FC Bayern München – Borussia Dortmund 6:0 (5:0)

Tobias Trenner 31.03.2018

Seit Jahren bemüht sich die DFL, die Spiele zwischen Bayern und Dortmund als eine Art „deutschen Classico“ zu vermarkten, und setzt das Rückspiel regelmäßig im April an. Jahr für Jahr wird die Hoffnung auf einen Showdown um die Meisterschaft aber dadurch zunichte gemacht, dass der Titelkampf zu diesem Zeitpunkt längst entschieden ist. Was in deser Auflage des Duells heute jedoch deutlich wurde, ist dass der BVB in diesem Jahr nicht nur über die gesamte Saison gesehen sondern auch punktuell nicht in der Lage ist, ein ernsthafter Konkurrent für den FCB zu sein.

Schon vor dem Spiel war klar, dass die größeren Prüfungen für den FCB in den nächsten Wochen dienstags und mittwochs stattfinden werden. Eigentlich hätte sich Jupp Heynckes also gegen den BVB die komfortable Möglichkeit geboten, drei Tage vor dem für den weiteren Saisonverlauf eminent wichtigen Auswärtsspiel in Sevilla einigen Spielern noch einmal eine Verschnaufpause zu verschaffen. Die in Leipzig erlittene Delle und die Länderspielpause ließen es aber ratsam erscheinen, das Spiel gegen Dortmund zu nutzen, um den Rhythmus wiederzufinden und Selbstvertrauen zu tanken.

Und so bot Heynckes – abgesehen von Kimmich, der letzte Woche mangels Alternativen in der Nationalmannschaft 2 mal über 90 Minuten ran musste – wie in der Pressekonferenz angekündigt die seiner Meinung nach bestmögliche Mannschaft auf. Da Vidal angeschlagen aus der Länderspielpause zurückkehrte, rückte Müller für ihn vom Flügel ins Zentrum. Seine Position auf der rechten Außenbahn nahm der wiedergenesene Robben ein.

Falls Ihr es verpasst habt:

Die Besetzung des Zentrums mit Javi Martinez, James & Müller ließ bereits vor dem Spiel vermuten, dass der FCB nicht vorhatte, sich den BVB geduldig mit feinem Kombinationsspiel und virtuosen Ballstafetten bereit zu legen.

FC Bayern gegen BVB, GrundformationenFC Bayern gegen BVB, Grundformationen

Und in der Tat war das Spiel von Anfang an auf eine im Vergleich zu den Jahren unter Guardiola frappierende Direktheit und Vertikalität ausgerichtet.

Sinnbildlich dafür die Entstehung der ersten Tore: Nach einem BVB-Einwurf auf Höhe der Mittellinie wird der eroberte Ball vertikal auf Müller gespielt, der seinerseits auf den durchstartenden Lewandowski durchsteckt (1:0, 5. Min.). Auch das 2:0 durch James (14. Min.), das 3:0 von Müller (23. Min.) und das 4:0 durch Lewandowski (44. Min.) gingen unmittelbar aus einer Balleroberung hervor, die in direkten und mit Tempo vorgetragenen Angriffen mündeten.

Als Ribery durch einen sehenswerten Heber eine schöne Kombination mit dem überragenden James zum 5:0 (45.+1 Min.) verwandelte, war das Spiel nicht nur längst entschieden. Es war förmlich ein Klassenunterschied zwischen beiden Teams zu sehen, und der BVB kann von Glück sprechen, dass es den Bayern in der 2. Halbzeit nur noch darum ging, im Hinblick auf das Spiel am Dienstag nicht mehr allzu viele Kräfte investieren zu müssen. Und so kam nur noch ein weiterer Treffer durch Lewandowski hinzu (87. Min.), nachdem der zur Halbzeit eingewechselte Kimmich sich im Zusammenspiel mit Müller über den rechten Flügel durchkombiniert hatte.

Dinge, die auffielen

1. Bemerkenswertes Mittelfeld

Um den Spielaufbau nicht über Javi Martinez laufen lassen zu müssen, ließ sich der umtriebige James im Ballbesitz weit zurückfallen und fungierte als Initiator eines Großteils der Angriffe. Dabei war er sichtlich bemüht, das Spiel nicht zu verschleppen und nur möglichst wenige Querpässe zu spielen. Die Mischung aus Risiko & Sicherheit stimmte. Auch die Abstimmung mit Javi funktionierte sehr gut; ließ James sich fallen, rückte Javi als vertikale Anspielstation vor und erschwerte der gegnerischen Doppel-6 so den Zugriff.

2. Thomas Müller in Top-Form

Ein Müller in dieser Form ist eine Waffe, die kein anderer Verein besitzt. Mit seinem großen, aber wohlüberlegten Laufeinsatz deckt er quasi zwei Positionen zugleich ab, schafft Überzahlsituationen im Mittelfeld und stößt als zweite Spitze in die Tiefe vor. Indem er den rechten Flügel besetzte, verhinderte er die früher vom BVB unter Klopp so effektiv praktizierte Isolation und Dopplung Robbens.

3. Gute Tempokontrolle

Die Mannschaft versteht es, das Tempo zu variieren. Ballbesitzphasen wurden immer wieder als eine Art Verschnaufpause eingestreut, blitzartig wurden Tempo und Druck mit vertikalem Spiel und aggressivem Gegenpressing erhöht. Bemerkenswert ist auch, wie es gelang, trotz der Dominanz den BVB nicht einzuschnüren und sich damit selbst die Räume zu nehmen.

4. Ribery ist in der Saison angekommen

Reicht es bei Ribery doch noch einmal für den großen Wurf? Sein Auftritt in den ersten 45 Minuten weckt Hoffnungen, die nach der Verletzung Comans bereits begraben schienen. Wie in besten Zeiten vernaschte er Piszczek vor dem 4:0, der Heber zum 5:0 war traumhaft. Unnötig wie eh und je dann aber wieder seine Aggression Weigl gegenüber in der 2. Halbzeit.

5. Die Rolle des BVB

Kritisch anzumerken ist einzig, dass das erschreckende Niveau des BVB die eigene Leistung womöglich relativiert. Defensiv taten sich im Zentrum bei den seltenen Gegenstößen mitunter große Lücken auf, die Javi Martinez alleine kaum schließen kann. Ob ein besserer Gegner diese Lücken ausgenutzt hätte, wird sich erst in der Champions League zeigen.

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FC Bayern – Borussia Dortmund
FC Bayern Ulreich – Rafinha, Boateng, Hummels, Alaba (46. Kimmich) – Martínez – Müller, James (65. Thiago) – Robben, Ribéry (69. Rudy) – Lewandowski
Bank Starke, Wagner, Süle, Tolisso
Borussia Dortmund Bürki – Piszczek, Akanji, Sokratis, Schmelzer – Castro (29. Weigl), Dahoud – Pulisic (75. Philipp), Götze (78. Sahin), Schürrle – Batshuayi
Bank Weidenfeller, Isak, Toljan, Gómez
Tore 1:0 Lewandowski (5.), 2:0 James (14.), 3:0 Müller (23.), 4:0 Lewandowski (44.), 5:0 Ribéry (45.+1), 6:0 Lewandowski (87.)
Karten Gelb: Ribery / Weigel
Schiedsrichter­ Bastian Dankert (Rostock)
Zuschauer 75.000