FC Bayern Amateure – FC Ingolstadt 04 II 1:0 (1:0)

Jan Trenner 21.03.2015

Falls Ihr es verpasst habt:

Trainer ten Hag forderte vor der Partie eine deutliche Leistungssteigerung seiner Mannschaft und bemängelte das Auftreten in Augsburg klar: »Mit dieser Einstellung hat keiner der Spieler etwas im Profibereich zu suchen«. Die Mannschaft nahm sich seiner Worte an, schwor sich vor Anpfiff im Kreis ein und startete mit Spielbeginn frischer, aggressiver und strukturierter als am vergangenen Sonntag. Nach einer kurzen Phase des Abtastens – die »Schanzer« starteten mit zwei Niederlagen in das Jahr 2015 – folgte die erste gute Chance von Herbert Paul in der 16. Minute. Sein Schuss ging knapp vorbei, bevor er in der 19. Minute einen Diagonalball mit der Brust annahm und zur 1:0 Führung verwandelte. Die Ingolstädter zogen sich im Anschluss etwas weiter zurück, versuchten die Räume noch enger zu machen und legten mehr Aggressivität an den Tag. Bis auf eine Kopfballchance und Versuche, den Ball hinter die Linie der Bayern Amateure durchzustecken, zeigte Ingolstadt relativ wenig, während der FCB-Nachwuchs auf das zweite Tor drängte, es aber nicht erzielte.

Der mit seinen Entscheidungen nicht immer glücklich wirkende Schiedsrichter (Handspiel Ingolstadt nach Flanke Ribéry) lag in der 37. Minute absolut richtig, als er Rico Strieder nach einer Notbremse mit Rot vom Platz stellte. Die Bayern Amateure agierten fortan zu zehnt und Erik ten Hag wechselte Riccardo Basta für Nikola Jelisic ein, um einen Außenbahnspieler heraus- und wieder einen Sechser in die Partie hereinzunehmen.

Die zweite Spielhälfte wurde vor allem durch viele Foulspiele und hitzige Aktionen geprägt. Ingolstadt versuchte die Überzahl zu nutzen, wurde aber durch inzwischen im 4-4-1 agierende und in zwei sehr engen Ketten stehende Amateure in Schach gehalten. Görtler hatte die Chance, auf 2:0 zu erhöhen und Ingolstadt kam zu 2-3 Chancen, die Schlussmann Leopold Zingerle oder einer seiner Vorderleute klären konnte. Die letzte Viertelstunde wurde besonders hitzig, da der FCB-Nachwuchs keine Entlastungsangriffe starten konnte und sich nicht aus der Verteidigungshaltung befreite. Erik ten Hag wechselte Edwin Schwarz für Matthias Strohmaier ein, der nach einem Kopfballduell benommen vom Spielfeld ging. In den Schlussminuten ersetzte Tobias Schweinsteiger Patrick Weihrauch. Nach vier Minuten Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Luka Beretic die Partie ab. Die Bayern Amateure feierten spürbar erleichtert nach guter Leistung den ersten Heimsieg 2015.

Drei Dinge, die auffielen:

1. Interessante Rollenverteilung auf Außen

Bereits in der Vergangenheit wussten die Bayern Amateure durch taktische Variabilität Aufgaben zu stellen, die ihre Gegner verstehen und bespielen mussten. Wir haben vor einigen Wochen bereits von der Pärchenbildung der Außenverteidiger mit ihren Vorderleuten berichtet. Nach den Abgängen von Sallahi (KSC) und Weiser (FCB-Profis) sind Kodjovi Koussou und Herbert Paul die beiden Spiel der Wahl für diese Position. Am Donnerstagabend gegen Ingolstadt zeigte sich die ganze Hintermannschaft der Amateure sehr variabel – zumindest bis zur roten Karte für Rico Strieder, die logischerweise eine taktische Umstellung und eine fortan defensivere Herangehenweise bedingte.

Es ergaben sich mehrere Formationen, die im eigenen Offensivspiel für Anspielstationen im zweiten Drittel und Überzahl auf der ballnahen Spielseite sorgen sollten, während die ballferne Seite frühestens im Angriffsdrittel durch einen Querpass in Szene gesetzt wurde. In den Anfangsminuten funktionierte ein solcher Seitenwechsel sogar einige Male. Später befreiten sich die Bayern Amateure seltener. Rico Strieder war wie zu erwarten die zentrale Figur aller Variabilität in der Spieleröffnung. Ließ er sich zwischen die beiden Innenverteidiger fallen, schoben die Außenverteidiger neben ihre Vorderleute auf eine Linie, um mit Geschwindigkeit und 1-2 Kombinationen mit Kurzpass gemeinsam in Richtung gegnerischen Strafraum zu gehen. In einer zweiten Idee war Matthias Strohmaier für den ersten Offensivpass verantwortlich, während Patrick Weihrauch zentral zurückfiel und Rico Strieder nach vorn schob. Die Außenverteidiger sorgten für die Breite, Strieder und Weihrauch im Zentrum für Anspielstationen, um Görtler, Wegkamp, Ribéry oder Jelisic in Szene setzen zu können. Es war sehr schade, dass Strieders rote Karte zu einer defensiveren Umstellung führte und nicht beobachtet werden konnte, wie sich diese Variabilität über 90 Minuten präsentiert. Den Gästen gelang es in der ersten Spielphase selten, Zugriff und Kontrolle zu erlangen.

2. Strieder, Rot.

In der 37. Spielminute legte sich Rico Strieder den Ball im Spielaufbau knapp außerhalb des eigenen Strafraums ein Stück zu weit vor und wurde vom Ingolstädter Stürmer überrumpelt. Ihm blieb nur ein Klammergriff und damit die Verhinderung einer klaren Torchance, was der Schiedsrichter folgerichtig mit der roten Karte und einem Freistoß für die Gäste bestrafte. Leopold Zingerle parierte den Schuss glänzend und Erik ten Hag wechselte Riccardo Basta als neuen Sechser für den Linksaußen Nikola Jelisic ein. Für Strieder ist diese Karte besonders bitter. Nachdem er gerade erst eine langwierige Verletzung überwunden hatte und als Kapitän das Spiel der Bayern Amateure wieder koordinieren konnte, gerät er erneut aus dem Team. Seine Fähigkeiten werden den Bayern Amateuren fehlen. Der Mannschaft ist dennoch ein Lob für ihre couragierte Defensivleistung in den verbleibenden 50 Minuten auszusprechen.

Riccardo Basta machte seine Sache im Anschluss gut, konnte aber wenig Akzente nach vorn setzen. Das Pressing der Gäste wurde zu aggressiv und die eigene Absicherung zu bedeutend. Basta präsentierte sich aber defensivstärker als Angelos Oikonomou, der in der ersten Saisonhälfte Strieders Ersatzmann wurde.

3. Dribblings, zu viele Dribblings

Beschränkt man sich beim Vergleich einer in der Regionalliga Bayern stattfindenden Partie auf die Spieler, gehen die Bayern Amateure oftmals als Sieger vom Platz. Die Nachwuchsabteilung des FC Bayern pflegt ein technisch schönes Kurzpassspiel und gute individuelle Klasse. Dass man in der Vergangenheit dennoch oftmals Punkte liegen ließ, bestätigt die kämpferische Einstellung vieler Gegner, der »kleineren« Vereine. Viele Jungs der Bayern Amateure können sich in 1-gegen-1-Situationen mit einer Körpertäuschung, schnellen Annahme oder Ballweiterleitung behaupten. Im Spiel gegen Augsburg und auch gegen Ingolstadt fiel auf, dass oftmals das Dribbling gewählt wurde, wenn der eigene Mann eigentlich gerade in die bessere Position unterwegs war. Man spielte sich fest oder wurde so aggressiv angegangen, dass ein Ballverlust folgte. Die Mannschaft und das Trainerteam können an dieser Stellschraube drehen, um in den nächsten Spielen die optimale Balance zwischen individuellem Durchsetzen und »in-Szene-setzen« des Mitspielers zu finden. Ingolstadt zeigte, dass man sich auf einem guten Weg befindet.

Am Ostermontag findet das Stadtderby zwischen den Bayern Amateuren und dem Nachwuchs der Blauen statt. Nachdem eine Titelverteidigung und damit die Aufstiegsrelegation nicht mehr wirklich in den Händen der FCB-Nachwuchsmannschaft liegt, fiebern zumindest die Fans dieser Partie entgegen. Das Spiel in der Hermann-Gerland-Kampfbahn ist seit Wochen ausverkauft – die Kulisse wird stimmen. Die Mannschaft muss nun Selbstbewusstsein und Souveränität erlangen, um eine starke Partie im Prestigeduell gegen den direkten Tabellennachbarn zu gewinnen. Alle Zeichen auf Derbysieg!

FC Bayern Amateure – FC Ingolstaddt 04 II 1:0 (1:0)
FC Bayern Amateure Zingerle – Steinhart, Paul, Strohmaier (73. Schwarz), Koussou – Jelisic (42. Basta), Strieder, Wegkamp, Weihrauch (88. T.Schweinsteiger), Ribéry – Görtler
Bank Lucic, Oikonomou, Bösel, Sieghart
Ingolstadt II Ortag – Büch , Hagmann, Zant , Weiß – Günther-Schmidt, Christiansen, Wannenwetsch, Räuber (60. Buchner) – Riegger (78. Müller), Ihenacho (69. Ammari)
Tore 1:0 Paul (19.)
Karten Gelb: Basta, Ribéry / Weiß, Günther-Schmidt; Rot: Strieder (37., Notbremse)
Zuschauer 559
Schiedsrichter Luka Beretic