Fortuna hält es mit den Bayern gegen Düsseldorf
Falls ihr es verpasst habt
Hansi Flick wechselte sein Team auf zwei Positionen im Vergleich zu dem Spiel gegen Dortmund am vorletzten Wochenende. Auf der Linksaußen-Position rückte Phillipe Coutinho für Kingsley Coman in die erste Elf und Corentin Tolisso ersetze Leon Goretzka im Mittelfeld. Thiago musste sich wieder einmal mit einem Platz auf der Bank zufrieden geben. Realtaktisch im Spiel positionierten sich Gnabry und Coutinho eher zentral und überließen es Davies und Pavard, offensiv die Außenpositionen zu besetzen. Müller nahm keine feste Position ein, sondern bewegte sich relativ frei und ungebunden im letzten Drittel hin und her.
Friedhelm Funkel ließ sein Team im erwarteten 4-2-3-1 auflaufen. Matthias Zimmerman, Kaan Ayhan, Kasim Adams und Niko Gießelmann bildeten die Viererkette vor Zack Steffen im Tor. Die Doppel-Sechs bestand aus Adam Bodzek und Alfredo Morales und offensiv spielten Erik Thommy, Kapitän Oliver Fink und Dawid Kownacki (statt des defensiveren Markus Suttner) hinter Rouwen Hennings auf der Neun.
Die erste Hälfte
Düsseldorf hat die erste Halbchance des Spiels nach einem Ballverlust der Bayern, aber die Verteidigung der Münchner kann klären. Nach diesem frühen Schreckmoment gehört das Spiel komplett den Bayern. In der zehnten Minute legt Lewandowski eine Flanke von Gnabry ab für Müller, dessen Schuss knapp am Tor der Fortuna vorbeigeht. In der elften Minute spielt Thomas Müller eine kurze Ecke zu Kimmich, dessen flache Flanke zwar vom herbeieilenden Pavard knapp verpasst wird, was aber Torwart Steffen derart irritiert, dass Kimmichs Ball ungehindert ins Tor rollen kann. 0:1.
In der 18. Minute spielt Müller im Strafraum den Ball sehenswert mit der Hacke in den Lauf von Lewandowski, der sich zwar gegen seinen Verteidiger durchsetzen kann, dann aber mit einem flachen Linksschuss knapp das Tor verpasst. Kurz danach sieht Javi Martinez gelb für einen zu späten Einsatz gegen Kownacki (22. Minute). In der 24. Minute schlägt Pavard eine flache Hereingabe in Düsseldorfs Strafraum, die Coutinho nur knapp am Tor vorbeispitzelt. In der 27. Minute entscheidet sich Steffen dafür, Müller beim Abschlag den Ball direkt in die Füße zu spielen. Dieser spielt ihn weiter zu Gnabry, der mit einem überlegten Pass in den Rückraum Tolisso einsetzt, der kein Problem hat, Bayerns zweites Tor zu erzielen. 0:2.
In der 31. Minute spielt Lewandowski nach einem langen Lauf den linken Flügel herunter einen halbhohen Außenristpass auf Gnabry im Sechzehner, der ihn aber volley nur gegen den Pfosten schlagen kann. Düsseldorf wirkte jetzt von Minute zu Minute anfälliger und die Bayern erhöhten den Druck. Dies zahlte sich in der 34. Minute aus. Coutinho spielt den Ball nach rechts außen auf Pavard. Dessen flache Hereingabe auf Müller wird zwar von Düsseldorfs Verteidigung gestört, aber Müller schafft es noch, den Ball zu Gnabry abzulegen, der völlig frei unbedrängt einschieben kann. Nachdem der VAR sein Okay gibt (der Ball war verdächtig nahe an Müllers Arm), zählt das Tor und es steht 0:3.
Die zweite Hälfte
Beide Trainer schickten ihre Mannschaften unverändert zurück aufs Feld für die zweite Halbzeit. Nach einem missglückten Freistoß in der Bayern setzt Torwart Steffen Kownacki im Sturm ein, dessen Schuss Manuel Neuer aus seinem Tiefschlaf bis dahin erweckt, aber keine wirkliche Gefahr ausstrahlt. Aber Düsseldorf nahm diesen Anlass als Zeichen, jetzt etwas mehr Druck auf die Verteidigung der Bayern auszuüben. Im Ergebnis bleibt dies jedoch vollkommen ohne Effekt. Selbst wenn die Bayern mal nicht dauerhaft in Ballbesitz waren, wirkte es zu keinem Zeitpunkt so, als könnte hinten irgendetwas anbrennen.
In der 63. Minute kam Ivan Perišić für Serge Gnabry ins Spiel. Seine Einwechslung macht sich fast sofort bezahlt, denn nur Sekunden, nachdem er aufs Feld gekommen war, spielte er eine passgenaue Flanke auf den Kopf von Lewandowski, dessen Kopfball Steffen gerade so parieren kann. Drei Minuten später wechselte auch Friedhelm Funkel das erste Mal. Kapitän Oliver Fink machte Platz für Markus Suttner. Nach einer missglückten Ecke der Düsseldorfer startet Bayern kurz darauf einen Konter über Coutinho und Lewandowski auf der linken Außenbahn. Lewandowski zieht zur Grundlinie und spielt einen halbhohen Ball vor das Düsseldorfer Tor. Müller schlägt ein Luftloch, aber hinter ihm wartet der mitgelaufene Coutinho und muss nur noch einschieben. 0:4 (70. Minute). Eine Minute später wechselt Flick Thiago für Tolisso ein.
in der 75. Minute zwang David Alaba Manuel Neuer zu einer unglücklichen Abwehr und kurzzeitig schien es, als ob die Fortuna ihren Ehrentreffer erzielt hätte, aber das Tor wurde wegen Abseits nicht gegeben. Nur eine Minute später nutzte Hansi Flick seinen dritten und letzten Wechsel, um Leon Goretzka für Joshua Kimmich einzuwechseln. Auf Düsseldorfer Seite kam dann Sobottka für Kownacki in der 79. Minute. In der 82. Minute spielt Suttner einen Ball in den Lauf von Hennings, der sich zwar gegen Alaba schönen durchsetzen kann, dann aber über das Tor verzieht. 5 Minuten später nimmt auch Friedhelm Funkel seinen dritten und letzten Wechsel vor und bringt Jean Zimmer für Erik Thommy. Zimmer hatte jedoch nicht mehr die Chance, noch signifikanten Einfluss auf das Spiel zu nehmen, das der Schiedsrichter rund 3 Minuten später pünktlich abpfiff.
Was uns aufgefallen ist
1. Müllers Comeback
Vielleicht liegt es nur daran, dass er wieder eine neue Chance erhält. Vielleicht liegt es auch daran, dass Flick Vertrauen in ihn setzt und ihn das auch spüren lässt. Vielleicht liegt es auch an den taktischen Anpassungen unter Flick. Was auch immer die Ursachen im einzelnen sein mögen, eins jedenfalls ist auffällig: Thomas Müller spielt wieder so wie der Thomas Müller der guten alten Zeit. Seit seiner Rückkehr zum Stammspieler ist er wieder zu einem echten Leistungsträger im Team geworden.
Obwohl er selber kein Tor geschossen hat, hatte er einen deutlichen Einfluss auf das Geschehen vor dem Tor. Er schien an jeder gefährlichen Situation der Bayern beteiligt zu sein. Es ist aber vielleicht noch wichtiger, dass er immer und überall zu finden war und ständig Präsenz zeigte. In der 57. Minute betätigte er sich sogar einmal als Abwehrspieler, als er einen Freistoß der Düsseldorfer über das eigene Tor klärt. Vielleicht ist er noch nicht ganz wieder der Weltklasse-Müller von früher, aber er zeigt, dass er einen Spiel immer noch seinen Stempel aufdrücken kann und dass er mit seiner Einstellung ein Spiel und seine Mitspieler entscheidend positiv beeinflussen kann.
2. Flick macht alles richtig
Nach drei Spielen ist Flick immer noch ohne Punktverlust oder Gegentor. Einige seiner Anpassungen sind deutlich zu sehen und einfach nachzuvollziehen. unter seiner Leitung spielen die Bayern strukturierter und halten ihre Positionen besser. Davon profitiert ihr Passspiel, gerade im und um den Sechzehner herum. Gleichzeitig hat die Zahl der hohen Flanken abgenommen, ihre Effektivität sich aber erhöht. Weil die Bayern jetzt wieder stärker durch das Zentrum aufbauen und höher auf dem Feld Druck aufbauen, schaffen sie es, mehr Spieler in den Strafraum zu bringen, die mit gelegentlichen präzise geschlagenen Flanken erreicht werden können.
Flick scheint außerdem recht klare Vorstellungen von seiner präferierten ersten Elf zu haben. In der Verteidigung sind ihm zwar wegen Süles und Hernández‘ Verletzung und Boatengs Sperre ziemlich die Hände gebunden, aber im Mittelfeld und im Angriff kann er im Prinzip aus dem Vollen schöpfen. Und da ist klar geworden, dass er im Mittelfeld Kimmich gegenüber Thiago bevorzugt und im Angriff auf Müller als den Spielmacher hinter und um Lewandowski herum setzt. Zwar bekommen auch Thiago und Coutinho ihre Spielzeiten, aber es wird spannend zu sehen sein, wie er die Stimmung im Kader in den nächsten Wochen managen wird, wenn die ersten Stars anfangen mit ihrer Rolle als Bankdrücker unzufrieden zu werden. Thiago wird diese Rolle momentan besonders schmerzen in Anbetracht seiner hervorragenden Leistungen in den letzten Jahren. Allerdings hat Flick bisher sowohl die Attraktivität des Spiels als auch die Ergebnisse auf seiner Seite.
3. Nächster Halt Belgrad
Das Spiel gegen Düsseldorf wirkte wie eine gute Vorbereitungseinheit für die Begegnung gegen Belgrad: Auswärtsspiel gegen einen Underdog, der sich wahrscheinlich hinten reinstellen wird. Natürlich gibt es im Detail zwischen den beiden Begegnungen Unterschiede, aber grundsätzlich dürfte das, was die Bayern am Dienstag erwartet, relativ ähnlich zum Spiel gegen Düsseldorf sein.
Boateng könnte wieder für Martinez in der Innenverteidigung auflaufen, Coman könnte wieder für Coutinho auf dem Flügel übernehmen. Aber die eigentliche Frage wird sein, wer neben Kimmich im Mittelfeld aufläuft. Wird es Goretzka sein, den Flick in den ersten Spielen bevorzugt hat? Wird es Tolisso sein, der jetzt ein Tor gegen Düsseldorf geschossen hat? Es ist wenig wahrscheinlich, dass Thiago in der Startelf stehen wird, weil seine Nominierung wahrscheinlich ein zu defensiver Ansatz für das Spiel sein dürfte. Wer auch immer spielen wird, die Bayern sollten mehr als in der Lage sein, Belgrad komfortabel zu schlagen und sich damit den Gruppensieg in Gruppe B vorzeitig zu sichern.