BSV Schwarz-Weiß Rehden – FC Bayern 0:5 (0:2)

Steffen Trenner 05.08.2013

3 Dinge, die auffielen:

1. Müllers Bewerbungsschreiben für die offensive Halbposition

Wenn ich in den letzten Wochen über die optimale Aufstellung des FC Bayern im neuen System von Pep Guardiola nachgedacht habe, bin ich immer wieder zu einem Schluss gekommen. So lange Mario Götze verletzt ist, wäre Thomas Müller eigentlich die logische Lösung für den zentralen Stürmerposten. Er wäre gewissermaßen der Kompromiss zwischen falscher und echter 9, weil er viele Fähigkeit beider Interpretationen auf sich vereint. Er ist in der Lage auf engstem Raum zu kombinieren. Er kann jederzeit auf die Flügel auszuweichen und zudem durch seinen Torriecher als Zielspieler und Strafraumstürmer im Zentrum agieren. Guardiola setzte im Audi Cup gegen Manchester City genau auf diese Variante. Müller blieb vollkommen blass. Gegen Rehden spielte Müller wieder auf der offensiven Halbposition hinter Mandzukic und zeigte alles was sein Spiel in den vergangen 4 Jahren einzigartig in Europa gemacht hat. Es war ein Bewerbungsschreiben für diese Halbposition, die Müller da abgab.

3 Tore. Ein Elfmeter, den er selbst heraus holte, zwei Treffer aus dem Spiel heraus und die Vorlage zum 5:0. Müller war omnipräsent im und um den Strafraum und er zeigte durch seine beiden Kopfball-Tore erneut eine seine unterschätzten Stärken. Schon im Vorjahr erzielte der 23-Jährige immerhin 4 Pflichtspiel-Treffer mit dem Kopf. Hinzu kamen einige Tore, die Müller mit einem Kopfball vorbereitete. Seine Kopfball-Technik ist nicht unbedingt ausgereift, aber sein Timing und seine Sprungkraft sind exzellent. Wie eigentlich bei allen Spielern, die längere Zeit bei Hermann Gerland bei den Amateuren verbracht haben. Gerland legt großen Wert auf ein gutes Kopfballspiel und schwört dabei auch auf das aus der Mode gekommene Kopfballpendel, dass eben jenes Timing fördert.

Ich glaube noch immer, dass Müller unter Guardiola auf dem Papier die Optimalbesetzung im Sturmzentrum ist. Allein der praktische Nachweis für diese These fehlt. Leistungen wie gegen Rehden auf der offensiven Halbposition, auf der Müller weniger mit dem Rücken zum Tor agieren muss als weiter vorn, sprechen eher dafür, dass ich falsch liege und Müller Stärken doch eher hinter und neben einem Mittelstürmer zur Geltung kommen. Wie wertvoll Müller für diese Mannschaft sein kann, unterstrich er gegen Rehden jedenfalls eindrucksvoll.

2. Stammelf a.D.

Wer Zweifel an der Ansage von Guardiola und Sammer hatte, dass die Zeiten einer Stammelf vorbei sind in München, dürfte durch die Startaufstellung der Münchener fürs Erste widerlegt sein. Guardiola ließ Lahm, Ribéry, Martínez, Thiago und Boateng unten und brachte dafür Rafinha, Shaqiri, van Buyten, Mandzukic und Dante von Anfang an. Gerade für Rafinha, der eine exzellente Vorbereitung spielte, war das ein Stück weit der Lohn für die Arbeit der letzten Wochen. Überbewerten würde ich die Personalentscheidungen gegen Rehden jedoch nicht. Der Wille zur Rotation bei Guardiola ist bei diesem Kader absolut folgerichtig. Das Pensum in der Saison 2013/2014 ist hoch, der Kader qualitativ breit und variabel. Guardiola sollte sich auch von möglichen Störfaktoren nicht beirren lassen und beherzt durchtauschen. Wenn er es dabei auch schafft diese Maßnahmen adäquat zu moderieren, dürfte auch das Thema „Unzufriedenheit einzelner Spieler über Einsatzzeiten“ kein echtes Thema werden im Verlauf der Saison.

3. Kirchhoff auf der 6

Ein kleiner Randaspekt des Spiels war die Einwechslung von Jan Kirchhoff, der ab der 61. Minute wie schon zuletzt gegen Manchester City für Bastian Schweinsteiger auf der alleinigen 6 zum Einsatz kam. Kirchhoff, der in seinen gesamten Bewegungsabläufen irgendwie immer an Per Mertesacker erinnert, obwohl er in Wahrhheit viel schneller und beweglicher ist als der Londoner, wird um Einsatzzeiten kämpfen müssen – so viel scheint klar. In der Innenverteidigung hat er aktuell vier Spieler vor sich. Schon in Mainz agierte Kirchhoff häufig auf der 6 – dort jedoch meist eingebettet in eine Dreierkette mit den spielstarken Ekin Soto und Julian Baumgartlinger. Neu ist diese Rolle für ihn also nicht. Sollte Luiz Gustavo wirklich gehen, kann Kirchhoff durchaus seine Joker-Rolle aus dem Vorjahr übernehmen wenn es darum geht Vorsprünge durch mehr Stabilität im Mittelfeldzentrum über die Zeit zu bringen. Die Ansätze, die Kirchhoff in 30 Minuten gegen Rehden zeigte, waren mehr als ordentlich. Kirchhoff lief einige Konter ab, verteilte die Bälle gut und überzeugte bei vielen langen Bällen der Rehdener auch mit seinem Kopfballspiel. Dass er vor Martínez in die Partie kam, hat sicher auch Fitness-Gründe, aber der 22-Jährige bewies fürs Erste, dass sich Guardiola auf ihn verlassen kann, wenn er ihn als Rotationsspieler braucht. Seine Entwicklung gehört für mich zu den spannendsten Themen der Saison 2013/2014.