Bayern Amateure vor dem Jahresauftakt
Die Vorbereitung zeigte, dass die Bayern Amateure wohl in einem 3-4-3-System spielen werden. Niklas Dorsch blieb überraschend in den Reihen der A-Jugend, obwohl Giancluca Gaudino zum FC St. Gallen wechselte. Der Ausfall von Kapitän Lappe schmerzt, da sich nun kein echter Stürmer mehr im Kader befindet. Die Alternativen sind somit Außenbahn-Akteure, die sich in der Zentrale aufhalten können. Torwart Lucic ist suspendiert und wird wohl kein Spiel mehr für den FC Bayern machen, Rössl fehlt nach seiner roten Karte in den ersten beiden Partien. Insofern beginnt wohl der 19-jährige Leo Weinkauf, der damit die Chance hat, sich dauerhaft zu etablieren. Fragezeichen und Möglichkeiten halten sich die Waage.
Ungeschlagen ging es durch den Testspielbetrieb, Heiko Vogel sieht seine Mannschaft gut vorbereitet und hungrig, wie er im Interview auf der Vereinshomepage sagte:
Die Mannschaft ist gewappnet. In der Trainingswoche hat man gemerkt, dass die Jungs heiß sind und nochmal eine Schippe draufgelegt haben. Nach der langen Pause freuen wir uns einfach riesig, dass es jetzt endlich wieder um Punkte geht. Diese Freude wollen wir auch auf dem Platz zeigen.
Heiko Vogel, FCBayern.de am 18.02.2016
Neben dieser kurzen Ersteinschätzung, haben wir Antworten auf vier Fragen, die die Winterpause prägten und das Team in der verbleibenden Saison begleiten werden.
Wie ist aktuell das Prioritätsverhältnis zwischen kurzfristigem Aufstieg und langfristiger Talententwicklung? Lässt sich beides vereinbaren?
Schnellstmöglicher Aufstieg und langfristige Entwicklung von Jugendspielern lassen sich nur schwer vereinbaren. Talententwicklung braucht Zeit und die Möglichkeit, Fehler zu machen. Das beeinflusst den kurzfristigen, sportlichen Erfolg. Der FC Bayern möchte seine dominante und ballbesitzorientierte Spielweise in allen Jugendklassen etablieren.
Hierfür wird auch in Kauf genommen, dass man verliert, wenn die Entwicklung auf dem richtigen Weg ist. Inzwischen hat sich ein wenig Gelassenheit bei den Diskussionen um einen Aufstieg eingestellt. Natürlich möchte man den Sprung in die 3. Liga schaffen, arbeitet aber auch daran, das allgemeine Niveau aller Nachwuchsspieler beim FC Bayern zu verbessern. Daraufhin steigen die Aufstiegschancen automatisch, so der Plan.
Wie wirken sich die Veränderungen der Verantwortlichkeiten aus? Es gab einige personelle Änderungen im Nachwuchsbereich.
Hierüber ein Urteil zu fällen, ist nach aktuellem Kenntnisstand schwierig, da sich FCB-interne Angelegenheiten und Aufgabenverteilungen veränderten. Man kann jedoch erwarten, dass der Verein im Sommer deutlich aggressiver auf dem Nachwuchstransfermarkt agieren wird, als er es zuletzt getan hat.
Zum Einen, um in den ganz jungen Mannschaften bereits Talente zu binden und sie über mehrere Jahre hinweg durch die Jugendabteilungen selbst entwickeln zu können. Andererseits aber auch als Vorgriff auf einen insgesamt schwieriger werdenden Transfermarkt. Mit dem Bau des Nachwuchsleistungszentrums im Münchner Norden stellt der FC Bayern organisatorische Weichen, die zum Hauptziel, die gesamte Jugendarbeit zu verbessern, passen. Transferaktivitäten sind ein entscheidendes Puzzle-Stück bei diesem Vorhaben.
Welche Spieler stehen nach den Wintertransfers im Fokus bzw. sollen über die Saison hinaus Stützen des Teams sein?
Im Vergleich mit vorherigen Spielzeiten hat sich das Teamklima verbessert, da diejenigen, die sich für herausragende Spieler hielten, nicht mehr in der Mannschaft der Bayern Amateure aktiv sind. Entsprechend verteilt sich die Arbeit und Last auf das Team als Gesamtheit. Der Fußball der Bayern Amateure hat sich von herausragenden Einzelkünstlern und etwas »Beiwerk« hin zur Stärkung der Mannschaft als funktionierende Einheit gewandelt.
Lucas Scholl und Korbinian Burger scheinen sich inzwischen in die Startelf gespielt zu haben, obwohl sie in der Hinrunde keine Rolle spielten. Patrick Weihrauch hingegen könnte davon negativ betroffen sein, da er Teile der Vorbereitung verletzungsbedingt verpasste. Nicolas Feldhahn, der nach seiner langen Verletzung wie ein Neuzugang wirkt, gerät ebenfalls in den Fokus, da er das Team defensiv stabilisieren soll.
Angesichts der vielen Ausfälle bei den Profis, gibt es nicht einen Jugendspieler, der eine Alternative zu Tasci dargestellt hätte?
Zwei grundsätzliche Probleme erschweren die Suche nach einer Jugend-Alternative für die Innenverteidiger-Position. Zum Einen handelt es sich bei ebenjener um eine der anspruchsvollsten Feldpositionen in Guardiolas Spielsystem, da enorme Qualitäten im Spielaufbau, Stellungsspiel und beim Bewältigen von 1-gegen-1-Situationen gefordert sind. Sicherheit, die hierfür nötig ist, wird durch Einsatzzeit auf hohem Niveau gewonnen. Für Nachwuchsspieler besteht kaum die Chance solche zu erhalten. Konter galten in der Hinrunde beispielsweise als größte Auffälligkeit im Spiel der Bayern Amateure.
Des Weiteren ist Pep Guardiola ein experimentierfreudiger Trainer, wenn es um das Verschieben seiner Spieler auf dem Platz geht. So kann eine Umstellung zwischen 3er- und 4er-Kette ebenso zu Lösungen führen, wie das Zurückziehen von Mittelfeld-Akteuren auf Defensiv-Positionen. Blickt man auf die U19 wird die Perspektive besser: Juniorennationalspieler Gschwend war jedoch in der Hinrunde lange Zeit verletzt und Isherwood zeigte sich als »Zweikampfmonster«, dem bisher spielerisch noch Potential abgeht.
Für weitere Informationen rund um die Bayern Amateure und die Nachwuchsarbeit des FC Bayern im Allgemeinen empfiehlt sich der Blick auf die Artikel-Serie zum »FCB Junior Team«:
- »FCB Junior Team: Zurück zu alter Stärke«, der allgemeine Überblick über die Vergangenheit und aktuelle Situation im Nachwuchsbereich.
- »FCB Amateure vor dem Spitzenspiel«, wie sich Taktik, Mannschaft und die Konkurrenz entwickelt hat.
- »Die FCB U19 zwischen Bundesliga und Youth-League«, Trainer, Taktik, Kader und die ernüchternde internationale Bilanz.
- »Die FCB U17: Ein Versprechen für die Zukunft?«, der Hoffnungsschimmer im FCB-Nachwuchsbereich.