und ich denke, dass neben all den schönen Fußball, miasanrot einen kleinen Beitrag leisten kann für eine offene progressive Stimmung im Fußball ;)

        Liebe Grüße!

  3. Der AC Parma war Mitte der 90er eines der heißesten Teams Europas. Der Verein gehörte zu 45% Parmalat, die gewaltig investierten (war noch vor dem Parmalat-Skandal, damals spielten bei Parma etwa Buffon, Cannavaro, Crespo und Stoichkov). Sie wurden zwar nicht Meister, holten aber den UEFA-Cup. Ancelotti wurde 1996 als Nachfolger von Nevio Scala verpflichtet, der als der absolute Startrainer galt und kurz danach sogar den BVB übernahm (allerdings komplett erfolglos). Man sieht daran, dass Ancelotti schon als ganz junger Coach ein enormes Standing hatte.

    Das einzige, was bei ihm nachdenklich macht ist, dass sein zweites Jahr meistens etwas schlechter verläuft als sein erstes. In den Haifischbecken von Chelsea und Real hat er das zweimal nicht überlebt. Der FC Bayern ist in diesem Punkt leider mindestens genau so unangenehm.

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    1. Sehe ich auch so, dass das zweite Jahr kritisch werden dürfte. Ein Trainerwechsel, gerade wenn jemand einige Jahre irgendwo tätig war, birgt immer ein Risiko in sich.

      Ich könnte mir aber sehr gut das vorstellen, was schon oft und verschiedentlich beschrieben wurde. Pep als Detailfanatiker und Kontrollfreak hat die Mannschaft drei Jahre mental unter Dauerdruck gehalten und in jeder Hinsicht gefordert. Für mich ein wesentliches Element der Erfolge der letzten Jahre. Wie lange das noch gutgegangen wäre wissen die Götter. Deshalb vielleicht auch ein Teil weiser Selbsterkenntnis von Pep zu diesem Zeitpunkt zu gehen.
      In dieser Phase kann ein ganz anderer Typ wie Pep, jetzt wieder einen ganz anderen Reiz setzen. Mal den Druck rausnehmen, auch mal fünfe grade sein lassen. Die Spieler auf der persönlichen Ebene packen.
      Ich erhoffe mir also so etwas wie den van Gaal-Heynckes-Effekt. Der eine schraubt und bastelt sich das Auto zusammen, der eine setzt sich rein und fährt einfach mal los.
      So etwas wie dem berühmten Beckenbauerschen Satz folgend: Geht’s raus und spielt Fußball.
      Vielleicht ist das genau die richtige Art um wieder für eine ganz eigene Motivation und Konzentration in der Mannschaft zu sorgen.
      Allerdings und das ist die Frage: Wie lange wird das so gut gehen? Wird das auf die Dauer nicht zu einer Art von Kontrollverlust führen, der in der dann bestehenden Konstellation nicht mehr wieder rückgängig gemacht werden kann? Wie lange trägt der Ancelotti-Style?
      Dies gerade weil 2017 nach dem derzeitigen Stand der Dinge wirklich ein fulminanter Umbruch anstehen könnte.
      Momentan würden die Verträge von Robben, Ribery, Alonso, Badstuber, Rafinha, Götze (??) auslaufen. Selbst wenn man den einen oder verlängern sollte ist es bei fast allen Genannten so, dass unabhängig davon ihre Zeit sich sowieso in ein oder zwei Jahren zu Ende neigen wird. Lahm kann man da auch dazuzählen.
      D.h. so oder so werden 2017/2018 wahrscheinlich eine der schwierigsten Herausforderungen in puncto Mannschaftsgestaltung und Planung der letzten Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte mit sich bringen.
      Mittel- bis langfristig könnten das komplizierte Jahre für Ancelotti werden.
      Gefühlt würde ich sagen, dass Mannschaft und Trainer ein großes Jahr zusammen haben können/werden, bis gegenläufige Effekte zu greifen beginnen.
      Der Mister hat also vielleicht nur eine Patrone im Colt. Wollen wir hoffen er zielt gut.:-))

      1. 1. Dass Pep kein Trainer für die Ewigkeit ist weiß er selbst am Besten. Eben weil er die Spieler mental extrem fordert. So gesehe war es fast komisch, dass unsere Vereinsführung “offiziell” unbedingt mit Pep verlängern wollte und dann an dem Tag, als sein Abschied feststand, Carlo Ancelotti aus dem Hut gezaubert hat. Auch das Bayern-Management war sich m.E. vollkommen im Klaren darüber, dass sie mit einem anderen menschlichen Typus ganz neue Kräfte freisetzen können.
        2. Die Voraussetzungen sind jetzt sicher besser als 2012 beim Wechsel zu Heynckes. Ich fand das Agieren der Bayernführung damals teilweise nicht gut. Z.B. wurde, was heute fast völlig vergessen ist, Lahm wieder auf links “beordert”. Man konnte so Rafinha verpflichten, den van Gaal nicht benötigt hatte. Man hatte auch Klose ziehen lassen und mit Petersen einen “Gomez-Clone” geholt. Das Angriffsspiel wurde so sehr “eindimensional” – entweder Gomez traf oder keiner. Heynckes’ erste Saison begann auch mehr als bescheiden – erst als er Alaba aus dem Mittelfeld in die Abwehr gezogen und Lahm die Seiten getauscht hatte, hat sich die Mannschaft stabilisiert und das CL-Finale erreicht. Im Vergleich zu 2012 ist die Mannschaft von 2016 einfach nur “top”.

  4. Toller Einblick! Danke hierfür.
    Weil das Spekulieren über System und Aufstellungen mit am meisten Spaß macht, hier mein Senf dazu:
    In dem 442 mit 2 Flügelspielern im Mittelfeld hätten wir
    1) ein Überangebot im zentralen Mittelfeld: Zu den 6 o.g. Spielern Alonso, Thiago, Vidal, Sanches, Kimmich, Martinez kämen Stand heute noch Rode und Höjbjerg, was defintiv für einen Abgang von Rode und Höjbjerg spräche und auch einen weiteren Einsatz von Martinez und Kimmich in der Abwehr zumindest nicht unwahrscheinlich macht.
    2) einen Engpass im Sturm: Müller+Lewy, nichts dahinter. Außer Götze bleibt und wird nur als klassischer Stürmer gesehen. Könnte ich mir rein vom Sportlichen/Spielerischen her sogar gut vorstellen. Geht Götze, muss hier unbedingt nachgelegt werden.
    3) gut besetzte Flügel: Mit RibRob und Coco für 2 Positionen gehe ich gerne in eine weitere Saison.

    Im 433 hätten wir:
    1) Mit RiRo, CoCo und Müller+Lewy 6 Kandidaten für die vordere Reihe. Passt. Gefällt. Je nach Aufstellung auch viel Variabilität (Asymmetrie mit Müller+Lewy und einem Winger; 2 lineare Winger und 1 klassischen Mittelstürmer; 2 inverse Winger usw.). Zusätzlich Götze in der Hinterhand. Aber so richtig benötigt würder er hier nicht.
    2) ein ordentlich besetztes 3er-Mittelfeld, in dem man auch unterschiedlich spielen könnte (Doppelsechs, V-Ausrichtung mti Doppelacht etc.), und je nach gewünschter Offensivpower Costa oder Götze auf eine der 8er-Positionen stellen könnte. Mit Thiago, Vidal, Alonso, Martinez, Kimmich und Sanches kann man die drei Mittelfeldpositonen aber sehr gut ohne Costa und Götze besetzen.

    –> Für mich spricht viel dafür, dass man im Moment auf diese 433-Ausrichtung hin plant. Im Moment passt der Kader in der Gesamtstruktur besser zu dieser Ausrichtung. Der gewünschte Götzeverkauf und der Sanches-Transfer verstärken mein Gefühl in dieser Hinsicht.

    Der Vollständigkeit halber: Die 4er-Abwehrkette steht insgesamt. Ich denke nicht, dass man hier noch groß aktiv wird und z.B. einen RV kauft. Erstens: wen? Zweitens: Wer will sich hinter Lahm anstellen? Drittens: warum? Der alte Mann macht es mehr als ordentlich, mit Rafinha und potentiell Kimmich hat man zwei starke Backups.
    Benatia könnte natürlich noch abgegeben werden.

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    1. Die zentrale Frage ist für mich, spielt man weiter mit “inversen” wingern, die nach innen ziehen und selbst den Abschluss suchen, oder wird mehr Wert auf Flanken gelegt? Ich denke, man wird beides versuchen, was für die Stürmer Lewandowski und Müller sehr gut ist.

      Ich dneke an sich auch, dass noch ein Stürmer kommen könnte.

  5. Also, wenn ich den sehr fundierten Artikel auf mich wirken lasse, beschleichen mich Zweifel, ob Ancelotti wirklich der richtige Trainer für unseren FCB ist. Jemand, der nur davon lebt, für seine Spieler die beste Position zu finden, um seine Stärken so wirkungsvoll wie möglich zur Entfaltung kommen zu lassen, hat meiner Meinung nach zu wenig Klasse!!!
    Diese Fähigkeit erwarte ich grundsätzlich von jedem Trainer, auch wenn der eine oder andere es vorzieht, einen Spieler in sein System einzubauen, anstatt eine Position für ihn zu finden.

    Die wahre Klasse zeigt sich in der heutigen Zeit eben gerade bei jenen Fußball-Lehrern, die in der Lage sind, auf taktische Änderungen zu reagieren, und sich somit nicht mehr so einfach überrumpeln – oder neudeutsch “auscoachen” – lassen.
    Es muss ja nicht gleich die Perfektion eines Pep Guardiola sein, mit der ein Spiel gelesen werden kann, aber stur an einem System festhalten und auf die Überlegenheit seiner Spieler zu bauen, ist für mich heutzutage schon anachronistisch.

    Ich würde mich aber wundern, wenn sich Ancelotti als anachronistisch erweist, ein Trainer mit seiner Vita hat seine Erfolge ganz sicher nicht nur durch seine “Sturheit” errungen! ;-)
    Ich gehe also davon aus, dass sich Carlo auch “auf seine alten Tage” als lernfähig zeigt und bereit ist, neue Herangehensweise anzunehmen, sich selbst weiterzuentwickeln.
    Seine Neigung, eine Situation anzunehmen und nicht gleich auf Teufel komm raus etwas zu verändern wird ihm sicherlich hilfreich sein, für mich bedeutet es, dass er keine Kehrtwendung machen und weiter mit hohem Druck nach vorn agieren wird. Ich denke, es wird auf ein 4-1-4-1 hinauslaufen, wobei er entsprechend seiner bisherigen guten Erfahrungen sowohl vor der Abwehr auf der 6 als auch hinter der Spitze jemanden aufstellen wird, der ein Spiel lenken kann. Ich rechne daher mit der Rückkehr des 10ers als klare Position, allerdings eingebunden in die 4er Offensivreihe, mit der Aufgabe, die Sturmkräfte zu leiten und Pass-Stafetten zu initiieren.

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    1. Weil ich diese Fähigkeit hervorgehoben habe, heißt es nicht dass er ein Taktik-Analphabet ist. Sonst wäre er nicht so erfolgreich gewesen.

      Man sollte sich allerdings auf mehr Pragmatismus einstellen als unter Pep.

      1. He he, das hast Du ja auch gar nicht behauptet, ich darüber hinaus ja diese Überlegung im zweiten Teil meines Beitrages schon relativiert!
        In deinem Text arbeitest Du ja klar heraus, dass Du es als Stärke von Ancelotti ansiehst, Spieler ihrer Stärken entsprechend einzusetzen, es klingt aber auch durch, dass die Fähigkeit, während des Spiels auf taktischer Ebene je nach Situation Einfluss zu nehmen gerade auch im Vergleich zu Pep weniger gut ausgeprägt zu sein scheint. Gut, dass ist im Vergleich zum Katalanen auch keine Überraschung, Guardiola ist ja darin ein wahrer Meister!
        Ich möchte eben betonen, dass ich diese Fähigkeit eines Trainers für außerordentlich wichtig halte, und hoffe, dass Carlo sich diesbezüglich eben auch nicht verstecken muss, bzw. er bereit ist, sich da auch noch weiter zu entwickeln.

      2. Ich will damit nur darauf aufmerksam machen, dass wir Peps nahezu fünfminütige Anpassungen nicht mehr erleben werden. Carlo hat seinen Plan A, vielleicht noch einen Plan B, aber das wars.

        Die Flexibilität die die Spieler jetzt dank Pep haben wird Carlo aber noch helfen.

        Taktisch hat natürlich auch er was drauf. Er ist nur kein Pep. Aber wer ist das schon?

    2. Also ich freue mich darauf, dass Lahm, Alaba und vermutlich auch Martinez endlich wieder permanent auf Positionen spielen, auf denen sie am stärksten sind. :P Und auch Costa wird man nicht mehr besonders oft rechts sehen.

      Ganz im Ernst, der Artikel gibt genau das wieder, was uns gefehlt hat. Guardiola hat seine taktischen Varianten ja auch häufig spätestens zur Halbzeit wieder über den Haufen werfen müssen. Lustigerweise wurde er hinterher dafür auch noch als Genie abgefeiert. Man könnte es auch anders interpretieren und sagen, er hätte falsch angefangen.

      Aber hier geht es ja um Ancelotti und nicht mehr um Guardiola. Zu dem Thema ist langsam auch alles gesagt. :)

      Toller Artikel, entspricht auch in etwa meiner Erwartungshaltung. Das wird gut. Ich bin wirklich optimistisch was die neue Saison angeht. Vielleicht werden wir nicht Meister, damit könnte ich aber durchaus leben. Ich gehe davon aus, dass Ancelotti wieder viel kitten wird, was zuletzt doch etwas Risse bekommen hat. Es wird wieder ein bisschen mehr menscheln.

      1. Ich glaube kaum, dass man für Lahm eine bessere Position finden kann als den einrückenden Rechtsverteidiger. Alaba wurde bekanntlich nur aufgrund der Verletzung anderer Spieler auf der Innenverteidigerposition eingesetzt. Ansonsten gilt, dass es für ihn wohl auch keine besseren Positionen als Linksverteidiger und insbesondere linker Halbverteidiger gibt. Ob Martínez im defensiven Mittelfeld besser als auf der Innenverteidigerposition ist, ist zumindest zweifelhaft. Insbesondere als zentraler Verteidiger in einer Dreierkette ist er jedenfalls Weltklasse.
        Deine Andeutung, Guardiola hätte für die Spieler nicht die richtigen Positionen gefunden, geht also ins Leere, finde ich.

  6. Hm… guter Artikel!!!!
    Was mir in zu kurz kommt bzw. ggfs ist da meine Erwartungshaltung auch etwas vermessen oder es geht zu tief für einen Gesamtüberblick:
    Die Analysen zu seinen Chelsea, Paris und Madrid-Jahren vor allem im Punkte Rotation. Erklärung gleich unter Punkt 2!

    Ganz grundsätzlich hatte oder habe ich 3 Grund”bedenken” was die Zeit unter CA angeht, die der Artikel und andere (SV hatte vor kurzem auch ein ausführliches Portrait über ihn) nur teilweise entkräften kann:

    1. CA ist ein Umschalt”fan” bzw. seine Mannschaften (überspitzt formuliert!!)
    Ist zwar nicht ganz überraschend, dass er es eben NICHT ist aber es war wichtig, dass Justin das nochmal herausgehoben hat!
    Im Gegenteil: gefällt mir dass ein Coach kommt, der vom Spielstil hin und wieder etwas pragmatischer wird. Es tut uns gut, wenn wir nicht jeden Gegner in jeder Spielsituation dominieren müssen. Soll doch Atletico gegen uns auch mal zeigen ob sie 45 Minuten gegen unsere sauber gestaffelte Defensive einigermaßen strukturiert ins letzte Drittel kommen, und wir mal über Robben und Costa geisteskrank schnell nach vorne umschalten. Noch nen Tick mehr Pragmatismus was den Spielstil angeht! Daumen hoch hierzu!

    2. Was mir überhaupt nicht gefällt und was hoffentlich noch jemand entkräften kann, aufgrund seiner Arbeit bei Chelsea/Paris/Real bevor es Juli/August ist: Hatte Carlo schonmal so einen breiten und ich meine WIRKLICH breiten Kader zu Verfügung bei dem er tatsächlich gezeigt hat ob er rotiert oder nicht??? In dem Zustand in dem sich unser Kader befindet (Umbruch und Verlerzungsanfälligkeiten …noch 1-3 Jahre) hoffe ich ganz dringend, dass CA das mit einer sauberen Belastungsteuerung in Form notwendiger Pausen -> Rotation, hinbekomt. Nicht nur, dass unsere Kader-Senioren sowieso anfälliger sind was Verletzungen angeht, brauchen Kimmich, Sanches & Coman (ja ich weiß CA hat ihn in Paris zu den Profis hochgeholt) Spielzeit um mitzuhelfen den Umbruch zu gestalten.
    Da bleibt mein mulmiges Gefühl und Hoffnung, dass Sammer den Coach etwas in diese Richtung “unterstützt”!!!
    Menschlich/Unzufriedenheit erwarte ich kaum, zu gut sprechen die bisherigen Spieler über ihn.

    3. Die Ausrichtung ob jetzt 4-3-3/4-4-2 oder sonst was, darüber will ich mir ehrlicherweise gar keine Gedanken machen: Pep hat oft genug gezeigt, dass die Grundstellung (schnell) zur Makulatur wurde: Je nachdem welche Aufgabe derjenige hatte, der auf der Position spielt und welche Qualitäten der Spieler mitbringt.
    Gedanklich mal einfach gemacht und die Teams aufgeteilt in diejenigen, die (phasenweise) ein Angriffpressing gegen uns spielen und der andere Teil der von vorneweg gleich mal 2 tiefe 5er/4er Ketten aufreiht. Gegen beide Spielstile ist der Kader gerüstet. Ob Boa und Hummels die Pässe unter Druck aus einer 3 1/2 Kette (Philipp aufgerückt ins Mittelfeld) rausfeuern, oder aus einer reinen 4er-Kette, auf einen Thiago (Gegner läuft an) oder Costa (Gegner steht tief) auf der 8, oder Lewa weiterhin die Aufgabe hat zurückzufallen oder nach außen Breite zu geben und am Kombinationsspiel teilzunehmen … ob das am langen Ende ein 4-4-2 oder ein asymmetrisches 4-3-3 wie bei Real wird/bezeichnet werden kann -> vernachlässigbar für mich persönlich (wieder überspitzt formuliert)

    Der Umbruch ist zu gestalten und ist, wie uns die letzte Saison gezeigt hat mit teils extrem starken Leistungen von Ribery, Robben, Alonso und vor allem Lahm, eben noch (längst) nicht abgeschlossen. Die Kadergestaltung haben Sammer/Reschke im Griff… aber bei der Ausführung kommt es auf CA an und da bleibt ein mulmiges Gefühl … vor allem, nachdem Pep gezeigt hat, dass er auf (fast) jedes Problem diesbezüglich eine Lösung hatte!
    -> Mitten im Umbruch der Trainerwechsel … CA zeig was du draufhast!!

    Freu mich drauf! … auch wenn sich etwas nach Schwarzmalerei anhört.

  7. “Nach einem mental sehr fordernden Trainer wie Pep Guardiola ist Ancelotti vielleicht genau der richtige Mann für den Rekordmeister. Der Pragmatiker kann mit Stars umgehen und ist bekannt dafür, dass seine Mannschaften in den entscheidenden Spielen eine gute Formkurve haben.”

    Dies ist für mich die Kernaussage des Artikels, die mich persönlich positiv stimmt (nachdem ich – Pep-Fan – anfangs sehr skeptisch eingestellt war gegenüber Ancelotti).

    Alles andere ist natürlich rein spekulativ. Unter jedem anderen Trainer (selbst bei Guardiola-Verbleib wäre das so gewesen) muss es immer wieder eine “Kaderanpassung” geben – das ist nichts Außergewöhnliches.

    Aus meiner Sicht ist der FC Bayern auch mit keinem seiner früheren (großen) Clubs vergleichbar – Milan, Chelsea, PSG, Madrid haben / hatten alle ganz andere Strukturen als die Münchner. Hier geballte “Fußballkompetenz”, dort das Geld (und auch die Dominanz) von milliardenschweren Clubeignern. Deswegen habe ich bei Bayern auch keine Bedenken, dass Ancelotti es versäumt, notwendige Kaderanpassungen vorzunehmen.

    Ich denke, er ist klug genug, die herausragende Vorarbeit von Pep zu nutzen … und wird vorerst nicht so viel ändern am Bayernstil. Das werden ihm die Spieler sicher / hoffentlich auch danken – und sich dabei “mental erholen” ;-) können.

    Zu guter Letzt bin ich froh, dass in der nächsten Zeit der Trainer auf der Bayernbank sitzen wird, welcher für den Verein und seine Fans vor allem in der heimischen Arena (Oly + AA) eine Art Albtraum darstellte … Gegen keinen anderen Europapokalgegner hat Bayern eine schlechtere Bilanz als gegen Milan: 1 Sieg – 3 Unentschieden – 6 Niederlagen und nur 1968 war Ancelotti nicht beteiligt: Mit Grauen erinnere ich mich an das 1:2 (2002, Oly), 1:1 (2006, AA); 0:2 (2007, AA) …. immer schied der FCB danach aus. Beim einzigen Bayern-Sieg (1990; 2:1 n.V. HF) war Ancelotti noch als Spieler dabei – Bayern schied aufgrund der Auswärtstorregel aus …
    Und selbst die grandiose Heimbilanz gegen Real Madrid – bis dahin 9S – 1U – 0N – “vernichtete” Ancelotti beim 0:4 im CL-HF-Rückspiel 2014 …
    Am Schlimmsten: ich war bei all diesen Spielen im Stadion … Carlo hat folglich bei mir noch einiges gut zu machen ;-) ;-)

  8. Seltsamer Weise wachsen bei mir die Bedenken.

    CA war acht Jahre bei Milan Coach. Dort war er aber auch Spieler. Mit diesem Standing und der “ausgabefreundlichen” Vereinspolitik – z.B. hat man Nesta für eine Rekordablöse (für einen Abwehrspieler) verpflichet – hat er diese lange Zeit durchgehalten. Zweimal wurde er nach zwei Jahren “rausgekauft” (aus Reggiana und aus Paris). In seinen weiteren Stationen (Parma, Chelsea, Real) wurde er im zweiten Jahr gefeuert. Beliebt bei der Mannschaft, aber nicht beim Präsidium bzw. in der Presse.

    Ich befürchte, dass es in der deutschen Pressemannschaft schnell Probleme geben wird. Wenn sich nicht Leute wie Hoeness, Rummenigge und hoffentlich bald wieder Sammer eindeutig vor ihn stellen, wird das schnell brandgefährlich. Denn die deutsche Presse ist zwar unqualifiziert, aber sie versteht es, gegen Bayerntrainer Stimmung zu machen (und die ca. 60% deutsche Sportfans, die nicht Bayernfans sind, sind nun mal die Mehrheit die das sofort aufgreift). Ein Klinsmann war nach seinem durchschnittlichen dritten WM-Platz 2006 fast sowas wie eine Marienerscheiung des deutschen Sports – bei Bayern stolperte er schon in den ersten Wochen über “Buddah-Quatsch”, dann über Bremen und schließlich über zwei krachende Auswärtsniederlagen in Wob und Barcelona (wo ihm nur ein “letztes Aufgebot” zur Verfügung stand). Auch Guardiola wollte die deutsche Presse hinrichten.

    (so gesehen hätten diese “Lohnschreiber” wirklich langsam mal Mourinho verdient .. aber das will ich als Fan nicht).

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    1. “Presselandschaft”, nicht “Pressemannschaft” ..

      1. @ wipf1953
        …..eine schwäbelnde “Marienerscheinung” – welch göttliches Bild und Formulierung ;-)

        Das mit der Medienlandschaft, die es mit Guardiola nud endgültig gelernt hat in einer konzentierten Aktion zu fahren, sehe ich auch so. Der Verein muss es lernen ebenso konzentiert dagegen halten und sollte CA auf den Pressekonferenzen immer einen Dolmetscher zur Verfügung stellen. Was offenkundig nicht klappt ist die “Medienerziehung”: Exquisite und gute Informationen nur an Journalisten, die auch bereit sind „etwas damit anfangen zu können“.

        Hier könnte man noch viel von Helmuth Kohl (wenn er was konnte, dann das) und auch von bestimmten anderen Politikern lernen. Kurzum: Die Medienabteilung des FC Bayerns arbeitet nicht mehr zeitgemäß auf der Bedeutungshöhe, die der Verein mittlerweile hat. Auch eine Lex Guardiola. Man denke da auch nur an die lächerliche Posse mit dem Bayerischen Rundfunk.

      2. Mit den Pressekonferenzen sprichst du einen der ausschlaggebenden Punkte an.
        Allerdings nicht in Bezug auf Dolmetscher sondern auf Ancelottis Deutschkenntnisse. Inwieweit er sich hier bisher sprachlich fit machen konnte, wird einer der wichtigsten Punkte für seinen Erfolg sein.
        Und da ist das was bis jetzt passiert ist entscheidend. Später unter dem Druck des Tagesgeschäfts wird da nicht mehr so viel zu retten sein.
        Auf seine erste Pressekonferenz bin ich daher megagespannt. Ich hoffe er entpuppt sich tatsächlich als das Sprachtalent das man ihm nachsagt.
        Peps Deutschkenntnisse waren zwar aller Ehren wert, aber die Sprachbarriere blieb doch über die ganzen drei Jahre intakt.

      3. Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ancelotti besser deutsch sprechen wird als Guardiola. Er spricht zwar ganz passabel spanisch und französisch (was für einen Italiener aber nicht so schwer ist) und englisch (Ehefrau Kanadierin), aber Deutsch ist doch nochmal eine andere Hausnummer. Er hat kürzlich in einer italienischen Zeitung auch gesagt, wie schwer er sich mit dem Deutschlernen tut.

    2. Du könntest sehr recht haben.
      Man stelle sich vor: Bayern hat nächstes Jahr “Probleme” (vorrübergehend Tabellenplatz 2, schwere CL-Gruppe, womöglich gar ein Aussscheiden im Pokal, whatever), CA wird zerrissen und Pep wird ex post über den grünen Klee gelobt. Wahrscheinlich genau von den Journalisten, die ihn in den letzten Monaten am schärfsten und unsachlichsten kritisiert haben.
      Zu köstlich.

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