4:2! Bayern schlägt BVB spät!

Christopher Trenner 06.03.2021

Spätestens mit der Partie gegen den BVB begann die heiße Schlussphase der Bundesliga-Saison 2020/21, die nach wie vor unter ganz besonderen Corona-Vorzeichen steht.

Dinge, die auffielen

1. Aufstellung

Hansi Flick konnte fast aus dem Vollen schöpfen. Von den potenziellen Startern fehlte lediglich Pavard – und angesichts der Stabilität, die Niklas Süle auf der Position des Rechtsverteidigers zeigt, kann es hier auch unterschiedliche Lesarten geben. Im Vergleich zum Spiel gegen Köln gab es nur zwei Wechsel. Müller rückte in die erste Elf für Musiala und Coman für Choupo-Moting. Insgesamt erwartbare Wechsel. Sané blieb aufgrund der Leistung der vergangen Wochen in der Startelf.

Edin Terzić aufseiten des BVB hatte nach dem DFB-Pokalsieg gegen Gladbach größere Umbaumaßnahmen vor sich. Guerreiro und Sancho blieben in Dortmund. Bellingham und Morey rotierten raus. Dafür rückten Schulz, Zagadou, Meunier und Hazard in die Startelf. Der BVB-Trainer veränderte also seine Viererkette auf drei Positionen, da Can ins Mittelfeld aufrückte.

2. Wilde 1. Halbzeit

Der FC Bayern sah sich bereits in der zweiten Minute einem bekannten Problem gegenüber: ein früher Rückstand. Kimmich kann einen Ball im Mittelfeld gegen Delaney nicht klären. Die Kugel flippert zu Haaland, dessen Schuss aus 20 Meter von Boateng unhaltbar für Neuer abgefälscht wird. Vorher hatte Boateng schon gegen Haaland klären können. Nur sieben Minuten später stand es 0:2. Abermals kamen die Münchner nur schlecht ins Pressing und Dahoud gelang eine Seitenverlagerung auf Schulz und wenig später war es erneut Haaland, der gegen Neuer traf.

Dortmund zog sich mit der Führung zum Teil weit zurück und lauerte auf Konter. Verpasste aber die Vorentscheidung. Der FC Bayern war früh gezwungen, die letzte Kette sehr hoch zu positionieren. Mit vielen Angriffen über die Sané-Seite erspielten sich die Bayern Abschlusschancen. In der 26. Minute vernaschte Sané Schulz und spielte einen flachen Pass auf Lewandowski, der locker zum Anschluss einschieben konnte.

Es entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor. Der BVB wurde zu passiv und ihm gelang es nicht mehr so gut in den Halbräumen Seitenverlagerungen zu spielen. In der 42. Minute zog Coman in den Strafraum und wurde von Dahoud am Fuß getroffen. Fritz ließ zunächst weiter spielen, aber nach einem Hinweis aus Köln gab es Elfmeter für die Bayern, den Lewandowski souverän verwandelte. Es stand wieder All Square.

3. Mehr Kampf in der 2. Halbzeit

Mit dem Ausgleich der Bayern vor der Pause musste der BVB wieder mehr machen – und er machte mehr. Die Dortmunder standen und pressten wieder höher. Die Bayern konnten sich in einigen Szenen nur mit Mühe und viel Risiko befreien.

In Anlehnung an den “Fight of the Century”, der sich in zwei Tagen zum 50. Mal jährt, taumelten beide Vereine wie angeschlagene Boxer in den Seilen – und beide verloren Schlüsselspieler. Der BVB Haaland. Die Bayern Boateng. Beide konnten verletzungsbedingt nicht weiter machen. Es entwickelte sich ein Abnutzungskampf mit vielen Zweikämpfen im Mittelfeld. Der FC Bayern war feldüberlegen, aber zu kompliziert beim Herausspielen der Torchancen.

Am Ende reichte es doch für die Münchner. Meunier klärt eine Halbfeldflanke direkt vor die Füße von Goretzka, der alles riskiert und belohnt wird. 3:2 in der 88. Minute. Nur wenige Sekunden später fällt sogar das 4:2. Lewandowski wird von Davies bedient und zieht aus der Entfernung unhaltbar ab. Sané hatte vorher den Ball gut durchgelassen.

Am Ende ein verdienter, wenn auch in der Entstehung etwas glücklicher Sieg der Bayern, die abermals viel Moral zeigten und die Partie für sich entschieden.

4. Probleme im Mittelfeld

Wer das Mittelfeld dominiert, dominiert das Spiel. Dem BVB gehörten die ersten 15 – 20 Minuten, weil die Bayern sichtlich Probleme hatten, ins Pressing zu kommen. Die erste Reihe wurde häufig mit einem langen Ball überspielt und im Zentrum gewann Dortmund die 50:50-Duelle meist klar für sich. Häufig folgte eine Seitenverlagerung, die dann Gefahr für das Bayern-Tor bedeutete. Süle und Davies waren meist sehr eng eingerückt. Ein Muster, welches man unter Flick mit allen Außenverteidigern sieht. Ein weiteres Problem war der passive Start von Leon Goretzka. Der früh von Hitz am Kopf getroffen wurde und in einigen Szenen sichtlich neben sich stand (Eine Gehirnerschütterung war natürlich auszuschließen.).

Die hohe Führung kam vielleicht auch zu früh für den BVB. Schon früh zogen sich die Dortmunder an den eigenen Strafraum zurück und überließen fortan den Bayern das Mittelfeld, die vor der Halbzeit nicht unverdient zum Ausgleich kamen. Wer das Mittelfeld dominiert, dominiert das Spiel.

5. Es ist ein Spiel für Angreifer

Die vielleicht zwei besten Neunen der Welt trafen aufeinander – und zeigten ihre ganze individuelle Klasse. Haaland bestach mit einer unglaublichen Physis. Boateng und Alaba prallten regelmäßig im Zweikampf an ihm ab. Auf der Gegenseite war es Robert Lewandowski, der mit seinem Gefühl für den Raum sich immer wieder Abschlüsse erspielte. Ein Duell, welches in der ersten Halbzeit mit je zwei Toren keinen Sieger fand – und angesichts der frühen Auswechslung von Haaland auch gar keinen Sieger braucht. Außer Anerkennung für die Leistung beider Sportler.