Blickpunkt Amateure: Der schwierige Saisonauftakt

Jan Trenner 13.07.2014

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Wir haben uns im Vorfeld durchaus kritisch, wenn nach unserem Verständnis nicht überhart, zum Saisonstart geäußert und bekamen nun im Pflichtspiel den ersten richtigen Indikator für die nächsten Wochen und Monate. Es ist wohl eine Weile her, dass man nicht als Favorit in eine Partie der Regionalliga Bayern ging und auch vom Trainerkreis nicht der allerheißeste Anwärter für den Aufstieg ist. Am Freitagabend unterlag man den Gästen aus Würzburg nach zwischenzeitlichem 1:1 Ausgleich am Ende mit 1:2 und startet ohne Punkte.

Eine so kurze Vorbereitungszeit ist sicherlich nicht einfach. Aber wir haben die Zeit intensiv genutzt, um bestmöglich vorbereitet in das erste Spiel zu gehen. Ich bin optimistisch
Erik ten Hag vor dem Spiel, BFV.de am 11.07.2014

Spielverlauf

Die Bayern Amateure waren von Anpfiff an um Spielkontrolle und Sicherheit bemüht. Sie versuchten ohne großes Risiko den eigenen Spielaufbau durchzuführen und dann konsequent nach vorn zu spielen. Leider funktionierte das häufig nicht und die fehlenden Automatismen im Zusammenspiel wurden über deutlich. Dennoch sah man eine Steigerung zum Testspiel gegen Liefering, frischeres Auftreten und erste Ansätze. Sieghart konnte in der Anfangsviertelstunde nicht verwandeln und die Bemühungen der Gäste wurden von Minute zu Minute zielstrebiger. In einem von vielen Spielunterbrechungen durch kleine Fouls und Behinderungen durchzogenen Spiel, konnten die Würzburger Kickers langsam die Oberhand gewinnen. In der 27. Spielminute köpfte Amir Shapourzadeh die Freistoßhereingabe ins Tor der Bayern Amateure. Im Anschluss zogen sie sich zurück, kontrollierten die Partie ab Höhe des Mittelkreises und lauerten auf gefährliche Konter.

Nach dem Wiederanpfiff zeigten die Bayern Amateure großen Kampfgeist und erkämpften den Ausgleich durch Tobias Schweinsteiger in der 58. Minute. Zu diesem Zeitpunkt hätte die Partie durchaus zu Gunsten der Amateure kippen können, da die Kickers vom Ausgleich überrascht waren und nicht direkt wieder ins eigene Spiel fanden. Leider war diese Drangphase zu kurz und wurde nur zehn Minuten später von der erneuten Führung durch Christopher Bieber beendet. Die Gäste setzten sich über links durch, brachten den Ball vor Ivan Lucics Tor und spitzelten ihn letztendlich irgendwie über die Linie. Ein etwas kuriose Abwehrsituation, weil die Hereingabe eher harmlos wirkte und dann trotzdem der Würzburger Fuß zuerst die Ballrichtung vorgeben konnte. Im Anschluss spielten die Würzburger Kickers das Auftaktspiel mit viel Kontrolle bis zum Abpfiff hinunter. Einige Distanzschüsse der Bayern Amateure fanden ihr Ziel nicht oder wirkten harmlos.

Nach einem großen Umbruch im Sommer habe ich heute bereits gute Ansätze bei meinem Team gesehen, nur das Ergebnis hat leider nicht gepasst. Man hat gemerkt, dass die Automatismen noch fehlen.
Erik ten Hag nach dem Spiel, BFV.de am 11.07.2014

Spielaufbau in HZ1 und Veränderungen nach Wiederanpfiff

Die starke Phase nach der Halbzeitpause wurde durch eine taktische Veränderung eingeleitet, welche die Positionierung beim Spielaufbau betrifft und im folgenden Absatz kurz betrachtet werden soll.

Taktik FCB Amateure gegen Würzburger Kickers

Rico Strieder laboriert noch immer an einer Verletzung, so dass der 18-jährige Angelos Oikonomou die Rolle des Spielleiters im zentralen defensiven Mittelfeld übernimmt. Er ist an dieser Stelle für den Spielaufbau zuständig und muss dafür sorgen, dass man gezielt ins Angriffsdrittel kommt. Entweder indem eine Offensivaktion über die Außenbahn eingeleitet wird, oder ein langer Pass einen Abnehmer in der gegnerischen Hälfte findet.

Die Bayern Amateure positionierten ihre zwei Stürmer Schweinsteiger und Wegkamp sowie die Links- und Rechtsaußen Sieghart (Ribéry) und Weihrauch (Görtler) sehr hoch und direkt neben der Würzburger Viererkette. Steinhart und Koussou platzierten sich ebenfalls nach an der Mittelfeldkette der Gäste, während Jelisic Platz in der Zentrale suchte. In der linken Grafik wird deutlich, dass die komplette Offensivreihe des FC Bayern stets gut gedeckt war und wenig Platz bekam. Oikonomou musste mich den beiden Innenverteidigern hin- und herspielen bis sich eine Lücke auftat – was selten zugelassen wurde – oder den Rückpass zum Torhüter suchen. Es kam kaum Bewegung über die Flügel auf, weil Würzburg unsere Roten früh stellte und mit 1-2 Spielern attackierte. Lange Bälle fanden selten einen Abnehmer oder wurden nach dem Kopfball ebenso schnell angegangen. Die erste Spielhälfte war auch von fehlerhaften Zuspielen im Spielaufbau oder Ballverlusten geprägt, da die Gästestürmer nicht erst ab der Mittellinie attackierten. Eine spielstarke Zentrale – ein Merkmal der Bayern Amateure in den letzten zwei Spielzeiten – war nicht zu sehen. Auch und besonders, weil man Jelisic oft allein ließ und er nicht in die Partie kam.

Erik ten Hag stellte nach dem Wiederanpfiff etwas um und schuf mehr Anspielstationen für Oikonomou, um den Spielaufbau zu unterstützen. Jelisic (später Fischer) bewegte sich etwas zentraler, die Außenverteidiger etwas defensiver. Dadurch konnten sie schneller in die eigene Viererkette zurückfallen und die Würzburger besser stellen. Dadurch dass Ribéry und Weihrauch ebenfalls etwas zentraler agierten, entzogen sie sich der gegnerischen Deckung, bespielten die Zwischenräume und erhielten mehr Raum, um eine Ballannahme durchzuführen und die Aufrückbewegung zu ermöglichen. Die Drangphase der Amateure und der Ausgleich waren ein Produkt dieser neuen Spielmöglichkeiten.

Schlussendlich müssen sich Automatismen und Abläufe besser einspielen. Eine Begebenheit, die erst mit mehr Spielpraxis erfolgen wird und von der Entscheidung Einzelner (Wann nach vorn rücken? Wann zurückfallen und absichern?) abhängen wird. Man erkannte am Freitagabend aber deutlich, was Erik ten Hag mit dem Potential der Truppe meinte, da technisch gute Spieler zusammenfinden müssen, um erfolgreich zu spielen. Die Würzburger Kickers waren beim Saisonauftakt ein defensiv zu stabiler und vorn eiskalter Gegner.

Bereits am Dienstag treffen die Bayern Amateure auf Wacker Burghausen, die aus der 3. Liga abstiegen, bevor es am Samstag Zuhause gegen den SV Heimstetten um die nächsten drei Punkte geht.

FC Bayern Amateure – Würzburger Kickers 1:2 (0:1)
Bayern Amateure Lucic – Steinhart, Schwarz, Strohmaier, Koussou – Sieghart (46. Ribéry), Jelisic (73. Fischer), Oikonomou, Weihrauch (84. Görtler) – Schweinsteiger, Wegkamp
Bank Zingerle, Basta, Buck, Paul
Würzburg Wulnikowski – Nothnagel, Velkov, Schoppenhauer, Demirtas – Shapourzadeh (86. Sonnenberger), Billick (68. Weißenberger), Haller (63. Duhnke), Schmitt, Lewerenz – Bieber
Bank Koob, Behrens, Juhnke, Gutjahr, Jabiri
Tore 0:1 Shapourzadeh (27.), 1:1 T. Schweinsteiger, 1:2 Bieber (68.)
Karten Gelb: – / Shapourzadeh, Bieber, Weißenberger, Sonnenberger
Zuschauer 946
Schiedsrichter Christian Leicher (Neuhausen)

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