Bayern-Frauen gegen Hoffenheim: dem Spitzenduo im Nacken
Da auch Potsdam am Samstag in Jena gewann und sich zudem Wolfsburg gegen Gladbach in einen Torrausch schoss, verbleiben die Bayern auf dem dritten Rang in der Tabelle, einen Punkt hinter Potsdam und vier hinter Wolfsburg. Vier Spieltage stehen noch aus, doch schon am nächsten könnten die Weichen entscheidend gestellt werden, was die Meisterschaft, aber auch die Champions-League-Teilnahme betrifft. Wolfsburg fährt am Sonntag nach Potsdam und die Bayern sind in Frankfurt zu Gast. Um auch in der kommenden Saison europäisch spielen zu dürfen, müssten die Bayern noch den zweiten Platz erreichen.
Welche Erkenntnisse können wir also aus dem Spiel gegen Hoffenheim ziehen?
Falls Ihr es verpasst habt:
Die Roten waren von Beginn an das dominierende Team. Die TSG ließ immer wieder aufblitzen, dass sie eine gut organisierte Mannschaft mit ordentlicher Qualität am Ball, Spielübersicht und frechen Ideen ist, doch so richtig aufmüpfig wollte das Team von Trainer Jürgen Ehrmann nicht werden. Insgesamt spielte Hoffenheim zu verhalten, zu vorsichtig, um die Bayern richtig zu fordern. Das sorgte für defensive Kontrolle und die theoretische Möglichkeit, spät im Spiel das Risiko noch zu erhöhen, doch für einen Punktgewinn war es zu wenig.
🇩🇪 One of two @VivianneMiedema goals this weekend. #AFBL pic.twitter.com/vbQ0PyMCFy
— WoSo Comps (@WoSoComps) May 2, 2017
Das Team von Tom Wörle dagegen musste nicht an seine Grenzen gehen, um sich vielversprechende Torchancen herauszuspielen. Die Münchnerinnen taten aber auch nicht mehr, als sie mussten. Bayern war weit davon entfernt, Hoffenheim zu überrollen, obwohl die Kräfteverhältnisse auf dem Platz früh klargestellt waren.
3 Dinge, die auffielen
1. Gute Balance zwischen Wenninger und Baunach
Beide Teams spielten in einer pendelnden Mischvariante zwischen Dreier- und Viererkette, doch führten die Abwehrreihen ihre Rollen dabei ganz unterschiedlich aus. Bei den Münchnerinnen lief zunächst Carina Wenninger als Abwehrchefin zwischen Viktoria Schnaderbeck und Caro Abbé auf. Die Dreierkette wurde auf den Flügeln noch von Gina Lewandowski und Leonie Maier flankiert. Doch immer wieder schob Wenninger im Spielaufbau vor ins defensive Mittelfeld.
Katharina Baunach balancierte die Bewegungen Wenningers aus. Als Pendant von Melanie Behringer auf der Doppelsechs kippte Baunach in den linken Halbraum raus, zog ihre Gegenspielerin weg aus dem Zentrum und bot Wenninger so Räume für den Spielaufbau, während Behringer sich nach vorn orientieren konnte. So ergab sich phasenweise eine Mittelfeldreihe bestehend aus Sara Däbritz, der zurückgefallenen Sturmspitze Vivianne Miedema, Behringer und der aufrückenden Flügelverteidigerin Maier.
Da Baunach immer wieder den Halbraum attackierte und für Doppelpässe, vertikale Weiterleitungen und diagonale Verlagerungen bereitstand, gewann das Bayernspiel durch die Zentrale ordentlich an Fahrt. Im Angriff wiesen die Roten jede Menge Kombinationsstärke (v.a. Däbritz, Miedema, Baunach, Behringer) und gutes Abschirmverhalten (Rolser, Miedema) auf, um gefüttert von Behringer und Baunach in den Sechzehner einzudringen.
2. Demann mit spannender Pendelrolle
Hoffenheim stellte gegen den Ball eine klassische Viererkette her, allerdings pendelte der künftige Bayern-Zugang Kristin Demann noch viel drastischer zwischen Mittelfeld und Innenverteidigung, so dass unklar blieb, ob sie eine aufrückende Innenverteidigerin oder eine abkippende Sechs darstellte.
Die Konfusion ergab sich womöglich aus dem ungewöhnlichen Umstand, dass die Dreierkette ohne Demann immer etwas asymmetrisch und situativ vakant wirkte. Meist rückte die linke Außenverteidigerin Michaela Specht in klassischer Interpretation ihrer Rolle weiter nach vorn, während Tamar Dongus auf der anderen Seite die Lücke innen als rechte Halbverteidigerin schloss. Baunach, Däbritz, Lewandowski und Miedema freuten sich nach offensiven Umschaltmomenten jedenfalls mehrfach über angenehm wenig Gegenwind im linken Halbraum.
3 Bayern braucht mehr Torschützinnen
Vivianne Miedema ist eine erstklassige Stürmerin und markierte gegen Hoffenheim die Ligatore 9 und 10 Tore für diese Saison. Insgesamt schoss Bayern innerhalb der 18 absolvierten Spieltage magere 25 Tore. Zum Vergleich: Wolfsburg hat 49, Potsdam 37 Treffer aufzuweisen und auch Teams, die in der Tabelle unterhalb des FC Bayern stehen, konnten häufiger einnetzen (Freiburg: 35, Frankfurt: 33, Essen: 29).
Wenn Miedema nicht trifft, kommt Bayern in der Regel am ehesten über Standards zum Erfolg. Mal kann Melanie Behringer direkt einen Freistoß im Tor unterbringen, mal die Innenverteidigerinnen ihre Kopfballstärke ausspielen. Viel zu oft heißt die Alternative aber: ausbleibender Torerfolg.
Bayern hat eine ausgezeichnete Abwehr, doch nicht jedes Match ist über die Defensivschlacht zu gewinnen. Fehler passieren. Tore kassiert man. Daran, wie sein Team variabler in der Offensive werden und unterschiedliche Spielerinnen in gefährliche Abschlusssituationen bringen kann, wird Wörle arbeiten müssen.
FC Bayern München – 1899 Hoffenheim | |
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Bayern | Zinsberger – Schnaderbeck, Wenninger, Abbé – Lewandowski, Baunach (83. Romert), Behringer (65. Holstad), Maier – Däbritz, Miedema, Rolser (79. Bürki) |
Bank | Weimar, Evans, Schlarb |
Hoffenheim | Tufekovic – Specht, Howard, Demann, Dongus (58. Beck)- Pankratz, Breitner, Moser, Steinert (82. Hartig) – Zeller (72. Waßmuth), Billa |
Tore | 1:0 Miedema (5.), 2:0 (43.) |
Karten | -/- |
Schiedsrichterinnen | Ines Appelmann (Alzey), Fabienne Michel (Gau-Odernheim), Naemi Breier (Konz), Melissa Joos (Leinfelden-Echterdingen) |
Zuschauer | 522 |