Bayern gewinnt 6:1 – Gutinho zerlegt Werder!
Die Vorzeichen waren schon vor der Partie gut. Bremen hat ewig und drei Tage nicht mehr gegen die Bayern gewonnen. In der letzten Saison hat Werder zumindest in der Rückrunde und im Pokal gut mitgehalten.
Falls ihr es verpasst habt:
Die Aufstellungen
Hansi Flick rotierte nach der Champions League erwartungsgemäß auf einigen Positionen. Alaba, Pavard, Goretzka und Lewandowski kehrten in die Startelf zurück. Interessant war, dass Coutinho in der Startelf verblieben ist. Er ersetzte den verletzten Coman, der erst im Januar wieder in das Spielgeschehen eingreifen kann.
Auf der Gegenseite entschied sich Florian Kohfeldt für eine sehr defensive Variante. Was angesichts eines Sieges aus den letzten sechs Bundesligaspielen wenig verwunderlich ist. Taktisch bot der Werder-Trainer ein 5-3-2-System auf, um das Flügelspiel der Bayern zu unterbinden. Sahin, Klaassen und M. Eggestein sollten Stabilität ins Mittelfeld bringen. Osako und Rashica sollten über Konter Erfolge einfahren.
1. Halbzeit
Die Partie begann ohne großes Abtasten. Alleine in den ersten 10 Minuten hätte es vier oder fünf Tore geben können. Die Münchner waren tonangebend und hatten ein Chancenplus. Die größte Chance hatte allerdings Werders Rashica, der alleine auf das Bayern-Tor zulief, allerdings ins Stolpern kam.
Anschließend verflachte die Partie aus Münchner Sicht. Bremen presste höher und unterband somit das strukturierte Aufbauspiel der Flick-Elf. Das lag zum Teil daran, dass Goretzka und Coutinho sehr hoch standen. Einfache Ballverluste im Mittelfeld waren die Folge.
Wenig später wurde Bremen für seine Spielweise belohnt. Abermals eroberte Werder einen Ball im Mittelfeld und spielte schnell vertikal nach vorne. Boateng sah gegen Rashica zum 2. Mal nicht gut aus und der Bremer Spieler versenkte seinen Abschluss aus 16 Metern im Tor (24.). Bremen fortan mit Oberwasser und den klareren Möglichkeiten. Bayern verlagerte sich auf das Flanken, ohne wirklich Torchancen zu erspielen. Es war die schlechteste Phase unter Flick.
Erst kurz vor der Pause kamen die Bayern wieder zu mehr Kontrolle und vergaben in Persona Robert Lewandowski die nächste große Möglichkeit. Der Pole scheiterte frei vor dem Bremer Schlussmann Pavlenka (39.).
In der 45. Minute trafen die Bayern dann doch. Kimmich überspielte mit einem Lupfer die Bremer Abwehr. Gnabry zeigte viel Übersicht und legte quer auf Coutinho, der zum Ausgleich traf (45.). Das war noch nicht das Ende. Werder musste nicht nur das Gegentor hinnehmen, sondern auch, dass sich Gebre Selassie beim Gegentor verletzte. Für ihn kam der Ex-Bayer Friedl.
Die Münchner nutzen die daraus resultierende Nachspielzeit und Unordnung in der Bremer Defensive und gingen sogar in Führung. Coutinho schickte, ähnlich wie Kimmich beim 1:1, Lewandowski per Lupfer. Der Bayern-Stürmer lief alleine auf Pavlenka zu und zitterte den Ball zur Führung über die Linie (45.+3).
Eine komische erste Halbzeit. Auf gute erste 10 Minuten aus Münchner Sicht folgte ein kompletter Einbruch, der sich erst gegen Ende auflöste.
2. Halbzeit
Hansi Flick reagierte personell auf die Taktik von Werder. Perišić kam für Boateng. Dadurch rückte Pavard ins Abwehrzentrum, Kimmich auf die rechte Verteidigerseite und Coutinho auf die Achterposition.
Die Umstellungen halfen den Bayern mehr Kontrolle über das Spiel zu gewinnen, ohne aber wirklich Torchancen zu erspielen. Abgesehen von einer Großchance von Coutinho direkt nach Anpfiff. Für Leerlauf wurden die Fans in der 63. Minute entschädigt. Alaba mit einem Traumpass über die gesamte Werder-Mannschaft. Coutinho verarbeitete den Ball mustergültig und überlupfte Pavlenka mit einer Bogenlampe zum 3:1.
Kurze Zeit später ging Flick das zweite strukturelle Problem an. Er brachte Müller für Goretzka, der sich sichtlich schwer tat, sich in das Spiel der Bayern zu integrieren. Nur zwei Minuten nach der Einwechslung zahlte sich die Änderung aus. Müller flankte aus dem Halbfeld auf Lewandowski, der den Ball wunderschön annahm und direkt verwandelte. Die Vorentscheidung (72.). Drei Minuten später war es dann Müller selbst, der nach einer schönen Kombination von Perišić und Coutinho den Ball im Tor unterbrachte (75.).
Und es ging weiter. Wieder drei Minuten später war es Coutinho, der einen Ball ins lange obere Eck zirkelte. Sein nächstes Traumtor – und sein dritter Treffer in diesem Spiel (77.).
Am Ende ließen es die Bayern auslaufen. Flick brachte noch Singh für Coutinho. Pünktlich ging die Partie dann zu Ende. Die Münchner taten sich 20 Minuten schwer, zogen sich aber selbst aus dem Tief heraus und gewannen souverän mit 6:1.
Dinge, die auffielen
1. Defensivkonzept geht nicht auf
Es war das erste Mal in der Ära Hansi Flick, dass das Pressing der Münchner nicht gut genug war. Gerade in der ersten Halbzeit ergaben sich so für Werder einige Konterchancen. Bedingt natürlich durch die schlechte Staffelung im Spielaufbau, aber eben auch, weil nicht alle Spieler konsequent gepresst haben. Dadurch konnte Bremen einiges an vertikalen Bällen spielen und die Geschwindigkeit von Rashica ins Spiel bringen. Wie sehr das Jérôme Boateng ins Schwitzen brachte, war in der 10. Minute und später beim 0:1 zu sehen. Sprintduelle sind seine Stärke nicht mehr. Hansi Flick reagierte in der Pause mit einer Umstellung.
2. Kader auf dem Zahnfleisch
Neben Perišić und Müller saßen an diesem Samstagnachmittag mit Mai, Singh, Batista Meier und Zirkzee etliche Nachwuchsspieler auf der Bank. Auf der einen Seite ein gutes Zeichen, dass die Investitionen in den vergangen Jahren sich langsam auszahlen. Auf der anderen steht, dass es auf einigen Positionen keine Eins-zu-Eins-Wechsel in Sachen Qualität und Erfahrung mehr geben kann.
Konsequent von Flick wäre es, den jungen Spielern die Erfahrung Bundesliga-Oberhaus zu geben. Am Ende traf es Singh, der sein Bundesliga-Debüt geben durfte. In der Winterpause muss dann genau geschaut werden, ob es personelle Ergänzungen braucht.
3. Durchbruch von Gutinho
3 Tore, 2 Assists, 8 Torschüsse, 4 Key Passes, 90 %-Passquote bei über 50 Pässen. Coutinho scheint vielleicht doch beim FC Bayern angekommen zu sein. Gerade in einer Phase, als sich die Zweifler mehrten, legt der Brasilianer eine gute Woche hin. Schon gegen Tottenham gehörte er zu den Aktivposten und auch gegen Werder taute er mit jeder weiteren Spielminute mehr auf. Gerade seine Positionierungen zwischen den Linien halfen den Bayern, den starken Flankenfokus zu reduzieren.
Was in den ersten zwei Monaten nicht wirklich gelang, ging zumindest an diesem Tag auf. Seine Abschlüsse fanden den Weg ins Tor – und wie. Mit zwei Traumtoren meldete sich Coutinho beim FC Bayern zurück.