SV Werder Bremen – FC Bayern München 0:2 (0:0)
Vor dem Anpfiff setzte “Sportdirektor” Hasan Salihamidžić das erste Ausrufezeichen. Renato Sanches hat wohl mehrere Angebote und wird den Verein verlassen. Unklar ist bis dato nur, ob er verkauft oder verliehen wird.
Falls Ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum Bundesligaauftakt gegen Leverkusen auf drei Positionen. Manuel Neuer stand zum ersten Mal seit seinem Fußbruch im Frühjahr wieder im Tor. Darüber hinaus nahmen Thomas Müller und etwas überraschend Sebastian Rudy auf der Bank platz. Für sie spielten Thiago und Arjen Robben.
Taktisch blieb es weitestgehend bei der 4-2-3-1 Grundformation. Arturo Vidal besetzte den halblinken und Corentin Tolisso den halbrechten Sechserraum. Thiago davor auf der Zehnerposition.
Bremens Alexander Nouri nahm eine Veränderung im Vergleich zur Vorwoche vor. Mit Gondorf statt Kainz setzte der Trainer auf die defensivere Variante. Taktisch ergab sich gegen den Ball ein 5-3-2, wobei die Mittelfeld- und Angriffskette sehr variabel agierten und mit Kruse und Bartels das Mittelfeld zum Teil noch weiter verdichtet wurde. Die taktische Marschrichtung war klar: stabil stehen und über Konter Nadelstiche setzen.
Die Münchner hatten in den ersten 20 Minuten zunächst viel Ballbesitz und konnten sich oft im Angriffsdrittel festsetzen. Allerdings ohne sich aus dem Spiel heraus Torchancen zu erarbeiten. Die größte Möglichkeit hatte Tolisso nach einem Eckball, als er über Umwege an den Ball kam, doch mit seinem Schuss nur die Latte traf (7.).
Werder Bremen war zunächst sehr passiv und konnte die einfachen Ballverluste der Münchner nicht in Kontersituationen ummünzen. Kein Wunder, da die Passquote von Werder anfänglich deutlich unter 70% lag.
Mitte der ersten Halbzeit stand Bremen deutlich besser, die Münchner besetzten den Zehnerraum, namentlich durch Thiago, nicht konsequent genug. Dadurch ergaben sich große Abstände zwischen der Offensivreihe und den drei Mittelfeldspieler. Allgemein fand das Trio Vidal, Tolisso und Thiago nur selten eine Staffelung, die hilfreich im Aufbau war.
Alle drei kamen nur selten in die Dreiecksbildung, wodurch sich die Münchner selbst der Anspielstationen beraubten und folglich auch nur selten Tempo in die Partie brachten.
Wenn die Münchner aber Tempo aufnehmen konnten, kamen sie auch zu Chancen. Wie etwa beim Kopfball von Robben (38.) und Riberys Aktion im Strafraum, dessen Pass gerade noch abgeblockt wird (40.).
Mehr war es dann allerdings auch nicht auf Seiten des FC Bayern. So ging die Partie mit einem 0:0 in die Pause. Die Münchner waren spielerisch überlegen, hatten 71% Ballbesitz, 88% Passquote und neun Schüsse, aber wirklich zwingend wurden sie nur selten.
Etwas überraschend verzichte Carlo Ancelotti zu Beginn der zweiten Halbzeit auf Anpassungen. So lief diese zunächst an, wie die erste aufhörte. Mit viel Ballbesitz für die Bayern, allerdings in Zonen, in denen es für das Bremer Tor nicht gefährlich wurde.
Wenn es gefährlich wurde, maximal nach Standardsituationen, von denen es aber nicht viele gab, weil Bremen es fast ohne Foulspiel löste. Bis zur 70 Minute stand der SVW bei gerade einmal sechs Fouls.
Es half wie so oft eine Einzelaktion. Vidal schlägt aus dem Halbfeld einen Ball auf Coman, der seinen Gegenspieler mit Tempo aus der Partie nimmt und scharf nach innen passte. Lewandowski hält die Hacke hin und überwindet damit Pavlenka (72.).
Drei Minuten später erhöhte Lewandowski auf 2:0. Der Pole läuft mit Tempo auf die Bremer Abwehr und der eingewechselte Müller zieht mit seinem Lauf Sane weg vom Ball. Lewandowski verstolperte sich fast, doch blieb in Ballbesitz und zog aus 16 Metern ab. Durch die Beine von Bauer und Pavlenka erzielte Lewandowski seinen dritten Saisontreffer (75.).
Mit diesem Treffer war die Partie entschieden. Der FC Bayern schlägt am Ende nicht unverdient Werder Bremen mit 2:0, weil er sich abermals auf die individuelle Qualität seiner Akteure verlassen konnte. Nach einer zweiwöchigen Länderspielpause, steht für den FC Bayern eine Reise zur TSG Hoffenheim an.
Drei Dinge, die auffielen:
1. Schlechte Staffelung im Mittelfeld
Die Münchner hatten in der ersten Halbzeit, aber auch danach, Probleme das Mittelfeld richtig zu besetzen. Zu oft, wurde der Zehnerraum vernachlässigt. Dadurch ließ man sich von Werders 5-3-2 Formation recht schnell auf die Flügel drängen, wo Robben oder Ribery meist in Unterzahl agieren mussten.
Zugleich verloren die Bayern dadurch auch viel Tempo, da die beiden Flügelflitzer meist aus dem Stand versuchten etwas zu initiieren. Über weite Strecken der Partie war dadurch das Angriffsspiel der Mannschaft von Carlo Ancelotti äußerst eindimensional.
Gerade gegen tief stehende Gegner, die fast über die gesamte Partie auf das Pressing verzichten, ist die Spielkontrolle durch bzw. über das Mittelfeld essentiell.
Hier wirkt der FC Bayern in der Saison 2017/18 bisher noch nicht auf Augenhöhe.
2. Noch nicht auf der Höhe
Überraschend verzichte Ancelotti auf Rudy vor dem Beginn der Partie. Das war insofern bemerkenswert, da er bisher einiger der wenigen Konstanten im Bayernspiel war. Zu viele Verletzte bzw. nicht 100% fitte Spieler zählt der Kader aktuell.
Umso überraschender, dass der Bayern-Trainer Thiago direkt von Beginn an brachte. Dieser hatte bisher viele Teile der Vorbereitung verpasst. Ein ähnliches Urteil lässt sich über Arjen Robben treffen. Er wurde ebenfalls Müller vorgezogen. Beiden merkte man die fehlende Spielpraxis an.
Hinzu kommen Vidal und Ribery, die zur Zeit nicht über 90 Minuten gehen können. Dies war eindeutig an der steigenden Fehleranzahl ab der 60 Minute spürbar. Folgerichtig war daher der Wechsel von Müller für Ribery und später auch Rudy für Vidal, sowie Coman für Robben. Das Coman und Müller an beiden Toren mitbeteiligt waren, wirft die Frage auf, warum diese nicht beginnen durften.
Einen perfekten Zeitpunkt nach einer Verletzung kann es zwar nicht geben, dennoch riskierte Carlo Ancelotti so kurz vor einer zweiwöchigen Länderspielpause viel, indem er auf eine beachtliche Anzahl an Spielern setzte, die einen großteil der Vorbereitung verpasst haben.
3. Mats Hummels
Schon gegen Leverkusen war deutlich, wie sehr der FC Bayern aktuell auf Mats Hummels angewiesen ist. Nach seiner Auswechslung ging es spürbar bergab. Die Bayern konnten sich nicht mehr über den Spielaufbau befreien.
Auch gegen Bremen überzeugte Hummels vor allem durch seine defensiven Aktionen. Bremen kam nicht oft vors Tor, aber wenn, dann war Hummels da. Wie zum Beispiel in der 29. Minute, als er sich in einen Schuss von Delaney warf.
Insgesamt gewann er 80% seiner Zweikämpfe. Vier Tackles zählte am Ende die Statistik. Hinzu kamen drei abgefangene Bälle. Somit gibt Hummels der Defensive aktuell viel Stabilität, die aufgrund des nicht perfekten eigenen Pressings dringend benötigt wird.
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SV Werder Bremen – FC Bayern 0:2 (0:0) | |
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SV Werder Bremen | Pavlenka – Bauer, Sané, Veljkovic – Gebre Selassie, Gondorf (76. Kainz), M. Eggestein (75. Bargfrede), Delaney, Augustinsson – Bartels (84. J. Eggestein), Kruse |
Bank | Zetterer, Caldirola, Johannsson, Garcia |
FC Bayern München | Neuer – Kimmich, Süle, Hummels, Alaba – Tolisso, Vidal (85. Rudy) – Robben (64. Coman), Thiago, Ribéry (73. Müller) – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Rafinha, Martínez, Friedl |
Tore | 0:1 Lewandowski (72.), 0:2 Lewandowski (75.) |
Karten | Gelb: M. Eggestein / Vidal |
Schiedsrichter | Bastian Dankert (Rostock) |
Zuschauer | 42.100 (ausverkauft) |