Niko Kovac, Manager of Bayern Munich gives his team instructions during the UEFA Champions League Group E match of the between FC Bayern Muenchen and AEK Athens at Fussball Arena Muenchen on November 7, 2018 in Munich, Germany. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern schleppt sich zum Sieg gegen Athen

Tobias Trenner 07.11.2018

Nach dem schwachen Unentschieden gegen Freiburg und vor dem großen Aufeinandertreffen mit Borussia Dortmund am Samstag Abend, stand für die Bayern an diesem Mittwoch-Abend noch die Partie in der Champions League gegen Athen auf dem Programm.

Falls ihr es verpasst habt

Nachdem Joshua Kimmich gegen die Freiburger noch als Sechser ausprobiert wurde, lief er dieses Mal auf der Rechtsverteidigerposition auf. Im Mittelfeld lief der bisher schwache Javi Martínez als Sechser auf. Leon Goretzka und Thomas Müller starteten auf den Achterpositionen, während Gnabry den verletzten Robben auf rechts ersetzte. Ribéry kam daraufhin auf der linken Außenbahn zum Einsatz.

Die Partie begann mit vielen Unsicherheiten bei den Bayern und kaum flüssigem Kombinationsspiel. Und die Griechen spielten aktiver nach vorne als noch im Hinspiel. Nach einem Stellungsfehler von Hummels gab es Eckball und AEK Athen hatte die erste gute Chance, aber der Kopfball war zu unplatziert.

Gleich im Anschluss kamen die Bayern nach einer guten Aktion von Gnabry zwischen die Linien. Man konnte zwar die Ungeplantheit im Angriff der Münchner erkennen, jedoch kam Goretzka völlig frei nach einer Flanke von Kimmich zum Kopfball. Torhüter Barkas konnte die Flanke aber entschärfen.

Die Bayern agierten zu Beginn aus einer etwas tieferen Positionierung. In ihrem 4-1-4-1 versuchten sie dann AEKs Spielaufbau immer wieder anzulaufen. Allerdings zeigten sich die Probleme der Münchner deutlich. Es fehlte an Intensität und gemeinsamem Verteidigen, so konnte sich Athen aus dem höheren Pressing der Münchner gelegentlich befreien und die offenen Räume attackieren.

Der FC Bayern tat sich auch in dieser Partie unheimlich schwer Tempo in ihr Spiel mit dem Ball zu bekommen. Martínez wurde selten im Sechserraum angespielt. Entsprechend fehlte es manchmal an den Verbindungen nach vorne. Hummels und Boateng mussten so sehr früh den Pass nach außen wählen und Athen konnte die Münchner Angriffe recht einfach abfangen.

Die Münchner waren vollkommen kreativlos in der gegnerischen Hälfte. Es fehlte das Tempo, die Bewegungen ohne Ball, aber auch einfach mal die Geduld, die Griechen in deren Hälfte einzuschnüren und in Bewegung zu bekommen. Stattdessen wurden oft Flanken aus dem Halbfeld genutzt, die Achter wirkten überhaupt nicht eingebunden und außer wechselnden Positionierungen auf den Außenbahnen, die keine Wirkungen hatten, passierte nichts.

Wie aus dem Nichts gab es nach einer Ecke dann Elfmeter für die Bayern. Nach einer sehr schön einstudierten Variante. Müller bewegte sich vom ersten im Bogen an den zweiten Pfosten, während Hummels seinen Gegenspieler blockte. Müller vergab zwar die Chance, Lewandowski wurde aber im Sechzehner gefoult. Der Pole verwandelte den Elfmeter danach sicher zur Führung für die Münchner.

Symptomatisch für die fehlenden Verbindungen nach vorne, waren die vielen langen Bälle, die Hummels und Boateng an diesem Abend spielten. Entweder versuchte man so auf die andere Seite zu gelangen, oder man suchte Lewandowski und Müller, die stets auf Pässe hinter die Abwehr lauerten.

Die zweite Halbzeit begann wie die Erste. Ohne Wechsel, ohne Ideen und sehr zäh. In der 54. Minute sorgte dann eine der unzähligen Flanken aus dem Halbfeld für Gefahr. Kimmich fand erneut Goretzka zwischen den beiden Innenverteidigern der Griechen. Bayerns Neuzugang konnte in dieser Szene seine eigentlichen Qualitäten, die vertikalen Läufe in den Sechzehner, unter Beweis stellen. Zu selten sieht man diese Aktionen von Goretzka in den letzten Spielen, was auch mit der Spielweise des FC Bayerns unter Niko Kovač zu tun hat.

Zur großen Überraschung wurde einer der seltenen Pässe von Javi Martínez nach vorne gefährlich. Nach einer etwas chaotischen Szene spielte der Baske den Ball sofort mit dem ersten Kontakt zwischen die Linien der Griechen. Lewandowski vergab die Chance. Flache Pässe zwischen die Linien sah man an diesem Abend kaum, wie gefährlich diese gewesen wären, wurde in dieser Szene deutlich.

In der 72. Spielminute machten die Bayern in Person von Robert Lewandowski alles klar. Wieder führt eine Ecke zu Gefahr. Nachdem die Flanke am ersten Pfosten verlängert wurde, lief der Pole clever am zweiten Pfosten ein und vollendete zur 2:0 Führung für die Bayern.

Nach dem zweiten Tor plätscherte die Partie so dahin. Zwar kamen die Bayern noch zu vereinzelten Chancen, jedoch konnten oder wollten die Bayern kein höheres Tempo gehen. Niko Kovač wechselte überraschend spät, so dass keiner der Eingewechselten wirklich Zeit hatte sich zu empfehlen. Am Ende steht ein ungefährdeter Sieg zu Buche, der aber die Kritiker in München sicherlich nicht verstummen lässt.

3. Dinge, die auffielen

1. Halbfeldflanken als Symbol für fehlende Kreativität

Die Bayern zeigten gegen AEK Athen ein weiteres sehr kreativ- und einfallsloses Spiel. Die Münchner ließen den Ball oft nur in der Viererkette zirkulieren. Martínez wurde kaum eingebunden und nach vorne fehlte es an Verbindungen. Dabei fehlte es den Bayern aber an Tempo, um AEK mal vor Herausforderungen zu stellen. Die Griechen standen kompakt in ihrer Hälfte. Aufgrund mangelnder Alternativen spielten Hummels und Boateng viele lange Bälle, die allerdings kaum gewinnbringend waren.

Neben langen Bällen flankten die Bayern sehr viel aus dem Halbfeld, aufgrund fehlender Mechanismen im letzten Drittel. Grundsätzlich waren die Halbfeldflanken keine schlechte Idee. Die Fünferabwehr der Griechen hatte Probleme mit der Zuordnung, während vor allem Goretzka, aber auch Müller hin und wieder im richtigen Moment in den Sechzehner einliefen. Grundsätzlich sind diese Halbfeldflanken kein schlechtes Mittel, um zum Torerfolg zu kommen. Allerdings war es das einzige Mittel des FC Bayern an diesem Abend, für den Rekordmeister gegen schwache Griechen einfach zu wenig.

2. Verhalten bei Eckbällen

Um nicht nur negative Aspekte des Münchner Spiels hervorzuheben, kann man lobende Worte für das Verhalten bei Eckbällen finden. Niko Kovač kündigte bei seinem Amtsantritt an, dass man verschiedene Varianten einstudieren möchte. In der Szene vor dem Elfmeter konnte man eine der Variante gut beobachten. Mehrere Spieler bewegten sich in Richtung des ersten Pfostens. Dies öffnete den Raum am zweiten Pfosten, in den Müller sich bewegte.

Zuvor blockte Hummels den Gegenspieler Müllers, der sich im Gegensatz zu allen anderen Akteuren vom ersten an den zweiten Pfosten bewegte. Auch bei Robert Lewandowskis Tor kann man positiv hervorheben, dass sich stets einer der Münchner an den zweiten Pfosten bewegt, um nach einer möglichen Verlängerung frei zu stehen. Beim zweiten Tor hatte Lewandowski dann Glück und schob den Ball artistisch über die Linie.

3. Fehlende Defensivmechanismen

Jeder der gestern Atlético Madrid gegen Borussia Dortmund verfolgte, konnte eine Mannschaft beobachten, die in der Defensive nahe an der Perfektion was kollektives Verschieben und Absichern anging, agierte. Natürlich kann man die Bayern nicht mit Atlético vergleichen. Die Mannschaft von Diego Simeone setzt Maßstäbe, was gemeinsames Verteidigen angeht. Allerdings konnte man beim Vergleich der beiden Spiele sehr gut die Probleme der Münchner im Defensivverhalten erkennen.

Zwar versuchten die Bayern im 4-1-4-1 den Spielaufbau Athens immer wieder zu pressen. Sie waren dabei oftmals erfolgreich, jedoch griff AEK auch sehr schnell zum langen Ball. Bei den Bayern fehlte es aber am kollektiven Verhalten gegen den Ball. Vereinzelt lief einer der Spieler in der vordersten Linie an. Meist fehlte es aber an der Intensität und Genauigkeit im Anlaufen. Die Mannschaftskollegen schoben darüber hinaus nicht konsequent nach oder sicherten nicht sauber ab. Dadurch entstand sehr viel Raum, den Athen gelegentlich nutzen konnte, um sich zu befreien. Borussia Dortmund wird diese Lücken definitiv häufiger nutzen als die Griechen.