Bayern holt sich die Tabellen-Führung in Paderborn
Die Münchner hielten sich in den bisherigen fünf Spielen gegen Paderborn schadlos. Fast immer gab es hohe Siege. Zuletzt ein 6:0 im Pokal 2018.
Falls ihr es verpasst habt
Die Aufstellungen
Niko Kovač veränderte im Vergleich zur Vorwoche seine Elf nur auf zwei Positionen. Thiago und Coman kamen für Tolisso und Perišić in die Mannschaft. Somit gingen die Bayern mit dem spielstarken Mittelfeld Kimmich, Thiago und Coutinho in die Partie. Dies war bereits gegen Mainz am 3. Spieltag der Fall, litt damals aber phasenweise an großen Abstimmungsproblemen.
Steffen Baumgart versuchte es mit einer 4-4-2-Formation. Das Ziel war es, das Aufbauspiel der Münchner früh zu stören. Die Bayern sollten keine Chance bekommen, Thiago und Kimmich ins Spiel zu bekommen.
1. Halbzeit
Paderborn blieb seiner Linie treu und presste die Bayern früh. Dabei schob sowohl die Mittelfeldkette als auch die Abwehrreihe sehr hoch. An einen ruhigen Spielaufbau war für die Bayern nicht zu denken.
In der 7. Minute hatte der FC Bayern die erste große Chance des Spiels. Das Wort ‘groß’ ist dabei sogar noch eine Untertreibung. Nach einem Eckball von Paderborn gelangt der Ball über Neuer zu Coutinho, der Gnabry steil schickte. Gnabry legte quer ab auf Lewandowski, doch der Pole traf das leere Tor (!) nicht.
Nach zwei weiteren Chancen von Coutinho und Coman gingen die Münchner in der 15. Minute in Führung. Die Münchner umspielten auf der linken Seite das Pressing der Paderborner. Coutinho konnte so mit Tempo auf die letzte Reihe zulaufen und entschied sich für einen überragenden Chip-Pass auf Gnabry. Dieser war perfekt gespielt und zwang den Paderborner Keeper Huth zu einem Fehler. Gnabry musste den Ball nur noch einschieben.
Ab der 25. Minute ließ das Pressing der Paderborner etwas nach, dadurch hatten die Münchner mehr Ballkontrolle und konnten sich fortlaufend Chancen zu erspielen. Am Ende der ersten 45. Minuten hatten die Bayern einen expected-Goals-Wert von 1,77.
2. Halbzeit
Die Halbzeit der Bayern begann mit zwei Wechseln. Davies und Martínez kamen für Hernández und Thiago. Beide Wechsel fielen in die Kategorie individuelle Belastungssteuerung.
Die Bayern hatten nach wie vor viel Ballbesitz und nutzten die erste Chance der zweiten Halbzeit zum Ausbau der Führung. Kimmich chipte mit Gefühl einen Ball über die Abwehrreihe der Paderborner. Gnabry erkannte die Situation und bediente Coutinho mustergültig in der Mitte. Dieser hatte weniger Probleme, in das leere Tor einzuschieben.
In der 68. Minute kam Paderborn durch Kai Pröger zum Anschluss. Davies und Gnabry spielten defensiv zu passiv. Dräger durfte ohne Gegenwehr flanken und Pröger konnte den Ball unbedrängt im Strafraum annehmen. Neuer war ohne Chance.
Paderborn schöpfte für zehn Minuten noch mal Hoffnung, doch dann kam die bayerische Lewyversicherung. Süle wollte einen Ball auf Coutinho spielen, doch der Ball rollte durchs Mittelfeld und Robert Lewandowski ist gedankenschneller als seine Gegenspieler. Der Pole dribbelte alleine auf Huth zu und überlupfte den Torhüter zum 3:1. Die Vorentscheidung (79.). Es war die letzte Aktion von Lewandowski. Für ihn kam Thomas Müller.
Doch Paderborn gab nicht auf. In der 84. Minute verwandelte Paderborn seine 10. Ecke. Collins schoss aus über 25 Metern einfach mal aufs Tor. Boateng klärte den Ball ins Zentrum. Neuer sah wenig, stand aber nicht zentral genug zwischen den Pfosten.
Die letzten Minuten spielten die Münchner relativ souverän runter. Am Ende war es das erwartet komplizierte Auswärtsspiel. Die Bayern können sich bei Coutinho bedanken, der als Bindeglied an vielen Szenen beteiligt war und an nahezu allen Torchancen beteiligt war. Am Dienstag geht es für die Münchner weiter in der Champions League gegen den Vorjahresfinalisten Tottenham.
Dinge, die auffielen
1. Paderborns Waffen ausgekontert
Der FC Bayern hat in den ersten 20 Minuten Paderborns Waffen gezielt ausgekontert. Im Spielaufbau machte das Team von Niko Kovač wieder sehr viel richtig. Das Pressing von Paderborn wurde gut über einen Zentrumsfokus im Mittelfeld ausgekontert. Coutinho fungierte hier als Verbindungsspieler perfekt und setzte die Außenspieler immer wieder in Szene. War Paderborn mal einen Hauch zu spät oder nicht sauber positioniert, erspielten sich die Bayern Chancen mit sehr viel Vertikalität. Lewandowski, Coutinho, Gnabry und Coman bekamen so fortlaufend Chancen. Auf der Gegenseite hatte Paderborn nur drei Abschlüsse.
2. Bruch in der zweiten Halbzeit
Die frühen Wechsel von Niko Kovač waren mutig. Häufig wird ihm vorgeworfen, zu spät zu wechseln. Gegen Paderborn ging der Bayern-Trainer früh ins Risko. Brachte den eher offensiven Davies für Herández. Martínez sollte hier wohl absichernd wirken. Diese Idee ging nicht auf. Die Münchner verloren den Mittelfeldfokus von Minute zu Minute. Baumgart nutzte seine Wechsel geschickt und verlagerte die Offensivbemühungen auf die Seite Davies und Coman. Paderborn konnte so immer wieder Chancen erspielen. Schlimmer noch: Die Münchner hatten weniger Spielkontrolle. Es entwickelte sich teilweise ein Pokalspiel. Am Ende reichte es aber doch für die Münchner.
3. Neuer als Mitspieler
Die Leistungen von Manuel Neuer wurden in den letzten Wochen sehr stark auf Paraden reduziert. Auch, wenn er beim zweiten Gegentor heute nicht glücklich aussah. Natürlich stand dabei auch die leidige Diskussion um die Nummer-1-Position in der Nationalmannschaft im Fokus. Was dabei etwas unterging: Neuer spielt offensiv wieder einen stärkeren Part. Im Vergleich zur Vorsaison steht er höher und bringt sich im Spielaufbau wieder öfter ein. Ganz so, wie man es vor seiner Verletzung kannte. Dadurch entlastet er in einigen Szenen den Spielaufbau und die Innenverteidiger. Neuer versuchte das Spiel immer wieder schnell zu machen und leitete einige Konterchancen selbst ein.