Bayern ist dran! 5:0 Sieg gegen Schalke
Mit der breiten Brust aus vier Siegen in Folge ging der Rekordmeister in das Spiel gegen die Gelsenkirchener, die letztmals 2009 in München gewinnen konnten. Durch einen Sieg im Topspiel könnte man, dank der Leipziger, Niederlage auf einen Punkt an die Spitze heranrücken. Dennoch durfte man die von David Wagner umgekrempelten und heiß gemachten Schalker nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Falls ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Nach nur drei Trainingstagen verzichtete Coach Flick auf seinen Neuzugang Álvaro Odriozola und setzte vielmehr auf die bekannte Viererkette mit Alaba und Boateng in der Innenverteidigung sowie Pavard und Davies auf den Außenpositionen. Davor rückte Kimmich zurück in die Startelf, weshalb Coutinho auf der Bank Platz nehmen musste. Der im letzten Spiel erfolgreiche Perisic bekam den Vorzug vor Gnabry.
Im Vergleich zum 2:0-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach stellte Wagner auf der Gegenseite seine Mannschaft etwas um. Wie bereits gegen die Fohlen war Gregoritsch im 4-4-2 mit Raute der zweite Stürmer. Neben ihm stand jedoch Matondo. Der Ex-Münchner Schöpf saß ebenso wie Raman nur auf der Bank. Top-Scorer Harit rückte dafür zurück in die Startelf. In der Viererkette bildeten Nastasić sowie Kabak die Zentrale. Letzterer hatte unter der Woche ein Interesse der Bayern im vergangenen Sommer öffentlich gemacht. Im Tor musste Wagner erneut auf den Münchner angekündigten Neuzugang Alexander Nübel verzichten, der weiterhin gesperrt ist.
Erste Halbzeit
Nach einer starken Choreo zum Holocaust-Gedenktag unter dem Motto “Gegen das Vergessen” und einer Gedenkminute für den ehemaligen Geschäftsführer Walter Fembeck begann die Partie wie erwartet als schweres Los. Die Schalker pressten die Münchner früh im Spielaufbau und nach wenigen Minuten gab es durch Serdar bereits die erste Torchance. Dann jedoch fiel den Bayern das 1:0 in den Schoß. Eine Flanke von Müller unterschätzte Ersatzkeeper Schubert. Den Ball legt Perišić in die Mitte, wo Lewandowski eiskalt verwandelte (5.).
Doch Schalke machte da weiter, wo sie zuvor aufgehört hatten. Das Pressing blieb effektiv und zwang die Bayern zu Fehlern. Matondos Schuss nach neun Minuten konnte Neuer gerade noch so an die Latte lenken. Hatte man die erste Pressingwelle überspielt, gelang es besser, den Gegner zu kontrollieren.
Nach siebzehn Minuten zappelte der Ball erneut im Tor der Knappen, aber auch nach Studie durch den Videoassistenten blieb die Entscheidung von Schiedsrichter Gräfe bestehen: Abseits. Zuvor hatte Müller einen Schuss von Goretzka über Schubert ins Tor abgefälscht. Somit blieb es beim 1:0 der Hausherren.
In der Folge zog sich Schalke zurück. Dem amtierenden Meister gelang es nun, die Gäste in den eigenen Strafraum zu drängen, verpasste es allerdings das vermeintlich vorentscheidende 2:0 zu erzielen. Schalke blieb bei vereinzelten Kontern gegen eine teils wackelige Bayern-Defensive gefährlich.
Mit dieser Taktik schafften es die Ruhrpotter, die Heimmannschaft etwas einzuschläfern. Und gerade als man als Fan dachte, dass die Münchner in einer kritischen Phase die Gäste unnötig zurückkommen lassen könnten, zappelte der Ball im Netz. Natürlich war es Lebensretter Lewandowski, doch bei dem Pass zur Torvorlage stand Pavard im Abseits und der Videoassistent nahm das Tor korrekterweise zurück. Weiterhin 1:0.
Als die Schalker schon mit dem Kopf in der Pause waren, kamen die Münchner mit ihrem besten Spielzug zum 2:0. Dieses Mal auch wirklich. Nastasić konnte nicht klären, woraufhin Perišić geschickt die Seite verlagert. Goretzka legte den Ball per Kopf in die Mitte, wo Müller aufgerückt war und einschob (45.+2).
Zweite Halbzeit
Direkt nach der Pause musste Schubert zwei Paukenschläge von Alaba und Thiago klären. Beim dritten Abschluss von Goretzka war er jedoch chancenlos. Der Ex-Schalker legte sich den Ball selbst per Kopfball hoch, bevor er sehr sehenswert per Seitfallzieher vollstreckte (50.). Dem Tor war die zweite Ecke der Bayern vorausgegangen.
Die Moral der Schalker war nun gebrochen. Nach etwa einer Stunde eroberte Kimmich einen Ball im Mittelfeld und schickte Lewandowski auf die Reise. Der Weltklasse-Stürmer legte mit viel Übersicht auf den aufgerückten Thiago ab, der nur noch über die Linie drücken musste. Kurz danach war für den Torschützen Schluss. Er wurde durch Coutinho ersetzt.
Bayern blieb weiterhin fokussiert im Angriffsspiel, ohne jedoch großartig zwingende Chancen zu kreieren. Nach 68 Minuten kam Gnabry für Perišić. Mit seinem letzten Wechsel brachte Flick Tolisso für den heute starken Goretzka. Neuzugang Odriozola wurde somit sein Debüt in Rot-Weiß verwehrt.
Die restlichen Minuten verliefen ereignislos. Stehend ausgeknockte Schalker waren ein Sparringspartner für Münchener Passstafetten. Den Endstand erzielte Gnabry per Schuss vom linken Strafraumrand, den Schubert unglücklich durch die eigenen Hosenträger ins Tor lenkte (89.).
Drei Dinge, die auffielen
Spiegelbilder Thiago und Kimmich
Es ist wenig überraschend, dass Thiago sein bestes Saisonspiel ausgerechnet in der Partie abliefert, in der Joshua Kimmich aufgrund einer Gelbsperre nicht aufläuft. Auch im Spiel gegen Schalke heute zeigt sich einmal mehr, dass mit den beiden zwar eine gewisse Stabilität im Bayern-Aufbau einhergeht, die beiden sich aber gleichzeitig (zu) ähnlich sind.
Passstark, pressingresistent und effektiv gegen den Ball – alle Attribute beschreiben sowohl den Spanier als auch den Deutschen. Doch beide sind am stärksten in der Rolle als alleiniger Spielgestalter aus dem defensiven Mittelfeld. In der Position als höher stehenden Achters kann Thiago das Spielgeschehen nicht so an sich ziehen, wie er das gewohnt ist. Dadurch stehen sich beide Kreativen häufiger auf den Füßen oder zumindest vertikal auf einer Linie, ohne als Anspielstation für den anderen zu fungieren.
Kimmich versuchte heute, gerade in der Anfangsphase, sich häufig zwischen die Innenverteidiger fallen zu lassen, um den Spielaufbau anzukurbeln. Thiago ließ sich dann auf seine angestammte Position auf der Sechs fallen. Dieses einstudierte Muster kann auch in Zukunft ein Schlüssel für die Münchner sein. Allerdings muss dies dann konsequent im nächsten Drittel weitergeführt werden.
Eine Offensive mit Licht und Schatten
Alleine in der ersten Hälfte musste Gästetorwart Schubert bereits viermal den Ball aus dem eigenen Tor holen. Oberflächlich lief die Bayern-Offensive rund. Gerade in der Phase vor der Pause war den Hausherren anzumerken, dass sie unbedingt das zweite Tor erzielen wollten, das ihnen der Videoassistent vorher verwehrt hatte.
Dennoch zeigte der Rekordmeister auch immer wieder Spielabschnitte, in denen dem Angriffsspiel die Kreativität fehlte. Ohne einen echten Flügelstürmer fehlt den Bayern in der Offensive das Überraschungsmoment. Weder Perišić noch Müller konnten ein einziges Dribbling in Halbzeit eins für sich entscheiden. Diese Aufgabe fiel auf die Außenverteidiger ab. Besonders Davies stach hier hervor und brachte die Schalker Hintermannschaft mit fünf starken Dribblings ein ums andere Mal in Bedrängnis.
Im stationären Spiel am Sechzehner setzten die Münchner verstärkt auf Spielverlagerungen. Diese endeten oft jedoch in einfallslosen Halbfeldflanken, die durch Schalker zutun gefährlich wurden. Mit einem besser besetzten Strafraum, besonders positiv hervorzuheben ist hier Goretzka, sind diese zwar erfolgversprechender als noch unter Kovač, führten aber dennoch selten zu einer echten Gefahr.
Die Rückkehr des Selbstverständnis
Die ersten zehn Minuten wackelte Bayern gegen stark pressende Schalker. Doch nach dem Geschenk von Schubert, das in der Münchner Führung resultierte, blickte der Titelverteidiger nicht mehr zurück. Der Wille mit den die Hausherren vor der Halbzeit auf das 2:0 drückten war beeindruckend zu sehen. In vergleichbaren Phasen früher in der Saison war die Elf hier gedanklich schon beim Pausentee.
Doch was der Rekordmeister in der zweiten Hälfte zeigte, war noch eindrucksvoller. Zu keiner Sekunde ließ man den Schalkern auch nur einen Funken Hoffnung aufkommen. Hatte man gerade in der letzten Saison es immer wieder verpasst solche Spiele zu entscheiden, zeigte man sich nun überlegt überlegen. Unermüdlich rannte die Offensive auf das Tor der Gäste an und ließ auch nach der deutlichen Führung zuerst nicht nach.
Während die Konkurrenz aus Leipzig schwächelt, scheint Trainer Flick bei den Münchnern wieder den Glauben in sich selbst und den Titel entfacht zu haben. Am nächsten Wochenende kommt es zum Topspiel zwischen Mönchengladbach und Leipzig. Eventuell bereits die erste Chance für die Roten die Tabellenführung zu übernehmen…